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Anerkennung von Leistung


Hans Hehler

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Vielleicht ein paar Aspekte, die mir hier so in den Fingern jucken.

1.) Big4 - also quasi meine berufliche Heimat - Die Big4 sind Bachelorabsolventen und auch Wirtschaftsrechtlern sehr offen und ja, es gibt bei uns immer mehr Leute, die mit 22-24 bei uns einsteigen, Master hin oder her. Davon unabhängig steigen bei uns aber auch immer noch bspw. Juristen ein, die schlicht nicht mit 24 fertig sind oder sein können. Es kann (und konnte schon immer) passieren, dass die Projektleitung bei jemanden liegt, der u.U. einige Jahre jünger ist. DAS ist allerdings nur ein Problem, wenn Du es zu einem machst. Den Mandanten selbst stört das nicht. Davon unabhängig ist es zwar richtig, dass Du, je älter Du wirst, mehr Probleme bekommst in junge Teams einzusteigen. Das gilt auch für die WPG. Allerdings ist das vor allem dann der Fall, wenn Du aufgrund Deiner mangelnden Vorerfahrung als "Junior" einsteigst. Quereinsteiger in den Big4 hingegen kommen meist als Snr. oder gar Manager, später auch durchaus Snr. Manager oder Director. Das geht dann auch schon im Alter 30, 40. Ob Du hier also ein Jahr früher oder später kommst, ist relativ egal. Gerade wenn du bereits berufliche Erfahrung hast, ist diese wichtiger als die Regelstudienzeit.

2.) Fernstudium. PwC & Co sind Fernstudienabsolventen oder Leuten aus berufsbegleitenden Studiengängen nicht per se negativ gegenüber eingestellt. Ich kenne einige und komme selbst aus einem solchen Programm. Allerdings muss man auch passende berufliche Erfahrung und Schwerpunkte mitbringen. Ein kompletter Neueinstieg in der WP mit einem dualen Studium in Marketing ist eher unwahrscheinlich.

Hier allerdings ist ein anderer Aspekt für mich viel entscheidender. Ein Fernstudium ist in den Köpfen der meisten Menschen mit Berufstätigkeit verknüpft. Das Ansehen wird daraus gezogen, dass es einen hohen Anspruch bei geringer verfügbarer Zeit hat. Absolventen von Fernstudiengängen, die eigentlich auf Teilzeit konzipiert sind aber quasi von Leuten Vollzeit absolviert werden, haben nicht selten durchaus Probleme Anerkennung zu erhalten, weil ein entscheidender Teil fehlt und dann das (Vor-)Urteil schnell bei der Hand ist, dass hier nur jemand den leichten Schmalspurweg gehen wollte. Davon kann ich nur dringend abraten. Das wird bei KPMG & Co genauso schlecht ankommen wie bei anderen.

Etwas anders sieht es aus, wenn man ein Fernstudium abschließt, was in der faktischen Form ein Vollzeitstudium ist und lediglich in Teilzeit "verlängert" wird. Ein ganz typisches Beispiel (unter anderen) ist Hagen. Da muss man zwar ab und an noch erklären, warum man dann nicht lieber Vollzeit studieren gegangen ist, aber die Leute haben weniger Vorurteile ggü. dem behandelten Stoff.

ABER: Auch Hagen gilt aus akademischer Sicht aufgrund der Didaktik nicht als unumstritten. Häufigster Kritikpunkt ist, dass Hagener Absolventen alles in Skripten vorgekaut bekommen und weniger selbstständig sich den Stoff erarbeiten müssen als in klassischeren Vollzeitstudiengängen. Aus eigener Erfahrung mit Hagen - da ist etwas dran....

Grundsätzlich kann man schon festhalten, dass Fernstudiengänge aus rein akademischer Sicht nicht den Ruf bezogen auf das Niveau von Vollzeitpräsenzstudiengängen (an normalen HS) haben. Sie erhalten ihre Anerkennung meist aus Praxisrelevanz und Streßfaktor Teilzeit.

3.) Du läufst Gefahr aus dem Punkt unter 2tens, dass es genügtend Leute gibt, die Fernstudiengänge für Schmalspur halten, eine falsche Schlußfolgerung zu ziehen. Fernstudiengänge sind alles, aber nicht niveaulos oder zeitlich weniger anspruchsvoll. Der klassische Fernstudiengang, Vollzeit gesehen, kann und darf nicht kürzer sein, als ein entsprechendern Präsenzstudiengang. Ob und in wie fern Du da also schneller sein kannst, liegt nur an Dir. Aber schaffst Du es dort, schaffst Du es auch Vollzeit, denn je nach Fernstudienanbieter gibt es die Probleme mit Klausurterminen dort genauso.

4.) Makulatur...ähm, bitte? Sicherlich kommt es im späteren Verlauf des Arbeitsleben weniger auf den Abschluß, dessen Note oder benötigte Zeit an, sondern auf das was man an Erfahrung mitbringt und leisten kann. Ja. Das gilt auch für die Big4. Aber, und das sollte man nicht unterschätzen: Es ist für viele Einstellungen eine zwingende Voraussetzung, ohne den Abschluß, kann es schnell schwierig werden. Auch was evtl. die interne Karriere angeht oder auch manche Weiterbildungen. Ebenso achten die Leute später immer auch mit einem Auge auf den Kram, wenn auch faktisch kaum relevant. Aber es gibt ihnen ein gutes Gefühl, wenn da auch etwas "ordentliches" steht und der erste Eindruck ist besser, als wenn man da nichts oder eben nur etwas unterdurchschnittliches zu bieten hat.

Aus meiner Erfahrung: Ich kenne bestimmt 20 Quereinsteiger in den Big4 in die unterschiedlichsten Bereiche. KEINER aber wirklich KEINER von denen hatte einen durchschnittlichen, sondern einen recht überdurchschnittlichen akademischen Abschluß oder würde fahrlässig mit seiner Zukunft in dem Punkt umgehen.

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