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Ist ein Fernstudium mehr als eine Sammlung von Fachbüchern?


Markus Jung

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Sowohl bei einem Fernstudium als auch bei einem Fernkurs wird das Lernmaterial in schriftlicher Form verschickt. Da liegt natürlich die Frage nahe, was diese Unterlagen „besser“ macht als vergleichbare Fachbücher zum Thema.

Ein wichtiges Unterscheidungskriterium ist sicherlich das Zertifikat beziehungsweise das Abschlusszeugnis, das man im Rahmen eines solchen Weiterbildungsprojektes erwirbt. Damit hat man bei der weiteren Karriereplanung beziehungsweise bei Bewerbungen einen objektiven Nachweis in der Hand, dass man sich tatsächlich weitergebildet und neue Inhalte angeeignet hat. Einen solchen Nachweis erhält man natürlich nicht, wenn man sich lediglich entsprechende Fachbücher zum Thema durch gelesen hat.

Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen Fachbüchern und Lehrbriefen besteht darin, dass sich die Teilnehmer nicht durch einen wahren „Bücherdschungel“ kämpfen müssen, bis sie den Lernstoff tatsächlich im Griff haben. Denn genau diese Arbeit nehmen ihnen die Lehrbriefautoren ja ab: Sie entscheiden, welche Aspekte des Lehrgebietes unbedingt gelernt werden müssen und welche nicht ganz so wichtig sind. Das erspart den Studierenden eine ganze Menge Zeit – und unter Umständen auch einiges Geld, weil Fachbücher in der Anschaffung oft recht teuer sind.

Der wichtigste Punkt beim Vergleich von Buch und Lehrbrief liegt jedoch in der didaktischen Aufbereitung des Materials: Mit der Konzeption und dem Schreiben der Lehrbriefe sind Menschen beschäftigt, die nicht nur Profis für die fachlichen Inhalte sind, sondern darüber hinaus auch das didaktische Handwerkszeug beherrschen, wie man diese Inhalte am besten vermittelt. Man muss allerdings ganz deutlich sagen, dass es dabei sehr große Unterschiede zwischen einzelnen Lehrgängen gibt: Während man sich als Leser bei manchen Lehrbriefen sehr gut aufgehoben fühlt und vieles bereits beim ersten Durchlesen versteht, kann dies beim nächsten Lehrgang schon ganz anders aussehen.

Das liegt zum einen sicherlich an den Inhalten, die mal komplizierter und mal weniger kompliziert sein können, zum anderen aber auch an der didaktischen Begabung und dem Engagement der Autoren. Es lohnt sich deshalb, beim Anbieter einmal nachzufragen, nach welchen Kriterien die Autoren ausgesucht wurden, welche Kenntnisse sie besitzen und wie sie beim Schreibprozess von Seiten der Institutsleitung unterstützt werden. Um das Ganze genauer einschätzen zu können, sollte man sich am besten bereits vor Vertragsunterzeichnung einmal unverbindlich einen Lehrbrief zusenden lassen, um zu prüfen, ob die Qualität der Lernunterlagen stimmt.

Checkliste: Leitfragen zur Qualitätskontrolle von Lehrbriefen

[Die Checkliste ist nur im Buch enthalten]

Neben der Qualität des schriftlichen Materials gibt es ein weiteres Kriterium, das einen wichtigen Unterschied zwischen einem Fernstudium oder Fernkurs und der bloßen Lektüre eines Fachbuchs ausmacht, und das ist die persönliche Unterstützung des Fernlernenden durch den Kursbetreuer. In diesem Punkt liegen auch die entscheidenden Unterschiede zwischen einem Fernlehrgang und einem Selbststudium oder einem unbetreuten E-Learning-Angebot begründet.

Bei diesem Artikel handelt es sich um einen gekürzten Auszug aus dem Buch 100 Fragen und Antworten zum Fernstudium von Anne Oppermann und Markus Jung. Das Buch mit den ungekürzten Antworten auf diese und 99 weitere Fragen ist bei Amazon.deir?t=markusjungfer-21&l=as2&o=3&a=388264 oder direkt beim FELDHAUS VERLAG erhältlich.

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Hallo

Was mich interessieren würde: Inwiefern nehmt Ihr thematisch passende Fach- bzw. Lehrbücher bei Euren Fernstudien mit dazu, wenn der Lehrbrief alleine noch zu keinem richtigen Durchblick verhilft?

Was lässt diese Zusatzbücher vielleicht sogar "besser" erscheinen als einen eher mittelprächtigen Lehrbrief, bei dem der Erkenntnisgewinn manchmal ja nicht allzu gewaltig ausfällt?

Viele neugierige Grüße

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  • 1 Jahr später...

Hallo,

nach bald einem Jahr dann doch noch eine Antwort von mir. Vielleicht ergibt sich ja jetzt eine kleine Diskussion.

Inwiefern nehmt Ihr thematisch passende Fach- bzw. Lehrbücher bei Euren Fernstudien mit dazu, wenn der Lehrbrief alleine noch zu keinem richtigen Durchblick verhilft?

Also zunächst versuche ich dann meist, über das Internet an weitere Informationen heran zu kommen. Wikipedia kann da oft eine gute Hilfestellung bieten, gerade wenn es um die Klärung unbekannter Begriffe geht. Zusätzliche Fach- oder Lehrbücher nehme ich meist dann dazu, wenn ich diese bereits besitze. Zusätzliche Literatur zu einem Teilbereich schaffe ich mir nur dann an, wenn mich dieses Thema auch so sehr interessiert, dass ich darin weiter einsteigen möchte. Problem ist ja auch, dass es dann erstmal eine Weile dauert, bis mir dieses Zusatzmaterial vorliegt. Und es geht natürlich auch ganz schön ins Geld.

Viele Grüße

Markus

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Hallo Markus,

ich gestehe, dass, wenn mich ein Thema beschäftigt, ich mir dann auch dementsprechende Zusatzliteratur besorge. Klar, der erste Blick geht bei mir auch ins Internet. Ob das nun andere Unis sind, oder fachspezifische Seiten hängt vom Einzelfall ab.

Aber: sollte ich dann immer noch nicht zufrieden sein, gehe ich in eine gut sortierte (Fach-)Buchhandlung. So wie gestern: ich bin mit "Juristische Arbeiten erfolgreich schreiben" und "Einführung in den Gutachtenstil" wieder raus gegangen. Von meinen Mitstudenten weiß ich, dass die Anfangsklausuren locker auch ohne Zusatzliteratur zu schaffen sind, aber ich will es ganz genau wissen. Ich bin eben ein Perfektionist.

Ich schätze, so wird es auch anderen Lernenden gehen: sie erfahren Wissen in den Lehrbriefen/Vorlesungen/sonstigen Lehrmaterialien und merken: hoppla, da möchte ich noch mehr von. Oder aber in den Büchern oder auch anderen Medien wird ein etwas veränderter Ansatz der Lehre verfolgt beispielsweise eine andere Erklärung/Sichtweise. Auch der Schreibstil hat für viele Lernende einen Einfluss. Nicht jeder kommt mit dem gleichen Stil zurecht.

Liebe Grüsse

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Also zunächst versuche ich dann meist, über das Internet an weitere Informationen heran zu kommen. Wikipedia kann da oft eine gute Hilfestellung bieten, gerade wenn es um die Klärung unbekannter Begriffe geht. Zusätzliche Fach- oder Lehrbücher nehme ich meist dann dazu, wenn ich diese bereits besitze. Zusätzliche Literatur zu einem Teilbereich schaffe ich mir nur dann an, wenn mich dieses Thema auch so sehr interessiert, dass ich darin weiter einsteigen möchte. Problem ist ja auch, dass es dann erstmal eine Weile dauert, bis mir dieses Zusatzmaterial vorliegt. Und es geht natürlich auch ganz schön ins Geld.

Hier sehe ich einen entscheidenden Vorteil in einem Präsenzstudium: Bücher (auch durchaus äußerst teure Fachbücher, die man sich so als Student eher nicht kaufen würde (z.B. im 100€/Buch - Bereich) sind schnell und unkompliziert in der Bibliothek verfügbar - teilweise sogar ausleihbar, aber meist auch als Präsenzmaterial, so dass es immer vorhanden ist. Ich finde es für ein Studium wichtig, Themen nicht nur aus einer Quelle zu bearbeiten, sondern die Vergleichsmöglichkeit zu haben. Es gibt verschiedene Ansichten und Perspektiven zu nahezu allen Themen - ein Studium beinhaltet auch selbst entscheiden zu können, welche Perspektive man persönlich für sinnvoll erachtet und diese Entscheidung auch begründen zu können. Einfaches nachkauen von Studienbriefen mag reichen, um die Klausuren zu bestehen - aber dann kann man sich auch genauso gut Fachbücher kaufen und die auswendig lernen, da bleibt gleich viel hängen.

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In den Ingenieurswissenschaften eher selten.

Vielleicht wird es so vermittelt, aber das es tatsächlich so ist, bezweifle ich. Würdest du denn auch sagen, dass die Ansichten zu allen Themen über die Zeit hinweg einheitlich sind? (Also z.B. die Ansichten zu einem Thema 1900, 1950, 1980 und heute?)

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Hier sehe ich einen entscheidenden Vorteil in einem Präsenzstudium: Bücher (auch durchaus äußerst teure Fachbücher, die man sich so als Student eher nicht kaufen würde (z.B. im 100€/Buch - Bereich) sind schnell und unkompliziert in der Bibliothek verfügbar

Das habe ich bisher nicht unbedingt so erlebt. Die OU hat eine sehr gute Onlinebibliothek (zumindest in meinem Fachbereich) und hervorragendes Personal, wenn man Mühe hat, etwas zu finden. Weiter könnte ich mit meinem Studentenausweis auch die hiesige Bib nutzen.

Mir fehlt eher das "studentische Miteinander", dass man auch mal beim Kaffee zwei Sätze über einen Lehrinhalt spricht oder 'mal eben' in eine andere Arbeit hineinliest, eine kurze Frage, die man einem Komilitonen vor Beginn der Vorlesung stellt. Eben halt all diese Dinge, die so nebenher passieren. Ich finde, das Internet bietet nur teilweisen Ersatz.

Allerdings, wenn ich denke, dass bei der OU früher wirklich jeder allein für sich vor seinen Studienbriefen udn vor dem TV sass, so haben wir es heute doch komfortabel, mit Onlinevorlesungen, Foren etc.

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