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Brauchen wir heute noch Wissen - oder haben wir dafür Google?


Markus Jung

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Möchte hier auch einmal auf den letzten Absatz des Ursprungsartikels hinweisen. Hier wird der Begriff Wissen etwas genauer definiert bzw. betrachtet. Das Fazit deckt sich sehr gut mit meiner Einschätzung zu diesem Thema.

Das Internet steckt nicht voller Wissen sondern nur voll Informationen. Wissen ist das Selektieren und Bewerten dieser Informationen. Auch ich selber nutze das Internet sehr oft um mir gezielt Informationen zu Themen die mich beschäftigen zu besorgen. Aber erst die Verarbeitung dieser Informationen führt zu Wissen.

Hier noch eine andere Anmerkung: Allein schon die Nutzung einer Suchmaschine setzt Wissen voraus, wenn man geeignete Suchergebnisse erzielen möchte.

Gruß

Frank Baier

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Ein einfaches Beispiel: Es hilft nichts, wenn ich den Schülern sage: "1+1=2, so ist es, das müsst ihr ab heute wissen". Sondern ich muss es schaffen, sie so anzuleiten, dass sie selber draufkommen, dass 1+1=2 ist. Nur dann verstehen sie. Und nur dann können sie selber drauf kommen, dass 1+1+1+1=4 ist. Und später, das 4*1=4

Wie gesagt, meine Aufgabe ist, den Lernenden beizubringen, wie sie selber drauf kommen. Natürlich bin ich dabei (normalerweise) 'in Besitz des Wissens'.

@Frau Kanzler: Niemand hat null Ahnung. Lernt man z.B. eine Fremdsprache von null auf, so weiss man doch, dass man Begriffe für Dinge hat und diese in einer anderen Sprache anders lauten. Und dass man zum Erlernen der Fremdsprache diesen anderen Begriff erfahren und sich merken muss. Man kann diesen Begriff nun entweder nachschlagen, Gesprächen in der Fremsprache zuhören und hoffen, dass man ihn mitkriegt, jemanden danach fragen etc. Damit hat man ihn noch nicht gelernt, nur erst mal erfahren. Man kann ihn dann auswendig lernen, ihn innerlich wiederholen, in einen Satz einbauen, anwenden...

Ich kann nun als Lehrer tatsächlich die einzige "Wissensquelle" für die Schüler bleiben. Das ist m.E. aber schlecht. Sinnvoll ist, wenn sie lernen, viele Quellen anzuzapfen. Hier könnte es ihr Lehrbuch, LEO, Menschen, die die Sprache können, Zeitungen, Filme, Texte,... sein. Weiter sollten sie sich erarbeiten, wie sie aus diesen Quellen lernen können, was im Kopf sein muss und wo sie nur wissen müssen, wo sie es erfahren können.

@Fernstudienakademie:

Ja. Da habe ich nichts anderes behauptet. Das 'was' wird in der Schule weitgehend vom Lehrer bzw. Lehrplan bestimmt (wie sinnvoll das wann ist, ist eine andere Diskussion).

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Danke für diesen Beitrag. Es gefällt mir

"Stattdessen entwickeln die TN eigene Projekte; in diesen echten Projekten der TN verlangen wir auch "Nebenkompetenzen", die wir im Laufe der Lehrbriefe natürlich auch geschult haben, so z.B. eigenständiges Recherchieren, das Bewerten und Analysieren der gefundenen Informationen und dann die Einbeziehung dieser Infos in das jeweilige Projekt des Teilnehmers. Googeln können muss man aber schon... "

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Umfragen einführen?

Im Bezug aufs Lernen beobachte ich öfters ein Phänomen der Passivität, etwas geliefert zu bekommen und dann ja, oder nein dazu zu sagen oder „Ich weiss nicht.“, „Das haben wir noch nicht gehabt“, etc.

Wenn die Lernenden erwarten, etwas vermittelt zu bekommen, ohne etwas dafür machen zu müssen, ist noch ein kleines Übel, denn mit dieser Erwartungsstellung lässt sich im „normalen“ Unterricht relativ gut arbeiten. Durch sorgfältiges Aktivieren der vorhandenen Erfahrungen, vorfachlichen Vorstellungen kann ein neues Wissen daran angeknüpft werden. Tiefgreifendes verstehendes Lernen findet dann statt, wenn die neuen sachlichen Begriffe transferiert und n die neu entstehende Wissensstruktur einbezogen werden.

Im Fernunterricht, bzw. in den Onlinekursen ist die Aktivierung der intuitiven, aus der Alltagserfahrung stammenden Vorstellungen und des fachlichen Vorwissens erschwert. Es fehlt der Kommunikationsprozess. Die fehlende Kommunikation führt eben zur Passivität im Wissenserwerb.

Eine Abhilfe wäre z. B. die Einführung der Umfragen, die vor neuen komplexeren Themen abgeschickt werden. So wird sich der Lernende im Vorfeld mit der Materie auseinander setzen und ähnlich wie im Werkstattunterricht Antworten auf seine, oder die gestellten Fragen finden, bzw. suchen wollen, ggf. müssen.

Es wird dann weniger relevant, ob der Stoff „zu leicht“ oder „zu schwer“ ist. Studierende mit wenig Vorwissen werden motiviert, mehr zu Recherchieren und aktiv am eigenen Wissenserwerb zu arbeiten. Wird die Umfrage aber geschickt konzipiert, werden auch solche Studenten, die ein grösseres Vorwissen haben, motiviert. Es wird dabei ein angenehmer Nebeneffekt erreicht: Bei der zweiten Gruppe steigert das Selbstwertgefühl, bei der ersten wird die Neugier grösser. In beiden Fällen steigert die intrinsische Motivation.

Was meinen Sie dazu, solche Umfragen einzuführen?

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Hallo

Solche Umfragen können bestimmt etwas bringen, vor allem in Online-Kursen, wenn die Ergebnisse in der Gruppe besprochen werden. Beim "klassischen" Fernunterricht handelt es sich (bis auf manche Gruppenanteile) aber vornehmlich um Einzelunterricht. Da bringt eine Umfrage wohl nicht immer so ganz besonders viel, wenn die Ergebnisse nicht später in der Gruppe verglichen und analysiert werden.

Aber auch im Fernunterricht gibt es Tricks, die TN zu aktivieren. Dies kann z.B. durch entsprechende Reflexions- und Recherche-Aufgaben bei den Übungsaufgaben passieren, damit die späteren "echten" Einsendeaufgaben vorentlastet werden. Deshalb sollte man (zumindest bei unseren Lehrgängen) die Übungsaufgaben auch wirklich machen, weil deren Ergebnisse oft die Basis der Einsendeaufgaben bilden. ;)

So werden die TN während des gesamten Lehrbriefes zum Mitdenken und Tun animiert - wenn sie es nicht machen, müssen sie die Vorarbeiten, die in den Übungsaufgaben gemacht wurden, halt ganz flott nachholen. Sie kommen also nicht drum herum, selbst zu recherchieren und ihre Einstellung zu bestimmten typischen Fragen "ihres" Themas zu reflektieren - ganz einfach, weil sie die Einsendeaufgaben am Ende sonst nicht lösen können.

So wird das Vorwissen und die Haltung zu bestimmten Fragen immer wieder "abgefragt", erweitert und angepasst (oft auch hinterfragt!) und in den Lernprozess integriert.

Viele Grüße

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Das macht Lust aufs Lernen :)

"Aber auch im Fernunterricht gibt es Tricks, die TN zu aktivieren. Dies kann z.B. durch entsprechende Reflexions- und Recherche-Aufgaben bei den Übungsaufgaben passieren, damit die späteren "echten" Einsendeaufgaben vorentlastet werden. Deshalb sollte man (zumindest bei unseren Lehrgängen) die Übungsaufgaben auch wirklich machen, weil deren Ergebnisse oft die Basis der Einsendeaufgaben bilden.(...) So wird das Vorwissen und die Haltung zu bestimmten Fragen immer wieder "abgefragt", erweitert und angepasst (oft auch hinterfragt!) und in den Lernprozess integriert."

Danke. Es gefällt mir.

Beste Grüsse

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Soweit ich es mitbekomme, ist heutzutage Fernunterricht kaum mehr rein passiv.

In meinem Studium gibt es z.B.:

Onlinetests

Fragen, die in Foren diskutiert werden müssen

Online-Tutorials

Online-Arbeitsgruppen

Präsentationen von Teilnehmern im Internet, wo andere Studierende Stellung nehmen müssen

im eigenen Umfeld durchzuführende Aufgaben (Interviews, Sammlung von Stellungsnahmen, Studien,...)

Erfahrungssammlungen im Internet, wo jeder beitragen kann/muss

etc.

Ich empfinde es sogar eher als bereichernd, dass es sich um Fernunterricht handelt, da ich so auf Leute mit ganz unterschiedlichem kulturellem und Erfahrungshintergrund treffe, was an einer Präsenzuni so nicht möglich wäre. Allerdings ist die Interaktion grad im (Online-) Unterricht schon deutlich beschränkter als im Klassenzimmer.

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Ich finde schon alleine die Abgrenzung von Faktenwissen zu Nicht-Faktenwissen schwierig.

Was ist ein "Nicht-Faktenwissen" eigentlich genau? Ist es das, was ich mir selbst erarbeitet habe bzw. selbst erfahren habe?

Wenn dies der Fall wäre, dann hätte sich die Menschheit nicht weiterentwickeln können, denn jede Generation nimmt das

Wissen der bisherigen Generation auf (ohne erst den langwierigen Prozess des sich Erarbeitens) und

baut dieses Wissen weiter aus und bringt eigene Gedankengänge mit ein. Nur weil das Rad nicht stets neu erfunden wurde,

konnte doch überhaupt erst ein Fortschritt erzielt werden.

Egal um welchen Bereich es sich im Leben handelt: Überall übernimmt man das Wissen, das andere bereits erarbeiten haben, als Ausgangspunkt,

um weitere Erfahrungen damit zu machen oder das Wissen selbständig weiterzuentwickeln. Faktenwissen und eigene Erfahrungen ergänzen sich zu einem "Gesamtwissen".

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Faktenwissen ist 'feststehendes Wissen', also Dinge, über die es keine zwei Meinungen geben sollte. Z.B. dass 'Tisch' auf englisch 'table' heisst oder dass ein Meter einhundert Centimetern entspricht.

Nicht-Faktenwissen ist "Wissen" über Dinge, die man so oder so sehen kann. Wer 'schuld' am ersten Weltkrieg ist oder ob Barcelona oder Real den besseren Fussball spielt oder ob man eine Fremdsprache am besten im Einzelunterricht oder in der Gruppe lernt. Es sind Dinge, von denen man sich ein Bild machen muss und das je nach Infoquelle(n) variiert.

Je tiefer man sich in die meiste Materie einarbeitet, desto weniger Faktenwissen gibt es. Die meisten Fakten sind Dinge, die vom Menschen definiert wurden (wie die Sache mit dem Meter). Mit selber erarbeiten oder selber erfahren hat das eigentlich nichts zu tun. Man kann sich Fakten erarbeiten (z.B. auf einem Metermass nachschauen, wieviele Centimeter ein Meter hat) oder sich über nicht-Faktenwissen informieren lassen.

Auch wenn man sich Wissen selber erarbeitet ist es für nachfolgende Generationen trotzdem einfacher, weil man Informationsquellen anzapfen kann.

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Das Internet steckt nicht voller Wissen sondern nur voll Informationen. Wissen ist das Selektieren und Bewerten dieser Informationen. Auch ich selber nutze das Internet sehr oft um mir gezielt Informationen zu Themen die mich beschäftigen zu besorgen. Aber erst die Verarbeitung dieser Informationen führt zu Wissen.

Das trifft es m.E. ziemlich genau.

Meiner Meinung nach ist es heutzutage wesentlich, 'Wissen' von 'Informationen' zu unterscheiden.

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