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Einstiegschancen während/nach Fernstudium - wie packe ich es an?


physiogirl76

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Hallo zusammen,

ich hoffe, ihr könnt mir ein paar Denkanstöße geben, ich bin im Moment etwas ratlos bzw. könnte einige Tipps gebrauchen.

Zu meiner Person: Ich bin seit knapp 10 Jahren Physiotherapeutin und bin seit März 2013 im Studiengang "Master of Health Economics" an der Apollon Hochschule eingeschrieben. Da ich langfristig "weg von der Behandlungsbank" möchte (aufgrund mangelnder Aufstiegsmöglichkeiten, auch finanzieller Natur) und ich mich für gesundheitswirtschaftliche bzw. -politische Zusammenhänge sehr interessiere, erhoffe ich mir eine berufliche Weiterqualifizierung, um in Zukunft auch Aufgaben "hinter den Kulissen" zu übernehmen.

Das Studium finde ich sehr interessant und es war defintiv die richtige Entscheidung. Die Gründe, warum ich mich für ein Fernstudium entschieden hatte, waren v.a.:

1) ich bin im Moment privat gebunden an den Großraum Stuttgart

2) ich habe keine Präsenz-FH bzw. -uni (mit dem Angebot Master Gesundheitsökonomie/-management) ausfindig machen können, wo ich

a) die Zugangsvoraussetzung erfülle

B) mich das Curriculum so angesprochen hat wie das der Apollon

c) die wenigen Master-Präsenzstudiengänge, die ich gefunden habe, wesentlich teurer gewesen wären als mein jetziger Studiengang

Soweit - so gut.

Mein "Problem" ist nun folgendes: Ich studiere offiziell Vollzeit und arbeite in Teilzeit als Physiotherapeutin bei meinem ehemaligen Arbeitgeber. Es ist zwar ein großes Therapiezentrum, aber ich behandle ganz klassisch Patienten, bin also weiterhin "an der Basis". Ansonsten habe ich keine sonstigen Aufgaben administrativer bzw. organisatorischer Art, d.h. ich kann Inhalte aus meinem Studium nicht einsetzen.

Ich bin nicht so naiv, dass ich denke, die Jobs fliegen mir danach nur aufgrund meines Master-Abschlusses zu. Ich verfolge schon seit längerem die Stellenangebote in dem Bereich, und fast immer wird RELEVANTE Berufserfahrung (mindestens in Form von Praktika) verlangt. Ich besitze zwar Berufserfahrung - aber nicht in diesem Bereich....

Die Frage hat sich mir nun gestellt, ob ich mit aller Gewalt versuchen soll, in Form eines Praktikums diese Erfahrung zu sammeln - oder soll ich mit meinem Studium Gas geben (ich könnte meine Arbeitszeit noch etwas weiter reduzieren) und dafür schneller als die Regelstudienzeit fertig zu werden und mich dann auf Jobs zu bewerben?

Sorge macht mir eben mein Alter (mit 37, ich weiß, eigentlich traurig): Ich habe mich in den letzten Wochen/Monaten für einige Praktika beworben (z.B. Unternehmensberatungen im Gesundheitsbereich, Krankenversicherungen) - und leider hagelt es bis jetzt nur Absagen.

Ist es naiv, mit 37 Jahren noch eine Praktikumsstelle zu ergattern?

Soll ich mich gleich auf "richtige" Jobs bewerben, auch wenn mir evtl. die praktische Berufserfahrung fehlt?

Ich denke nicht, dass es an meinen Bewerbungsunterlagen liegt, denn bei meinen Bewerbungen als Physiotherapeutin in der Vergangenheit wurde ich - salopp gesagt - mit Zusagen überschüttet. Sicherlich hängt das auch damit zusammen, dass Personal an der Basis immer vermehrt benötigt wird. Mein Lebenslauf ist leider auch nicht "typisch deutsch", ich habe einige "Brüche" hinter mir (z.B. abgebrochenes Studium der Sozialarbeit, einjährige Tätigkeit in einer Multimedia-Agentur), aber auch viele verschiedene Erfahrungen, z.B.

- Freiwilliges soziales Jahr in Paris

- Praktikum in den USA (im Bereich Physiotherapie)

- Aufbaustudium in Holland (Physiotherapie) zum Bachelor of Health

- mehrjährige Berufserfahrung als Physiotherapeutin in Neuseeland und Australien

Mir scheint es, dass die vielgepriesene Auslandserfahrung im Gesundheitsbereich nicht unbedingt positiv gesehen wird, im besten Falle ist sie stillschweigend akzeptiert.

Mein Lebenslauf rief in Australien meist die Reaktion "toll, was du schon alles gemacht hast!" hervor - in Deutschland bekommt man für solche Lebensläufe eher einen skeptischen Blick.

Ich würde gerne in Deutschland bleiben - sollte sich jedoch herausstellen, dass man mir hier keine Chance für den Einstieg mehr gibt, dann werde ich mich wohl wieder Richtung Ausland (z.B. Australien) orientieren.

Die Option, auch in anderen Arbeitsgebieten meines Arbeitgebers eingesetzt zu werden, steht noch aus, eventuell öffnet sich da ein Türchen - aber auch da habe ich den Eindruck, man zieht nur ungern eigenes Personal an der Basis ab (wo man ja gebraucht wird und Geld generiert), um es dann in eher "Managementbereichen" einzusetzen.

Welchen Rat könnt ihr mir geben?

Studium schnell durchziehen und dann mit dem Master in der Tasche auf Jobsuche gehen? Oder schon -trotz meines "fortgeschrittenen Alters" auf Suche nach einem Praktikum zu gehen, um den Fuß in die Tür zu bekommen?

Tut mir leid, dass es so ellenlang geworden ist....:)

Gruß

Melanie

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Hallo Melanie,

sicherlich weißt Du (ungefähr), wo Du beruflich hin willst. Allerdings sind für mich persönlich Deine Ziele mit "weg von der Behandlungsbank" oder "hinter den Kulissen" etwas kryptisch. Daher wird es schwer, konkrekte Handlungsempfehlungen zu geben. Vielleicht nennst Du einfach mal einen beispielhaften Jobtitel.

Grundsätzlich sehe ich bei Dir doch "relevante" Berufserfahrung, denn auch eine Arbeit "vor den Kulissen" halte ich für "relevant".

Ich an Deiner Stelle würde mir das Leben aktuell nicht mit zusätzlichen Praktika "erschweren". Mach Dein Studium erfolgreich fertig. Unnötige Eile solltest Du dabei nicht an den Tag legen. Fokussiere Dich lieber auf gute Leistungen. Du hast immer noch 30 Jahre Arbeitsleben vor Dir.

Nach dem Master hast Du immer noch Gelegenheit, Praktika zu machen, sofern es mit dem Berufswechsel nicht klappen sollte.

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Hallo Jan,

danke für deine Antwort.

Allerdings sind für mich persönlich Deine Ziele mit "weg von der Behandlungsbank" oder "hinter den Kulissen" etwas kryptisch. Daher wird es schwer, konkrekte Handlungsempfehlungen zu geben. Vielleicht nennst Du einfach mal einen beispielhaften Jobtitel.

Ich habe eine grobe Vorstellung, wohin ich möchte, allerdings möchte ich mich nicht auf ein spezielles Gebiet begrenzen. Ich möchte mir verschiedene Optionen offen lassen, da mich nun mal mehrere Bereiche interessieren. Generell fände ich den Bereich Unternehmensberatung ganz interessant - aber ich bin realistisch und denke, dass man in dieser Branche eher jüngere Arbsolventen von renommierten Präsenzunis bevorzugt. Spannend fände ich auch einen Tätigkeit bei einer Krankenversicherung, bzw. einem Verband (z.B. GKV Spitzenverband), wenn es um gesundheitspolitische Fragen geht, Weiterentwicklung von Gesundheits- und Präventionsangeboten, etc. Was mich reizen würde, wäre einen Einblick in die Arbeit der WHO zu bekommen, sprich Public Health, internationaler Vergleich von Gesundheitssystemen etc - aber auch da gilt: der Einstieg wird in meinem Alter schwer sein.

Die wohl realistischste Möglichkeit wäre, im Bereich der Physiotherapie bzw. Prävention zu bleiben und eine administrative bzw. leitende Funktion in z.B. einem Therapiezentrum anzustreben, Stichwort Qualitätsmanagement, Personalentwicklung, Health-Marketing, etc.

Dort würde mir meine Erfahrung wohl tatsächlich helfen - bei allen anderen Stellenausschreibungen in den o.g. Bereichen ist meine Berufserfahrung tatsächlich nicht relevant...

Nach dem Master hast Du immer noch Gelegenheit, Praktika zu machen, sofern es mit dem Berufswechsel nicht klappen sollte

Davon halte ich ehrlich gesagt gar nichts. Wenn ich meinen Master-Abschluss habe, will ich danach nicht noch ein mies bezahltes bzw. unbezahltes Praktikum machen. Da arbeite ich lieber weiter in meinem Job als Physiotherapeutin und halte nebenbei die Augen offen.

Ich weiß, es ist schwierig, Tipps für eine spezielle Situation zu geben, wenn man die Person und die Hintergründe nicht kennt.

Mich hat es einfach nur mal interessiert, wie die Erfahrungswerte hier sind, wenn man mit Mitte/Ende Dreißig als "Quasi-Umorientierer" den Fuß in den deutschen Arbeitsmarkt bekommen möchte.

Gruß

Melanie

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Sie sagen es: Es ist schwierig, Tipps für jemanden zu geben, wenn man die Person und die Hintergründe nicht kennt. Und bei aller Anonymität solcher Foren wie dies eines ist - es ist auch kein Thema, das man in aller Breite öffentlich diskutieren kann und sollte. Vielleicht denken Sie ja mal drüber nach, ein, zwei oder drei Stunden in so etwas wie eine Laufbahnberatung/ein Coaching zu investieren? Denn viel mehr Zeit bräuchte es nach meiner Einschätzung gar nicht.

Der Einschätzung von Jan zum weiteren Vorgehen kann ich gar nicht zustimmen. Wie Sie schon sagen: Sie sind 37. Wenn Sie jetzt mit dem Master angefangen haben, dann sind Sie beim Abschluss, wenn alles opitmal läuft, 39. Da mit Praktika anzufangen in der Hoffnung, einen Einstieg in die gewünschten Bereiche zu finden, halte ich für ziemlich problematisch. Das sage ich auch aus der Kenntnis vergleichbarer Lebensläufe wie dem Ihren.

Zu Ihrem Vorgehen: Ich würde an Ihrer Stelle zuallererst mal ein richtig schönes Brainstorming machen, das Ganze dann in einem Mindmap ordnen und anschließend in dieser neuen Struktur die einzelnen Themen weiter ausarbeiten und Chancen und Risiken für die verschiedenen Optionen bearbeiten.

Nach dem, was Sie bisher hier geschrieben haben, kann man eigentlich überhaupt nichts sagen oder gar empfehlen.

Viele Grüße

Sabine Kanzler

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Hallo Frau Kanzler,

vielen Dank für Ihre ehrliche und hilfreiche Antwort. Sie bestätigen im Grunde das, was ich mir schon gedacht habe. Es ging mir wie gesagt auch nicht um konkrete Tipps für den Umstieg, sondern vielmehr um Erfahrungswerte auf dem deutschen Arbeitsmarkt mit den Ü30-Kandidaten. Durch meine längere Auslandstätigkeit habe ich bis jetzt noch keinen genauen Überblick gewonnen, wie sich die Situation hier darstellt. Mein (subjektiver) Eindruck ist, dass man in den angelsächsischen Ländern etwas offener gegenüber den "Umsteigern" auch über 30 ist, ein "career change" ist dort eher aktzeptiert, auch das Alter spielt meines Erachtens eine eher untergeordnete Rolle. Das Thema Fernstudium ist in Ländern wie z.B. Australien oder USA schon lange etabliert und "ganz normal" - hier in Deutschland bekommt man manchmal den Eindruck (das ist nicht meine Meinung), dass ein Fernstudium ein "Schmalspurstudium" darstellt.

Aber Sie haben recht, die Idee mit der Mindmap ist gut, ich werde wohl erstmal mehr Struktur in meine Gedankengänge hineinbringen müssen.

An die Möglichkeit eines individuellen Coachings habe ich ehrlich gesagt auch schon gedacht - da meine Situation, die - so haben Sie recht - in einem öffentlichen Forum nicht diskutiert werden kann bzw. sollte - tatsächlich etwas speziell ist, ist dies wohl der erfolgsversprechendere Weg.

Nochmals vielen Dank für Ihre Einschätzung.

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  • 4 Wochen später...

Es gibt ein Update:

Mittlerweile habe ich mir tatsächlich Gedanken gemacht, welcher Bereich mich 1. intereressiert und 2. wo ich Chancen sehe, den Einstieg zu finden. Wie schon vorher erwähnt, interessieren mich viele Gebiete - aber nicht in allen wird es realistisch sein, mit 38 Jahren den Einstieg als "relativer Berufsanfänger" zu finden, sofern man kompletter Branchenneuling ist. Ich bin dann zu dem Schluss gekommen, dass es am Vernünftigsten wäre, einen Bereich zu finden, wo ich meine jahrelange Erfahrung als Physiotherapeutin einsetzen kann und wo ich meine Fachkenntnisse (nicht nur aus dem Studium) verwenden kann. Als mögliches Einsatzgebiet habe ich mir dann den Bereich des betrieblichen Gesundheitsmanagements überlegt.

Parallel dazu habe ich ein Gespräch mit meinem Chef gesucht (der über mein Fernstudium Bescheid weiß) und ihm mein Anliegen geschildert, in Zukunft gerne zusätzliche Arbeitsbereiche im Unternehmen zu übernehmen, wo ich auch Kenntnisse meines Studiums einsetzen kann. Vor einigen Tagen habe ich dann nochmal "nachgehakt" und mittlerweile hat sich tatsächlich eine Option ergeben: Unser Unternehmen ist schon seit längerem im Bereich "betriebliche Gesundheitsförderung" tätig - dieses Gebiet wollen Sie jedoch in Zukunft noch mehr ausbauen. Da der Mitarbeiter, der für diesen Bereich momentan zuständig ist, uns bald verlässt, hat mein Chef meinen Namen ins Spiel gebracht. Mein Studium war zwar nicht unbedingt ausschlaggebend, hat mich aber für die Stelle sicherlich attraktiver gemacht. Im Prinzip werde ich - nach entsprechender Einarbeitung - den gesamten Prozess der Kundenakquise bzw. -pflege, Angebotsentwicklung, Durchführung gesundheitsfördernder Maßnahmen in Betrieben und unserem Unternehmen bis hin zur Evaluation etc. begleiten.

Für mich ist diese Lösung perfekt: Ich kann erstmal bei meinem jetzigen Arbeitgeber, der mich schon kennt und unterstützt, zusätzliche Erfahrungen sammeln und gleichzeitig auf meine Erfahrung als Physiotherapeutin aufbauen.

Ich denke, da werden meine beruflichen Chancen auf jeden Fall besser sein, als wenn ich mit Ende 30 mich extern als "Berufsanfänger" bewerbe...

Übrigens: Letztendlich habe ich eine SWOT Analyse durchgeführt: Analyse meiner beruflichen und persönlichen Stärken und Schwächen, Risiken und Chancen am Arbeitsmarkt... Danach habe ich tatsächlich klarer gesehen.

Und die 2. Überlegung: Warum in die Ferne schweifen... die Option (die sicherlich nicht jeder hat) beim jetzigen Arbeitgeber zusätzliche "Skills" zu erwerben, ist sicherlich die naheliegendste.

Gruß

Melanie

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Hey Melanie,

das klingt ja super! Toll, dass du für dich eine Möglichkeit gefunden hast. Bist du dann noch zusätzlich "an der Basis" tätig und hast Stunden reduziert oder übernimmst du komplett neue Aufgaben?

Auf jeden Fall eine -wie ich finde- optimale Lösung! :thumbup:

Gruß

Nina

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Danke - bin auch superhappy.

Ich werde vorerst weiterhin als Physiotherapeutin arbeiten, allerdings mit verringerter Stundenzahl (das war aber schon vorher geplant, um Luft zu haben für evtl. Praktika/Erfahrungen sammeln außerhalb meines Arbeitsbereichs). Anfangs wird die BGF-Sache kein Vollzeitjob sein, von daher passt das auch zeitlich. Je nachdem, wie sich das Ganze entwickelt, werde ich wohl irgendwann meine Stunden in der Therapie komplett abbauen.

Übrigens: Man hat ganz spezifisch nach einer "älteren" Mitarbeiterin gesucht, da eine gewisse Reife in diesem Bereich notwendig ist. Auch von einer Bekannten, die im Personalbereich einer großen Klinik arbeitet, wo vor einiger Zeit eine Stelle für den Bereich betriebliches Gesundheitsmanagement ausgeschrieben war, hat mir erzählt, dass die jungen Uniabsolventen mit Anfang/Mitte 20 aussortiert wurden, da man tatsächlich nach Lebenserfahrung bzw. Reife gesucht hat. Ich fand das in Zeiten des Jugendwahns ("Bin ich mit 35 schon zu alt für den Arbeitsmarkt?") tatsächlich sehr beruhigend.:thumbup:

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