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Ein Erfahrungsbericht zur Euro-FH - Oder wie ich 5 cm gewachsen bin


toxique21

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am 24.07 war es soweit. Meine letzte Note stand auf dem OC. Die Bachelor Thesis. Der letzte Meilenstein zu meinem Abschluss. Ein paar Tage später war es offiziell. Ich bin jetzt Bachelor of Arts. Fertig! Geschafft! Stolz! Intelligenter??

 

Wie erging es mir?

Naja, erst einmal war ich super stolz als ich die letzte Note mit Bravour gemeistert habe. Die Thesis. Ok, ich weiß, man sollte so ein Bericht nicht mit dem Ende anfangen… aber es war einfach ein für mich sehr schöner Abschluss. 3 Monate in dem ich mit viel Eifer und Engagement ein komplett neues Thema erarbeitet habe (Zeitarbeit ein deutsch-französischer Vergleich; das Fach war VWL) und wie ich geflucht habe… an dieser Stelle sei mal gesagt: ohne Unterstützung der Family / Freunde nicht zu machen. Wie oft saß ich vor der Arbeit und hab an der Formatierung geschwitzt… und laut schreiend im Arbeitszimmer gesessen und fast geheult. Aber es ist jetzt alles vorbei. Die Zeit ist um und mein Leben geht weiter – na ja fast. Ich habe mich entschlossen noch das Dipl. hinzuhängen… (manchmal frag ich mich wer das entschieden hat *lach und schnauf in einem*.) Ich will einfach mal in ein paar Zeilen schildern wie es mir ergangen ist und wie ich alles wahrgenommen habe:

 

Der Beginn oder wieso ich hier bin:

Nach dem Abi hab ich etliche Wege eingeschlagen, mich ausprobiert. Irgendwann war klar, ich will studieren und ich will was „besonderes“ machen. Ein Fernstudium muss her. Klar, aber was soll man da machen. Staatl. geprüfter xy? Oder doch lieber ein Dipl.? Vielleicht auch was ganz anderes?? Alle die Fragen, die jeden von uns quälen und nachts nicht schlafen lassen. Ich habe mir bewusst sehr viel Zeit genommen. Viele Unterlagen sind ins Haus geflattert. Vieles gelesen und analysiert worden. Am Ende nach über 1 Jahr war klar. Die Euro-Fh muss es sein! Ich wollte was Internationales machen. Einfach mich selber ausprobieren, in dem Bereich, in dem ich etwas kann – oder in dem ich denke, dass ich aufgehoben bin. Meine Anmeldung ging raus. Ich bin aber aus heutiger Sicht sehr froh, dass ich mir diese Zeit der Entscheidungsfindung genommen habe. Es war ganz wichtig, sich immer wieder bewusst zu machen, wieso ich das tue…

 

Die Anlaufschwierigkeiten:

Am Anfang bin ich mit dem Fernstudium absolut nicht klar gekommen. Es war wohl schon ziemlich viel. Wie lerne ich am Besten alleine? Was muss ich lernen und wie mache ich mein Lernen effizient. Hinzu kam, dass ich Schicht gearbeitet habe und jeden Tag rund 40 min zur Arbeit fahren musste (und wieder heim). Ein Wasserschaden, ein Todesfall und dann noch andere „normale“ Probleme. Ich habe gemerkt, dass es nicht einfach ist mein Mann und den Anforderungen des Lebens gerecht zu werden. Ich habe stark gerudert, ich war wohl schlichtweg am Anfang überfordert. Nicht schön, sich so was in einem Rückblick eingestehen zu müssen aber so ist es nun einmal gewesen. Es war für mich auch sehr schwer, mit dem Konzept klar zu kommen. An der Euro-Fh muss man sich selber organisieren. Ich kann zwölfmal im Jahr meine Prüfung schreiben. Also warum dann auf ein bestimmtest Datum lernen?? Es kommt ja eh immer was dazwischen. In dieser Zeit war nur mein Wille, dass das was ich angefangen habe auch durchziehen möchte vorhanden. Die Energie zum lernen nicht mehr. Das war für mich auch der Punkt, an dem ich eine Pause eingelegt habe. Aber es hat alles nichts geholfen. Auch nach einer Pause muss weiterstudiert werden. Also ging es weiter. Anfang Mai 06 hab ich dann mein Vordipl. bekommen. Zwischenzeitlich hab ich meinen Job gekündigt und einen bei uns im Ort angenommen. Ich war flexibler einsetzbar und ich durfte auch weniger arbeiten. Das hat mir Freiräume geschaffen, die für mich als junge Studentin ganz wichtig waren. Aber auch das war eine Entscheidung, die mit meinem Mann getroffen wurde. Ganz wichtig war für mich die Erfahrung, dass nur wenn das Umfeld stimmt, die Noten gut sind. Nachdem ich mich in der neuen Situation viel besser gefühlt habe, bin ich auch im Studium sehr viel besser geworden.

 

Das Bachelorstudium

Mittlerweile hab ich mich an das Lernen gewöhnt und auch an meine sehr guten Noten. Schaffe ich noch einen 1, x Schnitt in meinem Bachelorzeungis? Ein neues Ziel war da. Was mir sehr geholfen hat, war die Abstimmung mit meinem Arbeitgeber und mit meinen Arbeitskolleginnen. Ich habe oftmals frei bekommen oder konnte Schichten schnell umlegen. Das war für mich super! Ich hatte also ab sofort viel mehr Zeit und in jeglicher Hinsicht nicht mehr ganz so viel zu arbeiten. Mein Ziel war es so schnell wie möglich mein Bachelor in den Händen zu halten. 1,5 Jahre waren noch mal veranschlagt. Gebraucht hab ich dann 1 Jahr und 2 Monate. Das war schon cool. Mir viel das Lernen leichter. Ich weiß nicht wieso. Viele sagen, sie haben am Anfang die Energie. Mir hat die sehr gefehlt. Ich habe am Ende die große „Lust“ verspürt und auch sehr viel Elan für das Studium gehabt. Zudem muss ich sagen, ich habe die Arbeit aufgestockt. Zudem konnte ich mit Hilfe meines Arbeitgebers mir 3 Monate frei nehmen (Überstunden) um ein Auslandspraktikum zu absolvieren. Ich dufte also im Hauptstudium das Studentenleben einmal genießen. Das war für mich eine absolute positive Erfahrung, die ich heute auch nicht mehr vermissen möchte.

 

Das Studium an der Euro-FH

Das Studium an der Euro-Fh ist in einzelnen Modulen aufgeteilt, die man je nach Lust und Laune „abarbeiten“ kann. Man kann 12-mal im Jahr seine Prüfungen an 8 verschiedenen Standorten schreiben. Da wird von einem selber viel Organisation verlangt. Man bekommt die Termine nicht vorgeschrieben sondern muss sich selber anmelden etc. Es wird m.E. mehr Selbstdisziplin verlangt. Klar lernen muss man bei jedem Studium. Aber dieses Studium gibt einem mehr Flexibilität, wie wenn ein Semesterbetrieb stattfinden würde.

 

Die Seminare finden auch regelmäßig statt. Allerdings nur in HH. Aber nachdem es mittlerweile sehr viele Billigflieger gibt, gibt es kaum Probleme nach HH zu kommen. Und immerhin sind es „nur“ 4 Seminar in 3 Jahre. Das war für mich eine gute Abwechslung, andere Studis kennen zu lernen. Eine richtige Lerngemeinschaft zu bilden ist allerdings sehr schwer. Man sieht sich einfach nicht regelmäßig genug. Dennoch habe ich zu vielen Studenten Kontakte und das gibt einem Halt und auch den Auftrieb wenn man mal ein Loch hat.

 

Bei der Euro-Fh gibt es auch keine Wiederholungen oder Vorlesungen. Der Kontakt zu den Tutoren / Professoren findet nur per eMail und Telefon statt. Wobei eine Rückmeldung i.d.R. super zeitnah kommt. 48 Std. Werktags ist die Antwort / Rückruf immer machbar. Dadurch habe ich mich als Studentin nie alleine gelassen gefühlt. In die zwei wohl schwierigsen Fächer gibt es ein freiwilliges Seminar, in dem der Tutor mit Fragen gelöchert werden kann. Aber sonst ist man darauf angewiesen alleine zu lernen und das auch zu verstehen.

 

Die Innovation der Euro-Fh hab ich sehr geschätzt. So wird gerade diskutiert die Studienhefte als MP3-Dateien zum Download zur Verfügung zu stellen. Das gibt Leuten, die viel unterwegs sind, die Möglichkeit noch flexibler zu studieren.

Als Nachteil sind allerdings die Kosten mit einzurechnen. Es sind fast 300.- Euro im Monat zu zahlen. Da kommt über 3 Jahre eine ganz nette Summe zusammen. Nicht vergessen darf man in dieser Zeit auch, dass noch ein Auslandsseminar hinzu kommt . Ebenfalls nicht vergessen werden dürfen die Kosten für Anreise, Übernachtungen etc. Wenn ich die Kosten ganz „grob“ überschlage, komme ich mit Sprit, Übernachtungen und sonstige Kosten auf ca. 430.- Euro im Monat. Das ich jetzt einen Kleinwagen für meine Ausbildung bezahlt habe, muss auch von vorne klar sein. Dafür sind die kosten m.E. überscahubar. Es kommen keine große Überraschungen mit Zusatzlektüren, Gesetze etc. auf mich zu, die ich noch brauche. Auch ist die Abschlussarbeit (Bachelor Thesis) im Preis inbegriffen. Man muss sich halt bewusst machen, dass man diesen Beitrag jeden Monat abzweigen muss.

 

Wie geht es weiter?

Ich bin aktuell am Bewerbungen schreiben und auch am Gespräch führen. Heute hatte ich mein 4. Vorstellungsgespräch. Am Montag mein 5. Vorstellungsgespräch. Aktive Bewerbungen hab ich bisher 6 geschrieben. Es ist also durchaus eine Erfolgsversprechende Quote – auch wenn ich jetzt noch auf eine Zusage warte. Das ich ein Fernstudium absolviert habe, ist bei den Gesprächen nicht negativ aufgestoßen. Allerdings auch nicht sonderlich positiv. Ich habe ein Studium absolviert. Es wird zwar nachgefragt, was die Beweggründe waren und es ist auch gesagt worden, dass sie es sehr respektabel finden. Die Befürchtungen mein Abshcluss ist weniger / nichts wert haben sich (bisher) noch nicht bewahrheitet. Was allerdings auch der Fall ist, dass hier in der ländlichen Gegend viele mit dem Abschluss Bachelor leider noch nichts anfangen können. Das hab ich bisher jetzt 3-mal erläutern müssen, warum ich den Bachelor gemacht habe und nicht das Dipl. Da merkt man, dass es sicherlich noch schwer werden wird.

 

Fazit:

Während des Schreibens des sehr emotionalen Erlebnisberichts, kam mir immer wieder in Erinnerung, dass es ein Erfahrungsbericht sein sollte. Aber es ist so, das Studium war mit sehr vielen Emotionen verknüpft. Meines Erachtens ist so ein Fernstudium mit mehr Emotionen verbunden, wie ein Präsenzstudium. Man muss eine Energie und eine Kraft an den Tag legen. Ich möchte hier an dieser Stelle meinem Mann auch danken! Ohne dessen Unterstützung wäre es sicherlich nicht gegangen. Er hat auf viel verzichten müssen und er hat mich auch oft genüg „wütend“ erlebt, wenn es mal nicht so gelaufen ist, wie ich es gedacht habe.

 

Ich würde heute jederzeit ein Studium an der Euro-FH beginnen. Ich habe mich dort wohl gefühlt. Bis auf wenige Ausnahmen bin ich dort nur netten, freundlichen und kompetenten Ansprechpartnern, Mitarbeitern und Tutoren begegnet.

Das Gesamtpacket war für mich so gut, dass ich mittlerweile sehr stolz bin auf das was ich erreicht habe… ich bin bestimmt um 5 cm gewachsen…

Glg

Rita

PS: dies ist ein Erlebnisbericht. Er ist so geschrieben wie es mir erging und wie ich alles gesehen haben. Es tut mir leid, wenn es nicht ein reiner Report geworden ist, wie ursprünglich von mir beabsichtigt....

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Hallo Rita,

erstmal von mir herzlichen Glückwunsch (nachträglich) für den Bachelor.

Ich fand deinen Bericht sehr interessant, nicht zuletzt weil er wohl die Realität eines Fernlerners gut widerspiegelt. Es ist eben hart, neben Familie und Arbeit über Jahre hinweg zu lernen.

Interessant fand ich, dass bisher keine wirklich negativen Rückmeldungen zum Fernstudium kamen. Ganz ehrlich gesagt ist das wohl die größte Sorge der meisten Fernstudierenden, dass ihr hart erarbeiteter Abschluss einfach doch weniger wert ist als der eines Präsenzstudenten.

Auch die Tatsache, dass der Bachelor sich einfach noch nicht rumgesprochen hat, finde ich interessant. Ich denke, für die "Ersten" ist es immer schwierig, Fuß zu fassen, vor allem, wenn sie sich gegen Althergebrachtes und Eingefahrenes behaupten müssen. Ich hoffe, dass sich das in den nächsten Jahren ändert, und für dich hoffe ich, dass es für dich nicht bedeutet: Warten bis das Diplom in der Tasche ist! ;)

Gruß,

Sonja

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Hallo Rita,

kann mich dem nur anschließen. Hut ab vor der erbrachten Leistung und den weiteren Hunger nach Bildung.

Ich hoffe in ein paar Jahren deine momentanen Gefühle, Erleichterungen auch nachvollziehen zu können.

Daumen hoch

Gruß Lutz

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Gratulation Rita von meiner Stelle! Du hast wie ich finde eine sehr respektable performance hingelegt. Deine Erfahrungsberichte während Deiner gesamten Studienzeit immer sehr spannend, interessant und authentisch gefunden.

Mach Dir keine Sorgen, auch der Bachelor wird einmal in die ländlichen Gegenden durchdringen. Ich weiss wovon ich spreche! ;-)

Alles Gute und vor allem viel Erfolg weiterhin...!!^^

Patros aus London

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Hallo Rita,

von mir auch auf diesem Wege noch mal ganz herzlichen Glückwunsch.

Mir gefällt es, dass Du einen "Erlebnisbericht" und keinen reinen "Erfahrungsbericht" geschrieben hast. Es kommt darin super rüber, was die Vor- und Nachteile eines flexiblen Fernstudiums sind und wie es auf und ab geht.

... und jetzt drücke ich Dir die Daumen für die Jobsuche und für Dein Diplomstudium.

Viele Grüße

Markus

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Hallo Rita,

herzlichen Glückwunsch zum Bachelor!!! Ich wünsche dir bei deinen Bewerbungen und deinem Weg in der Zukunft alles erdenklich gute. Vielen Dank auch dafür, das du uns hier immer so fleißig mit Informationen versorgt hast :-)

Gruß

Dennis

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