Zum Inhalt springen

Hochschulrektoren üben scharfe Kritik an Bologna


Dadi

Empfohlene Beiträge

Ich denke, wenn man bei Ingenieuren so einfach festlegen kann, dass die Ausbildung in zwei Stufen erfolgt, Bachelor und Master, und bei vielen anderen Ausbildungen auch, dann sollte das auch bei Anwälten, Richtern, Ärzten und Lehrern gehen. Auch bei Ingenieuren ist es eine Umstellung. Ein Ingenieur mit Bachelorkenntnissen ist in den Augen der Wirtschaft einfach nicht fertig. Die derzeit bei uns eingestellten Bachelor sind alle die Verpflichtung eingegangen, den Master zu machen, ansonsten sind sie auf Dauer nur als Techniker einsetzbar.

So könnte es auch bei den Ärzten sein. Ein Arzt als Bachelor ist eben ein Assistenzarzt, nach Weiterbildung zum Master ist er eben Chefarzt oder kann eine Praxis eröffnen. Ebenso bei Lehrern. Ein Lehrer als Bachelor könnte halt "nur" unterrichten, ein Lehrer als Master darf halt den Unterricht planen, Methoden entwickeln, und eben das ganze Spektrum. Ich kenne mich in diesen Berufen nicht so aus. Nur - was ich damit sagen wollte ist, die Wirtschaft hat sich bei Ingenieuren, BWLern usw. auf diesen neuen Standard eingestellt. Die anderen Berufe müssen dies eben auch tun, dies ist dann genauso einfach oder schwer oder sinnvoll oder unsinnig.

Was einfach nach wie vor gesagt werden muss, im Ingenieurbereich ist der Bachelor nur den Techniker wert und das wird noch lange so bleiben. Von Uni zu Uni kann dies auch richtig sein. Bei der HFH muss ich sagen, ist kein Unterschied. Leider weiß das die Wirtschaft nicht, da das neue System als einheitlich verkauft wird. Die Wirtschaft weiß nicht, dass es auch Hochschulen gibt, die gegenüber dem Diplom nichts geändert haben außer den Namen.

In kleinen Firmen kann es schon sein, dass der Bachelor bereits mehr wert ist. Dies ist für junge Studienabgänger bestimmt eine gute Einstiegsposition. Wenn man allerdings wie ich bereits über 40 ist und gutes Geld verdient, dann möchte man nach dem Hochschulabschluss nicht unbedingt zu den kleinen Betrieben wechseln, bei denen man weniger verdient als bisher.

Ich kann nur immer wieder sagen: Es muss von Seiten der Hochschulen kommuniziert werden und zwar häufig und richtig. Die Wirtschaft ist der Kunde der Hochschule und Kunden muss man eben von seinen Produkten überzeugen - ohne funktioniert das nicht.

Das, was die vorherigen Beiträge unter "Persönlichkeit" meinen kann ich insofern nachvollziehen, dass an manchen Hochschulen der Bachelor sehr verschult ist und die Studenten nicht gelernt haben, ihr Studium zu planen, sich Plätze zu erkämpfen, alle Fächer zu koordinieren und durchzuziehen - wenn nicht einfach Jemand von Natur aus ein Macher ist, lernt er im Bachelorstudium vielfach keine Selbständigkeit.

Und noch ein Beispiel: Wir haben derzeit einen Masteranden der Universität Innsbruck. Er hat Umwelttechnik studiert und zwei (komisch) Bachelorarbeiten während seines Studiums absolvieren müssen. Die eine Arbeit ist eine reine Beschreibung seiner Praktikantentätigkeit (also eine Aufzählung von Arbeiten, die er erledigen musste), die zweite Arbeit war eine Erklärung der Abarbeitung eines Projektes (20 Seiten, keine Literatur). Beide Arbeiten wurden super bewertet und werden als Bachelorarbeiten genannt. Das heißt ein Bachelor aus Österreich bewirbt sich als Bachelor eben mit diesen "Abschlussarbeiten". Da ist es kein Wunder, dass Arbeitgeber irritiert sind und denken, dass dies eher einer Facharbeit eines Gymnasiums gleichkommt als einem Studium. So viel also zur Internationalität, Einheitlichkeit und soviel zu meinem Verständnis, dass Arbeitgeber dem ganzen ablehnend gegenüberstehen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Anzeige: (wird für registrierte Benutzer ausgeblendet)

  • Antworten 79
  • Erstellt
  • Letzte Antwort

nun ja, er könnte sich nach dem Bachelor z. B. entscheiden, ob er wirklich Lehrer werden will. Oder vielleicht lieber in die Richtung Erwachsenenbildung geht. Oder vielleicht lieber in den Fächern, die er studiert, Experte werden will. Oder vielleicht lieber in Richtung Sozialpädagik will.

Da muss ich mal als angehende Sozialpädagogin widersprechen: Lehrer studieren eher Didaktik als Pädagogik, dazu kommt, dass wir Sozialpädagogen noch Studieninhalte wie z.B. Jura haben, die ein Lehrer meines Wissens nach nicht hat ( ich muss ja wissen, was ich bei Kindeswohlgefährdung zu tun und zu lassen habe). Das haut also so nicht hin. Lehrer sind in selbst in meinem Berufsfeld (und wir sind schon durchaus selbstkritisch und wissen, dass auch wir "Pädagogenmacken" haben) berüchtigt;)

Meines Erachtens kann ein Lehrer mit Bachelor sehr wohl in den Schuldienst. Man kann entweder die Unterscheidung nach Schulzweig hier unterbringen (Bachelor = Realschule, Master= Gymnasium), oder, was ich persönlich besser finden würde, im Master zusätzlich zur didaktischen Qualifizierung eine tiefere pädagogische + didaktische Qualifizierung für eine spezielle Zielgruppe anzubieten. Also z.B. Schwerpunkt Inklusion oder sowas.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Und noch ein Beispiel: Wir haben derzeit einen Masteranden der Universität Innsbruck. Er hat Umwelttechnik studiert und zwei (komisch) Bachelorarbeiten während seines Studiums absolvieren müssen. Die eine Arbeit ist eine reine Beschreibung seiner Praktikantentätigkeit (also eine Aufzählung von Arbeiten, die er erledigen musste), die zweite Arbeit war eine Erklärung der Abarbeitung eines Projektes (20 Seiten, keine Literatur). Beide Arbeiten wurden super bewertet und werden als Bachelorarbeiten genannt. Das heißt ein Bachelor aus Österreich bewirbt sich als Bachelor eben mit diesen "Abschlussarbeiten". Da ist es kein Wunder, dass Arbeitgeber irritiert sind und denken, dass dies eher einer Facharbeit eines Gymnasiums gleichkommt als einem Studium. So viel also zur Internationalität, Einheitlichkeit und soviel zu meinem Verständnis, dass Arbeitgeber dem ganzen ablehnend gegenüberstehen.

Frage ist nur, ob das nicht schon beim Diplom der Fall gewesen wäre?

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

  • 1 Jahr später...
Ein Ingenieur mit Bachelorkenntnissen ist in den Augen der Wirtschaft einfach nicht fertig.
Dann kann man besser das Gehalt drücken:sneaky2:

Als ich vor über 20 Jahren den Ing. machte, schaffte es keiner in der Regelstudiendauer. Damals drängte die Wirtschaft auf ein kürzeres Studium, weil am Ende des Studiums nur "überflüssiges Wissen" dazukommt.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Ich hab den Artikel und die Thesen nicht wirklich verstanden. Wie wird denn das belegt? So wie ich das lese, kommt es mir eher als Polemik daher. Und das ist halt mal nicht soooo clever, wenn man die Wissenschaft verteidigen will. Mein ich jedenfalls. Ich kauf das Buch schon mal nicht.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hochschulrektoren kritisieren die Bologna-Reform? Mal gaaaanz was Neues ;-)

Ginge es nach dem dargestellten Prof., würde vermutlich ohne großes Latinum und ohne Abi an einem humanistischen Gymnasium niemand studieren dürfen, und in jedem Hörsaal hinge ein Bild von Humboldt...

Machen wir uns doch nicht vor, die Unis haben viel zu lange praxisfern ausgebildet. Jetzt haben sogar "doofe" Techniker, IHK-Betriebswirte und Meister die Uni-Zugangsberechtigung.Um Himmels Willen! Das Proletariat ante portas, das geht nun wirklich nicht. Jahrzehntelang wurden die ja bequem an die (angeblichen) Hochschulen 2. Klasse, also die FH´s weitergegeben.

Achja, interessanterweise beschweren sich die Studenten über komprimierte Lehrpläne, während der Prof. den Bachelor für minderwertig hält. Paßt irgendwie gar nicht zusammen.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

"...Dass der Bachelor (BA) ein wissenschaftlicher Abschluss sei, hält er - in Übereinstimmung mit der Tarifordnung des öffentlichen Dienstes - für eine Mär. Mehr als ein Berufsschulzertifikat händige man den Absolventen damit nicht aus..."

und

"Wer einen "Bachelor" macht, hat eine (etwas bessere) Berufsausbildung gemacht, aber keinen klassischen akademischen Abschluss." Dieter Lenzen schreibt: "Es herrschen alarmierende Zustände; der Bachelor-Abschluss produziert Absolventen, die nicht über den eigenen Tellerrand hinausblicken."

Ich muss mich gleich übergeben.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Hallo,

ich verstehe die Kritik am Bolognaprozess nicht. Funktioniert doch in allen anderen Ländern hervorragend, außer in Österreich und Deutschland !

Habe da drei Erlebnisse wo man sich nur wundern kann:

1) Ich arbeite derzeit noch an der größte Hochschule Österreichs, und bin bei einem Institut dienstlich vorbeigegangen, dort wurde ich nach meinem Namen gefragt, die Fragende hat dann in den Personalstand der Universität geschaut und dann gemeint, sie kann mich nur mit meinem Familiennamen anreden, da meine akademischen Grade nach dem Namen stehen ! Ich habe ihr dann gesagt, dass dies vollkommen egal, sie hat dann gemein, warum ich nicht mit einem akademischen Grad angesprochen werden will !! (2013)

2) Ich habe mich um einen Akademiker Job im öffentlich Dienst beworben, da kam retour, dass ich ja kein Akademiker sei, da ja der Titel hinter dem Namen steht !!!! Nach der Aufklärung das dies EU Recht ist, haben die mich dann in den Bewerbungsprozess aufgenommen ! (2014)

3) Ich habe mich an der technischen Universität Wien um die Aufnahme für ein Doktoratsstudium erkundigt, bekam dann nach 3 Monaten ein abweisendes Email, mit der Begründung der Master of Science in Engineering entspricht doch keinem Dipl.Ing. der TU Wien und die OU sei nach der Meinung des Studiendekans keine anerkannte Hochschule. Nach der Einholung eines Schreibens von der OU (das der Master zum Doktoratsstudium berechtigt) und von NARIC Austria, wurde ich dann zugelassen ! (2013-2014)

Man sieht an diesen 3 Beispielen, dass das österreichische und deutsche System noch immer so fest in der Titelgeilheit verankert ist und das es hier schon lange nicht mehr um Studieninhalte und Studienleistungen geht. Frei nach dem Motto "Was der Bauer nicht kennt frisst er nicht" !

lG

Christopher

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Archiviert

Dieses Thema ist jetzt archiviert und für weitere Antworten gesperrt.




×
  • Neu erstellen...