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Gescheitert?


Martina52

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Noch ein paar Grundsatzüberlegungen von mir - ich nehme keinesfalls in Anspruch, dass diese allgemeingültig sein sollen:

Als Lehrerin ist dies auch für mich ein Grundsatz: Ich muss dem Schüler keine Antworten auf seine Fragen liefern, sondern im beibringen, wie er diese selber herausfinden kann.

Heutzutags, mit dem Internet stets in Griffweite ist die Frage "wie komme ich an Information" weniger wichtig geworden. Wichtig ist dafür: "Welche Information brauche ich, was ist wichtig, was verlässlich, was kann ich weglassen, was ist nicht belegt?"

Zu einer Ausbildung gehört genau das: Ich muss lernen, herauszufinden, was von mir verlangt wird. Viele Lehrinstitute (und ich beziehe mich hier nicht nur auf Fernlernen!) machen einem dies nicht grad einfach. Die oben erwähnten Beispiele zeigen dies und ich würde mich über solche unklare Anweisungen etc. auch aufregen. Allerdings: genau so ist das Leben. Es geht immer darum, herauszufinden, was jetzt von dieser Person bei dieser Aufgabe von mir erwartet wird. Das ist oft nicht deckungsgleich mit dem, was ich für sinnvoll halte. Ich finde, ich darf (muss manchmal!) mir dafür erlauben, auch mal "Dienst nach Vorschrift" zu machen - d.h. auch mal ein Buch durchschludern und nur den Minimalanforderungen genügen. Und dafür meine Energie z.B. auf etwas anderes verwenden.

Weiter ist es so, dass heute zwar fast alle Informationen nur einen Click weit entfernt sind. Aber trotzdem muss ich verstehen, ich muss wissen, worum es geht. Zu diesem Zweck muss ich über ein bestimmtes Grundwissen verfügen. Dieses muss immer präsent sein, auch um zu wissen, wie (aufbauende) Informationen einzuordnen sind. Dieses Grundwissen sollte bei einem Abiturienten logischerweise grösser sein als jemandem mit Hauptschulabschluss. Deswegen genügt es für einen Abiturienten meines Erachtensz.B. nicht, nur Rechenmethoden zu lernen - gewisse (nicht alle bis ins Detail) Beweise müssen zumindest verstanden werden. Oder - anderes Beispiel - gewisse grammatische Strukturen muss man im Deutschen kennen, weil dies bei den Fremdsprachen einfach vorausgesetzt wird. Natürlich kann man sowas nachlesen. Aber dann wächst der Zeitbedarf ins Unermessliche.

Zusammenfassend meine ich, dass man als (angehender) Abiturient lernen muss, was man lernen muss.

Man muss lernen, auch mal zu schludern, sich aber seiner Lücke bewusst sein und wissen, warum man gerade da schludert. Man muss auch mal weitergehen, obwohl man noch nicht alles verstanden hat. Man darf seine Lehrer auch mal blöd und schlecht finden, das System daneben. Das stimmt sicher manchmal. Aber man muss lernen, mit solchen Missverhältnissen umzugehen. Und man muss mit der Zeit herausfinden, was man wirklich üben, beherrschen und wissen muss.

Martina, ich kann überhaupt einschätzen, womit genau du nicht mehr zurecht gekommen bist. Für mich klingt es aber so, als ob du immer alles ganz perfekt machen wolltest. Ich glaube, es fällt einem mit zunehmendem Altern nicht mehr so leicht, über Lücken nonchalant hinwegzugehen und trotzdem zu reüssieren (geht zumindest mir so). Nichtsdestotrotz halte ich dies für wichtig!

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Guten Morgen

Markus: sicher sollen die Einsendaufgaben ohne Hilfe aus dem Net gelöst werden - aber die Vorarbeiten? Einfach, um Wissen anzusammeln?

Colibri: diese Arbeit mit dem Vergleich der Häfen - Rotterdam/Hamburg - da habe ich mir auch zusätzliche Informationen aus dem net gezogen - denn alleine mit dem Heft kam man ja garnicht weiter, es gab nichts her.

Rumpelstilz: Danke für deinen tollen Bericht - mit einigen Aussagen hast du den ,,Nagel auf den Kopf getroffen"

Genau so habe ich während meiner Schulzeit gelernt: ich habe immer versucht, herauszufinden, wo ich mehr erfahren konnte - deshalb war mein damaliger Lieblingsaufenthaltsort auch unsere Bibliothek - Net gab es da ja noch nicht. Ich habe Bücher gewälzt, mir Stichpunkte gemacht und dann die Hausaufgaben ausgearbeitet - und ich bin damit - meistens - gut gefahren.

Es war oft schwierig für mich (bei ILS) herauszufinden, was da eigentlich von mir verlangt wird - aber ich dachte eben, auch das sei eine ,,Sache der Übung", und die Anmerkungen in einer korrigierten Einsendaufgabe habe ich auch immer sehr ernst genommen.

Zusammenhänge erkennen können halte ich auch für sehr wichtig - und dabei hilft ein ,,Klick" oft weiter.

Meiner Lücken bin ich mir tatsächlich bewusst - einige habe ich auch - vorerst - hingenommen. Aber du hast recht: ich wollte immer alles perfekt machen - und habe mich damit letztendlich überfordert.

Der Gedanke, eine Lücke letztendlich nicht schliessen zu können - hier besonders in Mathe - war mir unerträglich.

Herzlichst

Martina

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Hallo Martina,

ich bin seit einigen Jahren beim ILS und jetzt in der Prüfungsvorbereitung. Was die Mathehefte angeht kann ich dir erstmal zustimmen, die sind eine Zumutung. ABER: Die Hefte der prüfungsrelevanten Themen sind inzwischen überarbeitet worden (Analysis, Lineare Algebra, Analytische Geometrie). Die Analysis Hefte hatte ich zu dem Zeitpunkt schon fertig, aber LA/AG hab ich noch bekommen und die sind nicht nur um Welten (!) besser, sondern richtig gut. Teilweise sogar leichter zu verstehen als meine liebsten Sekundarliteratur - Bücher. Der wirklich prüfungsrelevante Stoff sollte damit mMn für jeden, der sich halbwegs erfolgreich durch die vorherigen grottigen Hefte kämpfen konnte, zu verstehen sein.

Zum Siebten Kreuz: Das Buch fand ich für den Fernlehrunterricht nicht sonderlich prickelnd, aber privat hätte ich es gerne gelesen. Das ist einfach Geschmackssache, aber ich würde nicht soweit gehen mein Abi an einem 400 Seiten Buch aufzuhängen. Ich kenne Leute die jeden Tag in dem Buch 10 Seiten gelesen haben und gekämpft haben weil es sich natürlich ewig hingezogen hat. Ich hab es auf 4-5 Tage verteilt, damit war das Thema nach insgesamt 1,5 - 2 Wochen auch erledigt.

Es können immer Themen im Abitur, Studium, Ausbildung oder Beruf vorkommen die einem nicht zusagen und die zeitaufwendig sind. Trotzdem finde ich ist die große Kunst sich auch dadurch zu "quälen" um sein Ziel nicht aus den Augen zu verlieren.

Das bezieht sich natürlich nicht nur auf Dich ;), in deinem Fall würde ich tatsächlich dem Rat der Vorredner folgen und erstmal schauen ob das Abi wirklich dein Ziel/Traum ist oder ob du mit etwas anderem nicht glücklicher wärst.

Ich finde es ist überhaupt keine Schande ein komplexen Fernlehrgang wie das Abi abzubrechen wenn man feststellt das entweder die autodidakte Lernart oder das Ziel einem nicht zusagt. Das hat nichts mit Scheitern zu tun sondern mit guter Selbstreflexion und Ehrlichkeit.

LG Jennie

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Hallo Jennie

auch dir: danke für die Anwort.

Nein, ich habe ja nicht aufgegeben, weil ich dieses Buch nicht lesen wollte - es war nur der ,,berühmte Tropfen, der..."

Nun, da der Abstand allmählich größer wird, sehe ich auch klarer....und ein Großteil meines Scheiterns wird wohl an meiner Art zu lernen gelegen haben. Der kleinere Teil wohl eher daran, das ich einfach nichts mehr in meinen Kopf bekommen habe, und alles immer ,,perfekt" machen wollte.

Ich habe mich jetzt erst einmal zu Folgendem entschieden: Zur Zeit arbeite ich die ILS Hefte nur für mich durch, und wenn es letztendlich nur der Allgemeinbildung dient. Hier ist außerdem eines meiner Anliegen, das Lernen zu lernen - und dafür sind die Hefte erst einmal gut.

Gleichzeitig habe ich mich bei Laudius angemeldet - ich warte auf meine Unterlagen für den Kurs ,,Religion" - das interessiert mich, dauert 4 Monate und ist also von der Zeit gut dafür zu testen, ob mir die Lehrmethode von Laudius liegt. Da ich einen 20% Rabatt- Gutschein hatte, sind auch die Kosten überschaubar.

Außerdem habe ich auf den Internetseiten der Kölner Uni gestöbert - und werde mir am 8. März das neu erscheinende Vorlesungsverzeichnis ausdrucken lassen und anschliessend an einem der Informationsabende für Senioren Studenten teilnehmen.

Also langsam und mit Überlegung - Schritt für Schritt.

Wenn es jemanden interessiert, werde ich über meine Erfahrungen mit Laudius berichten.

Ich habe mir vorgenommen, den Spaß und die Freude am Lernen vorerst an die erste Stelle zu setzen. Das möchte ich nämlich auf keinen Fall verlieren.

Herzlichst

Martina

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  • 2 Wochen später...

Hallo Martina52,

mich hat dieses Thema so sehr ergriffen, dass ich in meinem Blog darüber etwas zu mir geschrieben. Ohne dich hätte ich das sicher nie getan. Es hat mir geholfen. Darum danke ich dir. Sich selbst einzugestehen das man nicht mehr weiter kann braucht viel Mut und Stärke. Oft mehr als die Entscheidung für zum Beispiel das Abitur. Du hast mir gezeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ich habe erkannt was ich wirklich will. Wohin es letztlich gehen soll und dass ich mir damit einen riesen Traum erfüllen kann. Du tust nun Ähnliches bei Laudius und ich würde mich sehr freuen mehr von dir zu lesen.

Liebe Grüße,

Kiki

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