Zum Inhalt springen

Ist es als Migrantenkind echt schwerer?


yoshua

Empfohlene Beiträge

Mit welchen Fragen und Problemen werden denn deiner Meinung nach "Migrantenkinder" konfrontiert, mit denen andere nicht konfrontiert werden?

Schreib doch mal ein paar Beispiele.

Persönliche Beispiele: Ich bin adoptierter und assimiliserter Asiate. Bei einem Telefoninterview für ein studienbegleitendes Praktikum kam einmal heraus, dass man mich nur wegen meines Geburtsortes (und meines Aussehens) berücksichtigt hatte. Das Unternehmen wollte den koreanischen Markt erschließen und hatte deswegen gehofft, ich könnte ihnen v. a. sprachtechnisch bei diesem Plan helfen. Als ich dann erklärte, dass ich kein koreanisch spreche und auch sonst keine Beziehung zu diesem Land habe, fragte mich der Interviewer nur schroff, warum ich mich dann auf die Stelle beworben hätte. Als ich dann sagte, ich wolle doch nur ein Praktikum in der Presseabteilung machen, bekam ich die Antwort, das sei keine Ausrede für mein Verhalten.

2. Beispiel: In gefühlt jedem dritten Gespräch werde ich gefragt, ob ich den dt. Namen meiner Frau angenommen hätte. Normalerweise schreibe man ja in Deutschland seinen Geburtsnamen hinzu. Wenn ich dann sage, dass meine Frau meinen Namen angenommen hat, stifte ich nur Verwirrung.

Beispiel aus dem Freundeskreis: Ein Bekannter von mir ist schwarz und hier geboren etc. Als er beim Career Center seiner Uni nach Angeboten für einen Nebenjob fragt, bekommt er nur einfache Helfertätigkeiten in der Produktion angeboten. Als er dann fragt, ob es auch Bürotätigkeiten oder Jobs im Medienbereich gebe (weil Studium der Publizistik bzw. Medienwissenschaften), bekommt er gesagt, dafür müsse man aber schon Muttersprachler sein. Solche Jobs seien ja kein Sprachschulenersatz o. ä.

Ich denke, das reicht erst mal. Ansonsten hilft auch googeln. Es gibt genügend Berichte von People of Colour, die auf dem Arbeitsmarkt die ein oder andere Kuriosität erlebt haben.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Anzeige: (wird für registrierte Benutzer ausgeblendet)

  • Antworten 39
  • Erstellt
  • Letzte Antwort
Sicher ist, dass Migranten - wie andere Teilnehmer am Arbeitsmarkt auch! - manchmal Probleme haben.

Darum habe ich ja auch geschrieben, dass sie zum Teil andere Probleme haben, mit denen nur sie konfrontiert werden können. Und in einigen Wirtschaftsbereichen gilt noch ein zunftartiges Denken. Das macht es People of Colour von vornherein schon nicht einfach, in diesen Bereich vorzustoßen. Manchmal schüchtern deutsche Traditionen und Bräuche (im Berufsleben) schon ein.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Genau das ist auch die Aussage von Unternehmern und Personalern, die eine Bärbel oder eine Hertha gegenüber einem Ali oder einem Mohammed bevorzugen. Machen wir uns nichts vor. Grundsätzlich ist nichts gegen die Aussage von Fr. Kanzler einzuwenden. Aber pauschal zu sagen "Migranten haben hier gute Chancen" und die suchen nur einen Grund für ihren persönlichen Misserfolg, ist an den Haaren herbeigezogen.

Ich habe niemals pauschal behauptet, dass.... ich sagte "ich bin überzeugt", das bedeutet, ich gebe meine Gedanken und meine Meinung wieder. Niemals kann ich absolute Wahrheiten postulieren, da ich sie gar nicht kenne. Würde ich wissenschaftlich fundierte Studien darüber kennen, dann könnte ich ggf. "behaupten". So aber gebe ich - wie es in einem Forum üblich ist - meine Meinung wieder.

Ich würde auch nicht behaupten, dass diese nur einen Grund für ihren persönlichen Misserfolg suchen. Ich kenne keine Migranten, die keine Arbeit finden und dies an ihrer Herkunft festmachen können. Ich kenne "coloured people", die gute Jobs haben und ganz normal integriert sind, auch jobtechnisch.

Und Geschichten, die für irgendetwas als Beispiel dienen, die kann man - meines Erachtens - für alles Mögliche finden.

Bevorzugung gibt es in allen Bereichen, ich kann auch ein Lied davon singen. Wenn ein männlicher Personaler eine blonde, schlanke kluge Frau haben kann, nimmt er nicht die dicke Pomeranze, auch wenn sie genauso klug ist.

Dies soll nur ein Beispiel sein, es sind Stereotypen, die einem überall begegnen.

Ich war z.b 20 Jahre lang alleinerziehend in einem drei Schicht Beruf, was glaubst du was ich in Bewerbungsverfahren zu kämpfen hatte.

Wie auch immer, ich glaube an einzelne Geschichten, dass Migranten es schwer haben. Genauso wie Frauen, Dicke, Brünette, Alleinerziehende,....

Just hatte mein Mann es sehr schwer, weil er 20 Jahre selbstständig war und nun in ein Angestelltenverhältnis wollte. Es IST vermutlich in vielerlei Richtung schwierig die richtige Arbeit, am richtigen Ort zur richtigen Zeit zu finden.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Und Geschichten, die für irgendetwas als Beispiel dienen, die kann man - meines Erachtens - für alles Mögliche finden.

Das stimmt. Dennoch gibt es durchaus auch Studien (die ich zwar gelesen habe, aber es ist leider so lange her, dass ich keine Quelle zur Hand habe), die belegen, dass Menschen die als Migrant*innen gesehen werden mit Diskriminierung im Bewerbungsverfahren zu kämpfen haben. Beispielsweise haben als Migrant*innen wahrgenommene Menschen in anonymen Bewerbungsverfahren (ohne Foto, ohne Name, etc.) deutlich bessere Chancen überhaupt zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden als in herkömmlichen Bewerbungsverfahren. Dass fast jeder den ein oder anderen Problemfaktor bei Bewerbungen haben kann, ist kein Argument gegen die Existenz systematisch-diskriminierender Strukturen - solche Dinge können sich ja auch gemeinsam "verschlimmern". Beispielsweise eine als "deutsch" wahrgenommene Person mit "deutschem" Namen, die 1-2 Umwege in ihrem Lebenslauf genommen hat, die sie etwas schlechter dastehen lassen gegen eine als "nicht-deutsch" wahrgenommene Person mit "nicht-deutschem" Namen, die genau den selben Weg gegangen ist. Im ersten Fall besteht ein Bewerbungs-Problempunkt, im zweiten Fall schon zwei potentielle Bewerbungs-Problempunkte.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Natürlich ist es als Migrantenkind schwerer. Die Antwort dürfte doch sonnenklar sein. Sehr wichtig wiegt die Abstammung der Eltern. Einem Francois oder Pietro werden weniger Steine im Weg liegen als Abdul Karim Ismail, d. h. Migrantenkind ist nicht Migrantenkind. Ein Nordeuropäer wird als besser integrierbar aufgrund kultureller Schnittmenge betrachtet werden im Schnitt als ein Türke oder Araber. Gibt hierzu einige Untersuchungen, u. a. auch von der OECD, d. h. ist fernab der hier formal angegriffenen Induktion "mit Einzelfällen läßt sich alles beweisen". Mich überrascht daß es hierzu überhaupt Klärungsbedarf gibt?

"Schlechte Arbeitsmarktchancen für Migrantenkinder"

http://www.zeit.de/karriere/2009-10/migranten-arbeitsmarkt-integration

"Bewerber mit türkischen Namen benachteiligt"

http://www.zeit.de/gesellschaft/2010-02/studie-bewerber-auslaendische-namen

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

ich denke, es gibt in allen möglichen Bereichen Vorurteile - auch Migranten haben damit zu kämpfen

da ist ein Türke/Araber, dem Schwierigkeiten bei der Integration unterstellt werden

da sind Frauen im "gebährfähigen Alter", denen unterstellt wird, dass sie gleich nach dem Jobwechsel schwanger werden

da sind Menschen, die keinen geradlinigen Lebenslauf haben, denen dann Sprunghaftigkeit unterstellt wird oder dass sie nicht wissen, was sie wollen

da sind Ältere, denen unterstellt wird, dass sie nicht mehr so leistungsfähig sind

usw. usw.

und ja: die Abstammung hat hier in Deutschland wirklich einen signifant höheren Einfluss auf die Karriere - bei gleicher Eignung ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand studiert wesentlich höher, wenn auch die Eltern Akademiker sind.

hier ist eine Studie zu diesem Thema: http://www.boeckler.de/pdf/p_arbp_202.pdf

Wird über soziale Ungleichheit und Gerechtigkeit im Studium verhandelt, stehen als mögliche Merkmale und Gegebenheiten in Frage: das Geschlecht, die chronische Behinderung, der Migrationshintergrund, die Religionszugehörigkeit, die biographische (Familien-)Situation so wie die regionale Herkunft oder ethnische Zugehörigkeit sowie die soziale Herkunft. Offenbar ist die Problematik geschlechtspezifischer Benachteiligungen am meisten untersucht, aufgegriffen und ihr entgegengewirkt worden, z.B. durch Gleichstellungsbeauftragte. Erfolge bei diesen Bemühungen sind unverkennbar; zuweilen drängt sich der Eindruck auf, als ob die Frage der Ungleichheit im Studium in der Geschlechterfrage aufgeht.

Dabei sind die Folgen der sozialen Herkunft für Zugang, Einbindung, Ressourcen und Förderung eher größer als die nach dem Geschlecht. Nach einer Erhebung der Europäischen Studentenunion sind in den meisten Ländern entweder körperliche Behinderungen oder ein niedriger ökonomischer Status der Eltern am stärksten für Benachteiligungen im Studium verantwortlich.

ich bin mir sicher, dass es solche Benachteiligungen auch im Berufsleben gibt bzw. dass sie sich im Berufsleben fortsetzen

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

bei gleicher Eignung ist die Wahrscheinlichkeit, dass jemand studiert wesentlich höher, wenn auch die Eltern Akademiker sind.

Die Eltern wissen als Akademiker in der Regel wie sie auch ihre minderbegabten Kinder durchs Schulsystem bugsieren können...

Andere haben keine Ahnung oder es ist ihnen gar egal.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Archiviert

Dieses Thema ist jetzt archiviert und für weitere Antworten gesperrt.




×
  • Neu erstellen...