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Doppelqualifikation - was bringt's?


Giotto

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Ich stimme Frau Kanzler vollkommen zu. Vor allem selbstmotivierte Weiterbildung wird in vielen Unternehmen nicht hornoriert, weil es im Grunde am wirklichen Bedarf vorbei geht. Eine Unterstützung der Weiterbildung wird aus Motivations- und Bindungsgründen dann teilweise vorgenommen aber ob es letztlich auch zu der Verbesserung bspw. gehaltlich führt ist eine ganz andere Sache.

Vielleicht ein zwei Beispiele aus meinem privaten Umfeld - eines davon ist meine eigene Erfahrung:

1.) Marketingberatung. Der Mitarbeiter hat - aus persönlicher Motivation - einen spezialisierten Marketingmaster einer HS angestrebt auch weil er selbst nur über ein Berufsakademie-Diplom (BaWü) verfügte. Aussage Unternehmen: Wenn Sie wollen, es wird ihren Aufstieg aber nicht beschleunigen.

2.) Ich persönlich wollte noch einen universiären Master machen und habe es mit meinem Chef abgesprochen, weil es eben ab und an dazu führen würde, dass ich bestimmte Tage frei brauche für Vorlesungen. Er fand die Idee sehr gut, auch das ausgesuchte Themengebiet. Aber es kam eine sehr ähnliche Aussage wie oben - ich solle nicht erwarten, dass ich danach mehr Geld bekomme oder schneller befördert werde aufgrund des Titels. Was letztlich auch nicht passierte.

Selbst Leute die bei uns nebenberuflich promoviert haben in dem Spezialgebiet, was sie bearbeitet haben (oder auch die, die Vollzeit ausgestiegen sind und promovierten und wiederkamen) hatten erst einmal, weder gehaltlich noch von der Hierarchie irgendwelche Vorteile.

Wie Frau Kanzler es schon angedeuted hat - das ist ziemlich normal. Wirklich einen Sprung kann man im Grunde nur erwarten, wenn die Zusatzquali dem Unternehmen, wenn man so möchte, bares Geld einbringen kann und vor allem vom Unternehmen auch gewünscht ist. Das ist umso wahrscheinlicher, je stärker das Unternehmen "hinter" der Weiterbildung steht und je größer der Qualifikationssprung ist.

Letztlich müssen die Unternehmen aber auch aufpassen, dass sie durch die mangelnde Beachtung des erreichten Abschlusses nicht demotivierend auf Mitarbeiter wirken, die sich u.U. dann einen neuen Arbeitgeber suchen. Auf der anderen Seite ist es natürlich auch aus Sicht der Unternehmen gut zu verstehen, dass sie einen Mitarbeiter nicht besser stellen wollen, nur weil er in seiner Freizeit etwas gemacht hat, was das Unternehmen aber nur begrenzt bis gar nicht weiterbringt.

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1.) Marketingberatung. Der Mitarbeiter hat - aus persönlicher Motivation - einen spezialisierten Marketingmaster einer HS angestrebt auch weil er selbst nur über ein Berufsakademie-Diplom (BaWü) verfügte. Aussage Unternehmen: Wenn Sie wollen, es wird ihren Aufstieg aber nicht beschleunigen.

Das deckt sich sehr stark mit meiner Erfahrung. Ich habe den Wirtschaftspsychologie-Master zwar noch nicht angefangen, allerdings bei meiner Chefin schon mal "vorgeschnuppert", was sie davon hält. Auch ich habe einen Bachelor der Berufsakademie (jetzt: Duale Hochschule) und somit einen recht einfachen Berufseinstieg ins Unternehmen gehabt.

Dass finanzielle Unterstützung kein Thema sein wird, weil es da bei uns andere Programme gibt, die zudem hauptsächlich die technischen Richtungen unterstützen, war mir von vornherein klar. Mir ging es hauptsächlich darum, einerseits zu hören, ob meine Chefin das Ganze generell gutheißt - auch wegen sicher benötigter regelmäßiger Gleittage etc. Andererseits war mich wichtig, ihre Meinung zu erfahren, wie sie die Entwicklungsmöglichkeiten für mich mit bzw. ohne Master einschätzt. Der Master an sich ist für mich primär persönliches Interesse.

Grundtenor meiner Chefin: Weiterbildung ist immer gut, das Thema des Masters ist interessant, würde auch meine Chefin interessieren, auch wenn es mit unserem Tagesgeschäft nun nicht direkt zu tun hat. Sie versteht meinen Wunsch, den Master zu machen, befindet es für gut und denkt auch, dass ich das schaffen kann, ohne an Leistung bei der Arbeit zu verlieren. Um in andere Bereiche des Unternehmens reinzukommen, bei denen Inhalte des Masters stärker im Tagesschäft von Bedeutung sind, könnte der Master durchaus ein guter Türöffner sein. ABER: Für die Weiterentwicklung im Konzern sieht sie die zwingende Notwendigkeit eines Masters nicht! Führungspositionen könnte ich bei entsprechender Leistung irgendwann auch mal einnehmen, ohne den Master zu haben, so ich das denn wollte.

Fazit für mich: Wenn ich den Master mache, dann nur als mein privates "Hobby" und ohne die Erwartung, dass ich dann sofort gehälts- oder hierarchiemäßig aufsteigen werde (auch bei uns sind die Stellen mit bestimmten Entgeltgruppen bewertet, an denen nicht zu rütteln ist). Das ist für mich völlig ok so, aber ich finde es gut, dass ich das jetzt schon so weiß und keine falschen Erwartungen habe.

Letztlich denke ich, dass jedes neue Wissen dazu führen kann, dass man bessere Leistungen und Ergebnisse bringt, was wiederum irgendwann belohnt werden könnte - nicht direkt mit einer anderen Entgeltstufe, aber mit erfolgreichen Projekten, Reputation und folglich höherem leistungsbezogenen Entgelt.... Ich finde auch, dass ein Master nicht unbedingt heißt, dass ich danach sofort viel besser oder hochwertiger arbeite, um Anspruch auf eine "bessere" Stelle zu haben - das sagen nur meine tatsächlichen Arbeitsergebnisse aus. Von daher bin ich auch froh, dass bei meinem AG auch darauf ein stärkerer Fokus liegt, als auf der Art des Abschlusses.

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Ich bin der Meinung dass die Antworten ein wenig einseitig sind. Ich würde es als selbstverständlich sehen, dass eine Stelle immer gleich eingestuft ist, unabhängig welcher Abschluss drauf sitzt. Wenn man sich eine Zusatzquali zulegt, dann will man eine ANDERE Stelle haben. Und um diese ANDERE Stelle zu besetzten ist der Abschluss (fast zwingend) notwendig. Den wenn diese Stelle frei wird und sich jemand drauf bewirbt, dann wird der genommen der den Abschluss hat. Mit anderen Worten ein SAcharbeiter ohne angemessenen Abschluss für die höhere Stelle wird nur als letzte Alternative genommen. DAs mag in Kleinunternehmen anders sein, aber spätestens ab Mittelstand kommt es mit darauf an was für Abschluss auf der Visitenkarte steht.

Für die Weiterentwicklung im Konzern sieht sie die zwingende Notwendigkeit eines Masters nicht! Führungspositionen könnte ich bei entsprechender Leistung irgendwann auch mal einnehmen, ohne den Master zu haben, so ich das denn wollte.

BTW: Man wird auch ein blaues Wunder erleben wenn die gleiche CHefin irgendwann sagt "Für die frei gewordene Stelle reicht Ihre Qualifikation nicht aus". ICh persönlich würde mich nicht auf die Aussage "Es gehr auch ohne ... " verlassen. Es geht meistes nähmlich nicht.

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BTW: Man wird auch ein blaues Wunder erleben wenn die gleiche CHefin irgendwann sagt "Für die frei gewordene Stelle reicht Ihre Qualifikation nicht aus". ICh persönlich würde mich nicht auf die Aussage "Es gehr auch ohne ... " verlassen. Es geht meistes nähmlich nicht.
Oder die Chefin ist dann nicht mehr da :ohmy: und die/der Nachfolger(in) sieht das mit dem Master ganz anders.
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Man sollte hier Abschlüsse auch nicht überschätzen. Es ist nun halt mal die Erfahrung, dass die meisten, die sich vornehmlich aus privatem Antrieb durch eine Weiterbildung wie hier quälen, meist entäuscht sind von der Reaktion ihrer Arbeitgeber. Das ist vor allem dann der Fall, wenn die Weiterbildung nicht ins Konzept des Arbeitgebers passt und er seine Vorteile nicht sieht. Grundsätzlich kann man sagen, dass das der Fall ist, je weniger er so eine Weiterbildung aktiv unterstützt und je geringer der Qualifikationssprung ist.

Vielleicht müssen wir uns auch daran erinnern, was hier die Ausgangsposition ist. Hier war es, dass jemand mit einem Uni-Diplom noch einmal in einem sehr ähnlichen Bereich sich mit einem Master schmückte. Das ist natürlich etwas anderes also wenn der Industriekaufmann auf einmal als Bachelor oder der Bachelor als Master vorbeikommt aber selbst dann ist es kein Autmatismus, dass man hierarchisch aufsteigt oder mehr Geld bekommt. Erst einmal existiert der Arbeitsvertrag weiter, den man geschlossen hat, als man die neue Qualifikation noch nicht hatte. Es wäre auch unternehmerisch kaum sinnvoll auf einmal jemanden xxx EUR mehr im Monat für die gleiche Arbeit zu zahlen als vorher, wenn es die Stelle bspw. gar nicht hergibt.

In großen Unternehmen, dass ist richtig, ist es häufig der Tarifvertrag der regelt wieviel ein Bachelor und ein Master mind. verdienen muss. Da kann es dann schon sein, dass man dann hochgestuft wird bzw. werden muss. Wenn aber Master eins ein Master zwei folgt, wie hier im Grunde, würde es auch im Großkonzern eine Fragezeichen geben.

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Vielen Dank für die Antworten

O.K., ich glaub ich habe inzwischen verstanden, wie die Sache im Allgemeinen gesehen wird - dies wird ja von den meisten hier recht engagiert vertreten.

Aber um nochmal auf @KanzlerCoaching zurück zu kommen: Ja der Weiterbildungswunsch war dem Unternehmen bekannt. Im Rahmen von Personalgesprächen hatte ich diesen Wunsch bzw. diese Idee bereits sehr früh angesprochen. Die Reaktion fiel dann für mich auch sehr überraschend aus. Zuerst wurde mir von dem Vorgesetzten relativ unfreundlich entgegnet was ich denn mit der Fortbildung bezwecken wollte. Er sagte mir, wenn er einen Spezialisten auf diesem Sektor benötigt, dann werde er sich einen "holen". Von der Fortbildung des angestammten Personals wollte er zunächst nix wissen. Später nach weiterem Gespräch bot er mir jedoch vollmundig an, dass er mir die komplette Fortbildung finanzieren würde, wenn ich mich verpflichte die Fortbildung in einem engen Zeitrahmen durchzuziehen, fügte aber mit fast drohendem Unterton hinzu, falls ich es nicht schaffen sollte (vor allem innerhalb der zeitvorgabe) sollte ich alle Zuwendungen zurückzahlen.

Ich lies mich natürlich auf solche erpresserische Aussagen nicht ein, wohl wissend, dass ich den vorgegeben Zeitrahmen nicht einhalten konnte und nicht können hätte.

Und noch was zum verständnis der Art der Fortbildung:

Es handelt sich nicht wie hier teilweise gemutmaßt wird um Auffrischung einer bereits älteren Quali. Vielmehr ist die Lage vergleichbar mit einer Erstausbildung z.B. in der Fertigungstechnik und nun wurde ein Master z.B. in der Verfahrenstechnik draufgesattelt (also zwei unterschiedliche Ingenieursdiszipline). Beide Bereiche werden vom Unternehmen angeboten - ich bin nun in der Lage Abteilungsübergreifend zu arbeiten - also durchaus ein Vorteil für das Unternehmen. Also wenn man so will das klassische über den Tellerrand hinausblicken.

Ich denke für mich ist die Sache relativ klar - die Geschäftsleitung ist leider noch immer in der klassischen Hirarchie verhaftet und agiert nach dem Motto: den eigenen Mitarbeitern sollen die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Da muss schon ein externer kommen - der wird zunächst als Heilsbringer verehrt - solange bis auch bei ihm der Alltag einsetzt.

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Hallo Giotto,

Ihre Schilderung über die Gespräche mit Ihrem Chef ist wirklich hochinteressant. Dass Ihre Mitteilung, Sie dächten an eine Fortbildung, auf solche Irritation stößt, ist ja auch eher selten. Und nach einer ersten Ablehnung hat er ja erst mal zurückgerudert. Nicht gerne, nicht konstruktiv, aber zurückgerudert.

Das öffnet natürlich die Tür zu Spekulationen, was dafür die Ursache ist. Und ohne darauf näher einzugehen folgende Fragen: Wie groß ist Ihr Unternehmen? Wie geht man in anderen Abteilungen mit weiterbildungeswilligen Mitarbeitern um? Wie ist Ihr Chef unter den anderen Chefs angesehen? Gilt er firmenintern etwas? Hört man auf seine Meinung?

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ich denke, die Sache mit der Weiterbildung hat mehrere Seiten:

- das Unternehmen hat natürlich den Mitarbeiter mit der vorhandenen Qualifikation für eine bestehende Stelle eingestellt. Andere Stellen, für die man eine höherwertige Qualifikation benötigt, sind vielleicht schon besetzt oder gar nicht vorhanden. Der besser qualifizierte Mitarbeiter fängt vielleicht an, Arbeitsabläufe in Frage zu stellen und bringt somit Unruhe.

- für den oder die Vorgesetzten besteht die Gefahr, dass der Mitarbeiter sie selbst - was die Qualifikation und auch die Kompetenz betrifft - überholt. Daher könnte er eine Konkurrenz oder eine "Gefahr" für die eigene Position werden.

das meiner Meinung nach zwei Gründe, wieso die eigenverantwortliche Weiterbildung von Mitarbeitern nicht immer gern gesehen wird.

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