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Vica

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Alle Inhalte von Vica

  1. Ui, wie hübsch. Vielleicht noch was für mich übrig?! Hier waren es heute morgen -1 Grad und Nebel wie im schottischen Hochmoor. Frühling geht anders :-(
  2. Diese Art befristeter Stellen gibt's für Psychologen auch - interessant, dass das auch in anderen Branchen so ist. Wünsche dir viel Spaß mit den neuen Erfahrungen :-).
  3. Ich glaube nicht, dass die Hochschulen per se Zeugnisse zurückhalten, bis die Finanzierung durch ist; sowas müsste vertraglich geregelt sein, alles andere erscheint mir fast wie Erpressung - jedenfalls aber nicht seriös. Die Studienleistungen wurden trotzdem abgeleistet, insofern müsste man auch das Recht haben, sich irgendwann einen Leistungsstand einzufordern. Das dürfte auch in irgendeiner Weise an das Hochschulrecht geknüpft sein. Das Rechnungswesen ist in der Regel auch autark vom Rest. Die offene Forderung an den Vertragspartner bleibt ja weiterhin bestehen und kann auch rechtlich natürlich durchgesetzt werden, und die Hochschule ist ja dann nach Zeugnisübergabe nicht machtlos. Vermutlich wird dann mit Inkasso etc. gedroht. Hochschulen werden übrigens mit einem Syndikus zusammenarbeiten oder aber entsprechende Partner-Kanzleien haben, wie viele Unternehmen. Rechtsstreits werden durchaus geführt, mir ist jedenfalls einer bekannt, den die Hochschule geführt hat, da ging's aber um Betrug. Die Hochschule geht auch nicht pleite, wenn sie klagt ;-) Im Zivilprozess zahlt die unterlegene Partei die Verfahrenskosten. LG
  4. Interessant, dass das auch mal jemandem so geht 😁Mein gesamtes Umfeld schwört auf Fotografen, aber ich bevorzuge den Automaten. Da seh ich zwar auch aus wie ein Verbrecher auf der Flucht, aber die Fotografen erwischen irgendwie immer Perspektiven bei mir, die ich irgendwie zwischen Wassermelone und Mondgesicht einordnen. Naja, trotzdem, so oder so: Ich mag gar keine Passbilder. Mich würgt's schon wieder bei der Vorstellung. 😅
  5. Also ich finde den Vorstoß richtig gut 💪 Kann es nachvollziehen, hatte mich während der Klinikzeit im zweiten Jahr auch auf eine Leitungsstelle innerhalb des ärztliches-psychologischen Dienstes beworben und war dann tatsächlich genommen worden. Ich habe auch gehadert, weil ja noch die PP-Ausbildung + viel generelle Belastung auf der Arbeit war. Hätte ja auch zu viel geben können. Dachte aber: Einen Versuch ist es wert und da mir die Situation auf meiner Station ja nicht so gut gefällt, war die Idee: Ich schaffe mir hier einen Ort, an dem ich mehr bewegen kann. Es war wirklich die beste Entscheidung! Darauf blicke ich gerne zurück. Vielleicht wird's bei dir ja genauso. Also ich drücke dir die Daumen! 😄
  6. Wow! Mein Perso läuft auch Ende April ab. Und einen runden Geburtstag feiere ich dieses Jahr auch 😅
  7. Das fühle ich, weil mir und eigentlich allen weiblichen Bekannten das auch so geht. Bei meinem letzten Arztbesuch habe ich es wieder festgestellt. Ich gehe z.B. schon nur, wenn es nicht mehr anders geht und alles versagt hat und wenn's trotz Schonung immer schlimmer wird. . Trotzdem sollte ich mir jetzt wieder anhören, dass trotz zT hohem Fieber nichts los wäre bei mir. Weder sei was im Hals zu sehen (ich habe aber sogar Handyfotos von den eitrigen Belägen), noch was in der Lunge zu hören. "Alles frei". Ich habe dann Druck gemacht, dass ein Labortest gemacht wird. Das wollten sie zunächst nicht, und nur mit Abklärung der leitenden Ärztin da + nachdem ich gesagt habe, dass ich auch im klinischen Berufszweig bin, hieß es dann: Naja, okay, ausnahmsweise... Tests gemacht. Ergebnis: - Streptokokken, die durch die Decke gehen/Scharlach - Influenza B - Lungenentzündung - Mittelohrentzündung Natürlich gab es dann auch eine Antibiose, die reinhaut. Das alles wäre aber gar nicht rausgekommen, wenn ich mich hätte abfertigen lassen. Finde es aber per se sehr unangenehm, mit dem Arzt um Leistungen zu feilschen 🫤 man kann nur zu gut nachvollziehen, wie sich PatientInnen fühlen müssen.
  8. Was gehört zu den größten Herausforderungen beim Arbeiten im ambulanten Bereich, wie bei mir der KJP? Schwieriges Patientenklientel wie fordernde Eltern, die die Heilung innerhalb von 50 Minuten erwarten? Schwer zugängliche Kinder? Eltern- und Kinderwünsche an die Therapie, die unterschiedlicher nicht sein könnten? All das mag unangenehm erscheinen, gehört aber im Grunde dazu wie die Mehrwertsteuer; es gibt aber therapeutischerseits genug Möglichkeiten, sich darauf vorzubereiten. 🧐 Weniger am langen Hebel sitzt man als angestellter Therapeut, wenn der Bereich wegen davongelaufenen Personal ernsthafte strukturelle Probleme bekommt. Nicht nur die Therapeuten wandern ab (ich schätze mal in die Kliniken, wo mehr gezahlt wird), auch das Sekretariat. Nun sind wir eine Arztpraxis ohne eine einzigeN einziGen med. Fachangestellten oder ArzthelferIn. Es ist niemand mehr da, der Patienten begrüßt, Karten einliest, Anträge stellt, (Privat)Abrechnungen erstellt, Arztbriefe schreibt, Rezepte ausstellt etc. Zwar gab es Gespräche mit Bewerbern, aber nichts bleibt länger als 2 Wochen gefühlt. Kein Wunder: Wenn 40-Stunden-Stellen länger unbesetzt sind, summiert sich ganz schön was auf. Wer will in den Job starten, um nur Altlasten abzuarbeiten? Ohne Anlernen btw. Der Chef findet: Dann müssen wir das halt eben selbst hinkriegen. Ich dachte so die erste Zeit: Höhöhö, hold my beer. Denn: Ich arbeite ja noch in einer ambulanten Erwachsenenpraxis (für die Ausbildung) und bin dort ein 1-Mann-Betrieb. Die oben erwähnten Tätigkeiten gehören hier ganz normal dazu. Vielleicht könnte man dazu etwas in die KJP-Praxis einfließen lassen? Tja, also das Thema Termine machen ist nicht so schwer, auch meine Arztbriefe lesen sich gut. Doch es krankt an anderen Stellen. Uns erreichen keine Absagen, keine Terminanfragen, nicht mal die Türklingel hören wir, weil diese nicht an unsere Räume weitergeleitet wird, sondern ins Sekretariat, Lichtjahre von unseren Räumen entfernt. Steht ein Patient vor der Tür, kriegen wir das gar nicht mit. Oft sind wir auch mitten im Gespräch. MedizinischeR FachangestellteR ist nicht umsonst ein Ausbildungsberuf. Von 90% von deren Abläufen haben wir beim besten Willen keinen blassen Schimmer (die anderen 10% machen wir zudem sicher ziemlich holprig) und mal ebenso nebenbei noch Praxisführung, während wir Patienten behandeln klappt einfach nicht. Die Arbeit in so einem Betrieb muss man sich einfach aufteilen. Wem nützt denn ein Klavier ohne Tasten? Dadurch, dass man Patienten vom getürmten Kollegen übernimmt, übernimmt man auch: Den Ärger und Druck der Eltern, dass sich seit Monaten nichts tut, dass es keine Klinikeinweisung gibt, keine Medikation etc. Man hat den Patienten noch nie nie gesehen und steht da, wie der Ochs vorm Berg. Soll aber für alles verantwortlich sein. Gefällt mir nücht. 👎 Für die ambulante Versorgung bzw. die Patienten ist das sicher schon ein Albtraum. Uns droht als Angestellten nun aber auch ein Desaster: Niemand kann die Löhne machen. Man überlegt schon, ob man alte Angestellte mal anklingelt, ob die für ein paar Tage vorbeikommen. Bislang ohne Erfolg. Die Stimmung bei PatientInnen und Angestellten könnt ihr euch vorstellen. Na, hoffentlich steht man Ende des Monats schwarze Zahlen auf meinem Konto. Ich bin in der komfortablen Situation, zwei Jobs zu haben. Nun stellt euch aber die blanke Mehrheit vor, die davon Miete, Strom und Brötchen bezahlt. Aber exakt das droht nun. Die Situation des Personalmangels und der zusammenstürzenden Infrastruktur in Arztpraxen gibt es aktuell fast überall. Wen es interessant, kann hier mal reinschauen: https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Aerzte-in-SH-schlagen-Alarm-Ambulante-Versorgung-in-Gefahr,praxen100.html Tja, mal sehen, wie es so weitergeht. Eine Weile schaue ich mir das schon noch an. Vorab: Der Job ist zum Glück nicht schlecht. Schade um die Rahmenbedingungen. Ich fürchte, darauf kann man eigentlich nur mit reduzierten Arbeitszeiten und Teilschließungen reagieren. Das ist wohl bisher keine Option. Im nächsten Jobleben werde ich Papierkram. Der bleibt wenigstens liegen. 😶 Bleibt gesund & haltet zusammen, LG
  9. Die Alkohol- und Substanzsucht muss man tatsächlich gesondert behandeln. Das käme auch zunächst an erster Stelle, bevor man sich dem tieferen Ziel, der somatoformen Störung, widmet. Im Prinzip so wie du sagst, aber ich würde mich weniger darauf fokussieren, sie "wieder herzustellen". Man würde am Anfang mit ihr Therapieziele vereinbaren, also was sie verändern und am Ende der Therapie erreicht haben will. Im Falle der oben dargestellten Patientin käme dann ganz sicherlich sowas wie "Ich will weniger Schmerzen haben." Das ist allerdings ein unrealistisches Ziel, welches wir nicht wirklich erreichen können. Es wäre dann wichtig, dass sie Ziele formuliert, die sie aufgrund der Schmerzen bisher vermieden hat und die sie selbst auch stören. Es könnte dann z.B. sein, dass sie sagt: - Die Beziehung zu meinem Mann verbessern. - Wieder etwas mit meiner besten Freundin unternehmen (regelmäßig) - Besser mit Gefühlen umgehen, wie z.B. Einsamkeit und Langeweile. - Mehr Genüsse in mein Leben einbauen. Das sind Dinge, an denen man dann wirklich arbeiten kann. Bei jedem Lebensbereich müsste man dann mit ihr überlegen, was trotz der Schmerzen geht. Sie soll ganz kleinschrittig vorgehen und nur so weit über ihre Grenzen gehen, wie sie bereit ist. Man würde dabei aber auch lernen, was gute Methoden sind, mit Schmerzen und Gefühlen umzugehen und welche nicht. Für sie würde das z.B. bedeuten: Weitere Schonung führt auch zu mehr Immobilität. Zu viel zu fordern ist keine Methode, Leute an sich zu binden, eher treibt man sie damit weg. Meine therapeutischen "dazu aditierten" Ziele wären dann: - Steigerung der sozialen Kompetenz - Förderung der Stresstoleranz
  10. Wenn man krank ist, hat man viel Zeit zum Streamen 😄 The Creator auf Disney + : Hab' ich nicht durchgeschafft. Ein Augenschmaus mit brandaktuellem Thema, aber storytechnisch und von den Charakteren her sehr unglaubhaft umgesetzt fand ich - auch für Sci Fi. Schade :-( Nyad auf Netflix: Wie gut, dass "Oscarkandidat" draufsteht, ich hätte sonst wohl eher nicht reingeschaut. 😁Es geht um die real existierende Diana Nyad, die von Kuba nach Florida geschwommen ist. Und zwar mit über 60. Nun gibt's unterwegs ja ein paar Tierchen, die einem dabei gefährlich werden können... Was mir an diesem Film gefiel, war diese Konzentration aufs Ziel, obwohl alle sagen, dass es nicht geht - trotzdem machen. Herrlich 😁Bei dieser Selbstwirksamkeitserwartung kann man sich schon ne Schreibe abschneiden und das auf andere Lebensbereiche übertragen. Die Hauptrolle in dem Film war auch so etwas wie eine benigne Narzisstin mit einigen Kanten. I like! 😄 Die Schneegesellschaft auf Netflix: Da stand ebenfalls Oscar-Kandidat, also reingeschaut. Ein ebenfalls tatsächlich stattgefundener Flugzeugabsturz in den Anden. Minusgrade, Eis + Schnee und der anschließende Überlebenskampf. Und Kannibalismus. Gefiel mir gut, der Film, besonders handwerklich - allerdings wurde mir beim Anblick menschlicher Filetstücke echt 🤢 Die Lüge auf Netflix: Eine Miniserie (mein Lieblingsformat!) aus Schweden um die Ermordung eines Typen durch eine Teenagerin. Stück für Stück wird dann alles in Rückblenden während U-Haft und Prozess aufgeklärt. Fand das Thema wichtig für die KJP. (Lüge ist zudem ein blöder Tiel, suggeriert dass hier jemand Stuss erzählt, aber darum ging es nicht. Die Serie heißt auch im Original anders). Spoiler: Die Serie war gut, was mir aber nicht gefiel die Quintessenz, dass man es nur schafft, wenn man Beweisstücke verschwinden lässt und das Gericht bescheißt. Quicksand auf Netflix ist exakt dasselbe wie die Lüge, nur dass die Täterin diesmal eine Amokläuferin ist. Die Art und Weise der Aufklärung ist deckungsgleich. Eben auch spannend, aber solche Serien bauen große Erwartungen an die finale Auflösung auf. Kann man sich aber mal geben. Viele Klischees über Rich Kids. Aber mit Mini-Serien kann man nicht so viel falsch machen. Was ich auch in solchen Serien sehr seltsam finde sind die Anwälte. Da kommt ein angeblicher Staranwalt als Verteidiger, benimmt sich allerdings wie ein Hanswurst. Im Verlauf des Prozesses findet er dann zu seiner inneren Stärke und wächst schließlich über sich hinaus und "besiegt" den Staatsanwalt (bzw. meistens -anwältin). Naja. 😅 LG
  11. Ich hatte mal eine derart riesige Kohorte für meine Masterarbeit (5000+ Teilnehmer) und habe mich dabei am Datenpool der Hochschule bedient. Schreibst du dein Thema komplett remote, oder bist du in ein Forschungscluster der Hochschule eingeschrieben, innerhalb dessen du auch deine Arbeit schreiben kannst? Bei mir war Letzteres der Fall. Ansonsten würde ich deinen Betreuer fragen, ob er eine Methode kennt, wo und wie man groß angelegt erheben kann. LG
  12. * Die erste somatoforme Patientin hatte ich während meiner PT1-Klinikzeit. Frau S. war, wie die meisten PatientInnen unserer Station, wegen Alkoholexzessen da und befand sich gerade in der Entgiftung. Zusätzlich bekam sie seit Jahren vom Doc Holliday ihres Vertrauens Tilidin (starkes Schmerzmittel) verschrieben, von dem sie jetzt nicht mehr runterkam. Das war aber nicht der Ursprung ihrer Probleme. Sie war über 50, verheiratet und aus finanziell gut gestellten Verhältnissen. Man erfuhr über sie, dass ihre nun erwachsenen Kinder ebenfalls alle recht erfolgreiche Menschen geworden waren. Sie selbst war Hausfrau und war in der Kindererziehung wohl regelrecht aufgegangen. Zu mir kam sie nur, weil der Oberarzt fand, dass es "keine schlechte Idee sein könnte, mal mit mir zu reden", aber direkt Hoffnung auf einen Behandlungserfolg hatte er nicht. Er und sein Chef wanken im Gegenteil schon wieder ab. Patienten wie Frau S. scheinen oft nicht interessant genug zu sein. Ich kenne das aber in anderen Zusammenhängen, dass gerade bei solchen Hausfrauen 50+ einfach nicht mehr vernünftig hingeschaut wird. Frau S. war sehr gut gekleidet und frisiert und ordentlich übergewichtig. Sie atmet sehr schwer, als sie sich bei mir in den Stuhl fallen lässt. Der Entzug macht ihr ganz schön zu schaffen. Sehr sympathisch ist sie nicht; ich empfinde sie als recht fordernd: Sie brauch was zu trinken von mir, bevor es los geht, aber Wasser bitte nur mit Sprudel. Für den Stuhl bitte ein Kissen. Als Nächstes beschwert sie sich über die primitiven Duschmöglichkeiten bei uns. Außerdem: Sie hat sich alles auch so vorgestellt, dass sie bei uns Zahnbürste, Zahnpasta, Duschgel und Haarshampoo gestellt bekommt. Die Pflege hat ihr schon unmissverständlich klargemacht: Wir sind eine geschlossene Station, kein Hotel. Sie müssen ihre Angehörigen bitten, was vorbeizubringen, sonst gibt's halt nix. Das hat Frau S. sehr verletzt, berichtet sie. Generell ist sie sehr, sehr empfindlich - aber das ist typisch bei solchen Störungsbildern: Nervlich sind sie oft überreizt und empfinden daher alles schlimmer. Sie lässt mich nicht zu Wort kommen, bzw. unterbricht mich regelmäßig. Ich merke schon: Zuhören möchte sie nicht so gerne, lieber erzählen. Was auch bedeutet: In ihrem Privatleben bekommt sie vermutlich wenig Raum für ihre Anliegen. Wie es zum Alkohol kam, den sie sich wochenlang reingezogen hat und warum der Mann es nicht mitbekam (?), kann sie sich auch nicht erklären. Mich interessiert mehr das Tilidin und warum sie sich das seit Jahren verschreiben lässt. In Kombination mit Übergewicht habe ich da meistens einen Verdacht und der bestätigt sich schnell: ,,Seit Jahren habe ich unerträgliche Schmerzen", berichtet sie. Im Rücken, in der Hüfte und in den Knien. Die Schmerzen seien nicht auszuhalten. Sogar nachts im Schlaf träume sie von ihnen. Sie kann detailgenau nennen, welche Komponenten sie daran beteiligt sieht: Das Darmbein, das Sitzbein, die Iliosakralgelenk-Blockade, das Acetabulum, Patellaluxation...man merkt: Sie befasst sich sehr viel mit Schmerzstellen. Früher habe sie viel Sport gemacht und getanzt, Größe 36 habe sie getragen, trotz mehrerer Kinder. Dann hätte es angefangen mit einem Bänderriss, der aus dem Nichts kam -> der Schmerz ging nicht weg, kein Sport mehr, Schonung, weitere Schmerzen. ,,Und nun bin ich ein Wrack", meint sie. Eins kommt ins andere: Keiner will mehr etwas mit ihr unternehmen. Wegen der Schmerzen würde nichts mehr gehen. Sie könne nicht länger als 20 Minuten in einem Kinosessel sitzen, danach würden Gelenke und Rücken versteifen. Das Tilidin habe anfangs gut geholfen. Nach Absetzen aber Horror. Und nun nimmt sie es, hat aber trotzdem Schmerzen. Ob man's dann nicht weglassen kann? Lieber nicht, wie schlimm ist es wohl erst ohne? Und der Alkohol? Wie üblich ein Versuch, die Einsamkeit zu bewältigen. Wir besprechen, das so eine Selbstmedikation kosten hat. Genau wie das Tilidin. Das alles kann erst recht krank machen. Ja, was solle sie sonst tun? Die Ärzte nehmen sie nicht ernst, was sie als am schlimmsten empfindet. Niemand finde Ursachen. Alle sagen: Erstmal abnehmen. Das würde aber auch nicht funktionieren, sagt sie. Sie habe alles ausprobiert an Diäten: Geht nicht. Vieles seien ja auch Wassereinlagerungen. Zunächst mal will ich wissen, wie viel Sport oder Bewegung sie überhaupt betreibt -> Keinen. Geht ja auch nicht, stellt sie schnell klar. Ich achte hier besonders drauf, immer alles schön zu validieren. ,,Ich würde auch ungerne Sport machen bei Schmerzen", sage ich. ,,Wenn ich sowas habe, gehe ich gerne ins Wasser. Ich muss nicht gleich Bahnen ziehen. Einfach mal wieder das Gefühl haben, schwerelos zu sein." Geht nicht, sagt sie schnell. Da komme sie nicht mehr raus aus dem Wasser. So wie sie aussehe, sei ihr das auch unangenehm. ,,Wie viele übergewichtige Menschen sind Ihnen denn jemals in Erinnerung geblieben, mal ehrlich?" frage ich. Ja, da muss sie zugeben: Keine. Aber trotzdem würde es nichts: Zu weit weg das Schwimmbad, Autofahren sei nicht mehr drin, wegen der Knie. In den nächsten Tagen stellen wir uns ein wenig die Ei und Huhn Frage. Und erkennen, dass die Tatsache, dass sich alle von ihr abwenden, nicht zwangsläufig mit ihren Schmerzen zusammen hängt. Aber sie hat da etwas diese fordernde Art. ,,Sie haben einen ausgesprochen feinen Geschmack und wissen ganz genau, was Sie wollen. Das ist auch gut, aber ich fürchte manchmal, das das bei anderen Menschen so ankommt, dass man es Ihnen nicht gut rechtmachen kann." Außerdem hat sie aufgrund ihres Rückzugs natürlich nur ein Thema: Schmerzen. Ihr Mann, Workaholic, nie krank, nimmt da sofort Reißaus. Womit wir schonmal herausfinden, warum die Ehe nicht läuft. Das kränke sie besonders, sagt sie. Es würde ihr schon helfen, ab und zu mal etwas Trost zu bekommen. Trost oder überhaupt Aufmerksamkeit? Tja, wenn sie das wüsste, meint sie. In ihrer Kindheit habe sie als Älteste die bettlägerige Mutter liebevoll bis zu deren Tod gepflegt. Und die Geschwister nebenbei erzogen. Wie es ihr damit ging interessierte niemanden. Dann habe sie ihre Kinder bekommen. Das war die schönste Zeit im Leben. Die Schmerzen begannen schon, als die ältesten Kinder auszogen. Mit dem Auszug des letzten Kindes sei es besonders schlimm geworden. Ihre Lebensaufgabe brach sozusagen weg. ,,Das war sicher eine schmerzhafte Erfahrung", sage ich vorsichtig. Vorsichtig deswegen, weil sogenannte somatoforme Patienten sehr empfindlich darauf reagieren, dass es eben die Seele sein kann, die den Körper krank macht. Das liegt oft daran, dass sie an anderen Stellen oft nicht ernstgenommen und für verrückt erklärt wurden. Da der Arzt nichts feststellt, ist die Logik dann oft: Muss vom Kopf kommen, oder noch wertender: Das ist eingebildet. Auch die Verwandten stöhnen oft schon. Vielleicht kennt ihr selbst auch wen in der Familie, der euch schon regelrecht auf die Nerven geht mit seinen Krankheiten oder Befindlichkeiten. Der Schmerz ist aber trotzdem da und für Patienten sehr echt. Wenn sie ins ambulante Setting kommen, haben sie oft noch nicht die Vorstellung, dass die Psyche sozusagen den Körper krankmacht. Sie kommen oft, weil sie lieber über ihren Frust mit Ärzten und Umfeld reden wollen. Tatsächlich geht es dann aber viel darum, Belastungsfaktoren wie Ängste, Einsamkeit, unverarbeitete Kränkungen aufzudecken. Und auch, dass der Schmerz erstmal vermutlich nicht weggehen wird und man schaut, was kleinschrittig möglich ist, um wieder ins Leben einzusteigen, Hobbies und Genüsse zu entwickeln und die Frührente vielleicht noch nicht anzustreben, trotz der Schmerzen. Das ist ein sehr schmaler Grad und nicht immer gelingt es. Das Schonungs- und Vermeidungsbedürfnis ist häufig hoch, oft auch aus verständlichen Gründen. Im Fall von Frau S. war aber besonders hilfreich, ihr mal etwas Raum zu geben - das hat man oft auf Sucht-/Entgiftungsstationen. Seit vielen Jahren hat keine mehr zugehört. Natürlich kann man in den 2-3 Wochen keine somatoforme Störung heilen. Aber wohl sie dafür begeistern, sich danach auf einer somatoformen Stationen behandeln zu lassen. Im Fernstudium waren die somatoformen Störungen zwar ein größeres Thema. Was aber weniger gesagt wurde, dass man die Patienten während der Gespräche schon in die Aktion bringen kann. Ich lasse sie z.B. die Störungsbilder selbst an der Flipchart anmalen und bekräftige sie dann (,,Gut, dass Sie schreiben. Sie haben eine schöne Schrift!"). Oder: ,,Manchmal kann man die Pflege fragen, ob Sie Duschgel mitbringt. Das machen wir jetzt mal zusammen. Wir gehen erst in Ihr Zimmer Geld holen, dann gehen wir zur Schwester und Sie fragen mal." Auf jeden Fall muss man Schmerz immer ernst nehmen und auch, dass er sich für jeden nunmal anders anfühlt. Man kann auch von seinen eigenen Erfahrungen zehren: Vielleicht geht ihr nur dann zum Arzt, wenn es nicht anders geht und kriegt dann trotz dickster Erkältung nur zu hören, dass er im Hals nichts sieht und bei den Bronchien nichts hört. Im Falle somatoformer Patienten heilt die Zeit keine Wunden. Man muss den Grad finden zwischen Mitgefühl und Aktivierung. Und man muss gut Frust und Verbitterung aushalten können. Diese können eine ganz schöne Knacknuss sein. Bleibt gesund & haltet zusammen, LG Titelbild: Ivan Samkov/pexels.com _________ *Dies ist eine kleine Serie über meine Ersterfahrung mit gewissen Störungsbildern aus meiner Klinikzeit, über die ich damals nicht so gerne sprechen wollte. Es sind Störungsbilder und Situationen, die viele beim Wunsch, Psycholog:in bzw. Therapeut:in zu werden, nicht so auf dem Schirm haben. Wenn du Psycholog:in werden willst, denk dran, dass du auch mal damit konfrontiert wirst und mit Patient:innen, die man nicht immer ,,heilen“ kann. Heilung ist auch nicht immer das Ziel. In regelmäßigen Abständen stelle ich euch meine Ersterfahrung mit Störungsbildern vor. Dabei beziehe ich auch mit ein, wie mir das (Fern)studium half. Die Patienten sind dabei oft ein Konglomerat aus verschiedenen Patienten.
  13. Also ich hatte zuerst dieses Modell, spannenderweise auch an einer Schule. Damals hatte ich noch keine Kids, deswegen klappte das gut. Dennoch bin ich irgendwann runter auf Teilzeit-Arbeit und damit besser gefahren, denn irgendwann wollte ich schon mal reine Lern- oder Schreibtage haben. Dieses Modell hatte ich dann im Master und den habe ich in der Regelstudienzeit abgeschlossen. Nebenjob nur 2 Tage. Das kann finanziell unattraktiv sein, aber so lange das Studium zu einem überschaubaren Zeitpunkt abgeschlossen sein wird, war ich bereit, die Abstriche zu machen. LG
  14. Das ist eine spannende Idee! Mich würde noch interessieren, wie ihr folgende Punkte einschätzt: Was wird beim Thema Promotion am meisten unterschätzt? Was sind keine guten Gründe, zu promovieren? LG
  15. Menschlicher Austausch ist für mich eine Sache von zwei Seiten, also es geht nicht nur darum, dass ich auf meine Kosten komme und was Neues lerne. Auch die andere Seite soll aus der Kommunikation mit mir etwas mitnehmen. Abgesehen davon lebt Kontakt zwischen Menschen von sozialer Kompetenz - Einfühlvermögen, Respekt, Kritikfähigkeit, Kompromisse etc. pp. Alles Dinge, auf die ich bei der KI nicht mehr so viel Rücksicht nehmen muss und die damit irgendwann verkümmern. Wobei es natürlich drauf ankommt. Mit dem Chatbot meiner Krankenkasse bin ich z.B. relativ zufrieden, wenn er mir verrät, welcher Tarif für mich am besten ist 😁Aber auch da nehme ich dann ehrlich gesagt wieder eine Situation weniger wahr, in den menschlichen Austausch zu gehen... Das aber nur am Rande. @Thema: Ich könnte mir vorstellen, dass man in Social Media nicht mehr viel Aufwand investieren will, zumal ein KI-Text günstiger ist als ein Social-Media-Angestellter. Fleißarbeit wird in solchen Systemen ja auch eher nicht so belohnt. Und ehrlich gesagt bei diesen Kommentaren unter den Texten sitzt doch der Teufel in der Ecke und lernt. Ich bin aber absolut davon überzeugt, dass qualitativ gute Arbeit durch menschliche kreative Schreiberlinge immer mehr geschätzt werden wird. Im Moment ist KI sowas wie Hänschen's neuer Hammer. Prompt ist ihm die ganze Welt ein Nagel. Ich glaube aber, das wird auch wieder abkühlen. LG
  16. *Können psychische Erkrankungen ohne Zutun des Patienten zum Tode führen? Den gefürchteten psychiatrischen Notfall des malignen neuroleptischen Syndroms finde ich in keinem meiner Studienunterlagen, außer in einem Nebensatz im Master. Auch im Fernstudium habe ich nie davon gehört. Das Krankheitsbild ist relativ selten, so sehr, dass es eigentlich in einer Folge Dr.House dargestellt werden könnte. Dennoch war die Wahrscheinlichkeit, auf unserer Station (Wahnhafte Störungen + Sucht) einer solchen Störung zu begegnen, höher als auf anderen. Denn sie wird von dem ausgelöst, womit man Wahn behandelt, durch eine Nebenwirkung von Neuroleptika. Erstmals mitbekommen habe ich das durch einen jungen Patienten, der so um Anfang 20 gewesen sein dürfte. Herr M. ist wohnungslos und seit Jahren süchtig. Eine Erkrankung mit Schizophrenie (wahnhafte Störung mit Wirklichkeitsverlust, Wahnvorstellungen, überwiegend Stimmenhören, Verfolgungs-/Fremdbeeinflussungsängsten etc.) bestand offenbar seit dem späten Teenageralter. Die Verwandten hatten es nicht mehr ausgehalten und setzten ihn vor die Tür - genau diesen Verlauf hört man enorm oft, insofern war Herr M. nichts Ungewöhnliches bei uns. Der Sozialarbeiter hatte ihm gerade Hoffnung gemacht, dass ein Langzeittherapieplatz in und eine Wohnmöglichkeit in Aussicht stehen könnte; sogar eine Besichtigung hatten die beiden geplant, insofern standen die Zeichen für die Zukunft zunächst mal gut. Insgesamt ein sehr sympathischer, geselliger und eher zurückhaltender Patient (seeehr angenehm auf einer Wahn-Station!) Bei der Chefarztvisite, zu der Herr M. fröhlich gelaunt und vielleicht etwas schüchtern hereinkommt, scheinen der Chef- und der Oberarzt allerdings Signale zu empfangen, die ich und die Assistenzärztin irgendwie nicht auf dem Radar haben. Herr M. sieht gut aus und berichtet gebessertes körperliches Empfinden. Er war erst seit vorgestern hier und gebessertes Empfinden bei fehlender Eigen- und Fremdgefährdung ist ein Grund, die Entlassung zu planen. Pflege, Assistenzärztin + ich hätten eigentlich gedacht, dass der nach dem Mittagessen geht. 🤔 Unsere beiden Chefs sehen das aber offenbar anders, als sie seine Kurve (seine Papierakte) studieren. Sie sehen deutlich besorgt aus. Besonders die Kreatin-Werte des Patienten im Blutbild scheinen ihnen Bauchweh zu bereiten. Immer wieder fragen sie, ob er Fieber hat, was er verneint, er hat auch jetzt keines. Darauf kann ich mir keinen Reim machen, aber Infektionen gibt's natürlich bei uns auch ab und an. Ich denke auch jetzt, dass sie darauf hinauswollen, ob er sich eine Erkältung oder eben Corona (zu der Zeit noch häufig und ein riesiges Problem auf Station) haben könnte. Seine Medikamente setzen sie alle sofort ab, was ich ungewöhnlich finde, weil es ja die sind, die die Schizophrenie behandeln. Ich habe auch noch nie erlebt, dass man sie komplett streicht. Aber auch da denke ich mir nichts dabei. Am Nachmittag desselben Tages ruft der Chefarzt bei mir an. Da die Stationsärztin weg ist, soll ich mit ihm kommen und protokollieren, wir machen eine Zimmer-Visite bei besagtem Herrn M. Sein Zustand hat sich im Laufe des Tages wohl sehr verschlechtert. Als wir im Zimmer ankommen, sieht man den heute morgen noch munteren Herrn M. in seltsamen Verrenkungen auf dem Rücken im Bett liegen. Die Beine sind angewinkelt wie in Sitzhaltungen, die Hände hoch in die Luft gestreckt und an den Handgelenken seltsam verdreht. Herr M. ist bei Bewusstsein, aber antwortet uns nicht, sondern blickt starr geradeaus. Der Chefarzt spricht trotzdem mit ihm und erklärt seine Schritte. Er bewegt Herrn M.s Gliedmaßen hin- und her, sie bleiben jeweils in der Position. Das kenne ich nun wiederum aus dem Studium, das ist ein katatoner Stupor, und der sieht so aus: Das Ganze ist zwar extrem scary, vor allem wenn der Patient alles mitbekommt, sozusagen "gefangen im eigenen Körper". Und ja, es ist wirklich sehr gewöhnungsbedürftig, das mit anzusehen - Menschen verharren normalerweise nicht in solchen unangenehmen Positionen und es wirklich krass, was Erkrankungen mit einem anstellen können. Aber ein katatoner Stupor kommt auf einer Wahnstation häufiger vor, wenn der Patient akut wahnhaft ist. Grundsätzlich gefährlich ist er nicht direkt. Aber: Der Chefarzt hat aber wieder die Temperatur des Patientin im Auge. Sie liegt im relativ ungefährlichen Bereich von 37,2 herum, was aber schon 0,2 Grad mehr sind als am Morgen. Bevor ich gehe, soll ich ihm anrufen und nochmal die Kreatin-Werte durchgeben, was ich auch mache. Von der Pflege erfahre ich später, dass Herr M. bis zum Mittagessen vergleichsweise normal drauf war, aber dann ging es rapide nach unten mit seinem Befinden: Zunächst stärkstes Schwitzen mit unglaublichem Durst. Dann habe er seine Augen nicht mehr bewegen können - das habe Panik verursacht und er sei ,,durchgetickt", habe das Gefühl gehabt, dass die Pflege ihn vergiftet habe. Später habe er dann gedacht, Strahlen aus dem Handy hätten ihn unter Kontrolle. Auch das haben wir seeeeehr oft auf dieser Station. Schließlich bricht er mit Herzrasen zusammen und muss ins Bett, wo er zunehmend mutistisch (stumm) wird und später dann den Stupor entwickelt. Herz-Kreislauf und Schwitzen stabilisiert sich bald, weswegen keiner etwas Schlimmes vermutet. Nur der Chefarzt ist nicht überzeugt, er ordnet eine ganz engmaschige Betreuung an. Als ich Feierabend habe, sehe ich mehrere Pfleger vom Nachtdienst um sein Bett stehen. Am nächsten Morgen erfahre ich, dass Herr M. relativ rasch Fieber entwickelt hat. Er wird als Notfall in ein somatisches Krankenhaus verlegt. Dort kommt er noch bei vollem Bewusstsein an, fällt aber ins Koma. Wenige Stunden später stirbt er. Er ist schon verstorben, als ich den Dienst antrete. Der Oberarzt berichtet, dass Herr M. ein malignes neuroleptisches Syndrom entwickelt hat, im Prinzip eine sehr schwere, seltene Nebenwirkung auf sein Medikament (ein Neuroleptikum). Sobald der Patient erhöhte Temperatur entwickelt, wird es sehr kritisch. Das hatten meine beiden Chefs wohl im Auge gehabt und hatten darum schnell gegengesteuert. Dennoch umsonst. Obwohl die Mortalität dieser Erkrankung nicht so hoch ist (5-22% herum schlimmstenfalls) kommt es leider doch manchmal zum Tod. Vor allem, wenn der Körper zu sehr ausgezehrt ist von jahrelangem Drogenmissbrauch und Leben unter schwierigen Bedingungen. Zwar kannte ich Herrn M. nur am Rande, er nahm keine psychologischen Gespräche wahr. Und doch traf mich damals die Nachricht. Vor allem wegen seiner ziemlich wegen seiner bedauerlichen Vorgeschichte und weil er keine Möglichkeit mehr hatte, gegenzusteuern. Auch das sind also Dinge, die in der Psychiatrie vorkommen können und dessen man sich als klinische:r Psycholog:in bewusst sein muss. Bleibt gesund & haltet zusammen, LG Titelbild: Craig gary/pexels _________ *Dies ist eine kleine Serie über meine Ersterfahrung mit gewissen Störungsbildern aus meiner Klinikzeit, über die ich damals nicht so gerne sprechen wollte. Es sind Störungsbilder und Situationen, die viele beim Wunsch, Psycholog:in bzw. Therapeut:in zu werden, nicht so auf dem Schirm haben. Wenn du Psycholog:in werden willst, denk dran, dass du auch mal damit konfrontiert wirst und mit Patient:innen, die man nicht immer ,,heilen“ kann. Heilung ist auch nicht immer das Ziel. In regelmäßigen Abständen stelle ich euch meine Ersterfahrung mit Störungsbildern vor. Dabei beziehe ich auch mit ein, wie mir das (Fern)studium half. Die dargestellten Patienten sind dabei oft ein Konglomerat aus verschiedenen Patienten und Begebenheiten.
  17. Ich denke, die 4 zu nehmen wäre etwas, was nur kurzfristig für Entspannung sorgt - langfristig ärgert man sich vielleicht doch, sie zerhaut ja doch unweigerlich den Schnitt. Zumal ein Freiversuch doch sicher eine tolle Sache ist und du es ja schon in die Wege geleitet hast :-). Wenn man sich nur verbessern, aber nicht verschlechtern kann, ist das auch eine tolle Sache!
  18. Es gibt einen schönen ZEIT-Artikel dazu, wo ein Psychiater aus der KJP berichtet. Es fasst zwar überwiegend die Situation der Mädels zusammen, aber die stellen hier auch gut 85% der verängstigten Patienten. https://www.zeit.de/zeit-magazin/familie/2023-05/psychologie-maedchen-doppelbelastung-emanzipation-erwachsenwerden Ist aber halt leider nur für Abonnenten und darum fürchte ich, sehen es nicht viele. 😒
  19. Brudi, ARTE auf YouTube ist seit Jahren fast mein einziges Fernsehen 😁 Ich schaue das in der Bahn, im Bett, in der Wanne. Ab und zu mache ich noch ein paar Versuche bei Streaming-Diensten, aber das wird auch immer frustrierender gefühlt. Ich bin auch sehr angetan von der ARTE- Themenauswahl. Schaue sogar Dinge, die mich gar nicht interessieren, das schafft nur ARTE 🥰.
  20. Krankenhaus-Hierarchie, angewandt auf das Beispiel eines gewissen gallischen Dorfes: - Der Assistenzarzt, bissel maskottchenhaft Stationsarzt genannt, hat gerade die Approbation und befindet sich in der Weiterbildung zum Facharzt. Kümmert sich um alle, kann idR ganz gut mit der Pflege und hat oft den besten Zugang zu Patienten. Der zugänglichste Teil der Arzthierarchie. -> Entspricht so ungefähr Asterix und Obelix. - Der Oberarzt ist ein Facharzt, der im Rahmen der Visite natürlich auch Patienten behandelt. Er ist sozusagen der Cheffe der Assistenzärzte und ist ansonsten mit der Leitung eines Klinikbereichs, meistens mehrere Stationen, beschäftigt. Er legt Therapien- und Pflegestrategien fest und übernimmt personelle und wirtschaftliche Entscheidungen, die seine Station betreffen. Kriegt man als Patient seltener zu Gesicht, aber mehr als den Chefarzt. -> Im gallischen Dorf so in etwa die Aufgabe von Majestix. - Der Chefarzt ist fachlicher Leiter, Führungskraft + Manager gleichzeitig. Er steht über dem Oberarzt. Im Rahmen von Visiten auch mal bei Patienten gesehen. Eher nicht so gut greifbar. -> Im Gallien-Beispiel wäre das Cäsar. - Den Klinikdirektor gibt's auch noch. Umgedacht auf obiges Beispiel entspräche der dann Iupiter. (In etwa so "greifbar" ist er dann auch) Es ist also schon etwas komplexer und die Hierarchie ist streng wie bei der Bundeswehr. Zu sagen, dass die im Wesentlichen ja alle Patienten behandeln und sich darum nicht bis wenig unterscheiden, wäre zu sagen, das folgende Gruppen äquivalent sind: - Systemadministration, Programmierer, Hacker und Foren-Admins, weil sie arbeiten mit Computern. - Erzieher, Kinderärzte, Lehrer und Sozialpädagogen, denn sie arbeiten mit Kindern. - Psychologen, Avon-Berater, Bestatter und Diakone, denn sie arbeiten überwiegend mit Menschenkontakt ;-))
  21. In meinem Fitnessstudio gibt es den unfassbaren Luxus, dass die FAZ und die Süddeutsche täglich zum Mitnehmen ausliegen (so lange der Vorrat reicht). Ich selber habe die ZEIT im Digitalabo. Ebenfalls digital abonniert: Die regionale Tageszeitung. Kein journalistisches Sahnestückchen, aber es ist gut, um den Anschluss zu behalten, was städtisch und drumherum so los ist. Ansonsten lese ich bei Bedarf den Guardian sehr gerne (kein Abo). Printausgaben lese ich beinahe nie, wenn dann mal eine taz, z.B. wenn ich wieder von einem Fernzug versetzt wurde. Bei keiner Ausgabe haben wir ein Studi-Abo. Bei der PP-Ausbildung bekommt man solche Vergütungen idR und zudem bin ich bei noch bei der Uni Bern eingeschrieben, die ebenfalls einen Studiausweis mit sich bringt, der Vergünstigungen möglich machen soll. Ich habe es aber nicht weiter versucht, nachdem es schon im Museum + im Schwimmbad daran scheiterte, dass ich über 27 bin 🫡. Abonniert hätte ich diese Medien aber so oder so. Und ansonsten ist mein treuer Begleiter seit mindestens 30 Jahren die Tagesschau um 20:00 - 20:15. Zwischendrin hatte ich auch mal mehr (Tagesschau-Apps, Kolumnen hier, Feuilleton da), aber da bin ich mittlerweile kategorisch. LG
  22. So viel Angst und Schrecken wie in der letzten Woche war in der KJP ja selten unterwegs - und zwar bei allen Patienten von 6-19. Kinder, deren Augen auf Halbmast sind, weil sie seit Tagen nicht schlafen. Kids, die allein im Wartezimmer 5x zum Klo rennen. Tägliches Erbrechen, Nahrungsverweigerungen, depressive Verstimmungen noch und nöcher. Obendrauf: Ebenfalls genervte, entkräftete, keine Empathiereserven-mehr-besitzende, da mit dem Latein am ende seienden Eltern. Selbst die anderen Therapeuten stöhnen schon mit. Der Grund für die Horrorshow an allen Fronten: Es ist hier Zeugniswoche. Morgen werden einem alle schulischen Errungenschaften (und Verdrängungen) in Form von Noten sowie Schulschwänz-Tagen unweigerlich aufs Brot geschmiert. Entkommen unmöglich. Wir haben viele Kombis, u.a.: 1er-Kinder, die mit Angst- und Panikattacken reagieren, weil sie befürchten, irgendwo könnte eine 2 sein. Kinder, die einen glatten 1,0-Schnitt haben und trotzdem unzufrieden damit sind, weil sie die Latte damit so hochlegen. Kinder, die ein gemischtes Zeugnis haben (1,2,3 + 4 ,manchmal auch eine 5 dabei) und sich dafür schämen, als hätten sie einen Schnitt von 6,0. Kids, bei denen das Zeugnis nun über den Gang zum Gymnasium oder Realschule entscheidet. Kids, die relativ gute Noten haben, aber dieser nicht den Erwartungen der Eltern entspricht. Und Kinder, die echt katastrophale Noten haben - wobei es angesichts ihrer Erkrankungen und schlimmen Umstände ein unglaubliches Wunder ist, dass sie überhaupt zur Schule gegangen sind. Der Druck, denn schon Erstklässler mitbringen, ist immens. Dagegen kann man kaum anargumentieren. Die Überzeugungen, nicht zu genügen, sind so betonhart festgefahren, es ist nicht zu fassen - dass man das alles von einem Papier abhängig macht. Aber ich erinnere mich zurück, dass Zeugnisse bei mir auch immer mit Erniedrigung, Scham und dem Druck, andere zufriedenzustellen, verbunden war. Plus die Befürchtung an Bestrafung, blöde Sprüche und natürlich dem Gefühl, dass andere einfach besser sind. Würg. Was kann man da noch machen, so ganz akut? Ich habe mit allen Kids alternative Zeugnisse geschrieben. Da haben wir Dinge reingepackt wie: Humor, Freundlichkeit, Erzähl-Talent, Kreativität, Großartigkeit, Liebenswürdigkeit etc. Erstmal können die Kids sich selbst bewerten. Wenig überraschend werden sie sich hier überwiegend schlechte Noten geben. So kommt man gut an ihren Selbstwert heran. Natürlich sollten hier Bestnoten vergeben werden. Das Ganze geht auch (für Klasse 1-2) als Aufsatz, da es hier ja oft noch keine Noten gibt. So haben sie wenigstens neben ihrem Horror-Zeugnis noch ein schönes dazu und sie können es erstaunlich gut annehmen. Könnt ihr auch mit eigenen Kindern machen oder Neffen, Nichten etc., die ihr kennt. Täte uns vielleicht als Fernstudis auch manchmal gut, uns gute Zeugnisse auszustellen, da wir ja oft auch extrem kritisch mit uns umgehen. :-) Ich stelle da ähnliche Tendenzen fest, unzufrieden mit sich zu sein, wenn etwas über die 1,3 hinausgeht. Bleibt gesund und haltet zusammen, LG Feature Foto: RDNE_Stock_project
  23. Bei Psychodynamische ist es so wichtig, dass man gute Dozenten hat. Die 2 Seminare, die wir dazu hatten, waren bei uns (VT) paradoxerweise mit die besten :-). Unsere ist da so empirisch wie möglich rangegangen, das war schon eine Ausnahmeerscheinung. Ich arbeite auch gerne + oft tiefenpsychologisch bzw. psychoanalytisch basiert oder lasse es mit einfließen :-). Eine Couch habe ich auch 😁 Freud lese ich relativ gerne, nicht wegen der Psychologie, aber wegen seinem Sprachstil :-). LG
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