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forsa-Umfrage von ILS/Euro-FH: Der Fachkräftemangel ist da


Markus Jung

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Über die Existenz eines Fachkräftemangels wird in Deutschland viel diskutiert. Das ILS hat jetzt diejenigen gefragt, die es wissen müssen. Eine repräsentative Studie unter Personalverantwortlichen in Unternehmen ab 150 Mitarbeitern, die forsa im Auftrag des ILS Institut für Lernsysteme und der Europäischen Fernhochschule Hamburg durchführte, kommt zu einem eindeutigen Ergebnis: Acht von zehn Personalern bestätigen, dass die Rekrutierung von Fachkräften in den letzten Jahren schwieriger geworden ist. Große Unternehmen spüren die Folgen dabei besonders deutlich. Während in mittleren Betrieben 76 Prozent der Befragten Auswirkungen des Fachkräftemangels auf ihr Unternehmen bestätigen, sind es in Firmen mit mehr als 300 Mitarbeitern sogar 86 Prozent.

„Der Fachkräftemangel ist ganz klar in den Unternehmen angekommen. Entscheidend ist jetzt, wie diese damit umgehen und welche Maßnahmen sie ergreifen, um weiterhin hochqualifizierte Mitarbeiter zu finden – und langfristig an sich zu binden“, bringt Ingo Karsten, Geschäftsführer des ILS, die aktuellen Herausforderungen auf den Punkt. Acht von zehn Personalern sehen in flexiblen Arbeitszeiten eine Möglichkeit, begehrten Fachkräften den entscheidenden Mehrwert zu bieten. Darüber hinaus bewerten 71 Prozent der Personalverantwortlichen umfassende Weiterbildungsmöglichkeiten als (sehr) wichtig im Wettbewerb um die klügsten Köpfe. Fortbildungsangebote liegen damit nach Einschätzung der Personalverantwortlichen auf einer Stufe mit hohen Gehältern und leistungsbezogenen Prämien. „Unternehmen, die berufsbegleitende Weiterbildungen ermöglichen, gewinnen doppelt“, erläutert Ingo Karsten. „Sie sind attraktiv für engagierte Talente, die sich noch weiterentwickeln möchten – und profitieren gleichzeitig von dem ständig erweiterten Know-how ihrer Mitarbeiter.“ Wer dabei auf Fernlernen setzt, profitiert von der Parallelität von Fernstudium und Beruf. Sieben von zehn Befragten schätzen an dieser Lernmethode, dass neu erworbenes Fachwissen unmittelbar in der beruflichen Praxis genutzt werden kann.

Gezielt die Rahmenbedingungen den Bedürfnissen der Mitarbeiter anzupassen, ist eine weitere Möglichkeit, dem Fachkräftemangel effizient zu begegnen. Insbesondere im Hinblick auf die Arbeitszeiten von weiblichen Mitarbeitern halten 96 Prozent der Personaler die Einführung flexibler Arbeitszeitmodelle für eine geeignete Lösung. So lässt sich zum Beispiel eine frühzeitige Rückkehr aus Elternzeiten realisieren. Diese können darüber hinaus mit Weiterbildungen effektiv überbrückt werden – fast drei Viertel der Personalverantwortlichen sehen darin eine zusätzliche Chance. Insgesamt gilt: Wer rechtzeitig und kontinuierlich in die Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter investiert, wird mittel- und langfristig nicht vom Fachkräftemangel betroffen sein – dieser Ansicht sind 70 Prozent der befragten Unternehmen.

Die repräsentative Umfrage unter Personalverantwortlichen zu verschiedenen Aspekten der berufsbegleitenden Weiterbildung führten das ILS Institut für Lernsysteme und die Europäische Fernhochschule Hamburg (Euro-FH) bereits zum siebten Mal in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut forsa durch. Befragt werden jährlich 300 Personalverantwortliche in Unternehmen mit mehr als 150 Mitarbeitern. Eine ausführliche Darstellung weiterer Studienergebnisse veröffentlichen ILS und Euro-FH im März 2012.

Dieser Beitrag basiert auf einer Pressemitteilung des ILS.

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Der "Fachkräftemangel" ist ja nun eine Sau, die regelmäßig durchs Dorf getrieben wird: von Arbeitgeberverbänden und nun von einem Weiterbildungsinstitut. Die Schlüsse, die aus diesem Fachkräftemangel gezogen werden, sind ein Abbild der Interessenlage desjenigen, der der Wortführer ist. Wer erinnert sich noch an den IT-Kräftemangel von ein paar Jahren, die Greencard für indische ITler und den Spruch "Inder statt Kinder"? Und jetzt ist es das ILS und was schließt es aus den Ergebnissen der Studie? Richtig! Unternehmen müssen in die Weiterbildung der eigenen Mitarbeiter investieren, am besten natürlich mit den Angeboten des ILS.iv

Natürlich gibt es eine demographische Entwicklung, die einen Rückgang der aktiv im Berufsleben stehenden Bevölkerung zur Folge hat. Natürlich braucht Deutschland den Zuzug qualifizierter Arbeitskräfte. Und natürlich müssen sich Mitarbeiter qualifizieren und das ein ganzes Leben lang.

Ebenso müsste aber diskutiert werden, welche Art der Qualifizierung das sein sollte und müsste. Und ein ILS (beispielsweise) müsste dann konsequent sein Angebot durchforsten und all die Studiengänge herausnehmen, die wenig zukunftsträchtig erscheinen oder wo sowieso schon einem begrenzten Arbeitsmarkt neue Bewerber zugeführt werden.

Denn der Fachkräftemangel ist ja nicht in allen Bereichen vorhanden. Wer Geisteswissenschaften (beispielsweise) studiert, der sucht wie eh und je einen attraktiven Job.

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Ich glaube erst an einen Fachkräftemangel, wenn der auch bei den Tagessätzen der entsprechenden Beschäftigten angekommen ist (sprich: Gehälter steigen, Einstiegsgehälter werden höher, Stundensätze bei freiberuflichen Mitarbeitern steigen). Davon ist - zumindest in meinem Teilbereich - nichts zu spüren.

Womit ich mich immer wieder darin bestätigt sehe, dass wir lediglich einen Mangel an BILLIGEN Fachkräften haben ...

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@ Engel912

So sieht's aus. Und damit Unternehmen auch weiterhin aus dem Vollen schöpfen können und weder höhere Gehälter zahlen noch in die Weiterbildung der ach so geschätzten "klugen Köpfe" investieren müssen, werden solche Berichte lanciert. Nach dem bewährten Motto: Eine Hand wäscht die andere. Die Arbeitgeber behaupten, es gebe einen Fachkräftemangel, wodurch sich ILS & Euro FH mehr Kundschaft erhoffen. Im Gegenzug wird einmal mehr der Mythos vom

Fachkräftemangel verbreitet.

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Dem kann ich mich nur anschließen.

So lange weiter über Mindestlöhne diskutiert wird und es Menschen gibt, die staatliche Hilfe benötigen um mit ihrem Einkommen auf Arbeitslosengeld-Niveau zu kommen können der Wirtschaft nicht genug Kräfte fehlen.

Kritisch betrachten muss man meines Erachtens nach auch die Aussage, man müsse flexible Arbeitszeiten für weibliche Mitarbeiter bieten. Was nützen diese, wenn es nicht genügend Betreuungsangebote gibt? Da muss man doch zuerst ansetzen, bevor die Behauptung aufgestellt wird, mit Weiterbildung als Fernlernangebot ließe sich die Elternzeit überbrücken. Und vielleicht gibt es auch Männer und Frauen, die sich in dieser Zeit auf etwas anderes konzentrieren möchten, als Weiterbildung?

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...

So lange weiter über Mindestlöhne diskutiert wird und es Menschen gibt, die staatliche Hilfe benötigen um mit ihrem Einkommen auf Arbeitslosengeld-Niveau zu kommen können der Wirtschaft nicht genug Kräfte fehlen.

O.k., da heißt es dann natürlich: "Das sind eben keine Fachkräfte. Hätten sie mal was Anständiges gelernt ..."

Wichtig ist natürlich, die wahren Motive für das beständige Aufwärmen dieses Märchens (vom allgemeinen Fachkräftemangel) zu verschleiern. Daher heißt es stets, "Deutschland" benötige dringend Fachkräfte. Was unter den angeblich so dringend gesuchten "Fachkräften" zu verstehen ist - sind es nur spezielle Fähigkeiten, die gesucht sind, oder auch ein bestimmtes Alter und Leute, die gerne für wenig Geld arbeiten? -, wird ebenso wenig thematisiert wie die Frage, warum denn die Gehälter in den angeblich betroffenen Branchen nicht steigen.

Genau darum heißt es auch stets, "wir" benötigten dringend Fachkräfte aus dem Ausland. Ärzte z.B., weil in Deutschland ausgebildete Ärzte ja ihrerseits lieber ins Ausland gehen, wo sie mehr verdienen und bessere Arbeitsbedingungen vorfinden. D.h., benötigt werden billige Ärzte, die über schlechte Arbeitsbedingungen nicht klagen. Kommen diese billigen Ärzte aus dem Ausland nicht, müssten sich die Leute an den Schalthebeln vielleicht mal überlegen, deren Arbeitsbedingunen zu verbessern und zur Kosteneinsparung im Gesundheitssystem zur Abwechslung die Gewinne der Pharmaindustrie beschneiden o.ä.

Nur ein Beispiel, aber man sieht daran sehr schön, wo der Hase lang läuft, finde ich.

Siehe: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.363686.de/10-46-1.pdf

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"Hätten sie mal was anständiges gelernt..."?!?

Was ist denn an Einzelhandelskauffrau, Frisörin, oder Kindergärtner nicht anständig? Auch solche Leute sind "Fachkräfte" in ihrem Gebiet und haben ihrem Beruf gelernt. Du würdest dich umschauen, wenn die dich alle aufgrund dieser Aussage nicht mehr bedienen würden!

Auch diese Menschen brauchen wir dringend, es kann und muss nicht jeder Management studieren, wer wäre sonst da um delegiert zu werden?

Über kurz oder lange werden zum Beispiel im Pflegebereich viele neue Arbeitsplätze entstehen. Das ich bei geringem Lohn, schlechten Allgemeinbedingungen und befristeten Anstellungen über Zeitarbeitsfirmen keine Leute finde wird dann wahrscheinlich auch als Fachkräftemangel getarnt. Bei entsprechend attraktiven Arbeitsbedingungen regelt sich das über das Zusammentreffen von Angebot und Nachfrage von ganz alleine.

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"Hätten sie mal was anständiges gelernt..."?!?

Der Satz begann mit: da heißt es dann natürlich: " ... "

Falls Du mich missverstanden haben solltest ...

Du hast aber natürlich Recht. Der Begriff "Fachkraft" an sich ist schon total schwammig formuliert, so wie er gebraucht wird.

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Die Personaler (70%) sind sich also im Klaren darüber, dass sie in Weiterbildungen für ihre Mitarbeiter investieren müssen, wenn sie über genügend Fachkräfte verfügen wollen.

Aber anscheinend machen Sie es nicht, denn sonst würden sie den Fachkräftemangel

nicht in diesem Ausmaß (76-86%) beklagen.

Da stelle ich mir die Frage, wo denn der Fachkräftemangel am größten ist.

Ich spekuliere mal:

- Management

- Personalverantwortliche

- Politik

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