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kurtchen

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  1. Eine charmante Darstellung des Rundreiseproblems findet sich im Artikel "Die optimierte Odyssee" der Zeitschrift "Spektrum der Wissenschaft". Aufhänger ist hier die von Homer besungene Irrfahrt des Odysseus von Ithaka. Bei effizienter Routenplanung hätte er schneller zu Hause sein können. Eine zugängliche Darstellung des Sintflut-Algorithmus bietet der Artikel "Toleranzschwelle und Sintflut" ebenfalls in "Spektrum der Wissenschaft". Der Artikel hat mich auf die Idee gebracht, dieses Fallbeispiel für meinen Vergleich der Programmierparadigmen zu wählen. Leider enthalten beide online verfügbaren Artikel nicht die Illustrationen. In diesem Youtube-Video kann man verschiedenen Optimierern zusehen, wie sie eine möglichst kurze Rundreise durch Städte der USA planen. Der komplexeste hier gezeigte Optimierer ist Simulated Annealing. Das natürliche Vorbild für dieses Verfahren ist das Abkühlen und Erstarren einer Metallschmelze. Am Anfang ist die Schmelze heiß, die Molekülbewegungen sind heftig. Für die Optimierung bedeutet dies, dass auch Änderungen akzeptiert werden, die zu einer Verlängerung der Route führen. Auf diese Weise können lokale Minima überwunden werden. Mit der Abkühlung der Schmelze werden die Molekülbewegungen langsamer. Die Wahrscheinlichkeit lokale Minima zu überwinden, sinkt, so dass gegen Ende nur noch Verbesserungen der Route akzeptiert werden. Meinen Einstieg in das Thema funktionale Programmierung habe ich mit dem Buch "Schreibe Dein Programm" von Herbert Klaeren und Michael Sperber gefunden. Es ist eines der seltenen Beispiele für eine erste Einführung in die Programmierung mittels einer funktionalen Sprache. Als Lehrsprache wird Racket verwendet, ein Dialekt aus der Lisp-Scheme-Familie. Man kann das Buch nicht kaufen, aber es ist als PDF kostenlos unter der CC-Lizenz verfügbar. Es war mein "Urlaubsprojekt" im Sommer 2017. Will man funktionale Programmierung in ihrer reinsten Form kennenlernen, sollte man sich mit Haskell beschäftigen. Das Buch "Learn you a Haskell for Great Good!" kann man online gratis lesen. Der Autor setzt voraus, dass man schon eine imperative Sprache gelernt hat. Das Kapitel "So what's Haskell?" bringt gut und knapp auf den Punkt, was funktionale Programmierung ist. Es vermittelt zugleich eine interessante Eigenschaft der Sprache Haskell: Die verzögerte Auswertung bzw. Lazy Evaluation.
  2. Ich hatte ja in Aussicht gestellt, ab und zu etwas zur Erstellung meiner Bachelorarbeit zu schreiben, falls die Zeit dafür reicht. Eigentlich reicht sie nicht, aber heute tut es mir trotzdem ganz gut, mal einen Schritt zurück zu treten und auf das Ganze zu schauen. Themenfindung An meiner FH entwickeln viele Studierende die Bachelorarbeit auf der Grundlage ihrer Projektarbeit. Das eigentlich praxisbezogene Thema der Projektarbeit wird dann mit einer wissenschaftlichen Fragestellung verknüpft und so fortgeführt und erweitert. Ich habe eine Weile geschwankt, ob ich das auch so machen soll. Mein Projekt war ja die Entwicklung einer Steuersoftware für ein chronobiologisches Experiment. Im Rahmen des Projektes wurde eine erste Entwicklungsstufe erreicht, aber es gab noch einige Anforderungen, die nicht realisiert werden konnten. Insofern hätte hier durchaus die Möglichkeit bestanden, die nächsten Entwicklungsschritte zum Thema meiner Bachelorarbeit zu machen. Allerdings soll die Bachelorarbeit stärker als die Projektarbeit eine wissenschaftliche Fragestellung bearbeiten. Nun soll mein Projekt zwar einem wissenschaftlichen Zweck dienen, aber eben innerhalb der Disziplin der Biologie. Softwaretechnisch gesehen hat es verschiedene Aspekte: Physical Computing, Kommunikation übers Netz, GUI-Programmierung und so weiter. Dennoch tat ich mich zunächst schwer damit, eine für die Informatik relevante Forschungsfrage zu formulieren. Meine Steuersoftware läuft auf einem Raspberry Pi und bietet ihre Funktionen als WebService im Intranet an. Eine Idee war daher ein Vergleich verschiedener Microframeworks für REST basierte Webservices, die sich gut für Physical Computing (auf vergleichsweise schwachbrüstiger Hardware) eignen. Mein Projekt nutzt z.B. inzwischen das Spark Framework. Der Vorteil wäre gewesen, dass ich die Weiterentwicklung meines Projektes zeitlich mit meiner Bachelorarbeit hätte verbinden können. Wer weiß, vielleicht wäre ich dann sogar schon fertig. Es gab aber eine Sache, die mir daran nicht so gut gefiel. Die Informatik ist ja meist in einer dienenden Rolle. Sie ist aber auch eine Strukturwissenschaft mit eigenen Erkenntnisgegenständen. Die Bachelorarbeit ist (vielleicht eine letzte) Gelegenheit, sich mit diesem Aspekt der Informatik ausführlicher zu befassen. Darum hatte ich eigentlich Lust auf eine Bachelorarbeit, die einen stärkeren Theorieaspekt hat. Es gab zwei Themen, die mir seit einer Weile im Kopf herumspukten und die ich gerne verbinden wollte. Funktionale Programmierung Ich hatte ja hier im Forum mal von einem "Urlaubsprojekt" berichtet, bei dem ich ein bisschen mit dem Lisp-Dialekt Scheme herumexperimentiert habe. Das war in diesem Thread. Das lag daran, dass ich den Wunsch hatte, wenigstens ein anderes Programmierparadigma als die objektorientierte Programmierung kennenzulernen. Die Beschäftigung mit der funktionalen Sprache Scheme hinterließ bei mir viele Fragen und offene Wünsche: Scheme wurde als Lehrsprache entwickelt. Ich hatte den Wunsch auch eine funktionale Sprache zu lernen, die für den produktiven Einsatz entwickelt wurde. Mögliche Kandidaten waren hier z.B. Scala, Clojure oder Erlang. Mit dem Erlernen einer funktionalen Sprache ist es ja nicht getan. Schwieriger ist es, seine Denkweise zu ändern. Im Studium habe ich gelernt, Probleme objektorientiert zu modellieren. Ich habe objektorientierte Entwurfsmuster gelernt, die bestimmte Klassen von Problemen lösen. Das führt allerdings auch dazu, dass ich Probleme "durch eine objektorientierte Brille" anschaue. Für die objektorientierte Programmierung gibt es die UML. Wie modelliere ich funktionale Softwaresysteme? Besonders ungewohnt war für mich der Umgang mit unveränderlichen Datenstrukturen. Objektorientierte Programmierung versucht ja, Zuständsveränderungen zu beherrschen, indem Zustände in Objekten gekapselt werden. Funktionale Programmierung versucht, Zustandsveränderungen möglichst zu vermeiden. Allerdings konnte ich mir nicht so richtig vorstellen, wie ein größeres Softwaresystem ohne Zustandsveränderungen auskommen kann. Insgesamt blieb bei mir also der Wunsch, mich noch einmal ausführlicher mit funktionaler Programmierung und meinen offenen Fragen zu beschäftigen. Meine Idealvorstellung wäre ein Modul über Programmierparadigmen gewesen, bei dem man gleiche Programme in unterschiedlichen Paradigmen implementiert und durch den direkten Vergleich an Fallbeispielen die jeweiligen Eigenheiten der Paradigmen verstehen lernt. Da es so ein Modul nicht gab, hatte ich die Idee, in meiner Bachelorarbeit objektorientierte und funktionale Programmierung an einem Fallbeispiel zu vergleichen. Ich war auch neugierig, ob so ein Vergleich meine Sichtweise auf Programmierung verändern würde. Vielleicht ist es ja ein bisschen wie mit Fremdsprachen. Wenn man eine fremde Sprache lernt, so lernt man zugleich eine Menge über die Eigenheiten seiner eigenen Sprache. Und das umso mehr, je fremdartiger die neue Sprache ist. Die Grundidee war also ein Sprachvergleich an einem Fallbeispiel. Nun musste noch ein Fallbeispiel her, dass sich für diesen Vergleich eignen würde. Heuristiken mit Evolutionsstrategie In diesem Zusammenhang fiel mir ein Artikel über den Sintflut-Algorithmus ein, den Gunter Dueck 1993 in der Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft veröffentlicht hatte. Der Sintflut-Algorithmus kann z.B. das Problem des Handlungsreisenden lösen. Hier geht es darum, eine möglichst kurze Rundreise durch eine Anzahl Städte zu finden. Das klingt auf den ersten Blick nicht weiter schwierig, aber die Anzahl der Möglichkeiten wächst sehr rasch. Bei n Städten gibt es (n-1)!/2 Möglichkeiten; also bei nur 16 Städten bereits über 653 Milliarden mögliche Rundreisen. Ein praktisches Rundreiseproblem wäre ein Roboter, der Löcher in eine Platine bohren soll. Damit er mehr Platinen pro Stunde schafft, wäre es wünschenswert, er würde die Löcher ist der bestmöglichen Reihenfolge bohren. Wenn die Platine mehrere hundert Löcher hat, ist die Anzahl der möglichen Routen zu groß, um alle auszuprobieren. Das Problem kann nicht optimal gelöst werden. Heuristische Algorithmen versuchen den großen Lösungsraum einzuschränken. Sie untersuchen nur einen Teil der Möglichkeiten und finden so schneller eine Lösung, allerdings zu dem Preis, dass sie höchstwahrscheinlich die optimale Lösung übersehen. Ist die Suchstrategie clever, so wird die gefundene Lösung aber nur wenig von einer optimalen Lösung abweichen. Für praktische Anwendungsfälle ist eine gute Lösung, mit der man sofort arbeiten kann, interessanter als eine optimale Lösung, die erst in ein paar hundert Jahren zu bekommen ist. Eine vergleichsweise einfache Heuristik für das Rundreiseproblem ist die Nearest Neighbour Heuristik. Man wählt eine zufällige Stadt als Startpunkt. Von hier reist man immer zur nächstgelegenen Stadt, die man noch nicht besucht hat. Das liefert oft schon ganz gute Ergebnisse, aber gelegentlich haut die Nearest Neighbour Heuristik auch mal ordentlich daneben. Gleichwohl hat man hier ein einfaches Verfahren, das als Referenz für komplexere Verfahren dienen kann. Eine Reihe von Algorithmen versuchen, Prinzipien der Evolution für Optimierungsprobleme fruchtbar zu machen. Die Grundidee ist, dass zunächst zufällige Lösungen erzeugt werden, die natürlich nicht besonders gut sind. Diese Lösungen werden nun kleinschrittig variiert, was bedeutet, dass die Varianten der ursprünglichen Lösung "ähneln" sollen. Mutationsoperatoren erzeugen solche zufälligen Varianten. Rekombinationsoperatoren erzeugen Lösungen als Kombination von zwei bisherigen Lösungen. Die bisherigen Lösungen nennt man dann Eltern und die erzeugten Varianten Nachkommen oder Kinder. Zur Strategie wird das aber erst, wenn ein Selektionsmechanismus hinzukommt. Die Varianten werden bewertet, verworfen oder sie verdrängen die bisherigen Lösungen. Im Falle des Sintflut-Algorithmus ist der Selektionsmechanismus vergleichsweise anschaulich. Man stellt sich den Lösungsraum als Gebirge vor. Die Höhe über dem Meeresspiegel entspricht der Güte der Lösung entsprechend der Bewertungskriterien. Im Falle des Rundreiseproblems wäre also eine kürzere Rundreise ein höherer Punkt im Gebirge. Den Optimierer kann man sich als Wanderer vorstellen, der versucht, im Gebirge einen hohen Punkt zu erreichen. Eine naive Strategie wäre, immer nur bergauf zu gehen. Dann würde man allerdings auf dem ersten kleinen Gipfel "hängenbleiben". Manchmal muss man akzeptieren, dass es schlechter wird, bevor es besser werden kann. Man braucht also eine bessere Strategie als HINAUF. Sintflut fügt diesem Bild einen Regen hinzu, der den Wasserspiegel kontinuierlich ansteigen lässt. Nacheinander versinken so alle Gipfel im Wasser. Der Wanderer streift im Gebirge umher. Er geht rauf oder runter, solange er nur trockene Füße behält. Diese einfache Strategie liefert gute Lösungen für das Rundreiseproblem. Ich finde an solchen Algorithmen persönlich faszinierend, dass hier grundlegende biologische Prinzipien wie Anpassung durch Mutation und Selektion für die Informatik fruchtbar gemacht werden. Aus verschiedenen Gründen hielt ich derartige Optimierungsverfahren auch für ein interessantes Thema für meine Fallstudie: Die Erzeugung von Varianten durch Mutation und Rekombination wäre einen interessanter Anwendungsfall für immutable Datenstrukuren. Simuliert man eine Population von Lösungen, so können Verarbeitungsschritte parallelisiert werden. Von funktionalen Sprachen wird behauptet, dass sie nebenläufige Berechnungen handhabbarer machen. Andererseits sprechen wir hier von randomisierten Algorithmen. Ein Zufallsgenerator ist aber zustandsbehaftet. D.h. man kann auch etwas über den Umgang mit Seiteneffekten lernen, die in der funktionalen Programmierung eigentlich vermieden werden sollen. Die Idee für meine Bachelorarbeit war also ein Vergleich objektorientierter und funktionaler Programmierung am Fallbeispiel verschiedener heuristischer (evolutionärer) Algorithmen zur Lösung des Rundreiseproblems. Ich hatte das Glück an meiner FH einen Professor zu finden, der für diese Idee offen war. Stand der Bearbeitung Die Arbeit ist inzwischen angemeldet. Hier ist zu bemerken, dass die Anmeldung einer Bachelorarbeit ein bisschen formaler abläuft als die Anmeldung einer Projektarbeit. Es muss ein Dokument als physischer Gegenstand herumgeschickt und von verschiedenen Personen unterzeichnet werden, weshalb das ganze ein bisschen länger dauern kann als man im Zeitalter elektronischer Kommunikation gewohnt ist. Insofern ist es empfehlenswert, frühzeitig Kontakt zum Erst- und Zweitprüfer und auch zum Studienbüro aufzunehmen. Den Theorieteil der Arbeit konnte ich inzwischen fertigstellen. Hier geht es vor allem darum, das funktionale Programmierparadigma und verschiedene Heuristiken mit Evolutionsstrategie vorzustellen. Aktuell arbeite ich an der objektorientierten Implementierung meiner Optimierer. Leider geht es im Moment noch gar nicht um die Algorithmen, sondern um GUI- und Graphik-Programmierung, denn ich möchte ja nachvollziehen können, was z.B. meine Mutations- und Rekombionationsoperatoren mit Routen machen. Das geht hoffentlich leichter, wenn ich das visualisieren lassen kann. Ich bin nun schon sehr gespannt darauf, verschiedene Evolutionsstrategien auszuprobieren und ihnen beim Optimieren der Routen zuzuschauen. Besonders neugierig bin ich natürlich auf die Programmierung in funktionalen Sprachen. Ich möchte Scala und Clojure nutzen. Scala ist eine Hybridsprache, die versucht objektorientierte und funktionale Programmierung zu verbinden. Sie verschafft mir vielleicht einen sanften Einstieg und Übergang. Scala ist auch eine statisch typisierte Sprache mit Typinferenz. In dieser Hinsicht ähnelt es Haskell. Clojure ist ein moderner Lisp-Dialekt. Es ist daher dynamisch typisiert und hat eine fremdartige Lisp-Syntax. Ich bin mit beiden Sprachen nicht vertraut, so dass ich hier einige Überraschungen erwarte. Scala und Clojure sind JVM-Sprachen, d.h. sie compilieren zu Java-Bytecode, können Java-Code rufen und von Java-Code gerufen werden. Man spricht auch von Java-Interop. Das ist interessant, weil es in der Regel nicht sinnvoll ist, eine komplette Anwendung funktional zu implementieren. Insbesondere GUI-Code ist in hohem Maße zustandsbehaftet, was nicht so gut zum funktionalen Programmierparadigma passt. (Diese Aussage muss man heute eigentlich relativieren, z.B. weil es heute mit Elm eine funktionale Sprache für die Entwicklung von Web-Frontends gibt.) Daher wird das UI der Anwendung klassisch objektorientiert in Java implementiert, aber unter der Haube werkeln Optimierer in Java, Scala und Clojure. Schreibwerkzeuge Günstig war, dass ich mir vor Weihnachten Zeit genommen habe, mich in Latex einzuarbeiten und mir eine Dokumentenvorlage zu machen. Das war ein Stück Arbeit und hat mich z.T. auch bei der Bearbeitung meiner letzten Module ausgebremst. Allerdings ist es jetzt sehr schön, dass ich mich aufs Schreiben konzentrieren kann, statt mir über das Layout Gedanken zu machen. Ich würde also jedem empfehlen, sich mit diesem Thema VOR der Bachelorarbeit zu beschäftigen. Sich während dem Schreiben gleichzeitig in Latex einzuarbeiten, dürfte mühsam und ablenkend sein. Viele Hochschulen bieten Dokumentenvorlagen zum Download an. Das ist natürlich komfortabel, weil man im Idealfall einfach losschreiben kann. Solche Vorlagen sind aber auch für Studierende anderer Hochschulen interessant, weil man sich etwas abschauen kann. Auch meine eigene Hochschule bietet im Rahmen des Moduls "Wissenschaftliches Arbeiten" so eine Vorlage. Die ist allerdings recht allgemein und auch nicht mehr ganz aktuell, so dass sie noch angepasst werden muss. Ich fand das aber zu schwierig, ohne Latex grundsätzlich zu begreifen. Für meine ersten Schritte hilfreich war das Buch "Wissenschaftliche Arbeiten schreiben" von Joachim Schlosser. Ganz alleine hätte das für die Erstellung meiner Vorlage nicht gereicht, aber es vermittelte mir ein Grundverständnis, das mir weitere Recherchen über das Netz erleichterte. Zum Schreiben verwende ich Atom mit entsprechenden Latex-Plugins. Atom arbeitet schön mit Git zusammen, das ich für die Versionskontrolle nutze. UML-Diagramme erstelle ich meist mit UMLet. Eine Literaturverwaltung wie Zotero oder Citavi erschien mir bislang übertrieben. Bislang ist alles in einer einfachen BibTEX-Datei. Ich habe probiert, meine Einträge mit JabRef zu editieren, fand das aber gar nicht komfortabler, weil manche für mich relevante Felder über mehrere Tabs verteilt waren, so dass ich mehr mit "Mausschubsen" als mit Schreiben beschäftigt war. Möglicherweise könnte man sich das anders konfigurieren, aber ich komme mit einem einfachen Texteditor eigentlich gut zurecht. Allerdings werden es allmählich mehr Quellen. Vielleicht muss ich das mit der Literaturverwaltung also noch einmal überdenken. Lohnen dürfte sich das vor allem für Schreibende, die regelmäßig wissenschaftliche Arbeiten verfassen. Fazit Insgesamt macht die Arbeit an der Bachelorarbeit viel Spaß. Es ist schön, nach vielen Jahren des angeleiteten Lernens ein eigenes Thema recherchieren und einer eigenen Idee folgen zu können. Wichtig ist natürlich der Austausch mit dem Erstbetreuer, der diesen Prozess zurückhaltend begleitet. Ich werde in Abständen wieder berichten.
  3. Gleich vorweg: Ich studiere nicht mit OnCampus, kann hier also keine Einblicke aus Teilnehmersicht zum Besten geben. Mir scheint, dass OnCampus Verbundstudiengänge anbietet, die also von verschiedenen Hochschulen gemeinsam entwickelt und durchgeführt werden. Wenn Du Dir das Modulhandbuch des Studienganges runterlädst, werden als Modulverantwortliche Professoren verschiedener FHs genannt. Du musst aber an irgendeiner Hochschule konkret eingeschrieben sein, denn irgendwer muss ja am Ende Deine Bachelorurkunde ausstellen. OnCampus scheint die gemeinsame Plattform zu sein, über die die Verbundhochschulen ihr gemeinsames Studienangebot präsentieren. Vermutlich wird auch die Lernplattform gemeinsam betrieben. Der Vorteil für dich als Studierender wäre dann eher indirekt: Der Aufwand für Entwicklung, Vermarktung und Durchführung eines Online-Studienganges ist hoch. Indem Hochschulen so etwas gemeinsam machen, wird er beherrschbar. Dann kann man nicht nur Fächer mit vergleichsweise hohen Studierendenzahlen wie BWL und Wirtschaftsinformatik anbieten. Ich habe mich mal für den Studiengang B.Sc. Medieninformatik bei OnCampus interessiert. Unter den Wahlpflichtmodulen gab es auch eines zur Programmierung in C++. Das ist aber eigentlich ein Modul der TH Deggendorf (Bayern) und wurde von deren Professor Herbert Fischer entwickelt. Diese Kooperation erweitert also das Angebot an Wahlpflichtfächern. Was ich damit sagen will: Es gibt sehr unterschiedliche Formen der Kooperation zwischen Hochschulen und manchmal kann man bessere Angebote machen, indem man nicht jedes Mal das Rad neu erfindet sondern Ressourcen teilt. So scheint OnCampus zu funktionieren. Dass ich mich damals gegen OnCampus entschieden habe, lag nicht am Studiengang an sich. Ich brauchte aus beruflichen Gründen die Möglichkeit, Prüfungstermine flexibler zu schieben. Und ich wohne in Bayern, was für mich eine vergleichsweise weite Anfahrt zu Präsenzen und Prüfungen bedeutet hätte. Ansonsten finde ich deren Angebot gut.
  4. Beim Humble Book Bundle hab ich schon mal zugegriffen. Bei Manning kann man sich für den einen Newsletter registrieren. Da kriegt man immer wieder Angebote für EBooks zum halben Preis. Apress hat etwas ähnliches. Bei PragProg gibt's seltener solche Aktionen, aber üblicherweise im Juli schon. Es gibt auch von manchen Büchern kostenlose Online-Versionen. Beispiele wären Think Python, Eloquent Javascript, Clojure for the Brave and True oder Learn you a Haskell, um nur ein paar gute zu nennen. Das sind alles einführende Programmierbücher.
  5. Eines unserer Kinder beklagte sich mal nach einer nicht so erfolgreichen Matheklausur (Oberstufe): "Ich habe wirklich sooo viel gelernt. Von jedem Aufgabentyp habe ich eine gerechnet." Mir fiel Mathematik relativ leicht, aber wenn ich das so gemacht hätte, dann hätte ich kein Abi. Ich wundere mich auch, dass es möglich ist, in Deutschland die 11. Klasse einer FOS zu erreichen, ohne im Unterricht einen einzigen deutschen Literaturklassiker gelesen zu haben. Dürfte ja gerne etwas vergleichsweise einfaches sein. So etwas wie Pole Poppenspäler von Theodor Storm wäre mit fast 18 Jahren ja zumindest mal ein Anfang. Da jetzt nur noch knapp ein Jahr allgemeinbildende Schule übrig bleibt, wovon ja ein guter Teil auch für die Prüfungen draufgeht, habe ich mittlerweile die Hoffnung aufgegeben, dass so etwas noch passieren könnte. Ein anderes unserer Kinder (9. Klasse) möchte gelegentlich mal wissen, ob die eine oder andere Aufgabe in einer Matheklausur vom Lehrer korrekt bewertet wurde oder evtl. doch noch ein Punkt rauszuschinden wäre. Ich muss dann sagen, dass ich es leider nicht beurteilen kann, weil ich nicht in der Lage bin, die Schrift zu lesen und dem völlig unkommentierten Lösungsweg zu folgen. Als Erziehende haben wir dazu natürlich unsere Meinung zum Ausdruck gebracht. Leider sagt der Mathelehrer, er könne jede Schrift lesen. Ihm sei völlig egal wie die Kinder schreiben. Ich bin der Meinung, dass am Ende eines solchen Bildungsweges zwar eine formale Hochschulzugangsberechtigung aber keinesfalls Studierfähigkeit stehen kann. Allerdings halte ich es mittlerweile auch nicht mehr für ausgeschlossen, dass dieser Schlendrian inzwischen die Hochschulen erreicht hat. Ich lebe übrigens in Bayern, einem Bundesland, das sich ja gerne selbst auf die Schulter klopft, ein im bundesdeutschen Vergleich noch relativ forderndes Schulsystem zu haben.
  6. Ich halte die Wahl zwischen Informatik und Medieninformatik für weniger wichtig als die Klärung der persönlichen Voraussetzungen und Motivation. Auch Medieninformatik ist zunächst mal Informatik. Da würde ich dem Rat von Memento folgen und schauen, welche Themen dich stärker ansprechen. Das mit dem openHPI-Kurs klingt schon mal ganz gut. Da hast Du dann wahrscheinlich auch kleinere Programmieraufgaben bearbeiten müssen und schon mal Erfahrungen mit dem Fernlernen gesammelt. Als Testlauf nicht schlecht und auf jeden Fall schon viel mehr, als ewig drüber nachgedacht, was man mal müsste und könnte. (So was kennen wir aus dem Forum auch.) In deinem Fall möchte ich meinen ersten Buchtipp "Java lernen mit BlueJ" revidieren. Stattdessen empfehle ich "Informatik: Eine praktische Einführung mit Bash und Python" von Tobias Häberlein. Das sind knapp 250 Seiten. Abgedeckt werden: - Unix/Linux und Umgang mit der Bash (Komandozeile) - Programmierung in Python - Reguläre Ausdrücke (Hat ein bisschen Bezug zur theoretischen Informatik) - Datenbanken und SQL - Web-Programmierung - Nebenläufige Programmierung Damit kannst Du Dir in ziemlich kurzer Zeit einen guten Überblick verschaffen. Die Empfehlung für "Grokking Algorithms" behalte ich bei. Das Ding hat knapp 250 Seiten und liest sich schnell, weil es illustriert ist. Gibt es auch auf Deutsch als "Algorithmen kapieren", aber ich würde wirklich die englische Fassung empfehlen, weil du als Informatikstudentin viel Englisch lesen wirst, selbst wenn alle im Studium verwendeten Lehrbücher auf Deutsch sein sollten. Das Buch geht nicht sehr in die Tiefe, deckt aber verschiedene gängige Gebiete exemplarisch an ganz wenigen grundlegenden Verfahren ab. Das ist auch so ein schönes Buch, um einen Überblick zu gewinnen. Wenn Du das beides selbstständig in angemessener Zeit durcharbeiten kannst und danach Lust auf mehr hast, dann würde ich sagen, du kannst ein Fernstudium Informatik an einer FH wagen. Dann halte ich das auch nicht für so wichtig, ob das nun die IUBH oder ein anderer Anbieter ist.
  7. Da ist leider etwas dran. Dass es Eltern und Schülern schwer fällt, ein fachliches Niveau als gesetzte Marke zu akzeptieren, für deren Erreichung man sich eben abmühen muss, konnte man dieser Tage ja z.B. an der Aufregung ums Matheabitur beobachten. Mehr Weitsicht wäre aus meiner Sicht trotzdem von der Politik zu fordern. Von den Eltern sollte man sie auch erwarten dürfen. Da kann ich auch immer nur staunen, was es heute alles gibt.
  8. Die Informatikstudiengänge der IUBH sind recht jung. Insofern kann eigentlich noch niemand einen Überblick über das gesamte Studium haben. Eine Einschätzung, ob das Studium schwer ist, dürfte dir nicht viel nützen. Leicht ist, was man gelernt und durch Übung gefestigt hat. Leicht ist auch, was zum eigenen Begabungsprofil passt. Leichter fällt das Lernen, wenn man an den Inhalten ein Interesse hat, und regelmäßig (am besten täglich) am Thema dran bleibt. Das sind alles persönliche Erfolgsfaktoren. Ich halte die Klärung von drei Fragen für hilfreich: 1. Sind die Inhalte des anvisierten Studium für dich überwiegend interessant und traust du dir zu, das fachliche Niveau zu erreichen. Dabei helfen können Modulhandbücher mit Literaturangaben. Ich würde empfehlen, vor der Entscheidung für das Studium wenigstens EIN einführendes Lehrbuch durchzuarbeiten. Du wirst viel in der Art lesen müssen, also solltest du checken, ob du dich mit dem "Literaturgenre" anfreunden kannst. Als gute Einführung in die objektorientierte Programmierung empfehle ich gerne "Java lernen mit BlueJ". 2. Du solltest abschätzen, ob du ausreichende Vorkenntnisse hast. Relevant sind hier insbesondere solche, für deren Vermittlung sich Hochschulen (zu recht) nicht zuständig fühlen. Zu nennen ist hier regelmäßig Mathematik. Zwar fangen viele Hochschulen hier noch einmal bei "Adam und Eva" an, aber das ist dann der Schnelldurchgang. Also checken, ob wenigstens die Mittelstufenmathematik noch sitzt. Falls du kein Abitur hast (oder es lange her ist), viel zusätzliche Zeit für die Mathemodule einplanen. Wichtig ist auch Lesefähigkeit im Englischen. Dazu könntest du z.B. ein einführendes fachbezogenes Buch auf Englisch lesen. "Grokking Algorithms" wäre einsteigerfreundlich. Wichtig ist ferner eine allgemein gute Lesefähigkeit. Wenn du z.B. eine ordentliche Zeitung liest, wäre das ein Indikator. 3. Du solltest für dich klären, ob du das Durchhaltevermögen hast, eine anstrengende Sache weitgehend alleine über mindestens drei Jahre durchzuziehen. Ein wohlwollender Partner, der Zumutungen mitträgt, ist gut, leistet sozial und motivational aber nicht das gleiche wie eine Gruppe Mitstreiter, die man täglich sieht. Ein Fernstudium erfordert hohe Eigenmotivation und Selbstorganisation. Indikatoren für diese Eigenschaften könnten z.B. anspruchsvolle Hobbies sein, regelmäßiger Sport, das Spielen eines Instrumentes oder ehrenamtliches Engagement. Also alles, wo man sich selbst zu etwas motiviert, ohne dass ein Vorgesetzter oder eine soziale Gruppe Kontroll- und Erwartungsdruck aufbaut. Wenn du hier drei Häkchen machen kannst, kommt die Auswahl eines passenden Anbieters. Dabei können Erfahrungen aus Teilnehmerperspektive hilfreich sein. Allerdings dürfte es dann um andere Dinge gehen als schwer oder leicht.
  9. Inzwischen liegt mir ein Klausurergebnis vor und ich bin zufrieden damit. Die Korrekturzeit war mit knapp sechs Wochen im von der Hochschule abgesteckten Rahmen. Sonst kann ich gar nicht mehr viel dazu sagen, weil ich inzwischen recht intensiv an meiner Bachelorarbeit schreibe. Mein Kopf ist also voll von anderen Themen und die Klausur Electronic Business scheint mir subjektiv schon lange her zu sein. Über die Bachelorarbeit werde ich an anderer Stelle mal berichten, falls ich Zeit dafür finde.
  10. Wenn ich mir anschaue, mit wie wenig Lernen, Wissen und Können meine Teenager durch die Schule kommen, frage ich mich schon, inwiefern ein Abitur heute noch auf die Aufnahme eines Studiums vorbereitet. (Ich bin ja immer noch der Auffassung, dass das Abitur mehr sein muss als nur ein formales Zugangskriterium.) Herr Alt würde ja dem eigentlichen Studium gerne ein Jahr Studium generale vorschalten, dass dann die Studierfähigkeit herstellen soll. Als Steuerzahler finde ich, dass 12 bis 13 Schuljahre auch heute genügen sollten, um den für ein Studium nötigen allgemeinen Bildungsstand zu erreichen. Wenn sie denn einigermaßen effizient zum Lernen genutzt würden. (Es ist ja nicht so, dass wir früher vor lauter Lernstress keine Freizeit mehr gehabt hätten.) Falls Abiturienten nicht mehr studierfähig sind, soll gefälligst die Schule wieder lernen, angemessene Leistung zu fordern. Und nicht die Uni zur Schule gemacht werden.
  11. Im Falle von COBOL ist eine gute Bezahlung auch angemessen, schon allein als Schmerzensgeld.
  12. In meinem Umfeld erlebe ich immer wieder Leute, die die Vorstellung äußern, "etwas mit Beratung und Coaching" zu machen. Die Tätigkeit wird dabei relativ schwammig umschrieben. Die Berater in spe wollen helfen, eigene Ziele, Stärken und Potentiale zu erkennen, um so den richtigen Weg für sich zu finden. Beratung in diesem Sinne scheint vorauszusetzen, dass die Beratenen vor allem ein Problem damit haben, zu erkennen, wer sie sind und was sie wollen. Wenn ich mich beraten lasse, weiß ich in der Regel schon ganz gut, was ich will. Was mir fehlt sind Erfahrungen über eine erfolgversprechende Art und Weise, es zu erreichen: Technische Kenntnisse, handwerkliche Kenntnisse, rechtliche Kenntnisse, so was in der Art. Ich müsste viele Jahre investieren, um einen Stand zu erreichen wie ein Fachmann in dem jeweiligen Gebiet. Darum bin ich auf Beratung angewiesen. Ich bin eher skeptisch, ob Studiengänge mit einem Schwerpunkt Beratung sinnvoll sind. Vorstellen könnte ich mir so etwas als Aufbaustudiengang, der Fach- bzw. Sachkenntnis in einem Bereich voraussetzt, in dem man beratend tätig sein möchte, und der noch Soft-Skills nachrüstet. Meine Vermutung wäre, dass sich so etwas nicht so gut in einem Fernstudium vermitteln lässt und zumindest umfangreiche Präsenzen erfordern würde, etwa in Form von regelmäßigen Wochenendveranstaltungen oder Seminarblöcken. Für die Verwertung meines Studienabschlusses und für den angestrebten Wechsel des Berufsfeldes, der ja ein Neueinstieg in fortgeschrittenem Alter wäre, könnte ich wahrscheinlich Beratung brauchen. Meine bisherigen Berufserfahrungen waren sämtlich im Bereich Sozial- und Frühpädagogik. Mein angestrebtes Tätigkeitsfeld ist Softwareentwicklung. Ein großes Problem wird mein Alter sein. Daran kann ich nichts ändern. Ein anderes Problem ist, dass es sich um sehr unterschiedliche Arbeitskulturen handelt. Ich vermute, dass die Strategien, mit denen ich mich bislang erfolgreich beworben habe, in diesem anderen Umfeld nicht funktionieren. Hier könnte Beratung hilfreich sein. Zum Beispiel, um besser zu verstehen, wie ein Arbeitgeber im Bereich Softwareentwicklung auf meine Bewerbung schaut. (Vermutlich nicht gerade wohlwollend.) Zum Beispiel, um eine realistische Vorstellung von einem möglichen Einstiegsszenario zu entwickeln. Wo könnte eventuell trotzdem etwas gehen? Wichtig bei einer Beratung wäre, dass ich keinen "Honig ums Maul geschmiert" bekomme. Ich brauche niemanden, der mich motiviert und mir beim Träumen hilft. Ich brauche eher jemanden, der mich auf den Boden der Tatsachen holen kann, weil er die Tatsachen gut kennt. Ich vermute, es gibt zwei Arten von Leuten, die das leisten könnten: 1. Leute, die in diesem Bereich arbeiten und schon oft erlebt haben, wie ein Quereinstieg abläuft. Also Leute mit einer Insider-Perspektive. 2. Leute, die allgemein viel Erfahrung im Bereich Besetzung und Vermittlung von Stellen haben. Also Leute mit einer eher übergeordneten Perspektive. Auf einen Abschluss in irgendwas mit Beratung würde ich dabei keinen Wert legen.
  13. Fakt ist, dass es durchaus nicht wenige Menschen gibt, die ein berufsbegleitendes Studium erfolgreich abschließen.
  14. Richtig ist, dass man wissenschaftliches Schreiben, Techniken der Recherche und auch eine gute Studienorganisation i.d.R. im Studium lernen muss. Das ist etwas, das je nach Vorwissen viel Zeit kosten kann. Es gelernt zu haben, ist unabhängig vom Fach ein Nutzen des Studiums. De facto hat man mehr Zeit zum Lernen, wenn man nebenbei nicht oder nur in überschaubarem Umfang arbeitet. Dieses Privileg dürften vor allem junge Studierende mit gut verdienenden Eltern genießen. Allerdings mangelt es in dem Alter oft noch an der Selbstdisziplin und Selbstorganisation, um diesen Vorteil auch für einen zügigen Studienfortschritt zu nutzen. Das kriegt mancher Berufstätige mit Familie, der nur berufsbegleitend studiert, besser hin. Ich kam mit meinem berufsbegleitenden (pädagogischen) Studium besser zurecht als an der Präsenzuni, weil ich zufriedener damit war, eine richtige Arbeit mit Verantwortung und Gestaltungsspielraum zu haben als nur einen Job. Der Austausch mit Berufstätigen, die in der Praxis stehen, war für mich interessanter als der mit Studierenden. Meine Studienmotivation war höher, weil mir klarer war, wofür ich lerne. Darum kam ich zügiger voran. Motivation, Ziele und Sinn sind eigene Erfolgsfaktoren im Studium. Hier können Berufstätige Vorteile gegenüber solchen Schulabgängern haben, die das Studium noch als Fortsetzung ihrer Schullaufbahn auffassen oder sich über Motivation und Ziele nicht ausreichend im klaren sind.
  15. Im April hatte ich in Aussicht gestellt, hier einmal ein paar Klausurfragen aus einem Proseminar im Fach Philosophie einzustellen. Inzwischen war ich bei meiner Familie zu Besuch und habe auf dem Dachboden meine erste Klausur gefunden. Insgesamt waren es 20 Fragen. Nun dürfte kaum möglich sein, in der knappen Zeit einer Klausur zu 20 verschiedenen Punkten einen eigenen Gedankengang oder gar eine komplexe Argumentation zu entwickeln. Das allein lässt also schon erahnen, dass es doch eher um Wissensreproduktion ging. Ein paar Beispiele: - Was meint Kant mit dem Begriff des Noumenon? - Welches Argument spricht nach Kant gegen die Idee der Unsterblichkeit der Seele? Ich würde sagen, solche Fragen zielen eher darauf ab, stichprobenartig abzuprüfen, ob die Primärliteratur gelesen wurde. Meiner Meinung nach wäre es durchaus möglich, Inhalte des entsprechendes Textes stichpunktartig wiederzugeben, ohne sie eigentlich verstanden zu haben. Dazu ein weiteres Beispiel: "Warum sind nach Kant mathematische Sätze synthetische Urteile?" Meine gültige Antwort lautete: "Obwohl mathematische Sätze analytisch sind, sind doch ihre Grundlagen synthetische Sätze, die vermittels der Anschauungsformen erzeugt wurden. Als Beispiel führt Kant die Addition der Zahlen 5 und 7 an. Gedacht ist nur die Vereinigung zweier Zahlen. Was diese ist, ist in dem Gedanken noch nicht enthalten. Erst vermittels der Anschauungsformen kommt man zum Ergebnis 12. Wenn man größere Zahlen addiert, sieht man leicht ein, dass man der Anschauungsformen bedarf, um die Synthese durchzuführen." Meine Antwort bezog sich auf folgende Textstelle in der Primärliteratur: "Man sollte anfänglich wohl denken, daß der Satz 7+5=12 ein bloß analytischer Satz sei, der aus dem Begriffe einer Summe von Sieben und Fünf nach dem Satze des Widerspruches erfolge. Allein, wenn man es näher betrachtet, so findet man, daß der Begriff der Summe von 7 und 5 nichts weiter enthalte, als die Vereinigung beider Zahlen in eine einzige, wodurch ganz und gar nicht gedacht wird, welches diese einzige Zahl sei, die beide zusammenfaßt. Der Begriff von Zwölf ist keinesweges dadurch schon gedacht, daß ich mir bloß jene Vereinigung von Sieben und Fünf denke, und, ich mag meinen Begriff von einer solchen möglichen Summe noch so lange zergliedern, so werde ich doch darin die Zwölf nicht antreffen. Man muß über diese Begriffe hinausgehen, indem man die Anschauung zu Hülfe nimmt, die einem von beiden korrespondiert, etwa seine fünf Finger, oder (wie SEGNER in seiner Arithmetik) fünf Punkte, und so nach und nach die Einheiten der in der Anschauung gegebenen Fünf zu dem Begriffe der Sieben hinzutut. Man erweitert also wirklich seinen Begriff durch diesen Satz 7+5=12 und tut zu dem ersteren Begriff einen neuen hinzu, der in jenem gar nicht gedacht war, d.i. der arithmetische Satz ist jederzeit synthetisch, welches man desto deutlicher inne wird, wenn man etwas größere Zahlen nimmt; da es denn klar einleuchtet, daß, wir möchten unsern Begriff drehen und wenden, wie wir wollen, wir, ohne die Anschauung zu Hülfe zu nehmen, vermittelst der bloßen Zergliederung unserer Begriffe die Summe niemals finden könnten." Natürlich war es damals mühsam, sich als Schüler des ausgehenden 20. Jahrhunderts mit dem Schreibstil Kants vertraut zu machen und seinem Text überhaupt folgen zu können. Aber ich kann in meiner Antwort leider beim besten Willen keine eigene gedankliche Leistung erkennen. Es hab auch solche Fragen: - Warum ist Kants Philosophie kein Idealismus? - In welchem Sinne ist Kants Philosophie Metaphysikkritik? Hier hätte ich rückblickend vermutet, dass zumindest eine Einordnung in einen breiteren Kontext gefordert war. Meine vollständige Antwort auf die Frage nach der Metaphysikkritik lautete aber zum Beispiel: "Die von Kant abgeleiteten Verstandesbegriffe lassen sich nur auf Dinge der Erfahrung anwenden, ermöglichen also nur Erkenntnis a posteriori. Dies reduziert die Möglichkeit metaphysischer Erkenntnis." Das hat damals genügt. Mittlerweile kommt mir das eher wie ein Frage-Antwort-Paar aus einem Quiz vor. Mag sein, dass es im Seminar lebhafter zuging und dort intensiver und dialogischer mit dem Stoff gearbeitet wurde. Aber benotungsrelevant war doch allein die Klausur. Insgesamt finde ich es rückblickend überraschend, wie stark der Fokus damals auf Wissensreproduktion lag. Ich hatte das so nicht in Erinnerung. Relativierend muss man natürlich anmerken, dass dies Beispiele aus nur einem Proseminar im ersten Semster sind. Nun wurde hier - z.B. von Frau Kanzler - ja ein anderer Anspruch formuliert, was ich auch für richtig halte.
  16. Manche IT-Studiengänge der IUBH sind recht neu. Daher ist es denkbar, dass Module geplant aber noch nicht fertig sind.
  17. Ich studiere zur Zeit Web- und Medieninformatik. Wir haben ein Modul "IT-Recht". Dort geht es darum, welchen Rahmen die Gesetze vorgeben. Wünschen würde ich mir Module wie "Informatik und Gesellschaft", "Ethik und Informatik" oder auch "Geschichte der Informationstechnologie". Also Module, die darauf abzielen, die Themen eines Informatikstudiums in einem umfassenderen Rahmen - historisch, politisch oder moralisch - zu reflektieren. Manche Hochschulen bieten so etwas bereits an. Mir ist klar, dass es schwierig ist, solche zusätzlichen Inhalte im eng gesteckten Lehrplan eines Bachelors unterzubringen. Allerdings finde ich, dass ein Einstieg mit einem Modul von 5 ECTS schon einmal ein guter Schritt wäre, um so ein Thema überhaupt in den gedanklichen Horizont zu bringen.
  18. Ich würde trotzdem mal anfragen, ob das nicht irgendwie möglich ist. Das Konzept halte ich nämlich für ziemlich gut. Ein paar Gedanken zu Deinen Fragen: - Ich habe ein allgemeines Abitur und hatte damals unter anderem einen Bio-LK. Hier muss man sich klar machen, dass Biologie in der Oberstufe doch recht anders ist als in der Mittelstufe. Für mich war Chemie die Naturwissenschaft, die mir schwer gefallen ist. Das war für Biologie nachteilig, denn bei Themen wie Stoffwechselphysiologie, Neurologie und Genetik spielt Chemie eine Rolle. Weil mich Biologie sehr interessiert hat, habe ich in den sauren Apfel gebissen, und nebenbei Chemie nachgeholt. Das hat natürlich den Lernaufwand erhöht. Biologie ist eine spannende Naturwissenschaft und meiner Meinung nach die Mühe wert. - Allgemein würde ich empfehlen, bei der Fächerwahl Deine Wahlfreiheit dazu zu nutzen, Deinen Interessen zu folgen. Mühe wird es in jedem Fall machen. Mir fällt das Durchhalten leichter, wenn ich ein intrinsisches Interesse an den Themen habe. - Ein Urlaub sollte einer Meinung nach schon drin sein. Ich mache ein berufsbegleitendes Studium und fahre auch mal in den Urlaub. - Eine neue Fremdsprache lernen ist per se arbeitsaufwendig. Tägliche Übung ist hier ein Schlüssel, auch wenn an manchen Tagen nur wenig möglich ist. Machbar ist alles mögliche, wenn Du es wirklich willst. Ich meine allerdings, dass es leichter wäre, Deine vorhandenen Russischkenntnisse zu nutzen und lediglich die Schriftsprache nachzurüsten. Wäre das nicht auch ein lohnendes Unterfangen? Ich halte es für unwahrscheinlich, dass Du nach dem Fachabi gut genug Spanisch kannst, um das wirklich praktisch einzusetzen. Dafür dauert ein Fachabi nicht lange genug. Aber wenn Du schon ganz passabel Russisch sprichst und verstehst, kannst Du in dieser Sprache mit dem Fachabi vermutlich ein höheres Niveau erreichen als mit Spanisch. Je höher das erreichte Niveau, umso wahrscheinlicher ist, dass Du die Sprache nachher nutzen und erhalten kannst.
  19. In Bayern gibt es mit Telekolleg eine gute Möglichkeit, die Fachhochschulreife zu erwerben. Kostet auch nicht so viel wie bei privaten Trägern.
  20. In welchem Bundesland wohnst Du denn?
  21. Da mir inzwischen ein Ergebnis der Online-Abschlussklausur vorliegt, hierzu noch ein Nachtrag: Es gab insgesamt 8 Aufgaben, die auf recht verschiedene Themen des Modul abzielten. Zum Teil erschienen mir die Aufgaben recht umfangreich. Allerdings fällt es mir oft schwer, mich kurz zu fassen. Gut möglich, dass andere Studierende hier schneller auf den Punkt gekommen wären. Die Rückmeldungen meiner Tutorin waren differenziert. Sie wären im Hinblick auf die Präsenzklausur für mich sehr wertvoll gewesen. Leider kamen sie dafür zu spät. Das lag aber nicht an meiner Tutorin. Ich hatte die Online-Klausur nämlich am letztmöglichen Termin vor der Präsenzklausur geschrieben, weil ich mit der Bearbeitung des Moduls langsamer vorangekommen war, als ich geplant hatte. Das kenne ich ja schon von Modulen mit BWL-Themen. Jedenfalls war es angesichts des eingereichten Textumfangs klar, dass eine Rückmeldung noch vor der Präsenzklausur unrealistisch war. Für meinen eigenen Lernprozess war das Feedback natürlich dennoch wertvoll. Ein paar Bonuspunkte konnte ich mir erarbeiten und darf so das Ergebnis der Präsenzklausur etwas gelassener erwarten.
  22. Macht ja durchaus Sinn. Sprachen und Frameworks kommen und gehen. Die Konzepte leben ein bisschen länger.
  23. Vermutete Gründe für "Programmieren auf Papier": - Einfachere Prüfungsorganisation. Man braucht z.B. keinen Raum mit Computern. Die Prüfungsaufsicht muss nicht in der Lage sein, eventuelle technische Probleme zu beheben. Papier und Bleistift stürzen nicht während der Klausur ab. - "Bring your own device" wäre eine Alternative dazu, Rechner bereit zu stellen. Aber dann müsste man irgendwie kontrollieren, was die Studierenden an möglicherweise unerlaubten Hilfsmitteln nutzen. Klausuren dauern ja auch nur wenige Stunden. Da ist es ohnehin nicht möglich, etwas komplexeres zu programmieren. Um das zu prüfen, braucht es Projekte oder eben eine umfangreichere eigenständige Arbeit wie die Bachelorarbeit. In Klausuren soll in der Regel soll geschaut werden, ob Grundkonzepte verstanden wurden. Das geht mit Stift und Papier. Manchmal Problematischer ist: Oft entwickelt man Code schrittweise. Ein Snippet schreiben, testen, erweitern, testen... Das geht mit Papier nicht. Da muss man sich vorher Gedanken machen. Wie schon Markus Jung erwähnte, ist das manchmal so gewollt. Ich merke, dass ich mittlerweile so wenig von Hand schreibe, dass das tatsächlich ungewohnt und für mich an Prüfungstagen auch manchmal physisch anstrengend ist. Daher denke ich mir manchmal, dass ich mal an meiner Handschrift arbeiten müsste. Die war leider nie besonders gut, auch weil ich mitten in der Grundschulzeit von lateinischer Ausgangsschrift auf vereinfachte Ausgangsschrift umlernen musste, was mich damals ziemlich verwirrt hat. Meine (natürlich idiotische) Lösung war dann, ab der 5. Klasse Druckschrift zu schreiben. Die war lesbarer, aber ich verzichtete so auf die Vorteile einer flüssigen Handschrift. Leider ist es nicht ganz einfach, daran als Erwachsener zu arbeiten. Es gibt Kaligraphie-Bücher, aber das ist etwas anderes als eine praxistaugliche Handschrift. Und natürlich gibt es Übungsbücher, die sich an Grundschüler richten. Aber ein gutes Lehr- und Übungsbuch für Erwachsene, die mit vertretbaren Aufwand eine gut lesbare, angenehm und schnell zu schreibende Handschrift entwickeln wollen, könnte aus meiner Sicht durchaus eine Marktlücke sein. Ich vermute, dass es in den kommenden Jahren immer mehr Leute geben wird, die die Schule verlassen, ohne eine gute Handschrift entwickelt zu haben.
  24. Dir persönlich dürfte es nichts nützen, aber konstruktive Kritik könnte helfen, die Situation für künftige Studierende zu verbessern. Die müsste natürlich differenziert und auf konkrete Punkte bezogen sein. So etwas wird selten schnelle Änderungen nach sich ziehen, aber wenn viele etwas konkretes sagen und sich daraus ein Gesamtbild ergibt, dann darf man hoffen, dass das bei einer Überarbeitung des Moduls auch verücksichtigt wird. Wennes um die Art und Weise geht, in der Lehrveranstaltungen durchgeführt werden, können Verbesserungen auch schneller möglich sein.
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