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Was ist aus dem Magister-Abschluss geworden?


snowchild

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Ich erlaube mir ein paar Worte zu der Behauptung "of Science=Forschung, of Arts=minderwertige Arbeit" (um es mal auf den Punkt zu bringen). Davon habe ich noch nie gehört und ich halte es für ausgeschlossen, dass das so ist. Das sage ich, der immerhin einige Jahre an einer Forschungseinrichtung in England gearbeitet hat. Dagegen spricht:

- Einige Universitäten, z. B. Cambridge, vergeben überhaupt nur "Bachelor of arts" Abschlüsse (z. B. http://www.study.cam.ac.uk/undergraduate/courses/chemeng/ - hier kann man einen BA in Chemical Engineering machen). Es scheint unwahrscheinlich, dass in Cambridge keine Forschung betrieben wird und nur Sekundärequellen verwendet werden.

- Ich kenne die Möglichkeit den Abschluss zu wechseln, insbesondere aufgrund der Abschlussarbeit nicht. Das hieße ja sogar, wenn jemand eine andere Abschlussarbeit abgibt als geplant (nämlich ohne Primärquellen), dass dann sein Abschluss wechselt. Jetzt ist man aber im UK-System immer für einen bestimmten Abschluss immatrikuliert, z. B. "Bachelor of Arts in History". Andersherum gesagt: Kann jemand einen Link angeben, wo so ein "offener" Abschluss angeboten wird? Das müsste ja auch in den Kursbeschreibungen stehen.

- "Arts und Science" heißen nicht "Kunst und Wissenschaft", das ist einfach eine Fehlübersetzung. Es heißt sowas wie Geistes- und Naturwissenschaften. Arts sind nicht unwissenschaftlich oder so. Und "wissenschaftlich arbeiten" im deutschen Sinne tut man auch in den Geisteswissenschaften. Das englische Wort für das, was im deutschen als "wissenschaftlich" bezeichnet wird (also etwa wenn Politiologen betonen, sich ja "wissenschaftlich" mit Politik zu beschäftigen im Gegensatz etwas zu Journalisten) wäre "learned", "scholarly" oder "academic", wobei die Betonung des wissenschaftlichen so ostentativ, wie es in Deutschland oft geschieht, nicht üblich ist.

- Schließlich: In den Geisteswissenschaften wird natürlich sehr wohl wissenschaftlich gearbeitet und insbesondere aus Primärquellen (zwar variieren die Definitionen von wissenschaft und wissenschaftlichem Arbeiten, dass dies dadurch definiert wäre, dass es Naturwissenschaftlich ist, ist aber keine akzeptierte Definition, eine Rolle spielen dagegen Dinge wie die Nachvollziehbarkeit des Erkenntnisweges und die Falsifizierbarkeit von Ergbenissen).

Also, ohne hier jemandem zu nahe treten zu wollen, mir scheint diese Theorie höchst abenteuerlich.

"Arts" und "Science" kennzeichnen einfach ganz grob das Gebiet, aus dem das Fach stammt, in Grenzfällen kann man sich darüber streiten, wo etwas hingehört. Eine Wertigkeit daraus abzuleiten ist Unsinn, auch wenn es immer wieder versucht wird, offenbar weil manche Menschen nicht auskommen, ohne auf andere herazuschauen. Ich verweise nochmals darauf, dass es in Cambridge nur Bachelor of Arts gibt. Sind Abschlüsse aus Cambridge deshalb minderwertig?

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Ich habe Deine Meinung, dass Bacheor of Arts = minderwertig dargestellt wird, in den vorangegangenen Erläuterungen nicht so empfunden. Und mein dt. Abschluss mündet im BA Bibliothek; alles weitere habe ich dazu bereits geschrieben.

Inhaltlich kann ich Eure Darstellungen nicht beurteilen u. finde Deine Aspekte (auch) sehr interessant; Ihr habt einfach schon den Abschluss und/bzw. Eure Erfahrungen. Da halte ich mich raus. Ich werde Eure Diskussion hier mit Interesse weiter verfolgen ...

Auf jeden Fall unterstütze ich Deine Ansicht, dass BA = geisteswiss. und BSc = naturwiss. ausgerichtet ist u. es Mischformen von geisteswiss./naturwiss. Fächern/Studienrichtungen geben kann.

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Kann jemand einen Link angeben, wo so ein "offener" Abschluss angeboten wird? Das müsste ja auch in den Kursbeschreibungen stehen.

http://www3.open.ac.uk/study/undergraduate/qualification/qd.htm

"Whether you qualify for a BA (Hons) Open degree or a BSc (Hons) Open degree will be determined by the number of credits you have from modules suitable for a BA or for a BSc."

Das ist allerdings auch der einzige, der mir bekannt ist. Und es hängt ja auch nicht an der Abschlußarbeit, sondern an den Modulen.

Ansonsten stimme ich stefhk33 voll zu.

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Ich erlaube mir hier noch eine Anmerkung zu den Abschlüssen als "honours" bzw. "ordinary" degree. Die Kriterien dafür schwanken in England (Schottland kenne ich nicht, das Bildungssystem dort ist durchaus unterschiedlich) stark. An einer (im übrigen recht renommierten) Uni war es zumindest vor einigen Jahren so, dass jeder, der eine bestimmte Note erzielte, den Abschluss "with Honours" erhielt, wer ein "pass" (sozusagen eine vier) hatte, erhielt das ordinary degree. Im Programm, Abschlussarbeit usw. gab es keinen Unterschied. Natürlich haben die weitaus meisten Studenten eine bessere Note, so dass die allermeisten Abschlüsse with honours waren. Hier sind pauschalisierungen noch weniger Möglich als anderswo. Deswegen kann mit den Honours auch kaum einer was anfangen, im allgemeinen ist es aber so, dass ein ordinary degree ein Naserümpfen hervorruft, so nach dem Motto "da stimmt was nicht".

Dann kam hier die Frage, welchen Abschluss jemand macht, der in Deutschland studiert. Die Antwort ist weder noch. Das deutsche Recht kennt keinen Unterschied, und der deutsche Bachelor ist ein eigenständiger Abschluss, der weder ein (englisches) ordinary degree noch ein (englisches) honours degree ist, sondern was eigenes. Man könnte höchstens nach der Vergleichbarkeit fragen. Da ist die Antwort aber schwierig, weil es eben ganz unterschiedliche Regeln gibt.

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aus dem M.A. = magister artium wurde der M.A. = Master of Arts, halt einfach die englische Entsprechung.

Das ist aber auch etwas verkürzt. Sicher gibt es heute in den Fächern, wo früher der Magister der Standardabschluss war, eher den MA als den MSc. Trotzdem ist der Magister natürlich ein recht anderer Abschluss, schon weil der grundständig war, während der Master ein Aufbaustudium ist. Es gibt einfach nicht "den Nachfolger des Magisters" und "den Nachfolger des Diploms". Dazu kommt noch, dass es auch etwas unklar ist, was die Fragestellerin mit unterschiedlichen Konzepten beim Magister und Diplom meint. So, wie sie es schreibt, ist der unterschied grob "praktisch=Diplom", "theoretisch=magister". Das ist aber als Unterschied von Diplom und Magister meiner Meinung nach sehr zweifelhaft. Ich habe einen Magister in Geschichte und VWL gemacht. Nun gab es auch an (soweit ich weiß zwei) Unis einen Diplom-Historiker. Der war aber nicht praktischer oder so (und erst recht nicht naturwissenschaftlicher). Und die Veranstaltungen im VWL-Teil waren eh die gleichen wie bei den Diplomern (aber weniger), das war auch nicht "theortischer". Und auch dass das Diplom generell praktischer orientiert gewesen wäre stimmt so nicht. Zwar waren relativ viele Fächer, die klassisch mit Diplom abschlossen, eher "in der Wirtschaft gefragt" (was auch noch was anderes ist als praktisch) als die Magister-Fächer, aber es gab ja auch Diplom-Mathematiker oder Diplom-Soziologen, niemand wird die ernsthaft als ausgeprägte Praktiker bezeichnen. Speziell bezogen auf den Bibliotheksbereich mag das stimmern, aber allgemein auch nicht.

Was aber tatsächlich ein genereller uns signifkanter Unterschied war, war, dass der Magister immer mehrere (2 oder 3) Fächer hatte, das Diplom nur eines (sog. Nebenfächer im Diplom waren was anderes als die Fächer des Magisters). Insofern ist der Nachfolger des Magisters legitimerweise der Mehr-Fach-Bachelor und der Ein-Fach-Bachelor Nachfolger des Diploms. Ich wollte das aber nicht unbedingt anbringen, weil es ehere verwirrt. Denn generell ist die Diskussion etwas schwierig, da schon der behauptete Unterschied zwischen "dem Magister" und "dem Diplom" so nicht existierte. Insofern ist es auch schwierig, das Fortleben dieses Unterschieds auszumachen.

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In Australien scheint es anders zu sein. Da ist ein ordinary normal und für den Hons muß man noch weitere Kurse mit Abschlußarbeit usw. machen. So stand es mal im USQ-Prospekt.

Eben. Drum sag ich, kein Mensch weiß, was der Unterschied wirklich ist. Drum sollte man auch nicht viel Brimborium drum machen und jetzt die armen deutschen Bachelor-Absolventen auch noch damit verunsichern.

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Ich kann kurz erläutern, was ich mit Magister = theoretischer gemeint habe. Im Fachbereich Bibliothek arbeiteten in den öffentl. Bibliotheken keine Bibliothekare mit einem Magister-Abschluss (grundst. Studium), sondern (ausschl.) Diplom-Bibl.. Die Magister-Absolventen gingen idR in die Forschung mit der Schnittstelle in z.B. die Soziologie, Philosophie ... Sie arbeiteten nicht "am Menschen" im praktischen Sinne, sondern blieben in der Geisteswiss. verhaftet. Daher habe ich zw. Praktiker/Theoretiker unterschieden - was allgemeiner betrachtet so offensichtlich nicht stimmt - okay.

@ stefhk3 (u.a.) Danke nochmal für die Beschreibung, ich finde die Zusammenfassung in #27 echt gut u. nicht verwirrend. Ich wollte mich über diesen Weg informieren und das ist Dir/Euch gelungen. :) Danke.

Meine Anfrage(n) wurden hier bewantwortet.

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Ich frage mich, ob der Magister wirklich, was die Arbeitgeber, vor allem International, angeht, so "beliebt" bzw anerkannt wird wie ein Master. Klar, die Inhalte eines Studiengangs haben sich druchas auch geaendert seit der Umstellung auf das "neue" Bolognasystem. Vor- und Nachteiel gibt es bestimmt. Mein Bruder hat noch einen Magister gemacht. Ich denke aber auch, hauptsache einen Abschluss, welcher Form auch immer.

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