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ARD: Der Arbeitsmarktreport - das Märchen vom Fachkräftemangel


Netapp

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Meiner Meinung nach passt das nicht zusammen, dass es einerseits einen Mindestlohn gibt bzw. geben soll und auf der anderen Seite für Praktika nicht gezahlt wird. Bei vielen Unternehmen werden Praktikanten genauso wie Auszubildenden fest in die Abläufe mit eingeplant und sollten dann auch eine Vergütung bekommen. Damit meine ich jetzt nicht die Schnupperpraktikums während der Schule etc. die nur über ein bis zwei Wochen gehen und die vermutlich tatsächlich in vielen Fällen eher Aufwand als Nutzen für die Unternehmen bedeuten, sondern die Praktika während des Studiums oder auch wie von dir erwähnt um leichter eine Ausbildungsstelle zu finden oder die Zeit bis dahin sinnvoll zu nutzen.

sehe ich ähnlich - ich habe mich auch schon gefragt, ob der Akademiker-Wahn auch etwas mit Kostensenkungen zu tun haben.... Azubis erhalten Ausbildungsvergütung, hier kostet die Ausbildung die Unternehmen als Geld

die Ausbildung von Studenten wird vom Staat bezahlt, nicht von den Unternehmen - und dann verlangen Unternehmen natürlich Praxiserfahrungen bei der Einstellung - was zu den unbezahlten Praktika während und nach dem Studium geführt hat.

mir ist bewusst, dass nicht alle Unternehmen so denken und für einige Jobs ist ein Studium natürlich notwendig - aber bei anderen Jobs wäre eine Ausbildung auch ausreichend oder sogar die bessere Vorbereitung. Und ob Deutschland wirklich eine Akademiker-Quote von 50% oder mehr braucht, bezweifle ich.

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Es gibt gewisse Interessensverbände die sich sehr stark dafür engagieren, dass Praktikanten von diesen Regelungen nicht erfasst werden, da deren Systeme teilweise stark auf dem Einsatz von unbezahlten oder sehr gering entlohnten Praktikanten aufbaut. Das findet sich unter anderem sehr stark in der Kreativ und Medienwirtschaft, sowie bei den StartUps im Bereich der Digitalwirtschaft.

Ich kann die Unternehmen natürlich verstehen, stelle mich hier aber ausdrücklich nicht auf deren Seite. Für mich ist der konstante und strategische Einsatz von Praktikanten ohne entsprechende Entlohnung ein unterwandern von regulären Arbeitsverhältnissen.

Die Akademisierung ist für viele Unternehmen auf der einen Seite schon Vorteilhaft, das ist aber stark vom Schwerpunkt her abhängig, wir haben ja schon mal an anderer Stelle die Verschiebungen und Entwicklungen thematisiert, jeder möchte möglichst in gehobene Positionen und möchte Personal und Führungsverantwortung übernehmen aber es wird oft vergessen, dass ein Unternehmen als Basis eine produktive Leistungserstellung hat, die auch unterhalten und betrieben werden muss. Gerade in der Industrie und dem Handwerk ist dies besonders relevant. Zukünftig wird man sich gesamtgesellschaftlich überlegen muss, wie man eigentlich dauerhaft ein breites Angebot an Arbeitsplätzen bereithalten kann, denn die fortschreitende Technologisierung, Digitalisierung und Automatisierung wird zu großen Rationalisierungen und Effizienzsteigerungen führen, wodurch zahlreiche Arbeitsplätze entfallen werden.

Es ist richtig bei der Berufsausbildung sind die Unternehmen stark in der Verantwortung, inhaltlich wie finanziell, dies gilt zumindest in großen Teilen auch für die Dualen Studienmodelle.

Beim klassischen Studium sind die Unternehmen hauptsächlich Profiteure sofern die Qualität und das Niveau der Lehre stimmt und Studienabschlüsse auch noch einen Aussagewert haben. Es gibt gewisse Branchen, dort hat die Wirtschaft es geschafft den Eindruck zu erzeugen, das hier Praxiserfahrungen im Rahmen von Praktikas stark Karrierefördernd oder sogar unverzichtbar sind, natürlich muss man auch da differenzieren und Praxiserfahrung ist auch wichtig, aber nur dann wenn den Praktikanten auch wirklich Dinge vermittelt werden und sie nicht nur als temporäre Arbeitskräfte genutzt werden.

Nein wir brauchen diese Anzahl an Akademikern nicht, schon heute gibt es in zahlreichen Bereichen ein Überangebot an Akademikern, diese Entwicklung schadet letztlich der Wirtschaft.

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Nein wir brauchen diese Anzahl an Akademikern nicht, schon heute gibt es in zahlreichen Bereichen ein Überangebot an Akademikern, diese Entwicklung schadet letztlich der Wirtschaft.

Ist das ein Argument? Ich finde nicht.

Die Wirtschaft schadet sich letztlich selbst wenn sie gerade in den Handwerksberufen auf Dumpinglöhne und Zuwanderung setzt. Da ist es doch kein Wunder, daß sich jemand z.B. für ein Ingenieursstudium einschreibt, anstatt sich für dumm verkaufen zu lassen.

Früher war das Verhältnis von Studenten zu Auszubildenden 1:7, heute liegt es bei 1:1, was die Konkurrenzsituation zusätzlich verschärft.

Und schaut man sich so die Tarifverträge an, so rangiert z.B. ein Techniker mit Berufserfahrung tariflich immer noch unter einem frischgebackenen Ingenieur. Wer das Duale Berufsausbildungssystem retten will, muß auch hier ansetzen, ansonsten werden in vielen Bereichen künftig nur noch Arbeitnehmer zu finden sein, die sonst nirgends unterkommen und das Duale System verkommt zur "Resterampe". Besonders im Handwerk, aber auch in Berufen wie Verkäufer, Bäckereifachverkäuferin oder Fachlagerist ist zudem deutlich erkennbar, daß der Migrationsanteil zunimmt, was möglicherweise dem Berufsimage nicht unbedingt förderlich ist. Hinzu kommt noch der demographische Wandel. Berufe mit miesem Image werden künftig beinharte Nachwuchsprobleme bekommen.

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Bruno da muss man einige deiner Aussagen korrigieren.

Die Wirtschaft schadet sich letztlich selbst wenn sie gerade in den Handwerksberufen auf Dumpinglöhne und Zuwanderung setzt. Da ist es doch kein Wunder, daß sich jemand z.B. für ein Ingenieursstudium einschreibt, anstatt sich für dumm verkaufen zu lassen.

Die Wirtschaft versucht natürlich prinzipiell kosteneffizient zu wirtschaften, dass alleine ist erstmal auch nachvollziehbar, problematisch ist wenn Unternehmen Gesetze und Regeln unterlaufen. Das Handwerk besteht weiterhin überwiegend aus Kleinstbetrieben ergänzt um einige mittelständische Betriebe, und diese Handwerksunternehmer wollen ansich gerechte Löhne zahlen, gehören allerdings zu einer Gruppe von Unternehmen, die wirklich immer nur sehr begrenzte Mittel haben. Das Lohnniveau im Handwerk ist insgesamt nicht das höchste, das stimmt, aber es wird ansteigen aufgrund des Bedarfs und der Verschiebungen. Auf Zuwanderung setzen die Handwerksunternehmen, weil sie einen Bedarf an Arbeitskräften haben, den sie durch das heimische Angebot immer weniger gedeckt bekommen, den es gibt immer weinger Schulabsolventen und dann hat das Handwerk für die Absolventen auch nicht so sonderlich reizvoll.

Ein großes Problem, ist die systematische und gewerbliche Schwarzarbeit, die zum Lohnverfall im Handwerk massiv beiträgt.

Früher war das Verhältnis von Studenten zu Auszubildenden 1:7, heute liegt es bei 1:1, was die Konkurrenzsituation zusätzlich verschärft.

Und schaut man sich so die Tarifverträge an, so rangiert z.B. ein Techniker mit Berufserfahrung tariflich immer noch unter einem frischgebackenen Ingenieur. Wer das Duale Berufsausbildungssystem retten will, muß auch hier ansetzen, ansonsten werden in vielen Bereichen künftig nur noch Arbeitnehmer zu finden sein, die sonst nirgends unterkommen und das Duale System verkommt zur "Resterampe". Besonders im Handwerk, aber auch in Berufen wie Verkäufer, Bäckereifachverkäuferin oder Fachlagerist ist zudem deutlich erkennbar, daß der Migrationsanteil zunimmt, was möglicherweise dem Berufsimage nicht unbedingt förderlich ist. Hinzu kommt noch der demographische Wandel. Berufe mit miesem Image werden künftig beinharte Nachwuchsprobleme bekommen.

Ist es möglich, dass du politisch in einer bestimmten Richtung geprägt bist ?

Das Lohnniveau passt sich dem Markt an, in vielen Bereichen ist der Bedarf an Handwerksleistungen sehr hoch und steigt auch an, aber es gibt immer weniger Fachkräfte. Diese Verknappung, die sich aus der Verschiebung zum Studium sowie dem demografischen Wandel ergibt, wird hier die Unternehmen fordern und bei qualifizierten Personen auch langfristig zu Lohnsteigerungen führen.

Bei vielen Akademikern fällt das Lohnniveau bereits und Absolventen vieler Fachgebiete finden auf dem Arbeitsmarkt genrell keine angemessenen Stellen und arbeiten oftmals unter dem Qualifikationsniveau und fachfremd. Die Ingenieure und Berufe der IKT nehmen hier eine besondere Rolle ein, da bei diesen faktisch noch ein hoher Bedarf besteht, wobei auch dort viele Zahlen nicht den Tatsachen entsprechen und auch dort sehr selektiert wird.

Wenn die Mehrheit einen akademischen Abschluss erlangt, dann wird der Wert dieser Abschlüsse natürlich verwässert, zum einen weil die Aussagekraft und der Anspruch absinkt, den die Gesellschaft besteht ja nicht plötzlich nur noch aus besonders Leistungsstarken Schülern und Studenten, weiterhin besteht dann in der Konsequenz ein Überangebot an Akademikern. Das mag für Unternehmen von Vorteil sein, wenn sie die klassischen Absolventen einer Berufsausbildung durch Akademiker ersetzen können, die dann aber ein Lohn erhalten, der sich auf dem Niveau der Absolventen einer Berufsausbildung bewegt.

Wenn wir zunehmend in vielen Gebieten ein Überangebot an Akademikern haben, die in der Form dem Arbeitsmarkt nicht dienen können oder gewisse Aufgaben nicht übernehmen wollen, uns aber auf der anderen Seite die qualifizierten Praktiker fehlen, dann schadet dies der Wirtschaft und somit auch der Gesellschaft. Man muss da mit mancher Illusion aufräumen, dies ist eine politische und gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Auch das Handwerk und die Wirtschaft ist da gefordert.

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Ist es möglich, dass du politisch in einer bestimmten Richtung geprägt bist ?

Das Lohnniveau passt sich dem Markt an, in vielen Bereichen ist der Bedarf an Handwerksleistungen sehr hoch und steigt auch an, aber es gibt immer weniger Fachkräfte.

du bist wohl Anhängerin des neoliberalen Wirtschaftsmodells, nicht wahr? die unsichtbare Hand, die die Märkte reguliert...

du musst allerdings beachten, dass es beim Arbeitsmarkt einige Restriktionen gibt, die die Märkte beeinflussen: gesetzlich Mindestvorschriften zu Arbeitszeit und Urlaub, Sicherheitsvorschriften etc. und demnächst auch zur Bezahlung

auf Seiten der Arbeitnehmer haben die Hartz-Gesetze im letzten Jahrzehnt die Rahmenbedingungen stark geändert: man ist nun gezwungen, jede Arbeit anzunehmen, sonst drohen finanzielle Sanktionen. Dabei waren keine Einschränkungen vorgesehen - weder zur Art der Arbeit, noch zu den Arbeitsbedingungen wie z. B. dem Arbeitslohn. Das hat dazu geführt, dass ein "Niedriglohnsektor" entstanden ist, also Bereiche, in denen der Arbeitslohn geringer war als das Existenzminimum. Der Arbeitslohn wurde dann bis zum Existenzminimum (= Hartz IV/Arbeitslosengeld II) aufgestockt - wirtschaftlich könnte man also von indirekten staatlichen Subventionen sprechen. Ob man nun wirklich von einer freien Entscheidung sprechen kann, wenn man nun die Wahl hat, eine solche schlecht bezahlte Arbeit anzunehmen oder finanzielle Sanktionen hinzunehmen, ist nach meiner Meinung fraglich.

Das Lohnniveau passt sich dem Markt an, in vielen Bereichen ist der Bedarf an Handwerksleistungen sehr hoch und steigt auch an, aber es gibt immer weniger Fachkräfte. Diese Verknappung, die sich aus der Verschiebung zum Studium sowie dem demografischen Wandel ergibt, wird hier die Unternehmen fordern und bei qualifizierten Personen auch langfristig zu Lohnsteigerungen führen.

wie gesagt: soweit die (neoliberale) Theorie - die Praxis sieht anders aus. In den vergangenen Jahren gibt es eine Zunahme von Werkverträgen. Statt Arbeitsverträgen werden Werkverträge angeboten - bei denen die Arbeitgeber Sozialversicherungsbeiträge, Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall oder im Urlaub etc. einsparen können. Und wenn zuwenig Deutsche zur Verfügung stehen, werden eben Ausländer eingesetzt - die mit den schlechteren Bedingungen einverstanden sind. Zuerst waren es Polen, momentan sind es Bulgaren und Rumänen.

Bei vielen Akademikern fällt das Lohnniveau bereits und Absolventen vieler Fachgebiete finden auf dem Arbeitsmarkt generell keine angemessenen Stellen und arbeiten oftmals unter dem Qualifikationsniveau und fachfremd.

eben - es gibt nur einen bestimmten Bedarf an Akademikern bzw. Fach- und Führungskräften. Man benötigt eben nicht nur Häuptlinge, sondern auch Indianer.

Wenn wir zunehmend in vielen Gebieten ein Überangebot an Akademikern haben, die in der Form dem Arbeitsmarkt nicht dienen können oder gewisse Aufgaben nicht übernehmen wollen, uns aber auf der anderen Seite die qualifizierten Praktiker fehlen, dann schadet dies der Wirtschaft und somit auch der Gesellschaft. Man muss da mit mancher Illusion aufräumen, dies ist eine politische und gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Auch das Handwerk und die Wirtschaft ist da gefordert.

bin ich deiner Meinung - es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wieso hat ein Dr. der Philosophie einen höheren gesellschaftlichen Status als ein Handwerksmeister?

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du bist wohl Anhängerin des neoliberalen Wirtschaftsmodells, nicht wahr? die unsichtbare Hand, die die Märkte reguliert...

du musst allerdings beachten, dass es beim Arbeitsmarkt einige Restriktionen gibt, die die Märkte beeinflussen: gesetzlich Mindestvorschriften zu Arbeitszeit und Urlaub, Sicherheitsvorschriften etc. und demnächst auch zur Bezahlung

Das muss ich entschieden zurückweisen, ich bin natürlich gegenüber der Wirtschaft positiv eingestellt und gewisse Marktmechanismen bestehen und sie entfalten auch Wirkung. Das die Unternehmen generell machen können was sie wollen, ist weder meine Position noch habe ich das jemals so geäußert im Gegenteil, ich kritisiere es wenn Unternehmen bestehende Gesetze und Bestimmungen unterlaufen oder Personen systematisch ausgebeutet werden. Die Missstände sind bekannt und wurden hier an diversen Stellen im Forum auch thematisiert. Die Politik muss die Arbeitnehmer natürlich auch schützen.

auf Seiten der Arbeitnehmer haben die Hartz-Gesetze im letzten Jahrzehnt die Rahmenbedingungen stark geändert: man ist nun gezwungen, jede Arbeit anzunehmen, sonst drohen finanzielle Sanktionen.

Hier verstehe ich den Zusammenhang nicht ganz. Ich bezog mich in meinen Schilderungen ausschließlich auf Akademiker und ausgebildete Fachkräfte natürlich sind auch innerhalb dieser Gruppen immer wieder auch Personen von Hartz IV und Erwerbslosigkeit betroffen, sie machen dort aber nur einen kleinen Anteil aus. Hartz IV Bezieher verfügen überwiegend über keine abgeschlossene Berufsausbildung und sind meist eher geringfügiger qualifiziert, diese Aussage ist nicht pauschal zu verstehen. Bei einem Großteil bestehen zudem persönliche, gesundheitliche oder soziale Barrieren, die eine Integration in den regulären Arbeitsmarkt erschweren.

Man hat in diesem Bereich aber auch viele effiziente Maßnahmen und Angebote geschaffen, damit meine ich keine Alibi oder Bewerbungskurse sondern es gibt da nachweislich viele Angebote, die Menschen erfolgreich qualifizieren. Das diese Leistungsempfänger jegliche Arbeit annehmen müssen ist in dieser Form nicht zutreffend. Da haben auch die Politikmagazine der öffentlich-rechtlichen teilweise ein seltsames Bild gezeichnet.

Das diese Personen aber teilweise einem großen behördlichen und finanziellen Druck ausgesetzt sind, ist richtig.

Mehrheitlich sind diese Empfänger keine hochqualifizierten Personen und um so weniger jemand qualifiziert ist, desto weniger Durchsetzungsvermögen hat er auf dem Arbeitsmarkt, dass ist schlüssig und auch nicht neu.

Indirekt hat man einen Nischen Niedriglohnsektor geschaffen durch diese Ein-Euro Job Modelle, wo dann Unternehmen aber auch staatliche Institutionen sehr stark von profitiert haben.

wie gesagt: soweit die (neoliberale) Theorie - die Praxis sieht anders aus. In den vergangenen Jahren gibt es eine Zunahme von Werkverträgen. Statt Arbeitsverträgen werden Werkverträge angeboten - bei denen die Arbeitgeber Sozialversicherungsbeiträge, Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall oder im Urlaub etc. einsparen können. Und wenn zuwenig Deutsche zur Verfügung stehen, werden eben Ausländer eingesetzt - die mit den schlechteren Bedingungen einverstanden sind. Zuerst waren es Polen, momentan sind es Bulgaren und Rumänen.

Die Zunahme von Werkverträgen ist ein Fakt, der findet sich aber vorrangig in der Industrie sowie im Dienstleistungssektor. Im Handwerk ist dieses Modell dann doch eher selten, was an der Stuktur des Handwerks liegt. Aber auch hier muss man schauen, wer denn in diesen Arbeitsverhältnissen steckt, auch hier spielt der Bildungshintergrund bzw. das Qualifikationsniveau eine wesentliche Rolle. Werkverträge ersetzen jetzt die Zeitarbeitsmodelle, die aufgrund politischer Intervention nicht mehr so attraktiv sind.

Ich kann nachvollziehen wenn Unternehmen von solchen Modellen Gebrauch machen, lehne diese aber ab. Eine wirklich akzeptable Form wäre wirklich die Nutzung bei Expansion oder besonders hoher Auslastung. Aber dann wirklich Zweckgebunden und absolut temporär. Reguläre Arbeitsplätze dürfen hier nicht ersetzt werden.

Die Einbindung ausländischer Arbeitskräfte hat es in vielen Bereichen schon immer gegeben, hier muss man aber auch sagen, dass die Anspruchshaltung und die beruflichen Karrierevorstellungen der Menschen sich stark verschoben haben, es geht mehr um die maximale Selbstverwirklichung, das Ansehen und möglichst hohe Positionen, das diese Haltung aber mit der Arbeitsmarktrealität nicht vereinbar ist erkennen viele dabei nicht. Die Leute sind sich für viele Aufgaben zu schade, das umfasst immer größere Bereiche und mehrere Sparten, diese Aufgaben werden dann von ausländischen Arbeitskräften übernommen, aber auch bei denen steigt der Wohlstand und somit die Anspruchshaltung somit wird das fortgetragen.

eben - es gibt nur einen bestimmten Bedarf an Akademikern bzw. Fach- und Führungskräften. Man benötigt eben nicht nur Häuptlinge, sondern auch Indianer.

Genau, dass habe ich doch unter anderem gesagt. Es braucht eine große und stabile Masse an ausführenden Kräften, Manager alleine können keine Wirtschaftsleistung und Produktivität generieren. Allerdings ist dies der heutige und auch zukünftige Zustand. Irgendwann wird sich das aber verändern, durch die Technologisierung, Digitalisierung und Automatisierung und da ist die Frage wie man dieser Entwicklung politisch begegnen möchte, heute blendet man dies gerne aus. Aber diese große Anzahl an Arbeitsplätzen wird wegfallen und auch dann wird nicht jeder Manager und Programmierer werden können.

bin ich deiner Meinung - es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wieso hat ein Dr. der Philosophie einen höheren gesellschaftlichen Status als ein Handwerksmeister?

Hier gehen die Ansichten mittlerweile zunehmend auseinander. Wissenschaftler, promovierter Akademiker, ja das wirkt zunächst mal alles ganz toll, aber auch diese Personen müssen diese schmückenden Auszeichnungen qualtitativ rechtfertigen und untermauern. Und hier wird deutlich, dass Leute aus diesem Umfeld also Wissenschaftler, Akademiker und Pädagogen zunehmend feststellen, dass der faktische Wert von akademischen Abschlüssen und Dissertationen immer weiter sinkt. Es wird zunehmend ein Qualitäts und Niveauverfall bemängelt.

Ein Studienabschluss ist heute zunehmend der Standard, dass heißt das man hier nicht mehr von einer erlesenen Auswahl an besonders Leistungsstarken Personen sprechen kann sondern diese Abschlüsse von einer relativ großen Masse erlangt wird. Innerhalb dieser Gruppen haben die wirklich besonders Leistungsstarken kaum noch eine Chance sich abzuheben, was ein Problem ist.

Durch diese Verlagerung hin zum Studium, gerät der Studienabschluss zum Regelfall, dadurch wird dieser in der Form entwertet, was dann die Chancen der Einzelnen auf dem Arbeitsmarkt wiederum einschränkt, aufgrund der formal hohen Konkurrenz. Auf der anderen Seite bricht langfristig das produktive Fundament weg, da eben die qualifizierten Praktiker in der Industrie und dem Handwerk fehlen. Was die Akademiker dann eben vergessen, sie sind von diesem Fundament aber abhängig, was genauso für die Wirtschaft und die Gesellschaft gilt.

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Das muss ich entschieden zurückweisen, ich bin natürlich gegenüber der Wirtschaft positiv eingestellt und gewisse Marktmechanismen bestehen und sie entfalten auch Wirkung. Das die Unternehmen generell machen können was sie wollen, ist weder meine Position noch habe ich das jemals so geäußert im Gegenteil, ich kritisiere es wenn Unternehmen bestehende Gesetze und Bestimmungen unterlaufen oder Personen systematisch ausgebeutet werden. Die Missstände sind bekannt und wurden hier an diversen Stellen im Forum auch thematisiert. Die Politik muss die Arbeitnehmer natürlich auch schützen.

Hier verstehe ich den Zusammenhang nicht ganz. Ich bezog mich in meinen Schilderungen ausschließlich auf Akademiker und ausgebildete Fachkräfte natürlich sind auch innerhalb dieser Gruppen immer wieder auch Personen von Hartz IV und Erwerbslosigkeit betroffen, sie machen dort aber nur einen kleinen Anteil aus. Hartz IV Bezieher verfügen überwiegend über keine abgeschlossene Berufsausbildung und sind meist eher geringfügiger qualifiziert, diese Aussage ist nicht pauschal zu verstehen. Bei einem Großteil bestehen zudem persönliche, gesundheitliche oder soziale Barrieren, die eine Integration in den regulären Arbeitsmarkt erschweren.

Man hat in diesem Bereich aber auch viele effiziente Maßnahmen und Angebote geschaffen, damit meine ich keine Alibi oder Bewerbungskurse sondern es gibt da nachweislich viele Angebote, die Menschen erfolgreich qualifizieren. Das diese Leistungsempfänger jegliche Arbeit annehmen müssen ist in dieser Form nicht zutreffend. Da haben auch die Politikmagazine der öffentlich-rechtlichen teilweise ein seltsames Bild gezeichnet.

Das diese Personen aber teilweise einem großen behördlichen und finanziellen Druck ausgesetzt sind, ist richtig.

Mehrheitlich sind diese Empfänger keine hochqualifizierten Personen und um so weniger jemand qualifiziert ist, desto weniger Durchsetzungsvermögen hat er auf dem Arbeitsmarkt, dass ist schlüssig und auch nicht neu.

Indirekt hat man einen Nischen Niedriglohnsektor geschaffen durch diese Ein-Euro Job Modelle, wo dann Unternehmen aber auch staatliche Institutionen sehr stark von profitiert haben.

Was haben die Hartz-Gesetze mit Akademikern zu tun? durch die Gesetze wurde die Arbeitswelt liberalisiert - und natürlich wirkt sich das auch auf Akademiker aus.

Du hast natürlich recht, dass viele Hartz IV-Bezieher eine schlechte Bildung/Ausbildung haben oder das sonstige Vermittlungshindernisse vorliegen (z. B. gesundheitliche Einschränkungen). Es ist auch richtig, dass Akademiker die geringste Arbeitslosenquote haben - aber es gibt auch arbeitslose Akademiker. Und arbeitslose Akademiker müssen "jede zumutbare" Arbeit annehmen, sonst drohen Sanktionen.

hier ein Artikel der Süddeutschen Zeitung über ein Urteil des Bundessozialgerichts über zumutbare Arbeit für Akademiker: http://www.sueddeutsche.de/politik/bundessozialgericht-zu-hartz-iv-ein-euro-job-fuer-akademiker-zumutbar-1.360481

welche Arbeit im Einzelfall zumutbar ist, ist eine Ermessensentscheidung. Da die Hartz IV-Regeln mittlerweile sehr komplex sind, ist es für die Jobcenter schwierig geworden, korrekte Bescheide zu erlassen - viele werden im Widerspruchsverfahren oder durch die Sozialgerichte korrigiert.

Die Zunahme von Werkverträgen ist ein Fakt, der findet sich aber vorrangig in der Industrie sowie im Dienstleistungssektor. Im Handwerk ist dieses Modell dann doch eher selten, was an der Stuktur des Handwerks liegt.

da ist dann die Frage, wie du "Handwerkerbetriebe" und "Industrie" exakt trennen willst - der Beruf Metzger/Fleischer gehört traditionell zu den Handwerksberufen - Schlachtung und Fleischzerteilung erfolgen aber mittlerweile industriell. Und es werden in diesem Bereich Werkverträge eingesetzt. In der Möbelherstellung (Schreiner), im Baubereich (Maurer, Dachdecker, Fliesenleger etc.), bei den Bäckern & Konditoren (Coppenrath und Wiese, McBaker etc.) ist es ähnlich - wo hört der Handwerksbetrieb auf und wo fängt der Industriebetrieb an? nicht mehr so leicht zu sagen...

Und Werkverträge können auch Akademiker treffen: z. B. wenn ein Informatiker ein bestimmtes EDV-Programm abgeben muss oder wenn der Grafiker eine bestimmte Grafik zu einer Werbekampagne erstellen soll - auch hier sind die Grenzen manchmal schwer zu ziehen.

es trifft also nicht mehr nur die Geringausgebildeten, sondern zunehmend auch Menschen, die zu der sog. Mittelschicht gehören....

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Die Wirtschaft versucht natürlich prinzipiell kosteneffizient zu wirtschaften, dass alleine ist erstmal auch nachvollziehbar, problematisch ist wenn Unternehmen Gesetze und Regeln unterlaufen. Das Handwerk besteht weiterhin überwiegend aus Kleinstbetrieben ergänzt um einige mittelständische Betriebe, und diese Handwerksunternehmer wollen ansich gerechte Löhne zahlen, gehören allerdings zu einer Gruppe von Unternehmen, die wirklich immer nur sehr begrenzte Mittel haben. Das Lohnniveau im Handwerk ist insgesamt nicht das höchste, das stimmt, aber es wird ansteigen aufgrund des Bedarfs und der Verschiebungen. Auf Zuwanderung setzen die Handwerksunternehmen, weil sie einen Bedarf an Arbeitskräften haben, den sie durch das heimische Angebot immer weniger gedeckt bekommen, den es gibt immer weinger Schulabsolventen und dann hat das Handwerk für die Absolventen auch nicht so sonderlich reizvoll.

Nun, mit dem Argument "Handwerk hat goldenen Boden" hat man schon Generationen von jungen Leuten gekapert. Inzwischen sieht die Realität längst anders aus. Vielerorts wird für Dumpinglöhne gearbeitet und daran wird sich IMHO auch mittelfristig nichts ändern. Ich vermute, daß viele handwerkliche Tätigkeiten künftig überwiegend von Migranten ausgeführt werden. Nicht umsonst pochen gerade die Handwerkskammern auf verstärkte Zuwanderung. Kein Wunder, denn für die absurd gesunkenen Löhne findet sich kaum noch deutsches Personal.

Ist es möglich, dass du politisch in einer bestimmten Richtung geprägt bist ?

Nein. Ich bin bekennender Wechselwähler demokratischer Parteien. Das Zuwanderung gerade im Handwerk die Löhne gedrückt hat, ist zwar vielleicht unbequem, aber eine Tatsache. Mit zunehmendem Arbeitskräfteangebot kann der Unternehmer eben unter mehreren Kandidaten auswählen. Aber auch hier wird die Demographie bald voll durchschlagen und das finde ich für den Arbeitsmarkt auch prima.

Das Lohnniveau passt sich dem Markt an,

Genau das passiert eben vielerorts nicht. Ansonsten müßten z.B. Altenpfleger viel mehr Geld bekommen. In vielen anderen Bereichen sieht´s ähnlich aus, z.B. in der Aus- und Weiterbildung. Da tritt die BA als Angebotsmonopolist auf, was zur Folge hat, daß die Löhne vielfach halbiert wurden. In der Realität sind die Personalkosten knallhart gedeckelt und man läßt das Personal massenhaft (unbezahlte) Überstunden schieben, bei gleichzeitiger drastischer Reduktion der Stellen. Was früher 2 oder 3 Leute erledigt haben, muß heute einer machen - für weniger Geld.

Das Lohnniveau unterliegt einer Vielzahl von Faktoren, einer davon ist der Markt, aber es gibt noch massenhaft andere Faktoren.

in vielen Bereichen ist der Bedarf an Handwerksleistungen sehr hoch und steigt auch an, aber es gibt immer weniger Fachkräfte. Diese Verknappung, die sich aus der Verschiebung zum Studium sowie dem demografischen Wandel ergibt, wird hier die Unternehmen fordern und bei qualifizierten Personen auch langfristig zu Lohnsteigerungen führen.

Langfristig, möglicherweise. Das können auch 20, 25 Jahre sein. "Langfristig sind wir alle tot", wie ein von mir sehr geschätzter Wirtschaftswissenschaftler mal gesagt hat.

Bei vielen Akademikern fällt das Lohnniveau bereits und Absolventen vieler Fachgebiete finden auf dem Arbeitsmarkt genrell keine angemessenen Stellen und arbeiten oftmals unter dem Qualifikationsniveau und fachfremd. Die Ingenieure und Berufe der IKT nehmen hier eine besondere Rolle ein, da bei diesen faktisch noch ein hoher Bedarf besteht, wobei auch dort viele Zahlen nicht den Tatsachen entsprechen und auch dort sehr selektiert wird.

Stimmt. Der VDI hat sich ja mit seinem absurden Alarmismus zum angeblichen Fachkräftemangel bei Ingenieruren zurecht schon eine blutige Nase geholt.

Wenn wir zunehmend in vielen Gebieten ein Überangebot an Akademikern haben, die in der Form dem Arbeitsmarkt nicht dienen können oder gewisse Aufgaben nicht übernehmen wollen, uns aber auf der anderen Seite die qualifizierten Praktiker fehlen, dann schadet dies der Wirtschaft und somit auch der Gesellschaft. Man muss da mit mancher Illusion aufräumen, dies ist eine politische und gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Auch das Handwerk und die Wirtschaft ist da gefordert.

Die "qualifizierten Praktiker" kann man haben, aber eben nicht zum Dumpinglohn. Niemand hält die Wirtschaft ab, z.B. qualifizierte Praktiker, also z.B. staatl. gepr. Techniker/Betriebswirte tariflich auf auf das Niveau der studierten Ingenieure/Betriebswirte zu heben. Das macht man aber natürlich nicht. Dann darf man sich aber nicht wundern, wenn die zukünftigen Arbeitnehmer lieber auf ein Studium setzen, als im Dualen System zu versauern.

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Die "qualifizierten Praktiker" kann man haben, aber eben nicht zum Dumpinglohn. Niemand hält die Wirtschaft ab, z.B. qualifizierte Praktiker, also z.B. staatl. gepr. Techniker/Betriebswirte tariflich auf auf das Niveau der studierten Ingenieure/Betriebswirte zu heben. Das macht man aber natürlich nicht. Dann darf man sich aber nicht wundern, wenn die zukünftigen Arbeitnehmer lieber auf ein Studium setzen, als im Dualen System zu versauern.

Krankenpflege sehr wichtig und richtiger Punkt aber das muss man etwas gesondert betrachten, denn dieser Wirtschaftsbereich funktioniert in vielen Belangen komplett anders, bezogen auf die rechtlichen Umstände, die Finanzierung usw.

Das geringe Ansehen, vorallem zahlreicher Handwerksberufe ist zum teil auch hausgemacht, das ganze Thema wurde ja schon an anderer Stelle sehr ausführlich besprochen. Hier sind mehrere Faktoren ursächlich, es sind natürlich die Rahmenbedingungen, die Wertschätzung in der Gesellschaft ist aber auch nicht sonderlich ausgeprägt und hier haben natürlich auch die Verbände des Handwerks sehr viel verschlafen und sich früher zu wenig um Interessenten bemüht. Man muss den Wert dieser Berufe richtig darstellen, sie eventuell auch strukturell aufwerten, was man in Grundzügen mit der Möglichkeit der Aufnahme eines Studiums auch umgesetzt hat, hier wird sich zeigen müssen ob man diese qualifizierten Fachkräfte dann überhaupt in ihren Bereichen halten können wird.

Aber im Lauf der Zeit hat sich auch bei der Gesellschaft viel verändert, die Haltung und die persönlichen Vorstellungen einer beruflichen Karriere haben sich schon sehr verändert, die eigentliche Arbeit tritt hierbei in den Hintergrund. Aber es ist eben ein ganz zentraler Punkt, es können nicht alle nur Manager und Chef werden und auch eine komplette völlige Entfaltung, der eigenen Vorstellungen entsprechen ist auch nicht umsetzbar. Es gibt auch Arbeitsmarktrealitäten.

Ist es zweckdienlich und sinnvoll wenn jetzt alle ein Studium absolvieren ? Natürlich nicht, die einzelnen Absolventen werden immer weniger davon profitieren und da hierdurch in Bereichen ein Fachkräftemangel noch gefördert wird, ist das langfristig für die Wirtschaft und die Gesellschaft schädlich.

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