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Anerkannte vs. nicht anerkannte Studiengänge: (Wirtschafts-)Psychologie


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Sehr geehrte Studierende,

ich möchte Sie hiermit über einige aktuelle News zum Thema „anerkannte vs. nicht-anerkannte Studiengänge“ aus der Sicht des BDP informieren - dieses Thema war ja auch schon Gegensatnd anderer Diskussionen (im Mittelpunkt steht hier das Studium der Wirtschaftspsychologie).

Anlässlich des letzten Kongresses für Wirtschaftspsychologie (18./19.05.2012) kam es im Rahmen der Podiumsdiskussion („Erfolg durch Kompetenz“ unter Leitung von Prof. Dr. Gerhard Raab; Teilnehmer: Frau Dr. Eileen Mertens, Frau Sabine Siegl, Herr Prof. Dr. Bruno Klauk, Herr Prof. Dr. Herbert Fitzek, Herr Prof. Dr. Hans-Willi Schroiff und ich) zu recht klaren Aussagen von Frau Siegl, der Präsidentin des BDP.

(A) Doch zunächst zum Hintergrund der Diskussion:

• Der BDP hat den Zweck, die beruflichen Interessen seiner Mitglieder umfassend zu vertreten und die wissenschaftliche Psychologie in Theorie und Praxis zu fördern (Satzung §3.1). Unter einem „Psychologen“ versteht der BDP entweder einen Diplom-Psychologen oder einen gleichwertigen Abschluss, also den M.Sc. in Psychologie.

• Die unter http://www.bdp-verband.org/beruf/ba-ma/index.html einsehbaren Listen bzgl. anerkannter vs. nicht anerkannter Studiengänge basieren auf einem einfachen Vergleich: Ausgangspunkt sind die Standardcurricula der DGPs (http://www.dgps.de/_download/2005/BMEmpfehlungDGPs-rev.pdf), denen die jewei-ligen Curricula der einzelnen Studiengänge gegenübergestellt werden. Da die nicht-anerkannten SG i.a. ein interdisziplinäres, weil berufsfeldorientiertes Profil aufweisen, werden diese SG vom BDP nicht anerkannt – was letztlich darauf hinausläuft, dass es hier zu viele LVs in BWL gibt.

• Ein zweiter Argumentationsstrang bezieht sich auf die Relevanz der Bachelor-Abschlüsse: Hierzu hat der BDP – wie auch die DGPs – eine eindeutige Haltung: „Der „B.Sc. in Psychologie“ qualifiziert für psychologische Routinetätigkeiten, in der Regel unter der Verantwortung einer/eines Dipl.-Psych. oder M.Sc. in Psychologie“ ((http://www.dgps.de/_download/2005/BMEmpfehlungDGPs-rev.pdf). Beim BDP selbst findet man: „Neben den bisher vom BDP veröffentlichten Beispielen in den klassischen Anwendungsfeldern können im Gesundheitswesen und im Bildungsbereich Bachelor in einem interdisziplinären Team und unter Anleitung eines Psycholo-gen beispielsweise Trainingseinheiten, Aufgaben in der Diagnostik, Dokumentation und Qualitätssicherung qualitativ hochwertig leisten“ (vgl. Lang 2010). Die Konsequenz daraus ist, dass Bachelor-AbsolventInnen keine „richtigen“ PsychologInnen sind und daher auch nicht Mitglied im BDP werden können.

So weit zur Vorab-Information.

(B) Spannend ist nun Folgendes:

1) Berufsfeldorientierung: Die bislang vorliegenden Daten aus Arbeitgeber- und Absol-venten-Befragungen legen nahe, dass eine praxisorientierte und interdisziplinäre Ausbildung die wichtigste Voraussetzung für ein erfolgreichen Eintritt in das Berufsleben dar-stellt (z.B. CHE-Praxischeck 2011, Stifterverband 2011; Schomburg (2010): Employability and Mobility of Bachelor Graduates in Germany usw. – Anm.: Es gibt keine psycholo-gie-spezifischen Studien, daher muss man sich an den Studien orientieren, die sich auf eine Vielzahl von SG beziehen).

Dieses leisten die nicht-anerkannten Studiengänge – die anerkannten Studiengänge sind eher monolithisch aufgebaut und folgen dem Selbstverständnis der Einheitlichkeit der Psychologie als Wissenschaft.

2) Bachelor-Politik: Die o.g. Studien belegen auch, dass die Bachelor grundsätzlich in der Wirtschaft angekommen sind, in Teilen sogar besser angesehen sind als die Master – vor allem, wenn es um die FH-Bachelor geht.

Daher widerspricht die Diskriminierungspolitik des BDP gegenüber den Bachelor-Studierenden der Akzeptanz dieser Gruppe durch die Wirtschaft.

Interessanterweise sind es wiederum die Anbieter der „nicht-akzeptierten“ Studiengänge, die sich für eine kompetente Positionierung der Bachelor-AbsolventInnen einsetzen – und sie von Anfang an so ausbilden, dass deren Qualifikationsprofil zu den Erwartungen der Wirtschaft passt.

© Nun zum Ergebnis der Podiums-Diskussion

Frau Siegl, die BDP-Präsidentin, hat mit hohem Nachdruck bekräftigt, dass der BDP die Listen mit den anerkannten vs. nicht-anerkannten SG weiterführen will, weil dies zum integralen Verständnis der Qualitätspolitik des BDP gehört.

Des Weiteren sieht sie den Wettbewerbsvorteil, den PsychologInnen gegenüber anderen Berufsgruppen haben, im Feld der Eignungsdiagnostik – andere Felder hat sie explizit nicht (!) erwähnt.

(D) Schlussfolgerungen

Diejenigen von Ihnen, die vorhaben, Wirtschaftspsychologie zu studieren (dies auch unabhängig von der Studienform), tun gut daran, die Politik des BDP entsprechend zu würdigen:

• Der BDP vertritt weder Bachelor-Absolventen noch Studierende in einem angemes-senen Maße – letztlich steht hier lediglich die Forderung nach dem Master-Abschluss im Mittelpunkt.

• Der BDP vertritt entgegen seinen Ankündigungen im WWW in der Praxis letztlich kein berufsfeldorientiertes Studium – die Breite der psychologischen Ausbildung ist wichtiger als interdisziplinäre Aspekte im Studium.

• Der BDP sieht den Wettbewerbsvorteil der PsychologInnen lediglich im Bereich der Eignungsdiagnostik; die überwiegende Mehrzahl der ProfessorInnen in den interdisziplinären wirtschaftspsychologischen SG sehen darüber hinaus die zentrale Kompetenz der WirtschaftspsychologInnen bei der kompetenten Gestaltung der Nahtstelle zwischen dem „Ökonomischen“ und dem „Menschengerechten“.

• Letztlich sei noch darauf hingewiesen, dass eine Hochrechnung der Absolventenentwicklung in den wirtschaftspsychologischen SG ergibt, dass ca. 75% der AbsolventInnen in den nicht-anerkannten SG abschließen werden, und lediglich 25 % in den anerkannten.

• Betrachtet man dann die Zahl der Mitglieder in der Sektion Wirtschaftspsychologie des BDP in der Höhe von ca. 1500, dann kann sich jeder von Ihnen ein eigenes Bild von der Berufspolitik des BDP im Bereich der Wirtschaftspsychologie machen.

In jedem Fall wünsche ich Ihnen die richtige Entscheidung bei der Wahl IHRES Studiengangs.

Bei Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung und verbleibe

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. Rüdiger Reinhardt

(Leiter der wirtschaftspsychologischen Master-Studiengänge, SRH FernHochschule Riedlingen)

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  • 5 Monate später...
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Sehr geehrte Studierende,

nachdem ich auf diesen Thread aufmerksam gemacht wurde, möchte ich einige Behauptungen richtig stellen, um einen Beitrag zur Orientierung im Wirrwarr der Meinungsäußerungen speziell interessierter Kreise zu leisten.

„Zum Hintergrund der Diskussion (A)“

Der BDP versteht sich nicht nur als Interessenvertretung seiner Mitglieder sondern aller Psychologen und der Psychologie in Deutschland. Diese breite Aufgabenstellung ist in unserer Satzung auch aufgeführt. Bachelor können seit der Satzungsänderung 2005 Mitglied im BDP werden. Auf welcher Informationsbasis Herr Reinhard zu der falschen Behauptung kommt, Bachelor könnten nicht BDP-Mitglied werden (siehe Ende Teil A), ist schwer verständlich. Die Satzung des BDP ist auf der Homepage einsehbar und im Psychologenkalender abgedruckt. BDP-Mitglieder haben sie auch in Papierform zuhause liegen.

Im Hinblick auf das professionelle Niveau des Berufs Psychologe/Psychologin gibt es einen breiten Konsens, der national, europäisch und international besteht. Nicht nur die Föderation der deutschen Psychologenvereinigungen bezieht sich auf das Masterniveau. Die europäische Psychologenvereinigung EFPA (35 Länder, 300000 Psychologen) vertritt diesen Standard, ebenso wird dieses Niveau in den USA, Australien, Saudi-Arabien... gefordert. Wie der BDP beobachten konnte sind die Anforderungen an die Kompetenzen in den vergangenen Jahrzehnten in den Dienstleistungsmärkten sogar weiter gestiegen. Das sollte Bachelor-Absolventen im Hinblick auf die Anschlussfähigkeiten/Chancen zur Verwirklichung und Entwicklung ihres Berufslebens als Psychologe/Psychologin zur Kenntnis gegeben werden.

Entgegen der Darstellung im Reportartikel auf der HP des BDP wird einfach behauptet, dass bei der BDP Bewertung „Standardcurricula“ der deutschen Gesellschaft einfach angelegt werden. Neben den Vorgaben der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und dem europäischen Standard EuroPsy zur Definition der Bewertungskriterien findet die Rechtsprechung des EuGH und Regelungen aus der Berufsanerkennungsrichtlinie in der Festlegung von Kulanzen Anwendung.

Allerdings ist anzumerken, dass es vielleicht nicht ganz zufällig ist, dass die wesentlichen Fächer im EuroPsy (2001) und in den Empfehlungen der deutschen Gesellschaft (2005) identisch sind. Weltweit sind sie regelhaft in den Hauptfachstudienprogrammen der Psychologie und in Lizenzierungsvorgaben staatlicher Aufsichtsbehörden enthalten, - auch wenn in der Perspektive von Riedlingen und weiterer privater Bildungsanbieter in Deutschland viele der psychologischen Kernfächer als verzichtbar angesehen werden.

Als Berufsverband sieht der BDP seine Aufgabe nicht darin, bar jeder empirischen Grundlage und entgegen langjähriger Erfahrungen aus dem angelsächsischen Raum Studieninteressenten rosige Berufsaussichten auf Bachelor-Niveau auszumalen. Vielmehr hat der BDP mit seinen Darstellungen versucht - und dies teilweise auch schon erreicht - die häufig zu beobachtende grundsätzliche Ablehnung des Arbeitsmarktes bei freien Berufen (Rechtsanwälte, Ärzte, Psychologen etc.) gegenüber dem Bachelor-Niveau durch die Darstellung von Kompetenzen und dazugehörigen Aufgaben zu verändern.

(B) Spannungsfeld disziplinär gemischter Studiengänge

1. Berufsfeldorientierung

Die Idee interdisziplinärer Studiengänge ist nicht wirklich neu, der Arbeitsmarkt hat allerdings die Magisterabsolventen in den letzten Jahrzehnten nicht im breiten Maßstab gewürdigt, - im Gegenteil. Fachlich werden Skills aus anderen Disziplinen zwar gewünscht, aber zusätzlich zur hohen beruflichen Kernkompetenz und nicht an deren Statt. Dass interdisziplinäre Profile stärker berufsfeldorientiert seien, ist eine ungesicherte Behauptung auf der Basis von Befragungen aus anderen Feldern.

Die Passung der Kompetenzen für die Praxis von heute und die der Zukunft ist wesentlich bestimmt vom dem Beruf oder des einzelnen Tätigkeitsfelds, das man vor Augen hat. Für etliche der Aufgaben in einer Personalabteilung allein können viele Bachelorprofile eingesetzt werden, Psychologen werden aber auch immer für anspruchvolle Aufgaben im Bereich Managementdiagnostik, PE, BGM, OE, Prävention von Bunout usw. benötigt. Hier haben etliche neue Studiengänge leider große Lücken.

Die einfache Übertragung von Teilergebnissen aus ersten Arbeitgeberbefragungen in gänzlich anderen Berufsfeldern auf den Arbeitsmarkt von Psychologen ist methodisch falsch. Die daraus von Herrn Prof. Dr. Rüdiger Reinhard abgeleitete Interpretation einer angeblich schlechten Passung der Diplom- und Materpsychologen steht im Widerspruch zu unseren Erfahrungen und denen befreundeter Verbände im europäischen und internationalen Raum. Merkwürdig auch, dass bei sehr starkem Wachstum der Berufsgruppe die Arbeitslosigkeit der angeblich neben den Arbeitgeberbedürfnissen liegenden Diplom-Psychologen seit über 20 Jahren auf sehr geringen Niveau mit kontinuierlich fallender Tendenz liegt.

Die behauptete Nachfrage nach gemischten Profilen mag für Biologie und Chemie und allgemeine Managementtätigkeiten zutreffen. In Medizin, Jura und auch in der Psychologie ist sie für Klienten und Arbeitgeber häufig auf den ersten Blick schon fragwürdig.

Exkurs Marke Wirtschaftspsychologie

In seinem Kongressbeitrag, der zwar auch Anlass für diesen Thread war, aber inhaltlich nicht erwähnt wird, legte Herr Reinhardt dar, dass die „FH Studiengänge“ sich untereinander sehr stark in den Profilen unterscheiden. Er plädierte auch für einen Markenkern Wirtschaftspsychologie, und räumte ein, dass ein solcher gemeinsamer Kern bei den FH Studiengängen nicht vorhanden ist, da alle Curricula sich unterscheiden. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die angeführten Studiengänge nicht durch ein grundsätzlich längeres Praktikum auszeichnen und das Kürzel „FH“ häufig für Fern-Hochschule steht.

Dem gegenüber hat die aus den Bereichen ABO und Markt und Kommunikation zusammen gesetzte Sektion Wirtschaftspsychologie eine lange Tradition und bildet schon die erfolgreiche Marke Wirtschaftspsychologie. Der bestehende gemeinsame psychologische Markenkern wird ungeachtet des Anteils von 23% Nebenfächer und mehreren Anwendungsfächern von Reinhardt mit dem Bild Monolith abgewertet.

Vor dem Hintergrund, dass zunehmend psychologische Inhalte in betriebswirtschaftliche Studiengänge einfließen, mag man sich fragen, welches Fach in Personalabteilungen der Zukunft besonders gefragt ist. Wie kann das bisherige Alleinstellungsmerkmal „hohe psychologische Kompetenz“ in der Konzeption einer beispielsweise hälftigen Mischung von Psychologie und BWL zukünftig behauptet werden? Schließlich könnte man theoretisch bei einer 50:50 Mischung genauso gut die Berufsbezeichnung Betriebswirt beanspruchen bzw. ähnlich ausgebildete Betriebswirte die Bezeichnung Wirtschaftspsychologe. Die erweiterten Aufgabenstellungen der Zukunft wie Organisationsentwicklung, betriebliches Gesundheitsmanagement, Burnout Prävention, Marktforschung etc. können nur von einem psychologisch multidimensional ausgebildeten Profil hochwertig geleistet werden.

Allein mit dem mantraartig vorgetragenen Argument eines angeblich stärkeren Praxisbezugs bei „FH Studiengängen“ werden die Absolventen der vielen Fernhochschulen (FH) Arbeitgeber eher nicht überzeugen können. Fernhochschulabsolventen hatten es in der Vergangenheit schwer am Arbeitsmarkt.

Der BDP ist sich sehr wohl darüber bewusst, dass ein Fernstudium anstrengend ist, häufig berufsbegleitend erfolgt und lange dauert. Es ist jedoch ein Irrtum zu glauben, dass der Arbeitsmarkt diese als besonders stark erlebte Anstrengung dadurch Rechnung trägt, dass er seine eigenen Anforderungen von fünf auf drei Jahre senkt.

So weit zu Richtigstellung der Informationen zum Hintergrund.

©

Vor dem Hintergrund, dass viele private Hochschulen mit werblichen Darstellungen falsche Vorstellungen über die mit dem Abschluss verbundenen Berufschancen erwecken, sieht der BDP es als Aufgabe an, sachlich zum Berufsprofil und zu den Möglichkeiten der Zugehörigkeit zum Berufsverband zu informieren. Ursächlich dafür ist, dass die Bearbeitung von Mitgliedsanträgen anhand der einzelnen Studienunterlagen zu aufwändig wäre.

In einem Kurzbeitrag auf einem Podium ist es nicht angemessen, in Gänze ein breites Berufsbild erläutern. Hier gilt es, auf gestellte Fragen oder die Beiträge anderer Teilnehmer eine kurze und knappe Antwort mit dem Wesentlichen zu geben. Man kann zwar berichten, eine Person habe etwas explizit erwähnt; zu kritisieren dass sie Dinge „explizit nicht (!)“ erwähnt habe, ist eine massive Unterstellung in dem Sinne, dass diese Person etwas bewusst verschwieg und entspricht nicht dem Niveau, das man von einem Psychologen erwarten würde. Man kann sich bei diesen Beitrag des Eindrucks nicht erwehren, dass es mehr um interessengeleitete Werbung geht und weniger darum, eine seriöse berufspolitische Diskussion über Arbeitsmarktchancen zu führen.

(D) Schlussfolgerungen

Studierende bilden schon lange im BDP eine eigenständige gleichberechtigte Sektion, die sich aktuell besonders im Kampf gegen eine Quotierung von Masterstudienplätzen engagiert.

Für einen Vertreter einer privaten Fernhochschule mit eigenen interdisziplinären Vorstellungen ist es wohlfeil zu behaupten, das eigene und interdisziplinäre Konzept sei zukunftsträchtig. Die angeblich besonders geschätzten wirtschaftswissenschaftlichen Fächer, Rechnungswesen, Finanzmathematik, Controlling etc. können im Unterschied zu den psychologischen Kernfächern auch „on the Job“ und in Fortbildungen gelernt werden. Wirtschaftspsychologie wird vom BDP gefasst als Psychologie für die Wirtschaft ( i.w.S. auch NGO, ÖD..), der USP dafür ist die Psychologie, BWL und VWL ist im Unternehmen schon sehr präsent.

Die vorgenommene Extrapolation und summative Zählung von Bachelor- und Master-Absolventen ist methodisch nicht begründbar, das angegebene Verhältnis 75:25 falsch. Die Modellrechnung könnte m.E. nach in Seminaren als Beispiel für Manipulation durch Statistik verwendet werden. Die Zahl der Erstsemester hochzurechnen und somit bei Fernstudiengängen anzunehmen, das alle abschließen bzw. dass die Abbruchquote bei Präsens- und Fernstudien gleich sei, übergeht die sehr hohe Abbruchrate bei Letzteren (80%-90%).

Gezählt wurden nur Studiengänge mit der expliziten Bezeichnung Wirtschaftspsychologie ( Bachelor n = 14 ), acht weitere mit der Spezialisierung ABO und der Bezeichnung Psychologie fielen definitorisch raus, ebenso die 30 Programme mit Anwendungsfach ABO ohne Spezialisierung im Bachelor-Studiengang. Analog worden auch die Masterprogramme mit Spezialisierung ABO nicht gezählt. Nur durch die unangemessene Hochrechnung der Studierendenzahl und gleichzeitige Diskriminierung von ABO Studiengängen kommt die falsche Quotenbehauptung zustande.

Absolventen mit einem Bachelor aus der Liste der anerkannten Studiengängen haben sehr gute Chancen, dass sie mit einem Master aus Liste der nicht anerkannten Studiengänge das Profil des professionellen Psychologen erfüllen. Etliche der Absolventen nicht anerkannter Masterstudiengänge können die berufliche Interessensvertretung BDP also auch als Mitglied nutzen. Last but not least vertritt der Berufsverband die Interessen der Berufsangehörigen in Praxis und Wissenschaft. Die Wirtschaftspsychologie gibt es lange und ca. 15.000 Wirtschaftspsychologen arbeiten in diesem Feld seit Jahrzehnten erfolgreich.

In der Vergangenheit hatten es Fernhochschulabsolventen nach Erfahrungen des BDP schwer am Arbeitsmarkt. Ohne Grundkenntnisse in den Kernfächern ist die lebenslange Weiterentwicklung im Sinne der Anschlussfähigkeit von Aufbauqualifikationen begrenzt bzw. bleiben ganze Bereiche verschlossen. Bei der Wahl des Studiums sollten Sie auf dessen wirkliche Chancen zum Berufseinstieg und die Möglichkeiten der beruflichen Weiterentwicklung achten.

Fredi Lang

Referatsleiter Fach- und Bildungspolitik

Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen

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Sehr geehrte Damen und Herren,

ich könnte jetzt en detail auf die Einlassungen von Herrn Lang eingehen, aus Zeitgründen - und um mögliche weitere Missverständnisse zu vermeiden - möchte ich es bei folgenden Anmerkungen belassen.

1) Auf besagter Tagung hat die Präsidentin des BDP eingeräumt, dass der BDP nicht über belastbare Zahlen zum Thema "Attraktivität / Akzeptanz von Abschlüssen" verfügt. Die Argumentation von Herrn Lang suggeriert, dass es inzwischen solche Zahlen gibt - es wäre schön, wenn er uns solche Studien zur Verfügung stellen würde. Die letzte mir bekannte Publikation vom Kollegen Kanning (Report Psychologie Okt. 2012) basiert auf einer Online-Erhebung aus dem Jahr 2009.

2) Die Methodenkritik ist grundsätzlich schwer nachvollziehen, insbesondere dann, wenn seine Kategorisierung, die zu den "weissen und schwarzen Listen" geführt haben, noch nicht einmal inhaltlich valide sind. An der Stelle möge Herr Lang sich über die tatsächlichen Drop Out-Quoten der Fernhochschulen erkündigen, und keine unzulässige Generalisierung von den Ergebnissen der Fernuni Hagen vornehmen.

3) Spannend ist die Vereinnahmung des Begriffs Wirtschaftspsychologie durch den BDP - man konnte schon lange Wirtschaftspsychologie an FHs studieren, bevor der BDP diesen Begriff verwendet hat. Und warum daraus der Anspruch abgeleitet wird, der Auffassung "WP = "AO & MW" folgen zu müssen, ist sicherlich auch erklärungsbedürftig.

4) EuroPsy: Hier ist es spannend zu beobachten, wie es um die Annahmequote bestellt sein wird - die ersten Reaktionen im Okober aus der Sektion lassen hier gewisse Zweifel entstehen.

5) Master & Verantwortung: Für mich persönlich ist es immer etwas schwierig, Forderungen an Akteure zu stellen, ohne einen substantiellen Beitrag dazu leisten zu können, dass diese Forderungen auch erfüllt werden können: Einerseits fordert der BDP den Master-Abschluss, andererseits gibt es zuwenige entsprechende Studienplätze - und der BDP ist aber nicht in der Situation, selbst Master-SG anzubieten. Hier fände ich ein etwas empathischeres Umgehen mit denen, die keine Master-Abschlüsse haben, wesentlich angemessener.

Um das Ganze zusammenzufassen: Ich habe ja Verständnis dafür, dass Berufsverbände und ihre Funktionäre ihren Zweck darin sehen, den Status Quo aufrechtzuerhalten - und auch nach aussen hin alles Erdenkliche tun, um die relevanten Akteure entsprechend zu beeinflussen. Die einzige Frage, die sich stellt, ist, setzt sich eine solche Politik langfristig gegenüber den Marktkräften durch. Nachfrageseitig werden (nach meinen Informationen) ca. 10 Prozent der für WPS-Absolventen potenziell geeigneten Arbeitsplätze auch durch WPS besetzt (es gibt letztlich weit weniger WPS-Absolventen als Kaufleute). Die einzige Frage, die es zu beantworten gilt, lautet: Was erwarten die Arbeitgeber? Was können die WPS-Absolventen besser als Mitbewerber?

Und diese Frage kann man sicherlich unterschiedlich beantworten - in Abhängigkeit der jeweiligen Interessen. Und unser Interesse besteht darin, unsere AbsolventInnen auf eine Vielzahl von Tätigkeitsfeldern vorzubereiten - und dazu muss ich verstehen, wie der Markt funktioniert.

Von daher ist schon festzuhalten, dass es hier ein unterschiedliches Verständnis - ich möchte schon fast sagen, eine unterschiedliche Vision von dem gibt, was Wirtschaftspsychologie ist bzw. was WirtschaftspsychologInnen können (sollten). Was ich nicht verstehe, ist, warum keine wirkliche inhaltliche Diskussion erfolgt, sondern darüber, wer welche Begriffe aus welchen Gründen verwenden darf, also Machtpolitik betrieben wird. Das finde ich schade und für unsere Studierenden und AbsolventInnen wenig hilfreich.

Hierzu ein letztes Wort: Ich habe an keiner Stelle "rosarote Aussichten für Bachelor-Absolventen" in Aussicht gestellt. Es macht m.E. aber einen gewaltigen Unterschied, ob ich explizit behaupte, dass "Bachelor-Absolveneten nicht für eigenständige Tätigkeiten qualifiziert sind", oder ich es den Arbeitgebern überlasse, entsprechende Erfahrungen zu sammeln (daher ja auch meine Argumentation auf der Tagung: Man kann den Bachelor-Abschluss schlechtreden - oder das Beste daraus machen). Wir haben es also mit einer zunehmenden Durchlässigkeit auf den Arbeitsmärkten zu tun.

Und diese Durchlässigkeit wird noch weiterzunehmen: Durch den Europäischen Qualifikationsrahmen sind Meister-Abschlüssen den Bachelor-Abschlüssen formal gleichgestellt. Da.h., es wird früher oder später die Situation eintreten, dass sich Personen ohne Bachelor-Studium auf (weiterbildende) Masterstudiengänge der (Wirtschafts-)Psychologie bewerben - und - jetzt kommt das Herausfordernde: Inzwischen muss man als Hochschule begründen, warum man jemanden nicht zum Studium zulässt. D.h., das Spannungsfeld zwischen rechtlichen Regelungen und BDP-Vorstellungen wird noch weiterzunehmen. Ich bin gespannt, welchen Vorschlag hier der BDP unterbreitet.

Viele Grüße

Rüdiger Reinhardt

P.S. Zur Mitgliedschaft: Auf der BDP-Homepage steht (http://www.bdp-verband.de/service/mitgliedwerden.shtml):

"Sie können Vollmitglied im BDP werden, wenn Sie den Diplom-Studiengang Psychologie oder einen vom BDP anerkannten Bachelor- und Masterstudiengang in Psychologie an einer deutschen Hochschule erfolgreich absolviert haben".

Von daher habe ich mich möglicherweise ungenau ausgedrückt - meine früheren Aussagen bezogen sich auf das Thema "Vollmitgliedschaft"

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