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Interview mit der Young Business School Heidelberg zum Schüler-Fernstudium


Markus Jung

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Ist die Young Business School eine Hochschule?

Die Young Business School ist keine Hochschule. Als Bildungsintermediär verzahnt die YBS die reguläre Schule mit Hochschule/Universität und anderen Bildungsinstituten. Sie bietet deutschsprachigen Schülern weltweit von der 4.-12. Klasse in einem kind- und jugendgerechten Umfeld die Möglichkeit schon mit einem Studium parallel zur Schule zu starten und im Idealfall den Bachelorabschluss zeitgleich mit dem Abitur zu erreichen. Schwerpunkt der Leistung der YBS liegt also in der Kinder- und Jugendbetreuung sowie der Übernahme aller notwendigen Verwaltungsschritte an der Schnittstelle zu den anderen Bildungsträgern.

Bietet die Young Business School eigene Fernstudiengänge oder Fernlehrgänge an?

Fernstudiengänge werden nur über die Partnerhochschulen, mit der die YBS zusammen arbeitet angeboten. Zusätzlich bietet die Young Business School in Eigenregie Propädeutika also Vorbereitungs- und Orientierungskurse für ein Studium an. Hier können sich die Schüler schon einmal mit einem Themenbereich intensiver beschäftigen und herausfinden, ob die YBS mit ihrer Infrastruktur eine geeignete Umgebung für die Aufnahme eines Schülerstudiums darstellt.

Welche Funktion hat die Young Business School?

In der Rolle als Bildungscoach bietet die YBS die pädagogische Hand und begleitet ihre Schützlinge und deren Sorgeberechtigten auf außergewöhnlichen Bildungswegen. Sie kümmert sich um sämtliche Verwaltungsschritte bei einem Schülerstudium; berät Schüler, Eltern und Lehrer über schulergänzende Bildungsmaßnahmen und Förderprogramme.

Die YBS trainiert mit Kindern und Jugendlichen das „Studieren“, das bedeutet selbständig nach wissenschaftlichen Kriterien arbeiten zu können, Diskussionen und fachlichen Austausch mit Kommilitonen zu betreiben und letztendlich fachgerechte Schriften anfertigen zu können. Darüber hinaus gibt es viele Maßnahmen und Freizeitprogramme, die die Persönlichkeit ausbilden, die Gesundheit fördern oder bei der Berufsorientierung helfen.

Mit welchen Partnern wird im Bereich Fernstudium zusammengearbeitet?

Die YBS bietet eine Betreuung für die Fernstudiengänge an der FernUniversität Hagen an. Besondere Kooperationen gibt es mit der Universität nicht. Engere Kooperationen und Zusammenarbeit gibt es hingegen mit der Wilhelm Büchner Hochschule Darmstadt sowie der PFH Private Hochschule Göttingen.

Welche Fernstudiengänge werden über die Kooperationen angeboten?

FernUni Hagen

Wirtschaft

  • Bachelor of Science in Wirtschaftswissenschaft
  • Bachelor of Science in Wirtschaftsinformatik

Informatik/Mathematik

  • Bachelor of Science in Informatik
  • Bachelor of Science in Mathematik

Recht

  • Bachelor of Laws

Kultur- und Sozialwissenschaften

  • Bachelor of Arts in Kulturwissenschaften mit Schwerpunktwahl: Geschichte, Philosophie, Literaturwissenschaft
  • Bachelor of Arts in Bildungswissenschaft
  • Bachelor of Arts in Politik- und Verwaltungswissenschaft
  • Bachelor of Science in Psychologie

Wilhelm Büchner Hochschule Darmstadt

Wirtschaft

  • Bachelor of Engineering in Wirtschaftsingenieurwesen Logistik
  • Bachelor of Engineering in Wirtschaftsingenieurwesen Produktion
  • Bachelor of Science in Technischer Betriebswirtschaftslehre
  • Bachelor of Science in Energiewirtschaft und -management

Informatik/Mathematik

  • Bachelor of Science in Informatik
  • Bachelor of Science in Angewandte Informatik
  • Bachelor of Engineering in Technische Informatik

Ingenieurwesen

  • Bachelor of Engineering in Mechatronik
  • Bachelor of Engineering in Maschinenbau
  • Bachelor of Engineering in Elektro- und Informationstechnik

PFH Private Hochschule Göttingen

Wirtschaft

  • Bachelor of Arts in Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunktwahl: Sport- oder Touristikmanagement, Wirtschaftsprüfung

Wie kann man sich den konkreten Ablauf vorstellen?

Die Schülerstudenten beginnen in der Regel damit in Mathematik auf Abiturniveau zu kommen und gleichzeitig die Betreuer und das Umfeld kennen zu lernen. Das Lernen wird in wöchentlichem Gespräch mit den Tutoren der YBS und über eine Online-Lern-Plattform gewährleistet, auf der Kurse, Aufgaben und Tests bereitgestellt sind. Studieninhalte werden anhand der Skripte die an die Schüler geschickt werden bearbeitet. Als Unterstützung und für Fragen gibt es via Skype eine telefonische Betreuung, die täglich erreichbar ist.

Auf freiwilligen Präsenzphasen haben die Schülerstudenten die Möglichkeit sich direkt untereinander kennen zu lernen und in Lerngruppen gemeinsam weiter zu arbeiten. Die Präsenzphasen werden beispielsweise zur intensiven Klausurvorbereitung wahrgenommen. Ein Freizeitprogramm, mit Sportcamps, Unternehmensbesuchen Sport oder Kino und Theater bietet den Schülerstudenten eine willkommene Abwechslung zum Lernen. Diese Präsenzphasen finden im Jugendgruppenhaus der YBS in Reichartshausen nahe Heidelberg, in Saas Fee (Schweiz) oder in Dänemark statt. Es gibt annähernd alle zwei Wochen Präsenztermine. Teilnahmen daran können so geplant werden, dass die Fehlzeiten in der Regelschule minimiert bleiben.

Hochschulleistungen können somit bereits während der Schulzeit erbracht werden. Diese werden mit Erreichen der Hochschulreife gemäß den Länderhochschulgesetzen von Rechts wegen anerkannt. Viele Schüler der YBS bekamen somit bereits bei Übergabe des Abiturzeugnisses ein Vordiploms- oder neuerdings ein Bachelorzwischenzeugnis überreicht.

Welche Aufgaben übernimmt die Young Business School, welche die Hochschule direkt? Wer ist der Ansprech- und Vertragspartner der Studierenden?

Die Hochschulen stellen die Lerninhalte und Skripte sowie die Klausurabnahme und Zeugniserstellung. Die YBS betreut Schüler und berät Eltern auf dem Weg des Schülerstudiums. Die YBS korrigiert Tests, erinnert an Abgabefristen, übernimmt die Anmeldung zu Klausuren und legt mit den Schülern individuell die Studien- und Semesterziele fest. Ferner stellt die YBS ein eigenes Online Lernmanagementsystem um die Brücke zwischen Schule und Hochschule zu schlagen. Ansprechpartner für den Schülerstudenten ist immer das Tutorenteam der YBS. Für das Handling mit den Hochschulen erhält die YBS seitens der Eltern eine Handlungsvollmacht.

Ist es möglich, auf diesem Wege bereits einen gültigen akademischen Abschluss zu erreichen?

Ja. Die erbrachten Studienleistungen werden mit Erreichen der Hochschulreife von Rechts wegen anerkannt. Ein Abiturient kann dann sein Fernstudium weiter verfolgen oder an einer Präsenzhochschule weiter studieren. In diesem Jahr wird es für die YBS ein Novum geben. Ein Schüler erhält neben seinem Abitur einen Bachelorabschluss in Informatik.

Was ist das Mindestalter, um ein von der Young Business School betreutes Studium beginnen zu können?

Schüler ab der 4. Klasse können bereits an der YBS aufgenommen werden. Diese fangen jedoch erst einmal an das Lerntempo dem individuellen möglichen Leistungsniveau anzupassen. Dieser Prozess ist ein Probierprozess in engmaschigem Kontakt zwischen Schüler und Tutoren. Eine Hochschuleinschreibung erfolgt dann je nach Reifegrad und Lernfortschritt. Ferner muss auch abgesehen werden, ob das Kind schon so gut an der YBS integriert ist. Denn nur dann kann das Lernen für eine Uniklausur sicher gestaltet werden und bei einem möglichen durchfallen bei einer Klausur aufgefangen werden. Grundsätzlich kann man sagen dass ein leicht überdurchschnittlicher Gymnasiast, der ab Klasse 4 oder 5 an der YBS anfängt bis Ende der 6. Klasse seine erste Hochschulklausur schreibt. Rekord war bisher Ende der 5. Klasse, aber dies ist kein Standard. Wichtig ist hier zu beachten, dass es an der YBS nicht darauf ankommt möglichst schnell viele Scheine zu machen, sondern Kinder und Jugendliche so geistig zu belasten, dass sie ausgelastet und zufrieden sind.

Die meisten Schüler steigen zwischen der 8. und 10. Klasse an der YBS ein. Eine Eignungsprüfung gibt es an der YBS nicht, sehr wohl aber ein umfangreiches Beratungsgespräch.

Die Erfahrung hat gezeigt, wer sich umfangreich informiert und mit den Facetten der Young Business School sowie den Trägerorganisationen des Instituts für Jugendmanagement auseinander gesetzt hat stellt im ersten Semester fest, ob das Programm für einen geschaffen ist oder nicht. Der normale Schwund nach dem Einstiegssemester liegt bei ca. 10% der Neueinsteiger. Die anderen 90% der Schüler bleiben in der Regel bis zum Abitur oder sogar noch danach in der Betreuung der YBS.

Welche Kosten fallen an? Gibt es spezielle Finanzierungs- oder Stipendienprogramme?

Es gibt eine Betreuungsgebühr, die je nach Programm, zwischen 25 und 180 Euro pro Monat liegt. Dazu kommen noch die regulären Gebühren der Hochschulen.

Wer die Studiengebühren nicht*oder nur in kleineren Raten erbringen kann, erhält Unterstützung durch die IJM-Stiftung. Grundsätzlich muss jeder Student seine Kosten tragen. Kann er dies nicht in vollem Umfang, hilft die IJM-Stiftung durch zinslose Darlehen die Raten finanzierbar zu gestalten oder auch für einen Zeitraum zu stunden.

Wie viele Teilnehmer im vermittelten Fernstudium haben Sie aktuell? Wie viele Absolventen gibt es bereits?

Wir betreuen momentan weltweit ca. 1500 Schüler. Davon machen ca. 12% ein Schülerstudium und der Rest Propädeutika. Knapp 30 Schüler bewältigen bereits ein Doppelstudium an zwei Hochschulen. Darunter befinden sich Schüler aus dem ganzen Bundesgebiet sowie aus 22 Ländern weltweit, die eine Deutsche Schule besuchen.

Warum kann ich mich nicht direkt an die jeweiligen Fernhochschulen oder Präsenzhochschulen wenden?

Dies ist teilweise durchaus als Schüler ab bestimmten Klassenstufen und oftmals nur mit Zustimmung der Schule oder Begabtentest etc. möglich.

Über die YBS kann jeder Schüler starten, der in sich das Feuer verspürt und dem das Lernumfeld der YBS zusagt, unabhängig von psychologischen Tests und auch unabhängig von Schulerlaubnissen oder sonstigen Empfehlungen. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass weder Testaussagen den Leistungswillen irgendwie gerecht oder sinnvoll besichern können noch eine schulische Genehmigung, die aufgrund einer nicht vorhandenen Erfahrung im Schülerstudiumsbereich getroffen wird, den Schülern gerecht werden.

Im Jahr 2002 hat die Kultusministerkonferenz alle deutschen Hochschulen und Universitäten dazu aufgerufen sich für leistungsstarke und begabte Schüler zu öffnen, weil die Problematik der Unterforderung im oberen Leistungsbereich nicht durch die Schulen allein gemeistert werden kann.

Grundsätzlich ist die Young Business School aus dem Grund der Diskrepanz des bestehenden Schul- und Hochschulsystems überhaupt entstanden. Weder Schulen haben die Kapazitäten Schüler außerhalb des normalen Schulangebots auf Hochschulniveau zu betreuen, noch haben Hochschulen oder Professoren die Zeit sich auf Schulniveau (bis Unterstufenniveau) hinunter zu begeben um einzelne begabte oder leistungswillige Schüler dort abzuholen. Darüber hinaus gibt es kein Netzwerk oder einen Treffpunkt für einzelne leistungsbereite Schüler mit anderen zusammenzukommen und gemeinsam zu lernen und zu studieren. Man wäre quasi als Einzelkämpfer unterwegs. Ferner stellen Hochschulen in der Regel keine geeignete Lernumgebung für Kinder oder Jugendliche dar und können auch kein pädagogisches Freizeitangebot sowie keine altergerechte Lernumgebung für diese Zielgruppe stellen. Die Fernbetreuung der Hochschulen, sofern überhaupt ausreichend vorhanden, ist auch nicht auf die junge Zielgruppe ausgerichtet und ist in der Regel schon für Erwachsene schwer zugänglich. Für Kinder ist aber gerade die Kommunikationshürde die größte Hürde in einem Schülerstudium. Hinzu kommt, dass Eltern und Familien in der Regel ja mit der Studienplanung ihrer Kinder nichts mehr zu tun haben, weil diese ja nach dem Abitur gewöhnlich alle studienrelevanten Verwaltungsschritte selbst regeln. Hier steht die YBS den Familien natürlich so umfangreich zur Seite, dass sämtliche Verwaltungsschritte, Fristenüberwachungen und fortlaufenden Beratungen der Schüler und ihrer Eltern sichergestellt sind.

Als letztes sei natürlich genannt, dass die YBS mit nun 10-jähriger Erfahrung einen umfangreichen Erfahrungsschatz darin gewinnen konnte wie denn überhaupt ein Studium als Kind oder Schüler machbar ist, welche Probleme sich stellen, wie man diesen begegnet, welche Studienrichtung in welcher Weise sinnvoll erscheint, welche Lernmaterialien für welchen Studiengang die Brücke Schule/Hochschule am besten berücksichtigen und wie man sich auf die einzelnen Klausuren am besten vorbereitet.

Einrahmend leisten die Tutoren der YBS eine stetige Beratung und Betreuung, die gepaart mit den Rahmenveranstaltungen einen umfangreichen Berufs- und Studienorientierungsprozess ergeben, was in der Regel dazu führt, dass nach dem Abitur klare Zukunftsperspektiven erarbeitet sind und ein viel höherer Grad an Selbständigkeit erreicht ist.

Abschließend zu den Fernhochschulen ist zu sagen, dass Kinder und Jugendliche in der Regel allein mit dem Lernstoff fernab der Hochschule noch sehr viel schwieriger als Erwachsene zurecht kommen und sich von der Idee des Studiums verabschieden, weil der Kontakt und die Führung durch das Studium fehlen. An der YBS bestehen Pflichtkontaktzeiten zwischen Schüler und Tutoren abhängig vom Alter alle 5 bis 10 Tage und wenn der Schüler sich nicht meldet, rufen die Tutoren zu Hause an. Eine Fernhochschule für Erwachsene leistet diese Begleitung nicht. Ferner werden die Lernmaterialien der Hochschulen durch Zusatzlernmaterialien und klare Aufgabenabsprachen pro Woche ergänzt.

Das Interview wurde im März 2011 per E-Mail durchgeführt.

Homepage der YBS: http://www.ybs-heidelberg.de/

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