Geschafft!
Von Ferros,
Ich hatte zu wenig Zeit zu schreiben und oft habe ich einfach nicht mehr daran gedacht. Aber letztlich hatte ich in meinem vorangegangenen Blogpost recht behalten: Ich habe mich erst nach der Thesis gemeldet.
Aber jetzt zum Positiven:
Ich habe gestern das Kolloquium abgeschlossen und habe bestanden!
Ich bin so froh gewesen, dass ich die ersten 30 Minuten nix gemacht habe außer alle Menschen die mir wichtig sind, anzurufen und zu sagen, dass ich bestanden habe.
Aber jetzt von Anfang an:
Mai:
Ich habe das das Expose rechtzeitig abgegeben und mein Thesisbeginn war am 1.6.
Ich war echt aufgeregt, aber andere Sachen haben mich mehr in Beschlag genommen.
Das war zum einen meine Hochzeit. Die Vorbereitung war zwar recht entspannt, doch am Tag selbst, war die Aufregung schon groß. 🤣
Dann eine Woche später, haben wir ein Haus gekauft. Das war seit langem geplant, aber anschließend ging es los mit dem Renovieren. Und das hat viel Zeit und Kraft gekostet.
Juni:
Mein Plan im Juli die Thesis abzugeben habe ich verworfen. Wir wollen im Juli einziehen und es ist noch so unendlich viel zu tun. Also verbringe ich jede freie Minute im Haus und arbeite dort, statt an meiner Thesis.
Juli:
Die Renovierungsarbeiten sind so gut wie abgeschlossen, jedenfalls soweit, dass wir einziehen können.
Das haben wir dann auch Mitte Juli gemacht.
Ich sitze zwischen Umzugskisten auf einem Hocker. Der Laptop auf zwei übereinandergestapelten Kisten. Endlich nicht mehr körperlich arbeiten!
August:
Die Thesispanik greift ein. Ich habe ca. 40% des Textes fertig und 90% meiner Quellen gefunden. Der Rest macht mir so Angst, dass ich mich kaum konzentrieren kann. Zum Glück fahren wir in die Flitterwochen. Eine Woche Nizza in ein abgelegenes Ferienhäuschen. Mit Pool und Ausblick auf das Meer, die Luft, Ruhe und Entspannung... Ich nutze die Zeit um wirklich Produktiv meine Thesis voranzubringen 🙄 Meine Frau entspannt richtig und zwischendurch machen wir einen kleinen Ausflug in die Umgebung oder ans Meer.
Am Ende des Monats habe ich meine Thesis fertig und gebe sie 3 Tage vor dem Abgabezeitpunkt im Prüfungsbüro ab.
Teil 1 ist damit erledigt.
September:
Jetzt da ich die Thesis abgegeben habe, kann ich wieder mehr am Haus arbeiten. Mit einem guten Freund der Dachdecker ist, beginnen wir das Dach neu zu machen. Es zieht sich etwas hin, aber Mitte des Monats sind die ersten Ziegeln unten.
Zwischendurch mache ich die Präsentation und bin schon wieder Urlaubsreif.
1.Oktober
Die Hälfte des Daches ist ohne Ziegeln, meine Präsentation war nur lückenhaft fertig. Ich beginne mit dem üblichen Studiumsstress und setze mich selbst unter druck um die Präsentation fertig zu bekommen.
12. Oktober
Die Präsentation ist fertig und ich beginne Text in die Notizen zu schreiben.
14. Oktober
Ich bin mit den Notizen fertig und mein Stresspegel steigt weiter stark an.
Mit Hilfe meiner Frau bringen wir die Notizen in Ordnung und proben die Präsentation.
16. Oktober
6:30 Uhr
Das letzte mal vor dem Kolloquium die Präsentation üben. Meine Stimmung schwankt von "ich schaffe das nicht" zu "Präsentationen sind dir schon immer leicht gefallen" hin und her.
9:00 Uhr
Meine Körperliche Verfassung verschlechtert sich. Kopfweh, Übelkeit, Schwindel... das volle Programm. So etwas habe ich noch nie erlebt.
11:00 Uhr
Ich fahre los. Beginn des Kolloquiums ist um 15 Uhr und ich habe zwei Stunden Fahrzeit vor mir.
Ich bin beim Friseur und versuche mit Meditationstechniken meinen Puls unter 280 zu halten.
13:00 Uhr
Meine Stimmung ist Aggressiv. Scheiß auf Meditationstechniken, die andern Autofahrer sind Kopflose Irren und die Baustellen sind nur dafür da mich zu ärgern.🤬
14:00 Uhr
Ich komme wie geplant eine Stunde zu früh an der Schule an. Ich bin körperlich so erschöpft, dass ich den Aufzug in den zweiten Stock nehme. Ich fange an mich zu fragen, ob die Zeit deshalb so langsam läuft, weil mich das Universum leiden sehen will. Ich nehme es mit einer Resignation und Ruhe hin, die mich selbst erschreckt.
15:00 Uhr
Das Kolloquium beginnt. Die Technik macht keine Probleme. Nach einigen Worten der Begrüßung beginne ich meine Präsentation. Obwohl ich sie frei halte (und ich habe nicht gedacht, das ich dazu in der Lage bin) bin ich nach 17 1/2 Minuten fertig. Die Prüfer beglückwünschen mich zu meiner Zeitmäßigen Punktlandung. Kurz darauf beginnen sie ihre Fragen zu stellen.
Alles läuft soweit gut, bis die Technischen Fragen aufhören und wirtschaftliche kommen. Sämtliche Fehler meiner Thesis werden mir gerade bewusst. Mein Studium ist dem Untergang geweiht, 6 Jahre lang studiert um am Ende zu versagen. Ich kann die eine oder andere Frage beantworten und nach kurzer Zeit geben es die Prüfer auf, mir weitere zu stellen.
Ich gehe raus und schaue auf die Uhr...
15:43 Uhr
Nach 5 Sekunden vor der Tür kommt die nächste zu ihrer Verteidigung auf den Flur. Wir begrüßen uns und tauschen uns über unsere Themen aus.
15:45 Uhr:
Zu den Inhalten unserer Arbeiten kommen wir nicht, denn ich werde hineingerufen. Meine Aufregung steigt ins extreme an. Ich denke nur noch in zwei Kategorien: Flucht oder dem Feind stellen.
Ich entscheide mich dafür mich dem Grauen zu stellen und betrete den Raum.
Die Prüfer lächeln mich an und beglückwünschen mich zu meiner bestandenen Arbeit.
16:00 Uhr:
Ich sitze im Auto und weine vor Glück. Ich reiße mich zusammen und wähle die erste Telefonnummer.
Und damit ist mein Studium zuende. Es hat recht genau 6 Jahre gedauert, aber ich bin fertig.
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