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Fernabiturient

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  1. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass mein Erfahrungsbericht hier noch mal ausgegraben wird. 😊 Da das Ganze nun aber auch schon ein Weilchen her ist, kann ich mich leider auch nicht mehr 100%ig an alle Details erinnern. Fakt ist aber, dass hier keinerlei Tricks o.Ä. nötig waren. Ich habe mich auf dem ganz normalen Weg zur Prüfung angemeldet, was völlig problemlos funktionierte. Bei den Probeklausuren hatte ich nachgefragt, ob diese denn verpflichtend seien, da ich darin keinen Mehrwert sehe. Die Antwort lautete sinngemäß "Die Teilnahme wird zur Vorbereitung definitiv empfohlen, auch wenn niemand dazu gezwungen wird." Ich habe mich dann schlicht für keine angemeldet. Wie das heute aussieht, kann ich natürlich nicht sagen. Die Unterschiede zwischen SGD und ILS gab es damals auf jeden Fall schon, da man auch zu der Zeit gerade beim ILS vermehrt gelesen hat, dass die Einsendearbeiten und Probeklausuren absolut verpflichtend wären. Bei der SGD bezweifle ich das allerdings stark und gehe nicht davon aus, dass ich hier ein Einzelfall war. Denn mein "besonders guter Jahrgang" bei einer Durchfallquote von knapp 50% spricht mMn dagegen. Mit solch einer umfassenden und verpflichtenden Vorbereitung halte ich solche Resultate für ausgeschlossen. Edit: Nun ist mir doch noch etwas eingefallen. Bei der Anmeldung erhält man zu jedem Fach eine Auflistung der vom Lehrplan umfassten Themen. Mit seiner Unterschrift bestätigt man dann, dass man diese bearbeitet hat. Auf dem gleichen Weg könnte man sich auch ohne SGD oder ILS zur Nichtschüler-Abiturprüfung anmelden, da das als Nachweis der Vorbereitung ausreichend ist. Die ordnungsgemäße Vorbereitung bestätige ich also letztlich selbst, sodass die Fernschulen keine Einsendearbeiten, Probeklausuren oder Sonstiges dafür benötigen.
  2. Guten Morgen und danke für die Glückwünsche! Ja, im Nachhinein ist man immer schlauer, sodass ich nun natürlich einiges anders machen würde. Dass mein Fall in vielen Dingen eine Ausnahme darstellt und ausdrücklich nicht zur Nachahmung empfohlen wird, ist ganz klar. Die Gefahr, dass andere aus meiner Erfahrung falsche Schlüsse ziehen könnten, war vermutlich der Hauptpunkt, weshalb ich meinen Bericht erst so spät veröffentlicht habe. Bei mir geht es nun mit neuem Elan ins langersehnte Wunschstudium, wofür mein mäßiger Notenschnitt zum kommenden Sommersemester gerade reichen dürfte. Studieren werde ich aber definitiv an einer Präsenzuniversität. Wieso, brauche ich nach meinem Erfahrungsbericht zum Fernabitur denke ich nicht zu erläutern.
  3. Hallo zusammen! Lange habe ich überlegt, ob ich diesen Erfahrungsbericht wirklich schreiben sollte. Denn nachdem ich mich in euphorischer Stimmung bereits unmittelbar nach den Prüfungen im Forum registriert hatte, fehlte am Ende dann wohl doch noch die endgültige Überzeugung. Nun, nachdem einige Monate ins Land gegangen sind, und ich zu der nervenaufreibenden Zeit ein wenig Abstand gewinnen konnte, möchte ich meine Erfahrungen anderen aber doch nicht vorenthalten. Gerade in Anbetracht dessen, dass ich - speziell in der Zeit vor den Prüfungen - so ziemlich jeden Erfahrungsbericht im Netz verschlungen habe, ist mir die hohe Bedeutung aktueller Erfahrungen durchaus bewusst. Ich selbst war durch selbige, die meist ewige Jahre zurücklagen, teilweise ein wenig verunsichert und hätte mir hier und da gerne einen aktuellen Bericht gewünscht. Genau diese Lücke versuche ich mit meinen Erfahrungen nun schließen zu können. Der ein oder andere wird sich wohl fragen, was mit "ein etwas anderer Erfahrungsbericht" gemeint sein mag. Dies möchte ich gleich zu Beginn aufklären: Mein Bericht richtet sich vor allem an diejenigen, die ihr Ziel bereits aus den Augen verloren haben. Diejenigen, die mit Blick auf den Berg zu bearbeitender Lernhefte am liebsten resignieren würden oder selbiges bereits getan haben. Es ist keine der schönen "Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg"-Erfolgsgeschichten, sondern ein ehrlicher Erfahrungsbericht einer der vielen vielen Fernabiturienten, die vermutlich irgendwo in der Dunkelziffer der Abbrecher verloren gehen. Aber nun zu mir: Ich, männlich, Mitte 20, habe bis zum Beginn der Oberstufe 2008 ein staatliches Gymnasium in Hessen besucht. Zu den guten Schülern habe ich wohl zuletzt in der Grundschule gezählt, sodass ich das Gymnasium irgendwo im Mittelfeld durchlaufen habe. Mit Beginn der 11. Klasse - als kleine Randnotiz: zu meiner Zeit schrieb man die Abiturprüfungen noch in der 13. Klasse - wurde ich von einigen privaten Problemen heimgesucht. Meine Anwesenheit sank rapide, parallel dazu mein schulisches Interesse. Ab dem zweiten Halbjahr hatte beides mehr oder weniger den Nullpunkt erreicht, sodass mir die Versetzung letztlich verdientermaßen verwehrt blieb. Im folgenden Schuljahr sollte dann aber alles anders werden. Ich wäre nicht mehr das schwarze Schaf, das zwar namentlich auf der Liste der Kursteilnehmer zu finden, aber nie anwesend war. Der Teufelskreis eines chronischen Schulschwänzers schien durchbrochen. Ein Trugschluss, wie sich nun zeigen würde. Ich muss dazusagen, dass es mir wohl nie am Intellekt gemangelt hatte, sondern schlicht und ergreifend an Ehrgeiz und Motivation. So zeigte auch dieses Schuljahr wieder meine latente Neigung zum Schulschwänzen. Gelegentliches Nichterscheinen mündete nahtlos in dauerhaftes Fernbleiben, sodass das Schuljahr bereits nach den Herbstferien mit einer einschneidenden Entscheidung beendet war: Ich nutzte meine frisch gewonnene Volljährigkeit für die, im Nachhinein betrachtet, größte Fehlentscheidung meines jungen Lebens, die Abmeldung vom staatlichen Gymnasium. Eine völlig unüberlegte Entscheidung, die ich aus der aussichtslosen und mir sehr unangenehmen Situation des chronischen Schulschwänzens gegen jeden Willen meiner Eltern und Freunde getroffen habe. Meine Situation damals schien ziemlich aussichtslos. Motiviert war ich nach wie vor nicht, genauso fehlte es mir an einem allgemeinen Plan für die Zukunft. Irgendwas müsste ich aber wohl machen und so brachte mich nach einer langen Zeit der Leere der Tip eines Bekannten auf die Studiengemeinschaft Darmstadt. Hier beginnt nun auch der für die Leser interessante Teil. Ich wollte die Vorgeschichte dennoch nicht auslassen, da es sicher auch den ein oder anderen geben mag, der sich teilweise darin wiederfindet. Meine Anmeldung beim SGD Fernlehrgang Abitur Englisch / Spanisch war damals ein wenig überstürzt. Die Idee, das Lernen ganz von Zuhause erledigen zu können, gefiel mir. Dazu brauchte ich schleunigst etwas Festes, das die Besorgnis meiner Eltern und Freunde besänftigen und mir zugleich eine neue Perspektive schaffen würde. Erfahrungsberichte haben mich damals kaum interessiert, da dieser Weg die einzig reelle Möglichkeit zu sein schien. Das erste Paket der SGD wurde von mir noch mit Interesse und Neugier geöffnet und ein paar kleine Aufgaben habe ich in den ersten Tagen wohl auch noch bearbeitet. Aber auch wenn in mir verloren geglaubte Motivation aufzukommen schien, wollte der Funke letztlich einfach nicht überspringen. Die lange Zeit des Nichtstuns hatte Spuren hinterlassen, sodass mir der Weg zurück, in einen strukturierten Tagesablauf mit konsequenten Lernzeiten, nicht gelingen wollte. So kam es, dass ich die ersten zweieinhalb Jahre bei der SGD schlicht gar nichts tat. Mittlerweile hatte auch der gutgläubigste Freund begriffen, dass ich das Fernabitur höchstens noch alibimäßig betreiben würde, womit der Druck von außen folglich wieder stieg. Ich war an einem Punkt angelangt, an dem ich zwingend eine Veränderung in meinem Leben brauchte. Jahrelanges In-den-Tag-hinein-Leben, kritische Fragen und Stimmen in meiner Familie, eine aussichtslose und ungewisse Zukunft und dazu der Blick auf den Freundeskreis, in dem jeder meiner Freunde so langsam seinen Weg gefunden zu haben schien, brachten mich zum Umdenken. Ich sortierte meine Lernhefte, öffnete die unzähligen ungeöffneten und in der letzten Ecke verstauten SGD-Pakete und stellte das erste Mal einen Lernplan auf. In einem harten Kampf gegen den inneren Schweinehund gelang es mir, mit sehr leicht gesteckten Zielen von anfangs lediglich einer halben Stunde pro Tag, mein Lernpensum auf bis zu vier Stunden täglich zu erhöhen. Doch bereits nach rund einem Monat, der vielmehr weitgehend aus Wiederholungen von Schulstoff aus der Mittelstufe bestand, machte sich mit Blick auf die unzähligen Lernhefte wieder Resignation breit. Als leichter Perfektionist war es mir wichtig, den gesamten Stoff ordentlich durchzuarbeiten, was mir letztlich zum Verhängnis wurde. Zu viel Stoff, zu viel verlorene Zeit, ein aussichtsloser Kampf. Ehe ich mich versah, stand ich wieder am selben Punkt: ich lebte wieder in den Tag hinein und tat schlicht gar nichts mehr für das Abitur. Ein Dreiviertel Jahr später, nachdem die Regelzeit von drei Jahren für den Fernlehrgang bereits überschritten war, entschied ich mich im Herbst letzten Jahres für einen letzten, diesmal sehr radikalen Versuch: Die Anmeldung zu den Abiturprüfungen. Der Ausgang war damals ungewiss, da ich vermehrt gelesen hatte, dass ein Mindestmaß an bearbeiteten Einsendeaufgaben Grundvoraussetzung für eine Zulassung zu den Prüfungen sei. Dies ist definitiv nicht der Fall! Obwohl ich lediglich das erste Lernheft je Fach bearbeitet und die Einsendeaufgaben dazu eingeschickt habe, lief meine Prüfungszulassung problemlos. Mein Intention war ziemlich simpel: Ich wollte mir eine Frist setzen, ein festes Ziel. Es war mir einfach wichtig, endlich wieder etwas Greifbares vor den Augen zu haben. Eins war in dem ganzen Schlamassel nämlich immer klar: Auch wenn ich meist in Resignation verfallen bin, war das Ziel "Abitur" eigentlich unumgänglich. Zum einen habe ich immer ein Studium angestrebt, wofür das Abitur eben Voraussetzung ist, zum anderen wäre meine berufliche Perspektive mit einer mäßigen mittleren Reife und einer riesigen Lücke im Lebenslauf ohne einen neuen Abschluss ziemlich verbaut gewesen. Es war also an der Zeit, mir endlich Feuer unter dem Hintern zu machen. Wer nun auf die entscheidenen Wende in meiner Geschichte hofft, wird aber wieder enttäuscht. Die anfängliche Motivation nach Erhalt der Prüfungszulassung konnte ich leider wieder nicht entscheidend nutzen. Anstatt die Sache nun endlich anzupacken, machte sich in Anbetracht der äußerst begrenzten Vorbereitungszeit vielmehr Panik breit, sodass ich das Thema „Abi“ weitgehend verdrängte. Oftmals spielte ich stattdessen mit dem Gedanken meine Anmeldung zu widerrufen. Im Spätherbst stand ursprünglich dann erstmal die schriftliche Prüfungssimulation an, welche im Beiheft der SGD als verpflichtend deklariert ist. Meine Anfrage, dass ich die Zeit doch viel lieber mit Lernen verbringen würde und in der Simulation keinen nennenswerten Mehrwert sehen würde, wurde aber damit beantwortet, dass die Teilnahme zwar wünschenswert aber dann doch nicht ganz so verpflichtend sei. Auch wenn ich letztlich nicht daran teilnahm, ist es sicher trotzdem empfehlenswert, sich diese eine Woche dafür Zeit zu nehmen. Dass man die Umgebung kennt, weiß was einen erwartet und vielleicht auch den ein oder anderen Kontakt knüpft, kann meiner Meinung nach sicher nicht schaden. Eines Tages flatterte dann die Zahlungsaufforderung für die Prüfungsgebühren ins Haus und machte mir klar, dass ich mich nun endlich entscheiden müsse. Normalerweise wäre es wohl meine Art gewesen, diesen Brief „versehentlich“ zu übersehen, was dann „leider“ zum Ausschluss aus dem diesjährigen Prüfungsverfahren geführt hätte. Mich abermals billig aus der Affäre zu ziehen, konnte ich dieses Mal aber nicht mit mir vereinbaren. Folglich überwies ich auf den letzten Drücker doch noch die Prüfungsgebühren um den Druck auf mich selbst noch mal zu verstärken. Wenn ich schon nicht die Disziplin aufbringen würde meine Lernhefte zu bearbeiten, sollte ich wenigstens mit der Blöße miserabler Prüfungsergebnisse bestraft werden. Januar und Februar gingen ins Land, ohne dass ich auch nur eine Minute mit meinen Lernmaterialien verbracht hätte. Erst eine Woche vor der ersten schriftlichen Prüfung würde ich dann wohl doch begriffen haben, dass es nun keinen Ausweg mehr gebe. Gänzlich unvorbereitet in die Prüfungen zu gehen wäre nun aber auch nicht meine Art gewesen, sodass ich mich die wenigen Tage zumindest an einer Art von Schadensbegrenzung versuchte. Zusammengefasst hatte ich letztlich rund einen „vollen Tag“ je Schulfach für drei Jahre Schulstoff und Prüfungsvorbereitung aufgebracht. Eine Tatsache, bei der man höchstens noch mit den Augen rollen kann. Aber so war sie nunmal, meine Ausgangslage, mit der ich an einem Freitag Morgen zur ersten Prüfung fuhr: Englisch, Leistungskurs, schriftlich: Mit großer Nervosität stand ich nun also das erste Mal vor dem Gebäudekomplex der Studiengemeinschaft Darmstadt. Eine Beruhigungszigarette noch und dann „Augen zu und durch“. Das Bild der anderen Prüflinge war für mich erstmal eine große Überraschung: denn ganz entgegen meiner Erwartungen, lag der Altersdurchschnitt gefühlt bei jungen 20 Jahren. Die Stimmung unter den Prüflingen war jedenfalls angenehm und herzlich. Auch wenn sich die Leute untereinander höchstens von diversen Seminaren kannten, kam allgemein ein gewisses Gefühl von Zusammenhalt auf. Als der Prüfungsaufseher in der Raum kam, wurde es dann langsam ernst. Aber auch er, genauso wie Herr W., der für die Organisation der Prüfungen zuständig war und anfangs ein paar formelle Dinge erklärte, sorgten für eine angenehme Atmosphäre. Nachdem dann die drei Aufgabenvorschläge ausgeteilt waren, war meine Wahl schnell gefallen. Diese habe ich nämlich gezwungenermaßen bereits vor der Prüfung treffen müssen, da ich - oh Wunder - natürlich keines der geforderten Bücher gelesen hatte. Die freie Textaufgabe wäre in diesem Jahr aber ohnehin nicht die schlechteste Wahl gewesen, von daher konnte ich mich gleich an die Arbeit machen. Lief die Übersetzungsaufgabe noch gut, sollte es sich spätestens bei den freien Texten rächen, dass mein letzter auf Englisch verfasster Text einige Jahre zurücklag. Ich gab dennoch mein Bestes, kämpfe gefühlt im Minutentakt mit meinem Wörterbuch und versuchte bis zur letzten Minute meine Wörterzahl auf die in der Prüfungsinformation empfohlenen 900-1200 Wörter zu bringen. Nach über fünf äußerst nervenaufreibenden Stunden verließ ich schließlich den Raum und tauschte mich noch mit diversen anderen Prüflingen aus. Auf die Frage, wie viele Wörter man denn geschrieben habe, verkniff ich mir in Anbetracht der anderen Antworten von „2200“, „2500“, „1900“, meine lausige, kaum über dem Minimum von 900 liegende Wörterzahl. Dass die Zahl der verwendeten Wörter aber sehr von der Qualität abhängen würde, wie es ebenfalls in der Prüfungsinformation zu lesen war, bestätigten dann auch die Prüfungsergebnisse. Ich konnte meinen Augen kaum trauen, als ich den Brief mit den Prüfungsergebnissen öffnete: 13 Punkte, die wohl beste Note, die ich seit der Mittelstufe in Englisch erhalten habe. Mein Tipp daher ganz klar: Versucht gar nicht erst euren Text in die Länge zu ziehen, denn viel hilft nicht immer auch viel. Viel wichtiger ist es, ein rundes, knackiges Gesamtpaket abzuliefern. Gerade bei Zusammenfassungen läuft man schnell in Gefahr, einen Text in einer Länge zu verfassen, die den Ausgangstext noch übertrifft. Dies sollte unbedingt vermieden werden. Ein gut strukturierter, möglichst fehlerfreier Text ist hier definitiv die halbe Miete. Politik & Wirtschaft, Leistungskurs, schriftlich: Mit gemischten Gefühlen ging es nach dem Wochenende in die zweite Prüfung. Auch hier war die Atmosphäre gut, der anwesende „Aufseher“ ebenfalls sehr freundlich. Politik war immer ein Thema, welches mich sehr interessierte, sodass ich hier als eines der wenigen Fächer, eine den Umständen entsprechend hohe Erwartungshaltung hatte. Meine Vorbereitung, wenn man es denn so nennen mag, konzentrierte sich primär auf die Themen aus Q1. Mit den Aufgaben war ich - abgesehen von einer - weitgehend zufrieden. Etwas ernüchternd das Ergebnis: 6 Punkte. Hier hätte ich meine eigene Leistung doch besser eingeschätzt. Mein Tipp: Wer sich nicht alle Themen in den Kopf prügeln möchte oder kann, ist am besten beraten, wenn er sich auf zwei der drei Q’s fokussiert. Die Aufgabenvorschläge sind nämlich logischerweise so konzipiert, dass jeder Teil irgendwo seinen Platz findet. Ich habe nämlich den Fehler gemacht, mir „von allem ein bisschen“ einzuprägen, was mir letztlich bei keinem der drei Vorschläge wirklich weiterhalf. Wer hingegen zwei Themenbereiche gut kann, wird sicher auch einen guten Aufgabenvorschlag auswählen und bearbeiten können. Deutsch, Grundkurs, schriftlich: Die Prüfung in Deutsch war als die Letzte terminiert worden, weshalb ich selbige auch erstmal ganz hinten anstellte. Mit der viel verbreiteten Aussage „Für Deutsch muss man eigentlich nichts können“ im Hinterkopf, setzte ich mich erst am Tag vor der Prüfung an die Lernmaterialien. Als ich dann aber die Menge an Büchern erblickte, die selbst im Grundkurs vorausgesetzt waren, geriet ich doch ein wenig in Panik. Irgendwie musste ich aber auch hier durch, sodass meine Vorbereitung primär aus dem Auswendiglernen von Buchzusammenfassungen bestand. Nicht ganz falsch, wie die Aufgabenvorschläge am nächsten Tag zeigen würden. Im Gegensatz zu den vorherigen Jahren gab es in diesem Jahr nämlich keine „freie Textaufgabe“ ohne Buchbezug. Ich entschied mich für den Aufgabenvorschlag, für welchen am wenigsten Wissen über Buchinhalte nötig war und ging nach 4 Stunden relativ zufrieden nach Hause. Ergebnis: 10 Punkte und vollste Zufriedenheit meinerseits. Mathematik, Grundkurs, schriftlich: Den ursprünglichen Prüfungstermin in Mathematik hatte ich krankheitsbedingt mit einem mulmigen Gefühl verstreichen lassen. An dieser Stelle muss ich den Umgang der SGD mit Krankheitsfällen ausdrücklich loben. Im Falle dessen, dass ein Prüfling krankheitsbedingt ausfällt, gilt es vor der Prüfung telefonisch abzusagen und zeitnah ein ärztliches Attest vorzulegen. Meine telefonische Absage wurde freundlich und völlig verständnisvoll zur Kenntnis gekommen, sodass ich mich ohne schlechtes Gewissen erholen konnte. Selbst als sich zwei Prüflinge kurz vor der Aufgabenausteilung - vermutlich vor Aufregung - nicht ganz fit fühlten, wurde diesen noch eine kleine Verschnaufpause am Fenster gewährt, bevor sie sich entscheiden mussten, ob sie nun an der Prüfung teilnehmen wollen oder eben nicht. Auch wenn sich „Aufseher“ und Prüfling nicht kannten, vorher wohl auch noch nie gesehen haben und vermutlich auch nie wieder sehen werden, war der Umgang hier wirklich herzlich und verständnisvoll. In den rund 4 Wochen bis zum Wiederholungstermin in Mathematik sah es lerntechnisch bei mir leider wieder düster aus. Erst lag ich rund eine Woche flach, dann fand ich nicht wirklich einen Anfang und endete wie so oft mal wieder erst kurz vor knapp vor meinen Lernmaterialien. Während man in anderen Fächern hier und da auch mit Allgemeinwissen und Co. punkten kann, hilft einem das bei Mathe leider wenig. Da mir klar war, dass ich den Berg an Schulstoff nicht in so kurzer Zeit bewältigen könnte, fokussierte ich mich hauptsächlich auf den in der 11. Klasse damals bereits teilweise bearbeiteten Teil der Analysis. In der Prüfung, die so gut besucht war, dass man meinen könnte, es hätte sich um den Ursprungstermin gehandelt, blieb ich aufgrund der fehlenden Übung ausgerechnet an meiner „Spezialität“, der Analysis hängen. Meine Grundkenntnisse zu den anderen beiden Themenbereichen waren daraufhin dann gänzlich verflogen, weshalb ich am Ende unsicher war, ob es überhaupt für „den einen“ Punkt gereicht haben würde. Letztlich wurden es dann sogar 4 Punkte, was mich in dieser Situation natürlich freute, allgemein aber weit unter dem lag, was ich mit vernünftiger Vorbereitung hätte erreichen können. Für Mathe gibt es folglich nur einen Rat: Üben, üben, üben. In dem Zeitraum zwischen der letzten Prüfung und dem Erhalt der Ergebnisse hing ich ziemlich in der Luft. Ich war mir eigentlich sicher - gerade mit Blick auf die vergeigte Matheprüfung - den schriftlichen Teil nicht bestanden zu haben. Folglich war ich auch hier wieder alles andere als motiviert, auch nur im geringsten an die mündlichen Prüfungen zu denken. Nach Erhalt der überraschend guten Ergebnisse, sollte dann also die Vorbereitung auf die mündlichen Prüfungen beginnen. Ganz im Gegenteil zu den schriftlichen Fächern, wo wirkliches „Fachwissen“ - abgesehen von Mathematik - nur begrenzt nötig war, verhielt es sich im Mündlichen deutlich anders. Der Berg an zu erringendem Wissen und ein Notendurchschnitt aus dem Schriftlichen Teil, der wohl ebenfalls verbesserungswürdig gewesen wäre, bremsten mich hier leider abermals aus. Als dann noch die Hitzewelle über Deutschland hereinbrach, fand ich mich letztlich erneut erst eine Woche vor den Prüfungen an meinem Schreibtisch wieder. Aufgeben konnte ich nun aber auch nicht mehr, sodass ich mich zum zweiten Mal an einer Art Schadenbegrenzung versuchte. Eine Frage, die sich die meisten Prüflinge vor den mündlichen Prüfungen wohl stellen, ist der Punkt, ob wirklich nur die drei angekreuzten Themen, mit denen man sich besonders intensiv beschäftigt hatte, abgefragt werden würden. Diese Frage muss ich in aller Deutlichkeit verneinen, wie die Prüfungen später zeigen sollten. Physik, Grundkurs, mündlich: Meine erste mündliche Prüfung sollte ich in Physik ablegen, einem Fach, das ähnlich wie Mathe, einen Haufen an Wissen verlangte. Ich hatte mich hier doch verhältnismäßig intensiv mit meinen Schwerpunktthemen beschäftigt und das Pflichtziel bei fünf Punkten angesetzt. Ziemlich nervös erschien ich zur angegebenen Uhrzeit vor dem Vorbereitungsraum, in dem sich im Schnitt rund 10 Prüflinge im Zuge der 30-minütigen Vorbereitungszeit mit ihren Aufgaben beschäftigten. Positiv bleibt anzumerken, dass sich die Aufgabe definitiv nach einem meiner Schwerpunktthemen gerichtet hatte. Was daraufhin folgte, hinterließ auf mich im Nachhinein betrachtet aber den ersten negativen Eindruck. Ausgewählt hatte ich bei der Prüfungsanmeldung u.A. das Thema harmonische Schwingungen, welches in Schulbüchern stets an drei Beispielen erläutert wird: dem Federpendel, dem Fadenpendel und dem U-Rohr. Meine Aufgabe bezog sich auf einen völlig anderen Fall, aus dem man - um überhaupt die Aufgabe lösen zu können - zuerst den Bezug zum Federpendel herstellen musste. Weiter handelte es sich um keine Rechenaufgabe, sondern vielmehr um reine Theorie auf Basis von Variablen. Der Schwierigkeitsgrad erschien mir für ein mündliche Grundkursprüfung nicht wirklich gerecht. Die Krönung fand sich allerdings in einem Aufgabenteil, in welchem man den o.g. theoretischen und bisher nicht behandelten Fall anhand einer Differentialgleichung herleiten sollte. Der Punkt der Herleitung einer ungedämpften Schwingung anhand einer Differentialgleichung war zwar Bestandteil meines Schwerpunktes, erschien mir aber in der Vorbereitung aufgrund seiner Komplexität und Schwierigkeit als Prüfungsaufgabe nicht realistisch. Zum einen ist dieser Punkt nicht in der Handreichung zum Landesabitur des Kultusministeriums zu finden, zum anderen werden dort mathematische Zeichen (x zweipunkt etc.) angewandt, die normalerweise erst in naturwissenschaftlichen Studiengängen gelehrt werden. Ein Thema, welches im Internet u.A. als „höhere Ansätze“ beschrieben wird und - zumindest in Hessen - vielleicht im Leistungskurs mal angeschnitten wird. Dass dieses Thema nun also als eine Teilaufgabe einer mündlichen Grundkursprüfung des Nichtschülerabiturs genutzt wurde, erschien mir wirklich alles andere als freundlich gegenüber des Prüflings. Zugute heißen muss ich den Prüfern allerdings, dass sie mich in der Prüfung nicht hängenließen, äußerst freundlich waren und letztlich zumindest drei Punkte aus mir rauskitzeln konnten. Die pessimistisch erwarteten 0 Punkte, bedingt durch meine spärlichen Notizen bei Betreten des Prüfungsraums, die letztlich das Aus bedeutet hätten, blieben mir somit zumindest erspart. Geschichte, Grundkurs, mündlich: Nachdem nun die Physikprüfung meine Zielsetzung völlig durcheinander geworfen hatte, war eine gute Note in Geschichte - besonders mit Blick auf die übrigen Fächer - fast als Pflicht zu betrachten. Ich hatte mich auf meine Schwerpunkte vor allem mit Youtube-Videos vorbereitet, die meiner Meinung nach deutlich effektiver sind als ellenlange Texte in den Lernheften. Nach Erhalt meiner Aufgabe erlitt ich dann aber den ersten Schock: zu behandeln war Hitlers erste politische Rede in einem Zeitraum, der genau zwischen meinen Schwerpunkten lag. Während ich bei den Schwerpunkten also hätte glänzen können, durfte ich mich stattdessen mit dem Anfang des 20. Jahrhunderts beschäftigen. Ein Thema, welches ich vermutlich höchstens in der Mittelstufe mal bearbeitet hatte. Ich hatte mich mit Blick auf meinen Schwerpunkt sehr intensiv mit dem Begriff des Antisemitismus beschäftigt. Eine Bezeichnung, die wörtlich als reine Bezeichnung der Judenfeindlichkeit genau genommen nicht ganz richtig ist. Da auch Hitlers Rede vom Antisemitismus handelte, versuchte ich zu Beginn der Prüfung wenigstens hier mein Wissen, welches doch über das einfache Schulwissen hinausging, gewinnbringend einzusetzen. Hätte ich hierfür vielleicht zwei Minuten gebraucht, wurde ich vom Protokollführer, dem Wohl schlicht die Lust fehlte meine Aussage zu dokumentieren, mit den netten Worten „Sie wollten kurz was sagen, wenn sie so weitermachen, ist die Prüfung gleich rum“ unterbrochen. Auch der Prüfer lies meine Aussage schlicht gänzlich unkommentiert, zeigte wenig Interesse und wollte lieber gleich zu meiner Aufgabe übergehen. Ebenfalls ein Eindruck, der mir ziemlich negativ in Erinnerung bleibt. Ein Aufgabenteil bestand im Herausarbeiten der Unterschiede des Antisemitismus in der Weimarer Republik und Hitlers persönlicher Ansichten. Meine Antworten schienen dem Prüfer nicht ausreichend gewesen zu sein, sodass er wiederholt nach dem größten Unterschied fragte. Nach diversen Antwortversuchen, bei denen ich u.A. das Erbgut erwähnte, entgegnete mir der Prüfer letztlich „Na die Gene“. Ich merkte an, dass ich doch „Erbgut“ geantwortet hatte, was er schlicht mit einem “Nein, haben Sie nicht“ abtat. Ziemlich verunsichert vom bisherigen Prüfungsverlauf lies ich den Rest über mich ergehen. Dass die letzten fünf Minuten mehr oder weniger in einem Privatgespräch zwischen Protokollant und Prüfer endeten - ja, der Protokollant, der mich anfangs aufgrund der ach so begrenzten Zeit noch unterbrach - lies mich ebenfalls nicht mit dem besten Gefühl aus der Prüfung gehen. Immerhin hatte es zum Schluss für fünf Punkte gereicht, was dennoch weit unter meiner Zielsetzung zum Erreichen des Abiturs lag. Religion, Grundkurs, mündlich: Meine Prüfung in Religion fand nur zwei Stunden nach meiner vorherigen Prüfung statt. Extrem verunsichert versuchte ich in der Zwischenzeit im Auto noch mal in Ruhe meine Schwerpunktthemen zu wiederholen. Der Druck war nun aber immens, da ich gerade in Religion und der Spanischprüfung schlechte Noten einkalkuliert hatte. Von starker Nervosität geplagt nahm ich meine Aufgaben entgegen und machte mich gleich an die Bearbeitung. Positiv ist zu erwähnen, dass diese wiederum meinen Schwerpunktthemen entsprach. Leider war der zu behandelnde Text aber einer von der, von mir sehr ungeliebten, sehr alten Sorte, die sich trotz mehrfachen Lesens nur schwer verstehen lassen. Bedingt durch die missglückte Geschichtsprüfung, die hohe Nervosität und den schwer verständlichen Text, setzte dann endgültig das Blackout ein. Ich konnte die Aufgaben nur äußerst begrenzt bearbeiten, hielt eine gute Bewertung für ausgeschlossen und gab schließlich auf. "Es wäre auch einfach zu schön gewesen" dachte ich mir und zog an dieser Stelle einen Schlussstrich. Eine erneute Bloßstellung in einer Prüfung hätte ich nervlich wohl nicht mehr ertragen, sodass ich in die dritte Prüfung mit offenen Karten gehen wollte. Gleich zu Beginn erwähnte ich, dass ich den Text nicht verstanden und die Aufgaben nur bedingt beantwortet hätte. Ich erzählte offen, dass ich mir dieses Jahr keinen großen Erfolg von der Prüfung versprochen hätte, nicht sonderlich gut vorbereitet gewesen wäre und in der Prüfung selbst mehr eine neue Motivation, etwas Greifbares sehen würde, als wirklich das Abitur in diesem Jahr erreichen zu können. Die Prüfer zeigten Verständnis, wollten mein Aufgeben so aber nicht hinnehmen und empfahlen mir eindringlich, es doch zumindest zu versuchen. Letztlich stellte sich heraus, dass der Text teilweise gar nicht zu verstehen war und auch durch den Blackout verloren geglaubtes Wissen aus mir rauszukitzeln war. Der herzliche und nette Umgang der Prüfer tat mir nach den bisherigen Erlebnissen sichtlich gut. In der Notenbesprechung wurde mir dann noch mal eindringlich empfohlen nicht so schnell aufzugeben und für die letzte Prüfung in Spanisch noch mal alles zu geben, was ich mir zu Herzen nahm. Ergebnis: 7 Punkte. Spanisch, Grundkurs, mündlich: Völlig geschlaucht von den zwei Prüfungen fuhr ich am späten Nachmittag nach Hause und versuchte für die morgige Spanischprüfung noch mal meinen Kopf zu sortieren. Ich hatte mich für die letzte Prüfung bisher überhaupt nicht vorbereitet, da ich hier ohnehin nur einen Punkt angepeilt hatte und gar nicht wusste, wo ich hätte anfangen sollen. Da mir am Abend nur noch der Kopf dröhnte, legte ich mich früh ins Bett und wollte am Morgen vor der Prüfung noch ein paar Grundlagen wiederholen. Spanisch hatte ich am Gymnasium während der Mittelstufe belegt, was gezwungenermaßen ausreichen musste. Am Morgen fand ich so kurz vor der letzten Prüfung aber wieder keinen klaren Gedanken, sodass ich mich gleich auf den Weg nach Darmstadt machte, um es endlich hinter mich zu bringen. Eins vorweg: Die Horrorstories, die man im Internet zu der Spanischprüfung an der SGD liest, entsprachen zumindest in diesem Jahr nicht ansatzweise der Realität. Mein Ziel war in jedem Fall „der eine" Punkt, der mir zumindest die Fachhochschulreife gesichert hätte. Der Bestfall wären allerdings fünf Punkte gewesen, die das Bestehen des mündlichen Prüfungsteils und somit die allgemeine Hochschulreife bedeuten würden. Die Themenliste samt Schwerpunkte wurde in Spanisch nicht beachtet. Eher hatte es den Anschein, als wäre hier eine Aufgabe für sämtliche Prüflinge entworfen worden, was scheinbar auch in den letzten Jahren der Fall war. Der ausgehändigte Text bezog sich auf die Jugendarbeitslosigkeit in Folge der Wirtschaftskrise in Spanien und war weitgehend in einfachem Spanisch formuliert. Schwierige Begriffe wurden zusätzlich am Seitenrand übersetzt! Mit gutem Gefühl und den fünf Punkten vor Augen machte ich mich an die Beantwortung der Fragen. Die Prüfer waren allesamt sehr nett und herzlich und baten mich, mich erstmal auf Spanisch vorzustellen. Nachdem ich eine kleine Textpassage vorgelesen hatte, wurden Punkt für Punkt die Aufgaben in Form eines Gesprächs durchgegangen. Fehlte einmal das passende Wort, wurde mir seitens der Prüfer auf die Sprünge geholfen, sodass ein weitgehend flüssiges Gespräch entstand. Ich war mit meiner Leistung zufrieden, die Prüfer auch, sodass ich mit satten 11 Punkten bewertet wurde. Was mich letztlich aber doch sehr wunderte, waren die auffällig vielen, teilweise vernichtenden Berichte im Internet. Gerade in einem Bericht, in dem ein Prüfling, der selbst zwei Jahre in Spanien gelebt haben soll, dringend von Spanisch als Prüfungsfach abrät, sollte man nicht selbst längere Zeit im spanisch-sprachigen Ausland verbracht haben, überschneidet sich der Ablauf (Vorstellen, Vorlesen, Aufgaben beantworten) doch auffällig. Wenn hier wirklich mehr als ein Drittel der Prüflinge damals mit 0 Punkten bewertet wurde, dann wohl auch zurecht. Denn auch in diesem Jahr gab es zumindest einen Prüfling, der nach eigener Aussage kein Spanisch könne, Spanisch aber als Prüfungsfach gewählt hatte. Dass hier kein Gnadenpunkt verteilt wird, kann man nun wirklich nicht kritisieren. Es ist sicherlich sehr sehr schwer, eine ganze Sprache nur auf eigene Faust zu erlernen. Wer aber zumindest Grundlagen in Spanisch vorweisen kann, wird hier definitiv nicht abgesägt. Rücksicht auf diese Tatsache wird in der Prüfung auf jeden Fall genommen, weshalb sich hier niemand vor fürchten braucht. Nach einem Auf und Ab und einer sehr nervenaufreibenden Prüfungsphase, die ich zwischenzeitlich bereits aufgeben hatte, war es nun doch erreicht: das Abitur. An den Feierlichkeiten nahm ich natürlich teil, nachdem mich mein Spanischprüfer noch mal speziell dazu eingeladen hatte. Bei ausgelassener Stimmung wurden erst Fotos gemacht, die die erfolgreichen Abiturienten kurz nach den Prüfungen kostenfrei gedruckt und auf CD zugesandt bekommen haben. Anschließend wurden feierlich die Abiturzeugnisse überreicht, bis der Tag bei Kuchen, Snacks und Getränken, zusammen mit diversen Prüfern ein nettes Ende fand. Von - wenn ich mich recht entsinne - 124 Prüfungsteilnehmern im Jahr 2015 haben letztlich 67 bestanden. Die Durchschnittsnote lag bei 2,6. Dass hier noch explizit erwähnt wurde, dass es sich um einen guten Jahrgang handelt, macht den Schwierigkeitsgrad des Fernabiturs noch mal besonders deutlich. Positiv zu erwähnen bleibt aber in jedem Fall das Ergebnis des besten Prüflings mit einem respektwürdigen Durchschnitt von 1,2. Es ist mir wirklich nicht leichtgefallen, diesen Bericht so offen und ehrlich zu veröffentlichen, da ich weder falsche Hoffnungen wecken, noch Empörung auslösen möchte. Mit insgesamt vielleicht zwei Wochen, die ich letztlich für das Abitur aufgebracht habe, bestanden zu haben, macht mich sicherlich nicht stolz. Ganz im Gegenteil: Ich ziehe meinen Hut vor all denen, die die Motivation und den Ehrgeiz mitgebracht, sich in das Fernabitur reingekniet und mit ganz ganz viel Arbeit das Abitur erreicht haben. Ich für meinen Teil habe aus der Situation heraus das bestmögliche versucht und sicherlich auch Glück mit den Aufgabenvorschlägen gehabt. Für mich schließt sich damit ein Kapitel, dass ich lange Jahre mit mir herumgeschleppt habe, und für das ich bis zuletzt einfach nie das große Interesse aufbringen konnte. Nun richtet sich mein Blick nur noch nach vorne auf das Wunschstudium, bei dem auch bei mir endlich Interesse, Motivation und Ehrgeiz im Einklang sind. Die Message meines Berichtes ist eine ganz einfache und richtet sich an die vielen vielen Fernschüler, die mittlerweile nur noch den Abbruch im Auge haben: Gebt nicht auf und versucht es! Wer aufgibt, hat bereits sicher verloren. Wer es zumindest versucht, gewinnt auf jeden Fall an Erfahrung, wichtiger Erfahrung, aus der sich neue Motivation schöpfen lässt. Es macht einen riesigen Unterschied, ob man nur der anonyme Fernschüler ist, dessen einzige Verbindung zur Fernschule der Versand von Paketen mit Lernheften und die Abbuchungen von Studiengebühren ist, oder man wirklich mal vor Ort einen reellen Bezug dazu bekommt, was man eigentlich anstrebt. Ich bewerte das Fernabitur im Nachhinein jedenfalls mit gemischten Gefühlen, würde es aber definitiv nicht noch mal machen. Was die Studiengemeinschaft Darmstadt betrifft, gibt es hier und da sicherlich noch etwas zu verbessern, keine Frage. Die vernichtenden Urteile im Netz kann ich so aber definitiv nicht teilen. Das Fernabitur selbst ist sicherlich einfach der härteste Weg zur Erlangung des Abiturs, ganz unabhängig vom jeweiligen Anbieter. Man sollte sich auf jeden Fall vorher fragen, ob man der entsprechende Typ dafür ist und die Nachteile gegenüber einer Abendschule o.Ä. in Kauf nehmen kann. Wer aber die nötigen Voraussetzungen mitbringt, wird letztlich auch dafür belohnt. Die Nichtschüler-Abiturprüfung im Allgemeinen halte ich aber für eine wirklich gute Sache. Ich bin nämlich einer derer, die das klassische Schulsystem in Deutschland für längst überholt erachten, da die individuellen Stärken nicht gefördert werden. Es werden Unmengen an Schulstoff vermittelt, die man für eine Prüfung lernt, danach vergisst und in großen Teilen auch nie wieder benötigt. Durch die externen Prüfung wird aber jedem die Chance geboten, ebenfalls den Wissensstand für das Abitur nachzuweisen, unabhängig davon, wie man diesen nun erlangt hat. Für diese Chance bin ich jedenfalls sehr dankbar! Für Rückfragen stehe ich natürlich gerne zur Verfügung. Gruß Fernabiturient
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