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Lernlust - Diskussion


paulaken

Empfohlene Beiträge

Hallo,

ich finde es auffällig, dass sich hier im Forum eigentlich alle so äußerten, dass die Lernlust eigentlich erst mit dem (Fern)studium kam.

Natürlich ist mir bewusst, dass es kein repräsentativer Schnitt durch die Gesellschaft ist (für die Statistiker: Problem der Auswahl der Stichprobe aus der Grundgesamtheit ;) )

Schule war, so mein Eindruck, eher eine lästige Pflicht, die mehr oder weniger erfolgreich, abgesessen wurde. Die Gründe dafür sind unterschiedlich.

Aber warum ist unser Schulsystem so, dass doch einige, sehr gut für ein Studium geeignete, Personen an der Schule scheitern?

Das Potential ist also offensichtlich nicht der Grund....

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Hallo,

super, dass du das Thema hier aufgreifst. Zum Einstieg will ich hier nochmal alle Blogbeiträge aufführen, die es bisher zum Thema Lernlust hier gegeben hat.

Ausgangspunkt ist der Aufruf zur Blogparade von Bob Blume:

http://bobblume.de/2015/01/25/blogparade-es-war-einmal-die-lernlust/

Hinweis: Beiträge aus nicht-öffentlichen Blogs habe ich hier ausgelassen.

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Unser Schulsystem hat, finde ich, eine hohe Anzahl von Pflichtfächern und das eigentliche Wählen nach Interessen etc. kommt erst sehr spät. Der Vorteil davon ist, dass das Allgemeinwissen (theoretisch) bei den Schülern sehr breit sein müsste, aber die Motivation leidet evtl. darunter.

Was ich aber viel wichtiger finde, und gar nichts mit dem Schulsystem an sich zu tun hat, ist die Lebensphase. In der Oberschule z.B. steckt man mitten in der Pubertät. Man erkennt sich selbst kaum wieder, streitet vllt oft mit Eltern/ Freunden/ Familie.... Wenn es in der Familie ein Problem gibt (ARbeitslosigkeit, Trennung...) verstehen die Pubertierenden im Gegensatz zu Kindern ja auch die Tragweite schon viel mehr, was sie selbst auch belasten kann. Da sinkt dann halt auch das Interesse an der Schule.

Wenn man später zum Fernstudierenden wird, hat man ja oft schon seine Interessensgebiete eingegrenzt, weiß, wer man ist und wo man hin will. Da steckt doch dann nochmal eine ganze andere Motivation dahinter.

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In meiner Schulzeit hab ich es vom humanistischem Gymnasium mit einmal durchfallen auf die Volksschule geschafft und dann mit überspringen einer Klasse wieder auf die mittlere Reife... Soviel zum Thema Achterbahn.

Aber warum ist unser Schulsystem so, dass doch einige, sehr gut für ein Studium geeignete, Personen an der Schule scheitern?

Die Schule war für mich ein Ort der Enttäuschung und fortlaufender Kränkungen. Wenn du zu schnell bist im lernen gibt es Tadel, ging bei mir ab der 1. Klasse schon los weil ich zwar schon alle Buchstaben konnte, aber sag es bloß nicht... wenn du zu langsam bist oder deine Schönschrift nicht schön genug auch...

Was an meiner Stifthaltung... auf dem Rest der Welt anerkannt rumgemäkelt wurde... und diese Grundschrift die man zu meiner Zeit gelernt hat mit diesen idiotischen Barockkringeln?

so ging das von Fach zu Fach, und ich habe mich einfach immer nur verarscht und "Fehl am Platze" gefühlt, man hat sich früh dafür ausgesprochen mich Klassen überspringen zu lassen was aus Borniertheit abgelehnt wurde...

irgendwann hab ich dann einfach immer nur noch das allernötigste getan und mich als Kind und jugendlicher mit den Psychospielchen und dem Schwachsinn beschäftigt der das "Schulleben" beherrschte. Kurz, es war eine vergiftete Atmosphäre, es war zum kotzen, es war trotz tlw. Begeisterung für Fächer und Themen eine Belastung die ich einfach nur gehasst habe.

Das ich mich immer außerhalb der Schule mit Dingen und Themen beschäftigt habe war zugleich Fluch und Segen.

Was habe ich besonders gehasst? Mathematikunterricht ab der 5. Klasse....

Mit dem Rechnen an sich hab ich kein großes Problem, der Großteil ist ja nur Übung, nur wirklich "madig" gemacht wurde mir Mathematik in der Schule durch das ewige und immer ewige "Lösen" von sinnlosen Gleichungen, Praxisbezug, Umsetzung? Gleich null... irgendwann hab ich einfach da nur noch auf "Durchzug" geschaltet.

Das andere Fach an dem ich scheiterte war Latein, es reicht heute soweit noch das mit nem Spanier oder Italiener der kein Englisch kann mich irgendwo verständlich machen kann, und für alle die Fremdworte hilfreiches Fach, aber das ewige stundenlange tumbe auswendiglernen von Vokabeln, urks ich hab es gehasst, aber Mathe und Latein waren die einzigen Fächer für dich ich gelernt habe, und wo Bullemielearning, auch erwartet wurde. Der Rest war eigentlich immer kleinkram. Bisschen im Unterricht aufpassen, vor der Ex mal die letzten 1-2 Einträge mal überfliegen und hat locker gereicht....

Im wesentlichen hab ich gelernt meine Schulzeit zu hassen, und es lag auch großteils an den Lehrern, von locker 30-40 Stück hatte ich nur 4 oder 5 die wirklich Gut in ihrem Job waren, der Großteil hat sein Pflichtprogramm einfach nur runtergespielt mal mehr schlecht als recht, und andere waren einfach nur gestört und mit mir auch völlig überfordert.

Die guten hatten auch alle unterschiedliche "Führungsstile", aber in Sachen der Vermittlung machte es da einfach "Klick" - Anschauliche Gestaltung, Begeisterung für die Themen, -> einfach Attention, Interest, und das ist als Kind und Jugendlicher doch extrem wichtig weil da einfach der "Reifegrad" fehlt um das wichtige vom Unwichtigen zu trennen, eine Arbeits und Lernmethodik auf die eigenen Stärken/Schwächen ausgerichtet zu entwickeln usw. usf.

Das Schulsystem in Deutschland steckt vielfach noch im 19. Jahrhundert fest.

In der Erwachsenenbildung macht man alle 45 ne Raucherpause und über 90 Minuten trauen sich nur wenige Dozenten zu gehen weil man einfach weiß das die Aufnahmefähigkeit begrenzt ist, Kinder werden aus der Tiefschlafphase gerissen, werden rangekarrt das pünktlich um 8 da sind, und dann wird ernsthaft erwartet das Tag für Tag Doppelstunde um Doppelstunde das Zeug über sich ergehen lassen? Und dann beginnen Stunden mit Sätzen wie "Wir brauchen das zwar alles nicht aber wir machen die nächsten Stunden blabla" gehts noch?

Ich bin zwar nicht im Fernstudium, aber im "Selbststudium" und muss sagen mir ist das lernen noch nie so einfach gefallen, ich kann da aber auch heute ganz anders rangehen als ich das als Kind oder jugendlicher getan habe, Im Vergleich zu damals bin ich heute ein Zen-Meister.

Als Kind war ich immer irgendwo nur Spielball meines Milleu, und in der Pubertät und als Jugendlicher war ich allein schon gut mit der Aufgabe ausgelastet erwachsen zu werden. Da noch irgendwas strukturiert aber dennoch ohne echtes Ziel lernen? Wie denn?

Heute kein Problem, Prüfungen, Rahmenpläne sind für mich wirklich nur ein Rahmen und ich kann alles selbst steuern und strukturieren, und vor allem auch Tempo und Tiefe wählen wie mir das beliebt. Das war auch ein Grund bei den Weiterbildungen die ich jetzt mache mich gegen einen Lehrgang zu entscheiden, ich möchte nicht tausende von Euros zahlen und mir dann Zeit nehmen damit vor der Tafel ein Clown steht der im Prinzip nur vom Blatt abließt und das wichtige im Lehrbuch unterstrichen hat... Sowas will ich nicht, und brauch ich auch nicht mehr...

Ich will mich auch nicht in einen Uni-Hörsaal setzen wo jemand vorne 90 minuten seinen Monolog runterschwallt, keiner zuhört aber alle nur mitkritzeln und später daheim versuchen auszuwerten was aus der Vorlesung relevant und zu gebrauchen ist und was nicht... Das ist doch krank...

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Ich kenne beides. Extreme Lernunlust in der Schule, wie sie hier schon geschildert wurde, aber auch Lernlust in der Schule. Ich hatte sehr lange Probleme mit der Schule, bis es irgendwann richtig extrem wurde - danach habe ich einfach das Jahr an einer neuen Schule wiederholt und ab da hatte ich tatsächlich Lust auf Schule. Nicht auf das hingehen - ich habe nach wie vor häufig geschwänzt, es war mir einfach zu früh am morgen und zu langsam von den Inhalten. Ich habe dann in den letzten vier Jahren meiner Schulzeit gelernt mich zu organisieren und gelernt, so zu lernen, dass es mir gut tut und hatte viele Erfolge - die Erfolge haben mich dann wieder motiviert und so bin ich dann doch sehr gut durch die Restschulzeit durchgekommen. Trotzdem fand ich das Studium dann nochmal eine große Portion besser. Mehr Selbstständigkeit, mehr Eigenverantwortung, mehr interessante Themen, schnellerer Unterricht, höhere Anforderungen aber auch gleichzeitig kaum verpflichtende Hausaufgaben (abgesehen von Referaten und Prüfungsleistungen, aber nicht dieses regelmäßige...), weniger Anwesenheitszeit, frei wählbare Anwesenheitszeiten (meine Lieblingsunizeit ist abends von 18-20 Uhr!). Ich habe der Schulzeit nie hinterhergetrauert und werde es wohl auch nie tun - dann schon eher der Unizeit. ;)

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Also ich muss zugeben, dass ich damals in der Schule auch kaum Lust hatte zu Lernen.

Für mich war Schule damals reinster Zwang, dem man ja auch nicht entkommen kann.

Ich finde es z.B. schade, dass Schule so starr ist. Damals habe ich das Gymnasium eigentlich nur wegen der zweiten Fremdsprache nicht geschafft.

Und ich benötige sie bis heute nicht. Sei es Latein, oder Französisch.

Ich hatte dann teilweise auch in der Ausbildung Probleme, mich mit dem Lernen. Denn auch hier war man ja sozuagen ins System gespannt und musste

Leistungen bringen, damit man nicht durchfällt.

Die Lust am Lernen hat bei mir eigentlich erst mit der Meisterprüfung begonnen. Denn für diese Weiterbildung habe ich mich selbst und daher privat angemeldet.

Ich wollte damit auch in der Arbeit weiterkommen.

Auch jetzt aktuell im Fernstudium ist es das gleiche. Auch hier habe ich mich selbst und privat angemeldet, um in der Arbeitswelt ggf. noch etwas weiter zu kommen,

und damit sich das ganze auch etwas im Gehalt auswirkt.

Vielleicht liegt es aber auch an den unterschiedlichen Interessen im Alter.

Ich meine die Jugendzeit ist eine Zeit die man ja nur einmal hat. Und die ist ziemlich kurz. Daher denke ich das diese Unlust zum Lernen auch ein wenig

daher kommt, weil man in der Jugend so viele andere Dinge machen könnte, aber gezwungen ist sich Nachmittags/Abends hinzusetzen und für Schularbeiten zu Lernen.

Die Zeit in der Arbeitswelt ist aber im Gegenzug sehr lange also z.B. von 17-67. Eigentlich ändert sich in dieser Zeit ja dann auch nicht mehr viel.

Der genaue Tages- Wochenrythmus ist eigentlich all die Jahre festgelegt.

Daher habe ich schon oft das Gefühl, dass ich mir bei Weiterbildungen/Studium denke, dass ich halt jetzt die nächsten Jahre einfach weniger den PC/Fernsehen, oder auch Bücher nutze und dafür den Abschluss erhalte. Und wenn ich dann alles erreicht habe, dann habe ich auch wieder mehr Zeit für die anderen Hobbys.

Denn dann habe ich ja immer noch z.B. die Altersspanne von 35-67.

Das geht halt in der Schulzeit nicht. Weil die Zeit mit Freunden/Fußballspielen usw. kann einem keiner mehr geben.

Also ist jetzt nur einmal so eine Erklärung für mich :-)

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Auch wenn der letzte Post ein schon ein wenig her ist, möchte ich hier nochmal eine Anmerkung machen.

Bei allen Einträgen zu dem Thema Lernlust (die ich jetzt so gelesen habe) fehlt aus meiner Sicht ein Aspekt. Immer ist die Rede von sich selbst und die Schule inkl. der dort handelnden Personen.

Aber das eigene (soziale) Umfeld wird sehr wenig erwähnt, insb. die Rolle der eigenen Eltern ist nicht unwichtig. Wie schon in meinem Eintrag geschrieben, haben meine Eltern bei dem Problem in der Grundschule bis zur Schulleitung interveniert, sind aber gescheitet. Auch wenn Sie aus meiner Sicht anders hätten handeln sollen ("freiwillige" Wiederholung der 2. Klasse wie ein Mitschüler von mir, oder Schulwechsel) haben Sie sich für mich eingesetzt. Aus meiner Sicht haben Sie einfach die damalige "Machtposition" der Klassenlehrerin unterschätzt. Vllt. hat ihr Einsatz für den späteren Rausschmiss dieser Lehrerin nach meinem Abgang eine Rolle gespielt. Aber das ist reine Spekulation.

Gleiches gilt für die (finanziellen) Möglichkeiten von Eltern. Meine Eltern haben während der Realschule viel Geld in Nachhilfe investiert, damit ich sie schaffe und nicht voll und ganz abgehängt werde. Aber meine Eltern waren auch nicht arbeitslos und hatten zumindest Ansätze wie Sie mir helfen konnten. Dies ist in anderen Haushalten nicht der Fall. Z. B. gab es lange Zeit Hartz4, ohne die Möglichkeit diesen Kindern Unterstützung durch Nachhilfe zukommen zu lassen. Was sich jetzt ein wenig geändert hat, wenn ich das jetzt richtig mitbekommen habe.

Auch haben Eltern mit höherer Bildung die Möglichkeit ihren Kindern beizubringen WIE sie für bestimmte Fächer lernen können. Das "Lernen lernen" wird nämlich auch nicht in der Schule gelehrt, was ich für fatal halte (meine Eltern konnten mir das auch nicht vermitteln). Das führt dazu, dass Kinder aus benachteiligten Familien, die sowieso schon schlechtere Bedingungen haben, noch stärker abgehängt werden.

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  • 2 Wochen später...

Aber warum ist unser Schulsystem so, dass doch einige, sehr gut für ein Studium geeignete, Personen an der Schule scheitern?

Weil sie mit der Form, wie in der Schule gelernt und gelehrt wird, nicht klarkommen. Der Lehrstoff wird halt streng nach Lehrplan durchgeprügelt. Diejenigen, die in diesem Tempo nicht mitkommen, werden einfach durchgeschleppt oder blieben im schlimmsten Fall sitzen. Ich weiß nicht, wie es bei anderen Schulen aussieht, aber hier haben Grund-, Real-, Regional- und Hauptschulen, sowie Gymnasien durchschnittlich 30 Schüler. An einigen Schulen hier werden Schulklassen bereits wegen der großen Anzahl an Schülern in einer Schulklasse mit zwei Lehrern gleichzeitig pro Schulfach unterrichtet. Solch große Klassen sind auch nicht gerade förderlich, aber was will man machen, wenn man in einer Zeit lebt, wo überall eingespart wird?

Was ich auch als hinderlich betrachte, sind die ganzen Versuchsmodelle wie Regional- und Europaschulen u.ä.! Auf den Rücken der Kinder wird hier einiges im Bildungssystem herumexperimentiert, den Preis für das Scheitern zahlen jedoch allein die Schüler. Ich persönlich bin für das klassische Schulsystem Hauptschule-Realschule-Gymnasium-Förderschulen bzw. -klassen. Hätte ich hier etwas zu sagen, würde ich jedoch das Schulsystem komplett vereinheitlichen. Die Grundschule würde direkt in die Unterstufe (5.-7.Klasse) übergehen, dann in der Mittelstufe (8.-10. Klasse) übergehen und letztendlich in der Oberstufe (11.-13. Klasse). So hat jedes Kind, egal wie die soziale Herkunft auch aussehen mag, die Chance, eine höhere Schulbildung zu erreichen. Ich meine, dass das Schulsystem in den USA ähnlich ist, wie mein Modell.

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