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Ist es möglich, in wissenschaftlichen Arbeiten zu 100% korrekt zu zitieren?


Dadi

Empfohlene Beiträge

mittlerweile wurden bei mehreren mehr oder weniger prominenten Politikern die Dissertationen überprüft und teilweise auch der Doktorgrad entzogen:

- Guttenberg

- Koch-Mehrin

- Chatzimarkakis

- Schavan

- Veronika Saß (Tochter von Stoiber)

und nun Steinmeier

Für mich war es bei Guttenberg noch relativ klar, dass er wissentlich getäuscht hat und dass der Doktortitel deshalb zu Recht entzogen wurde. Mittlerweile frage ich mich aber, ob nicht etwas übertrieben wird....bei Schavan gab es diese Diskussionen bereits: manche Wissenschaftler meinten, dass ihre Fehler geringfügig waren und nicht für ein Plagiat sprechen, sondern eher auch die Zeit, in der die Dissertation verfasst wurde, wiederspiegeln. Nun scheinen die Diskussionen bei Steinmeier wieder anzufangen.

Kann man - wenn man eine Dissertationen von mehreren 100 Seiten schreibt, wirklich überzeugt sein, dass man überall korrekt zitiert hat?

ab wann kann man eine wissenschaftliche Arbeit als "Plagiat" bezeichnen, bis zu welchem Grad handelt es sich um Fehler beim Zitieren?

können verschiedene Zitationsstile zu unterschiedlichen Meinungen auf die Frage Plagiat ja oder nein führen?

was meint ihr?

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Ich habe selbst auch schon Fehler beim Zitieren gemacht. ABER: ich habe zitiert. Und so wie ich das sehe, war das bei den beanstandeten Arbeiten nicht so. In meinem Fall war das dann auch so, dass das Abzug bei der Note gegeben hat. D.h. ich hab jetzt auch nicht Angst, dass da irgendwann im Nachhinein was kommt. Den Grad muss m.E. wohl die jeweilige Hochschule festlegen. Ich kenne es auch, dass Studenten immer wieder zum selben Thema schreiben. Also quasi Plagiate zu sich selbst abfassen. Auch da kenne ich Beispiele, die damit durchgefallen sind. Andere haben es noch geschafft. Das ist wohl immer eine Einzelfallentscheidung.

Ich habe zur Zeit eine Arbeit vor mir, die bei 5 Fehlern auf einer Seite (und damit sind auch Rechtschreibfehler gemeint) nicht mehr angenommen wird. Dozentenentscheidung. Ich brauche wohl Korrekturleser.:(

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Ich habe vor ein paar Monaten (im Rahmen der Debatte über Frau Schavan) einen Artikel gelesen, in dem dargelegt war, dass man Dissertationen und den Umgang mit Quellen darin auch auf dem Hintergrund der Zeit sehen müsse, in der sie geschrieben wurde. So sei das, was Frau Schavan vorgeworfen wird, zum damaligen Zeitpunkt allgemeine Praxis gewesen.

Das würde auch damit zusammenhängen, dass heute über die Digitalisierung von Texten ganz andere Möglichkeiten der Suche und vor allem auch des Wiederauffindens zur Verfügung ständen. Von ginge eine Überprüfung, wie sie heute gemacht würde, an der eigentlichen Frage vorbei, ob jemand bewusst abgeschrieben und damit betrogen habe oder nur so gehandelt habe, wie alle anderen auch.

Wo ich das gelesen habe, weiß ich nicht mehr so genau. In Frage kommen die FAZ oder die ZEIT.

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Ich halte diese Behauptung für ausgesprochenen Blödsinn und eine reine Schutzbehauptung. Ich habe immerhin 1995 ein geisteswissenschaftliches Studium absolviert, als digitales noch in den Windeln lag, in dem Bereich (elektronische Zeitschriften gab es noch nicht), und es war 100% klar, dass plagiieren nicht in Ordnung ist. Ich kann die Behauptung, das sei üblich gewesen, absolut nicht nachvollziehen.

Im übrigen kann man natürlich eine Arbeit, auch von mehreren hundert Seiten, schreiben, ohne zu plagiieren. Man muss nur, wenn man irgendetwas abschreibt, den Beleg setzen. Das kann so schwierig nicht sein, selbst für Überflieger. Wenn man natürlich etwas abschreibt, ohne "" zu setzen, und dann, ohne die Fußnote zu machen, einfach weiterschreibt, dann kann es passieren. So arbeitet aber höchstens bei der ersten Hausarbeit jemand. Wer das bei der Dissertation noch macht, hat es nicht besser verdient.

Und was "Zitationsstile" damit zu tun haben sollen, sehe ich überhaupt nicht. Zitationsstile unterscheiden sich ja nicht dadurch, wie viel Plagiat zulässig wäre.

Und bei Guttenberg war es nicht "relativ klar", sondern glasklar. Ich finde diese ewigen Relativierungsversuche ausgesprochen peinlich.

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Also, diese Aussagen sind ja nicht von mir und auch nicht von einem Journalisten. Ich glaube, das war jemand aus diesem Wissenschaftsbeirat.

Mit den Aussagen will ich auch nichts relativieren oder schönreden. Aber um mal einen größeren historischen Kontext zu bemühen: Naturwissenschaftliche Arbeiten zum Thema "Aufbau des Universums" aus der Zeit der Griechen oder Ägypter sind ja auch anders zu bewerten als Schriften, die in der Zeit um Kopernikus und Galilei zum Thema entstanden sind und die wieder anders als welche von heute.

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Ich persönlich denke, da kommen viele Dinge aufeinander und auch die "Fehler", die die genannten Personen begangen haben, sind ja mitnichten identisch. Was allgemein unter Plagiat oder falsche Zitierweise läuft, können ganz unterschiedliche Qualitäten haben.

So sind viele der Frau Schavan vorgeworfenen Sünden ähnlich denen, die Herr Steinmeier heute den Kopf kosten könnte. Wörtliches zitieren ohne Heraushebung der fremden Wortwahl (allgemein mit Anführungszeichen) aber unter Angabe der Quelle. Wissenschaftlich gesehen ist das ein grober Verstoß, auch wenn es viele ausserhalb der Wissenschaft nicht so sehen würden. Anders ist es, wenn beispielsweise Artikel direkt oder indirekt zitiert werden aber die Quelle gar nicht angegeben wird...dazwischen gibt es noch viele andere Spielwiesen wie nur bspw. das Nutzen einer Sekundärquelle ohne Angabe der primären.

Wirklich entscheidend sind aber natürlich dann die Fragen: Vorsatz oder Fahrlässigkeit? Einzelfall, mehrfach oder Methode?

Das mit dem Zeitgeist scheint derzeit eine beliebte Ausrede zu sein im politischen Feld, über die ich aber auch einfach nur den Kopf schütteln kann - war 33-45 dann auch nur der Zeitgeist?! Wir reden hier ja nicht über etwas, was damals "erlaubt" war und heute verboten, sondern auch damals schon nicht i.O. wahr. Wir reden hier ja nicht darüber, dass jemand für Vergehen (evtl.) bestraft werden soll, die in dem uminösen "frührer" nicht existierten. Letztlich, und das wird ja auch gemacht, findet die Einzelfallprüfung AUF den damaligen Regeln statt. Alles andere wäre ja nicht statthaft.

Auch zu Zeiten der Personen oben gab es diese Regeln schon (!) aber ich bin auch nicht so naiv, dass aufgrund des erheblich höheren Aufwandes der Kontrolle diese früher natürlich stärker unterblieb als heute. Nur weil aber ein Dr.-Vater und andere sich nicht jeden Satz herausgesucht haben (wenn sie ihn überhaupt gefunden hätten), macht es die Sache aber nicht "richtiger". Die Studenten kannten diese Systemschwäche und haben sie schlicht genutzt. Ok. That´s the game. Man kann spielen und man kann gewinnen, oder auch verlieren. Die Chance heute nachträglich zu verlieren ist eben gestiegen. Einfacher gesagt: Wer mit eine Geschwindigkeitsüberschreitung begeht, begeht etwas verbotenes ja nicht erst in dem Moment, wo er erwischt wird.

Aus eigener Erfahrung mit Arbeiten (als Korrektor sowie als Schreiber): Das einem beim Schreiben mal eine Quelle durch die Lappen gehen kann, weil die Fußnote versehentlich mal gelöscht wurde. Ok. Das man vereinzelt mal mehr wörtlich übernommen hat als es selbst zu paraphrasieren und es nur vgl.-zitierte, ok. usw. Aber, eben vereinzelt. So das man erkennen kann, dass daraus kein wesentlicher Vorteil entstehen sollte. Kaum eine Bachelor-Thesis ist davon frei, eine Dissertation natürlich auch nicht. Aber darum geht es hier nicht. Hier sind solche Fehler massenhaft aufgetreten und da kann man zumindest grobe Fahrlässigkeit unterstellen, wenn man es gut meint, ich persönlich halte es dann für Vorsatz, und sei es Zeit zu sparen, weil man nicht umformulieren möchte.

Ich persönlich glaube nicht, dass es viele wissenschaftliche Arbeiten auf der Welt gibt, die absolut frei von solchen Fehlern ist. Bis zu welchem Grad und wie hart man einzelne Fehlerarten bewertet ist faktisch nicht festgelegt sondern eine Einzelfallentscheidung. Hier prozentual so argumentieren halte ich für wenig ziehlführend. Es ist etwas anderes, wenn ein Forscher vielleicht nur eine handvoll Zahlen von einem Kollegen "klaut" und darauf 500 Seiten astreine Dissertation aufbaut, als wenn jemand auf 400 Seiten 40x die Fußnote "vergessen" ;-) hat, diese aber für die aber für das Ergebnis der Arbeit lediglich eine sehr untergeordnete Rolle spielen, weil er beispielsweise ein nur Theorie-ergänzendes, aber letztlich nur abgrenzendes Seitenkapitel sich nicht selbst ausdenken wollte.

Letztlich ist es aber eine Mischung aus Quantität und Qualität, gepaart mit ein paar anderen Dingen, die in der Einzelfallprüfung über das Wohl oder Wehe entscheidet.

Grüße

Aquila

Ich vergleiche es immer gerne mit Rechtschreib- und Grammatikfehlern. Egal wie oft man einen Artikel, Beitrag, wissenschaftliche Arbeit etc. liest, korrigiert, redigiert, lektoriert usw., es ist faktisch unmöglich alle Fehler zu eleminieren. Das ist in der oben genannten Diskussion nicht anders. Nu irjentwan iss es schwär de Teckst zu lesn.

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In der SZ wurde damals eine Seite aus Schavans Arbeit und dem Original, von dem sie abgeschrieben haben soll, abgedruckt. Diese Seite enthielt Zitate und sie wurden in einem Zusammenhang gesetzt, der dem des Originals ähnlich waren und wo teilweise eine ähnliche Audrucksweise verwendet wurde. Ich konnte damals - ich war auch grad dabei, eine Arbeit zu schreiben - sehr gut nachvollziehen, wie das glaufene: Wenn man sich immer und immer wieder mit dem Thema befasst, etwas aussagen will, zitiert und erklärt, kann es genau so rauskommen. Es steht mir fern, zu beurteilen, wie sehr das bei einer Doktorarbeit passieren darf. Ich würde aber mal behaupten, dass es keineswegs direktes Abschreiben war. Kann aber auch sein, dass ich das viel zu wohlwollend betrachtet habe.

Bei Guttenberg hingegen habe ich damals den Eindruck (!) bekommen, dass der seine Arbeit zumindest in weiten Teilen gar nicht selber verfasst hatte, sondern arbeiten liess.

Aber was weiss ich schon...

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