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digileo

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@Jedi: Mit dem kleinen Tod habe ich ja zugegeben, dass die Schulbildung vielleicht ein Opfer des Föderalismus ist. Deswegen nach Bildungszentralisierung zu rufen, ist aber vielleicht der falsche Weg. Die Hochschulen der DDR waren international nicht konkurrenzfähig; Ob im Bereich der Schulbildung der Zentralismus ursächlich für die Qualität der DDR-Schulbildung war, würde ich auch hinterfragen. Lt. Wikipedia sehen die Finnen sich näher am schwedischen Bildungssystem, welches dezentral ist. Die Kultusministerkonferenz sollte ihre Hausaufgaben machen, dann könnte es auch mit den PISA-Ergebnissen im Föderalismus klappen.

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Ich glaube es ist keine grundsätzliche Frage ob De- oder Zentral. Es ist die berühmte Frage nach der eierlegenden Wollmilchsau.

Niemand bspw. bezweifelt in PISA und Co. die "objektive" Überlegenheit asiatischer Schulsysteme - aber diesen Drill und Streß wollen wir nicht haben und passt schlicht auch gar nicht in unsere Kultur.

Die Finnen wiederum haben kulturell bedingt für die Lehrer einen viel höheren Stellenwert als bei uns. Dort wird aktiv nach den Leuten gesucht, die besonders geeignet für den Beruf sind bzw. besonders etwas auf dem Kasten haben. Wenn ich überlege wer in Deutschland von meinen ehem. Mitschülern Lehrer geworden ist und aus welchen Gründen - Gute Nacht. Noch mehr gilt das bei uns übrigens für die Grundschullehrer aber auch schon angefangen in KiTa und KiGa. Das sind heute häufig nur Kindervewahranstalten mit leider teils echt stupiden "Erziehern" - der alte Begriff "Kinderpfleger" passt viel besser. In Frankreich setzt die Frühförderung schon dort an, wo wir noch schnarchen und das mit Unterstützung von Akademikern. Auch das DDR-Schulsystem war sicherlich dem Westdeutschen rein von der Leistung nicht unterlegen, eher das Gegenteil. Allerdings muss man hier schon sehen, dass auch in dem Schulsystem Zwang und Druck ein anderer war und vor allem, die Schulen im staatlichen Sinne auch zur Gleichschaltung missbraucht wurden - danke zentraler Staat. Aber - wenn ich mich richtig erinnere hatten die das Abi nach der 12ten, was in Gesamtdeutschland ja unmöglich zu sein scheint.

Schule und Schulsystem hat viel mit Kultur zu tun. Es ist aber nichts so schwer und langwierig zu ändern wie kulturelle Fesseln. Letztlich muss jedes Land seine eigenen Wege finden. Systeme schlicht zu kopieren funktioniert nicht, denn die Menschen, ihre Einstellung und Haltung wird nicht kopiert.

Schönes Beispiel ist die G8/G9 Diskussion. Natürlich ist es (theoretisch) kein Problem unsere übervollen Lehrpläne zu straffen, Schule effizienter und effektiver zu gestalten. Das Problem dabei ist eher - von der einen Seiten kämpfen die Pädagogen, die es eigentlich besser wissen sollten, um jede dämliche Seite Stoff, die ja nicht weggelassen werden kann ohne das Abendland zu verraten und natürlich ihre Pfründe nichts ändern zu müssen (verstärkt durch viele tausend Lehrer die schlicht aus falschen Gründen vor der Klasse stehen). Auf der anderen Seite die Politiker, die sich zwischen Elternprotest und Fortschritt so oft hin und her wenden, dass einem ganz schwindelig wird, bis eine Gruppe, die nicht einmal die Majorität stellen muss, so laut schreit, dass es so gemacht wird. Letztlich kommt eine Reform raus, die so gnadenlos idiotisch ist, dass sie nur scheitern kann. Faktisch kaum wirkliche Stoffverkürzung, aber dafür ein Jahr weniger, kaum angepasstes Lernstrukturen aber mehr in gleicher Zeit verlangen. Leiden tun darunter nur die Kinder. Aber gleichzeitig stopfen viele Eltern ihr Kind; aus Angst oder Naivität; auf ein Gymnasium, obwohl es auf einer Real- oder auch Hauptschule viel besser aufgehoben und vor allem nicht überfordert wäre....und ganz toll - viele Eltern im Bekanntenkreis, vornehmlich die, die Angst haben das ihr Kind doch nicht gymnasial veranlagt ist, nehmen die Gesamtschule..denn dann geht ihr Kind ja auf die Gesamtschule bis zum Abi (HÄ?) und nicht nur auf eine Realschule...

Das ist aber nichts, was ein Problem des Feuderalismus ist - die Länder, die zentral geregelt sind, entscheiden hier ja alleine und machen Murks.

Daneben muss man bedenken, dass es immer unterschiedliche Sichtweisen gibt und gerade in der Pädagogik werden alle fünf Jahre neue Säue durch die Stadt getrieben. Noch bevor die eine Reform greifen kann, kommt die nächste. Das funktioniert in der freien Wirtschaft nicht, warum sollte es dann im Bildungssystem?

Man muss doch mal betrachten - das sehr konsistente duale Ausbildungssystem steht fest. Bologna hatte leider erhebliche Startschwierigkeiten, aber im großen und ganzen ist das Abendland nicht zusammengebrochen, wie häufig prophezeit wurde. Aber in der Schule fangen sie bspw. in Hessen an zu überlegen, ob nicht sogar G8-Klassen bis zu einem gewissen Schuljahr wieder umgewandelt werden können. Warum das funktionieren kann? Weil ein paar Idioten nie den Lehrplan wirklich überarbeitet haben....

...Sorry...ein emitional beladenes Thema bei mir. Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn wir es nicht schaffen unsere kulturell bedingte Diskussions- und Reformfreudigkeit ;), gepaart mit der Unlust auch mal gegen den Widerstand von Gruppen schlicht etwas beständiges durchzusetzen, solange werden wir, zentral oder nicht, keinen Fuß an den Boden bekommen.

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In Frankreich setzt die Frühförderung schon dort an, wo wir noch schnarchen und das mit Unterstützung von Akademikern.

Naja... in Frankreich gibt es (ich weiss nicht, ob das für überall gilt) ab 2 Jahren einen garantierten Kindergartenplatz. Die Kinder werden ab diesem Alter mit Buchstaben und Zahlen konfrontiert. Man kann sich jetzt streiten, ob das die ideale Frühförderung ist.

Ich habe jedenfalls in Frankrech 30 2-4jährige in einem Raum sitzen (bzw. liegen, fläzen,...) sehen, die "Unterricht" bekamen. Ich war da sehr froh, dass ich hier weder unterrichten noch meine Kinder unterbringen musste.

Klar, ich habe nur drei oder vier Institutionen gesehen, dies vor 15 Jahren und alle in Südfrankreich, ist sicher nicht absolut represntativ. Überall sehr engagiertes Personal, aber eine Menge an Kindern, die einfach nicht zu bewältigen war und Methoden, die m.E. nicht altersgerecht waren. Vielleicht gerade, weil sie von "Akademikern "dargeboten wurden.

Die Diskussion, ob Kleinkinder Akademiker brauchen oder ob die Frühkindliche Ausbildung akademisiert werden soll, ist allerdings ein weites Feld.. in meinen Augen vor allem vom STatus her wünschbar, sonst nicht unbedingt.

Zu Finnland und Alberta/CA (auch immer als Vorbildschulen genannt) kann man auch noch sagen, dass die eine vergleichsweise homogene Schülerstruktur haben. Das vereinfacht den Job natürlich ungemein.

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Ehrlich gesagt halte ich Vergleiche ueber Bildungsresultate verschiedener Laender und Kulturen fuer einen ziemlichen Schabernack.

Bildung ist doch immer in eine Gesellschaft, eine Kultur und ihre Tradition und Beduerfnisse eingebunden. Es gibt hier bestimmt nicht das Bildungsideal des Menschen, der fuer alle Menschen aus allen Kulturen gleich ist.

Extrembeispiel ist hier eine steinzeitliche Kultur im Regenwald, hier muss Bildung sicher dazu fuehren die Regeln der Gemeinschaft zu verstehen, die richtigen Jagd- und Sammeltechniken zu erlernen waehrend Bildung bei uns andere Schwerpunkte setzt.

Auch ist Bildung sher stark vom Menschenbild abhaengig wenn nicht das Menschenbild Bildung fast komplett determiniert. Geht es also darum individuell denkende Individuen zu schaffen, die in der Lage sind kreative Loesungen fuer neue Zeiten und Probleme zu finden? Oder geht es in einer anderen Gesellschaft darum, dass die Mitglieder der Gesellschaft harmonisch zusammen leben, und Innovation und Kreativitaet eine untergeordnete Rolle spielen?

Beides und vieles Andere hat seine Berechtigung und ist fuer die jeweils Beteiligten sinnvoll.

Das ist auch die Idee weshalb es in Europa aber auch in den Bundeslaendern verschiedene Schulsysteme gibt, die den jeweils lokalen Gegebenheiten angepasst sind. Ja, dazu gehoert an der franzoesischen Grenze eher franzoesich zu lernen und an der polnischen Grenze eben polnisch. beides im gleichen Staat.

Entsprechend sollten meiner Meinung nach Privatschulen, alternative Schulen, Religionsschulen, Heimunterricht und andere Arten von Schulen als Ausbildungsmoeglichkeiten moeglich und legal sein.

Diese Vorbildschulen sind immer wieder interessant, lassen sich aber nicht kopieren. Ja, die Schueler dort sind homogener, Ausbildung hat in der jeweiligen Gesellschaft einen anderen Wert und vor Allem sind die Schueler eben in den jeweiligen Vergleichstests gut. Das bedeutet nicht, dass diese Tests ueberhaupt fuer alle Laender geeignet sind und das alle dem gleichen Ideal hinterherrennen sollten.

War nun die Ausbildung in der DDR besser als die bundesrepublikanische? Der Staat ist gescheitert, also offensichtlich war das Resultat ein Disaster. Man koennte natuerlich den Erfolg auch anders messen, der Fortbestand einer Gesellschaft erscheint mir aber ein sehr deutliches Zeichen zu sein, dass etwas schief gegangen ist.

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Danke, Martin, für deinen m.E. sehr klugen, gut geschriebenen und umfassenden Beitrag!

Bildung ist doch immer in eine Gesellschaft, eine Kultur und ihre Tradition und Beduerfnisse eingebunden. Es gibt hier bestimmt nicht das Bildungsideal des Menschen, der fuer alle Menschen aus allen Kulturen gleich ist.

Das kann man eigentlich nicht oft genug betonen.

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Föderalismus hat seine Vorteile - aber im Bereich Bildung dürfte es meiner Meinung nach ruhig etwas einheitlicher und vergleichbarer zugehen, zum Beispiel was die Zugangswege zum Studium angeht. Oder das Niveau des Abis. Und ich kann zum Beispiel auch nicht verstehen, warum das Land NRW die FernUni Hagen fast alleine finanzieren muss, obwohl dort Studierende aus dem ganzen Bundesgebiet eingeschrieben sind. Die vor einiger Zeit diskutierte Idee einer Bundesuni fand ich daher gar nicht schlecht für diese spezielle Konstellation.

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Ich meinte mit Zentral auch, daß jemand mit Schulabschluß das gleiche kann wie der aus anderen Landesteilen.
Dann geht es dir also gar nicht um Zentralisierung, sondern um Vergleichbarkeit. Die kann man auch in einem föderalen System erreichen, in einem zentralen System ist das natürlich einfacher. Manchmal muss man eben den steinigen Weg gehen.
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Und ich kann zum Beispiel auch nicht verstehen, warum das Land NRW die FernUni Hagen fast alleine finanzieren muss, obwohl dort Studierende aus dem ganzen Bundesgebiet eingeschrieben sind. Die vor einiger Zeit diskutierte Idee einer Bundesuni fand ich daher gar nicht schlecht für diese spezielle Konstellation.
Bundesuni geht gar nicht in Deutschland, aufgrund der föderalen Struktur. Die FernUni ist doch gerade aufgrund einer des Bundeslandes NRW entstanden - um mal einen Vorteil föderaler Strukturen zu zeigen. Wenn NRW dies zur Förderung seiner ländlichen Strukturen, inmobilen Bewohner, Weiterbildung seiner Berufstätigen, etc. macht, kann es doch seine Bewohner von den Studiengebühren befreien und für alle anderen Bundesländer erhöhen. Dann können die anderen Bundesländer eigene FernUnis aufbauen, die eigenen Bewohner finanziell unterstützen oder dies als Bonus für NRW in den Länderfinanzausgleich aufnehmen.
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