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Ist es möglich, in wissenschaftlichen Arbeiten zu 100% korrekt zu zitieren?


Dadi

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Ja, es gibt Fälle, in denen das nicht so einfach zu beurteilen ist. Und beispielsweise bei den Fällen Schavan und Steinmeier bin ich mir auch nicht sicher, ob es sich da wirklich um so schwerwiegende Verfehlungen handelt. Ich habe mich allerdings auch nicht intensiv damit beschäftigt bzw. habe das auch nicht vor.

Die Einstellung des betreuenden Profs sollte bei einer Dissertation allerdings weit weniger eine Rolle spielen, als beispielsweise bei einer Diplom- oder Bachelorarbeit. Eine Dissertation ist ein eigenständiger(!) Beitrag zum wissenschaftlichen Fortschritt. Da geht es nicht um die Regeln eines einzelnen Betreuers, sondern um die der "Scientific Community". Und wer sich als Mitglied dieser Gemeinschaft versteht, hat sich mit deren Regeln auseinanderzusetzen.

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Aber manchmal habe ich den Eindruck, dass es sich mittlerweile um eine Hexenjagd handelt

Ja, den Eindruck habe ich allerdings auch. Wenn da ein Professor der FH Dortmund ankündigt, er wolle tausend Dissertationen von Politikern überprüfen (vgl. http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/plagiatsvorwurf-steinmeier-bittet-um-pruefung-seiner-doktorarbeit-a-925281.html), dann frage ich mich schon: Hat der sonst nichts zu tun? Worum geht es da wirklich?

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Und gesponster wurden die Aktivitäten des Herrn Professor von SPON (Spiegel online). Ich habe dazu auch noch was gefunden:

http://www.tagesspiegel.de/wissen/betrug-beim-doktor-umstrittener-professor-startet-kampagne-gegen-plagiate-von-politikern/8111186.html

Vielleicht sollte man mal ergänzend seine Studenten fragen, wie er es denn mit der Betreuung der Bachelor- und Masterarbeiten hält, die bei ihm geschrieben werden.

Es ist nun mal nicht alles nur schwarz oder weiß.

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Was ich auch anfügen möchte: Es ist nicht so einfach, korrekt zu schreiben, und zu zitieren.

Wir (STudenten der OU, ich weiss nicht, wie es woanders ist) sind z.B. aufgefordert, lieber selber zu formulieren, anstatt zu zitieren. Und zwar, um zu zeigen, dass wir verstanden haben.

Also anstatt:

Mercer schreibt, dass 'in der Schweiz pro Kopf mehr Schokolade verkauft wird als in Deutschland. Ein Schweizer isst also im Schnitt pro Jahr mehr Schokolade als ein Deutscher' (1995, s.215).

lieber

Mercer (1995, s.215) schreibt, dass in Deutschland weniger Schokolade verkauft werde als in der Schweiz. Daraus folgt, dass Schweizer mehr Schokolade essen, als Deutsche.

Tja, wer folgert denn nun hier? Ich oder Mercer?

Dieses Beispiel ist ziemlich banal und es ist vermutlich unerheblich, da die Folgerung extrem naheliegend ist. Aber ist der Sachverhalt auch nur ein bisschen komplexer, kommt es rasch zu Darstellungen, die missverständlich sein können - oder, wenn man böswilliger hinschaut, als Plagiat deklariert werden könne.

Und eben: Wenn der Doktorvater Auszüge liest und sagt, das ist ok - dann würde ich als Doktorand die Texte auch nicht mehr dahingehend überprüfen.

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Mercer schreibt, dass 'in der Schweiz pro Kopf mehr Schokolade verkauft wird als in Deutschland. Ein Schweizer isst also im Schnitt pro Jahr mehr Schokolade als ein Deutscher' (1995, s.215).

lieber

Mercer (1995, s.215) schreibt, dass in Deutschland weniger Schokolade verkauft werde als in der Schweiz. Daraus folgt, dass Schweizer mehr Schokolade essen, als Deutsche.

Tja, wer folgert denn nun hier? Ich oder Mercer?

Und genau dies deutlicher zu machen ist eine wichtige Aufgabe der Studierenden beim Schreiben solcher Arbeiten. Ich finde es auch wichtig, oft zu paraphrasieren statt direkt zu zitieren - weil man so die Relevanz für die eigene Arbeit besser herstellen kann. Man kann deutlicher machen, wozu man etwas zitiert, was man damit überhaupt will.

Um an dein Beispiel und ebengenannte Kritik daran einzugehen:

Mercer (1995, S. 215) zeigt auf, dass der Schokoladenverkauf in der Schweiz höher ist als in Deutschland. Daraus schließt er womöglich fälschlich, dass explizit Schweizer einen höheren Schokoladekonsum haben als Deutsche. Dabei könnten auch ausländische Touristen für die Verkaufszahlen verantwortlich sein.

oder:

Mercer (1995, S. 215) zeigt auf, dass der Schokoladenverkauf in der Schweiz höher ist als in Deutschland. Daraus schließt er womöglich fälschlich, dass es in der Schweiz auch einen höheren Schokoladekonsum gibt. Allerdings belegen die Zahlen nur den Einkauf und nicht den Konsum der Schokolade.

Was ich damit sagen will: Zitate und auch Paraphrasen gehören in einen Kontext eingebettet, müssen bewertet werden. Beim Paraphrasieren kommt man meist dann besser vom direkten Zitat weg, wenn man damit auch etwas tut. Es einordnet, bewertet, kritisiert, bestätigt, etc. Wenn das fehlt fängt man nur an, das Zitat möglichst irgendwie umzuformulieren, damit es halt kein Zitat mehr ist, sondern als Paraphrase durchgeht. Und ich denke genau dabei macht man dann schnell Fehler, weil der Unterschied zwischen dem, was man selbst schreibt und dem, wovon man "abschreibt" nur noch in der grammatikalischen Struktur liegt und nicht im Inhalt. Dabei kommt es dann schnell zu ähnlichen Formulierungen, die dann sehr plagiiert wirken, selbst wenn es keine Absicht ist.

Ich verstehe auch die Betonung des historischen Kontextes. Natürlich kann man etwas auch einfach losgelöst davon aus heutiger Sicht bewertet (ich denke, das macht jeder Mensche) - das kann dann aber nicht beanspruchen, die Absichten, Gefühle, etc. der damals handelnden Person wirklich zu treffen. Etwas kann aus heutiger Sicht ein Plagiat sein, das damals nicht so bewertet wurde. Beispielsweise weiß ich nicht, ob Freud damals zu seiner Zeit den Vorwurf des Plagiierens zu hören bekam - würde er seine Arbeiten heute irgendwo einreichen, würde man ihm das wohl vorwerfen. Aber! das Betonen des historischen Kontextes alleine ist noch keine Grundlage zur Beurteilung. Dazu muss dann erst wirklich der historische Kontext differenziert betrachtet werden. Und dann kann der Schluss entstehen, dass es auch zu der in Frage kommenden Zeit so nicht in Ordnung war.

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Mercer (1995, s.215) schreibt, dass in Deutschland weniger Schokolade verkauft werde als in der Schweiz. Daraus folgt, dass Schweizer mehr Schokolade essen, als Deutsche.

Tja, wer folgert denn nun hier? Ich oder Mercer?

Ohne Dir jetzt einen Vorwurf machen zu wollen oder auf dem Beispiel rumreiten zu wollen, aber hier folgerst Du. Sonst hättest Du nämlich schreiben müssen: "daraus folg_e_, dass". Es ist gerade ein Vorteil der deutschen Sprache, dass man mit dem Konjunktiv I der indirekten Rede das Ende der indirekten Rede deutlich machen kann. Umgekehrt sind Dinge, die im Indikativ stehen, eben nicht mehr indirekte Rede. Das ist im Deutschen viel eleganter als z. B. im Englischen, wo man in den Zeitungen eben tatsächlich über mehrere Sätze hinweg "Merkel said... She said... She said... And she said..." liest, weil es sonst unklar wäre. Insofern, sorry, hier liegen Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache vor, keine Probleme mit dem zitieren. Im übrigen scheint mir diese Aussage mit dem "lieber paraphrasieren" auch so la-la. Denn oberstes Gebot ist doch Klarheit, Wahrheit und wissenschaftliche Redlichkeit. Wenn das natürlich zurückgestellt wird vor "man soll zeigen, dass man es verstanden hat", dann stimmt auch was nicht.

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