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Jobwechsel im Studium


Frankfurt

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Hallo, wollte mal wieder euer Feedback zu einer Frage hören, die mich gerade beschäftigt.

Ich arbeite momentan im öffentlichen Dienst und beabsichtige nach Abschluss meines Bachelor-Studiums in die Privatwirtschaft zu wechseln, dies wird wohl Ende 2010/Anfang 2011 sein.

Nun frag ich mich gerade, ob ich nicht schon zum Ende des Jahres 2008 (Abschluss Grundstudium) oder vielleicht auch jetzt schon einen Arbeitsplatz in der Privatwirtschaft suchen sollte, damit ich mich frühzeitig mit dem neuen Arbeitsfeld auseinandersetzen kann.

Nun weiß ich allerdings nicht wie dieser Gedanke tatsächlich bei den künftigen potenziellen Arbeitgebern ankommt, vor allem weil ich ja noch keinen Bachelor-Abschluss habe.

Bin gespannt wie eure Meinung dazu ist, also immer her damit.

Gruß

Frankfurt

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Dazu wird wohl keiner was sagen können. Erstens weil wir schon wissen müsstest, welche Art von Ausbildung o. ä. Du schon hast und zweitens, weil probieren über studieren geht. Du findest was oder nicht. Was wir hier sagen, hilft Dir dabei nicht. Ich sage: Es ist nicht unmöglich, aber auch nicht mit Erfolgsgarantie ;-)

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Ich kann nur von meinen Erfahrungen sprechen, also bitte nicht verallgemeinern, kann bei dir ganz anders laufen. Trotzdem gibt's vielleicht sinnvolle Hinweise, die man aus meinen Erfahrungen ziehen kann.

Ich habe an der "Pffh" Informatik (Informationsmanagement) studiert. Während dieser Zeit wechselte ich zweimal den Arbeitgeber und war während des Studiums ca. 8 Monate arbeitslos. Ich habe insgesamt 9 Monate Studiums- und Zahlpause gemacht (während der Arbeitsplatzwechsel) und von 12.1999 bis 12.2005 studiert. Die erste Pause legte ich deshalb ein, weil ich eine 40-Stunden-Woche + Überstunden (ca. 5/Woche) hatte, 3 - 4 Stunden am Tag zur und von der Arbeit unterwegs war und gemerkt habe, dass ich unter diesen Bedingungen nicht weiter studieren kann. Darauf hin wollte ich Teilzeit arbeiten und habe meinen Arbeitgeber diesbezüglich angesprochen. Mein Chef meinte damals: "Sie müssen sich entscheiden, auf welcher Hochzeit Sie tanzen wollen."

Man muss dazu sagen, dass ich im IT-Support gearbeitet habe. Für die damalige Stelle war kein Informatik-Studium notwendig und für meinen Arbeitgeber war das Studium dadurch eben Privatsache.

Ich wechselte den Arbeitgeber und machte eine Pause im Studium, um mich in den neuen Job einleben zu können (weiterhin im IT-Support). Diesmal unterstützte mein Arbeitgeber das Studium auch nicht, aus demselben Grund. Nach ca. 3 Monaten hab ich dann mit dem Studium weiter gemacht. Es war aber sehr schwer, wieder ins Studium reinzukommen, weil u.a. die Routine verloren gegangen war. Der zweite Arbeitsplatzwechsel fand aus persönlichen Gründen statt (Meinungsverschiedenheiten aufgrund der Personalpolitik) und diesmal habe ich 6 Monate Pause gemacht. Es war noch schwerer, wieder ins Studium rein zu kommen. Später wurde ich auch noch arbeitslos (laut Arbeitsamt selbstverschuldet, weil ich selbst gekündigt hatte, wieder wegen Meinungsverschiedenheiten). Während der Arbeitslosigkeit habe ich weiter studiert, konnte das Studium aber nur finanzieren, weil ich keine Miete und Verpflegung zahlen musste. Dem Arbeitsamt war mein Studium egal. Beispielsweise haben die mich auf ein Seminar geschickt, in dem meine Fähigkeiten im IT-Bereich festgestellt werden sollten, obwohl ich Ihnen mein Vordiplom vorgelegt hatte, die im Seminar zu testenden Bereiche im Studium bereits abgedeckt und sogar mit Noten versehen waren, war dem Arbeitsamt aber wie gesagt egal, vielleicht deshalb, weil die eine bestimmte Vorgehensweise haben und mein Vordiplom halt für die keine Aussagekraft hat, weil der Anbeiter eben nicht in deren Liste war (Ist zwar in meinem Fall eine schlechte Vorgehensweise, kenn ich aber aus meiner Arbeit durchaus auch).

Während dieser Arbeitslosigkeit habe ich mich häufig beworben und auch mein Vordiplom beigelegt, letztendlich am Ende aber wiederum "nur" einen Job im IT-Support bekommen, was darauf hindeuten könnte, dass kein Arbeitgeber die Katze im Sack kauft. Das Vordiplom deutet zwar an, dass ich interessiert, selbständig und diszipliniert bin und bestimmte Grundlagen beherrsche. Meine fachlichen Fähigkeiten in Bezug auf bestimmte Softwareprodukte und Fertigkeiten im IT-Bereich drückt es aber eben kaum aus.

Im Moment arbeite ich immer noch im IT-Support, jetzt aber zur Hälfte als Supporter und Systemadministrator, zur anderen Hälfte in einer Matrix-Funtion als Beratung des mittleren und gehobenen Managements, ohne dass dies finanziell honoriert wird, weil meine Stelle als Supporter definiert ist. (Ich kann ganz schlecht verhandeln und eine Stellendefinition ist schwierig und langwierig.) Man darf eben nie vergessen, dass man eine bestimmte Stelle besetzt und diese erfordert bestimmte Fähigkeiten und Fertigkeiten und viele Arbeitgeber fragen sich halt, warum sie für was zahlen sollen, was ihnen oberflächlich betrachtet nichts bringt. Die Geschäftsführung sieht mich nämlich nicht als Person, sondern als Stelle und meine konkrete, also definierte Stelle braucht kein Studium, auch wenn das, was ich tue, weit darüber hinaus geht. So hab ich gelernt, dass die Welt eben nicht auf meinen Abschluss wartet, sondern hier ganz wirtschalftlich gedacht wird und das heißt, dass es nicht darum geht, für das, was ich als Unternehmer erhalte, gerecht zu bezahlen, sondern für das, was vereinbart ist und für mich als Unternehmer Vorteile bietet. In Zeiten, in denen das Angebot auf dem Arbeitsmarkt groß ist, werden sich die meisten Arbeitgeber hüten, einem akademiker mehr zu bezahlen, wenn es nicht unbedingt sein muss, d.h. wenn die Gefahr nicht groß ist, dass er geht, schon allein wegen des hohen Kostendrucks in solchen Zeiten.

Ich habe mich seit einigen Wochen bei 4 Arbeitgebern beworben (17 Möglichkeiten habe ich für mich in nur einer Internet-Session entdeckt), habe bereits 2 Vorstellungsgespräche hinter mir. Eine Stelle hätte ich bereits antreten können, doch meine Kündigungsfrist war dem Arbeitgeber zu lange.

Ich habe folgende Schlüsse aus meinen persönlichen Erfahrungen gezogen und werde versuchen diese beim nächsten Studium zu beachten. (Nicht verallgemeinern, nur bitte als zusätzliche Information auf der Liste der Entscheidungsgrundlagen betrachten.):

  1. Ich werde mir überlegen, was ich mit dem Studium persönlich anfangen will. Wenn ich keine genauen Zielvorstellungen habe, ist die Gefahr der Enttäuschung und der Zeit- und Geldverschwendung sehr groß, weil z.B. der Arbeitgeber keine Notwendigkeit für ein Studium sieht.
  2. Ich werde überprüfen, welche Zielorientierung die Inhalte des Studiums haben. Beim Informatik-Studium (Informationsmanagement) liegt die Zielvorstellung in Richtung Projektleitung, ganz Allgemein Führung. Dies zieht natürlich Konsequenzen nach sich, in Bezug auf die Job-Wahl und da stellt sich natürlich die Frage: "Will und kann ich einen solchen Job übernehmen?"
  3. Ich werde versuchen, die Bereitschaft zeigen, den für mich definierten Zielvorstellungen zu folgen, denn wenn mein Arbeitgeber nicht bereit ist, mich zu unterstützen, weil für meinen Job das Studium nicht notwendig ist, muss ich bereit sein, den Arbeitgeber zu wechseln oder die Situation akzeptieren. Wenn ich dann nur frustriert bin, weil ich selbst nicht bereit bin, die Konsequenzen zu tragen, stellt sich die Frage nach dem Sinn des Studiums.
  4. Ein Fernstudium bedeutet immer eine zusätzliche Belastung (Ich hab z.B. meinen Urlaub für die Prüfungen und die Vorbereitungen benutzt, d.h. ich hatte zeitweise keinen Urlaub. Das war natürlich sehr anstrengend.) Ich sollte mir beim nächsten Mal also gut überlegen, ob ich bereit bin, diese Belastung hin zu nehmen und ob ich dieser Belastung noch andere Belastungen hinzu füge (z.B. Arbeitgeberwechsel, Heirat, Kinder), denn ich habe meine persönlichen Grenzen während des Studiums kennen gelernt und erkannt, dass ich nicht grenzenlos belastbar bin und die Folgen können drastisch sein.
  5. Ich bin ein Typ, der das, was er tut, möglichst gut machen möchte. Damit viel für mich die Vorgehensweise "hauptsache bestanden" flach. Ich hab zwar das Studium mit 1,7 abgeschlossen, aber dafür war ich während dessen und danach ganz schön fertig und musste mich erst einmal erholen.

Folgende Punkte sprechen für mich persönlich für ein Studium:

Fachliches Wissen

Ich habe während des Studiums sehr viel Fachliches gelernt, was mir in meiner Arbeit behilflich ist, um Probleme zu lösen und Anforderungen zu erfüllen. (Bin in meiner Abteilung relativ wichtig, weil ich größere Projekte planen, selber Programme entwerfen und programmieren, Entwicklungen in Bezug auf die Zukunft relativ früh erkennen kann und eine aufgaben- und menschenorientierte Herangehensweise beherrsche. Außerdem ist meine Fähigkeit des industriellen Denkens in meinem Unternehmen sehr hilfreich, was meine Vorgesetzten auch erkannt haben.

Ausdauer/Fähigkeiten/Grenzen/Frustrationstoleranz

Ich habe persönliche viel gelernt, denn meine Grenzen musste ich schmerzhaft kennen lernen und kann jetzt in stressigen Situationen weit aus lockerer an die Sachen ran gehen als früher. Außerdem weiß ich jetzt, was ich will und erkenne Konsequenzen meines Handelns an (z.B. die Stagnation im Gehalt).

zusätzliche persönliche Fertigkeiten

Außerdem habe ich durch mein Studium gelernt, Bücher zu schreiben, was in meinem Fall einen wunderbaren Ausgleich zum IT-Job darstellt (Philosophische Bücher, Fantasy-Bücher, Sachbücher - leider noch nicht veröffentlicht:-)

lebenslanges Lernen

Nicht zuletzt habe ich gelernt zu lernen, was mir ermöglicht, neue Wissensbereiche selbständig zu erschließen (z.B. Philosophie).

Flexibilität/Komplexität

Meine Arbeitsweise ist wesentlich strukturierter und wissenschaftlicher geworden, was mir bei komplexen Aufgaben entscheidend weiter hilft.

Zusammenfassung

Zusammenfassend kann ich folgendes aus meiner Sicht sagen, was zu beachten ist, wenn ich das nächste Mal studiere:

Wichtig ist, mir klar zu machen, wozu ich studieren will und die daraus folgenden Konsequenzen zu überdenken.

Wichtig ist, mir klar zu machen, wer und wie voraussichtlich mein Studium honoriert wird. (z.B. den Arbeitgeber vor und nicht während oder nach dem Studium auf Unterstützung ansprechen.)

Wichtig ist, mir klar zu machen, dass sich durch ein Studium mein Leben ändern wird und ich werde mich fragen, ob ich und auch mein Umfeld dazu bereit sind. (Wer in meinem persönlichen Umfeld wird mich unterstützen und wie?)

Wichtig ist, mir klar zu machen, dass ein Studium keinesfalls eine Garantie, sondern lediglich eine Chance, darstellt. Wie hoch diese Chance ist, hängt von einigen zusätzlichen Faktoren ab. (siehe oben)

Wichtig ist, mir zu überlegen, wie ich reagiere, wenn meine Erwartungen nicht erfüllt werden. (Wie schätze ich meine Reaktion ein, wenn sich mein Studium nicht finanziell rechnet? Wem werde ich die Schuld geben? Werde ich die Konsequenzen ziehen und entsprechend reagieren oder mich zurück ziehen?)

Ich hab mir die obigen Punkte beim ersten Fernstudium nicht überlegt und so geriet ich während und nach dem Studium in tiefe persönliche Krisen und dies hätte ich mit entsprechenden Vorüberlegungen vielleicht vermeiden können, weil ich dann nicht studiert, sondern z.B. den MCSE gemacht hätte, der in meinem momentanen Job fachlich wesentlich sinnvoller gewesen wäre (Der Job, für den ich eingestellt wurde und bezahlt werden!).

Danke.

Tschüss.

Tassilo.

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Hi Tassilo,

das ist gerade für Leute wie mich, die am Anfang des Fernstudiums stecken, denke ich ein interessanter Erfahrungsbericht. Vielen Dank das Du uns daran teilhaben lässt.

Ich selbst hatte bereits während meiner Präsenzweiterbildung den AG gewechselt und bei wesentlich weniger Zeitaufwand Probleme gehabt mitzuhalten, ich denke das sollte man immer berücksichtigen.

Aktuell bin ich auch stark am grüblen, ob ich bis zum Ende meines Studiums meinen derzeitigen Arbeitsplatz bekleiden möchte - ist eine schwierige Entscheidung - aber wie man sieht durchaus machbar.

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Na dann will ich auch mal erzählten.

Hatte vor 2 Jahren den Job gewechselt. Zu dieser Zeit belegte ich gleichzeitig den Master

of Laws an der Uni. Kaiserslautern im Fernstudium. Um in den Job reinzukommen hatte ich 12-14 Std. am Tag gearbeitet (Maschinenbau) u. daheim mir noch div. Fachzeitschriften reingezogen.

Nach relativ kurzer Zeit (2-3 Monate) bin ich wegen der Doppelbelastung so krank geworden (totaler burnout), dass ich vor der Entscheidung Job oder Studium stand. Habe mich dann für den Job entschieden. Jetzt bin ich mittlerweile so in der Materie, dass ich einen geregelten 8-9 Std.-Tag habe u. so langsam möchte ich wieder etwas in die Bildung investieren.

Kann sein, dass Du locker im Job klarkommst u. das Studium neben dem Job gebacken bekommst. Ich würde es an Deiner Stelle drauf ankommen lassen.

Merke:

Gesundheit ist nicht alles, aber ohne Gesundheit ist alles nichts.

hotknife

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Wow, Tassilo, einfach nur Wow :)

Glückwunsch das Du dein Studium bestanden hast, trotz dieser Schwierigkeiten. Ich fange meines erst grade an, aber Dein Text hat mir Mut und Zuversicht gegeben.

Wenn man weiss worauf man sich einlässt und in welche Richtung man sich entwickeln möchte, hat auch mehr Spaß an der Sache und lässt sich nicht so schnell unterkriegen.

Danke nochmals!

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Hallo,

ich habe mit Interesse eure Beiträge gelesen, ich habe gerade durch den Arbeitgeberwechsel vor, die momentane Mehrbelastung zu verringern. Eine wöchentliche Arbeitszeit von 45 Std. ist keine Seltenheit.

Mich würde nämlich noch interessieren, wie sich der Arbeitgeberwechsel mit dem Fernstudium verträgt

Erstmal vielen Dank für die Beiträge. Macht ruhig weiter, bin gespannt.

Gruß Frankfurt

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Tassilo, das ist wirklich ein beeindruckender Bericht, vielen Dank und Hut ab für Deine Leistungen. Ich denke, das wird vielen Mut machen, auch in schwierigen Situationen durchzuhalten.

Ich persönlich plane zwar überhaupt nicht, meinen Job zu wechseln, drüber nachgedacht hat aber wohl jeder schon mal. Meine Befürchtungen hat Hotknife persönlich erfahren - ich würde es ehrlich gesagt momentan nicht wagen (bin allerdings mit meinem Job auch sehr zufrieden und werde vom AG bei meinem Studium sehr gut unterstützt).

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