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Das Märchen von der Gehaltserhöhung bzw. vom beruflichen Aufstieg durch Bildung


HobbyArzt

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Bei Facebook haben die Teilnehmer meines Fachwirt-Kurses noch immer die Gruppe, die wir zu Beginn des Kurses eröffneten. Gestern fragte ich mal rum, bei wem sich nach der Fortbildung beruflich etwas getan hat. Bis auf zwei Leute konnte sich keiner beruflich verbessern. Viele klagten darüber, dass der Chef sich zwar über die Fortbildung freute, im gleichen Atemzug aber erwähnte, dass es trotzdem keine Gehaltserhöhung geben wird und auch keine höhere Stelle.

Da ich vorher ja plante, den Fachwirt im Gesundheits- und Sozialwesen zu machen, bin ich auch noch in diser Facebook-Gruppe drin und stellte die gleiche Frage. Für ein paar Teilnehmer hat sich die Fortbildung tatsächlich gelohnt. Der größte Teil fand mit dem Fachwirt keine Stelle bzw wurde auch im eigenen Unternehmen nicht befördert. Von den paar Leuten, die mit dem Fachwirt doch eine neue Anstellung fanden, sollte der größte Teil sogar für weniger Geld arbeiten, als sie als Kaufmann im gleichen Bereich verdienen sollten bzw. weniger zu dem, was sie vorher in ihrem Pflegeberuf verdienten.

Gemeinsam haben übrigens alle Absolventen, dass sie davn ausgehen, dass potentielle Arbeitgeber sich nichts unter einer Fachwirt-Fortbildung vorstellen können, da viele davon noch nie etwas gehört haben.

Sind die Versprechen, die nicht nur die ganzen Fernlehrinstitute sondern auch Arbeitsämter usw., eigentlich noch der Wahrheit entsprechend? Vor allem bei den ganzen privaten Fernschulen ist auch vieles geschönt, aber selbst bei Arbeitsämtern wird einem mit solch einer Fortbildung viel mehr versprochen.

Wie sah es bei euch nach einer Fortbildung aus? Ich meine mit Fortbildungen nur öffentlich-rechtliche, landesrechtlich anerkannte, branchenintern anerkannte, staatlich anerkannte und akademische (Abschlüsse: Diplom, Bachelor, Master, Doktor) Aus- und Fortbildungen.

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Der Bachelor hat sich bei mir schon vor dem Abschluss in Gehalt und Stelle bemerkbar gemacht. Ich bekam die Stelle 2010/2011, weil mein Arbeitgeber davon ausging, dass ich eben in 1-2 Jahren (zu der Zeit hatte ich schon ein paar Semester studiert) die Stellenanforderungen komplett erfülle. Nach dem Abschluss ging es nochmal eine Gehaltsstufe rauf, allerdings auf der gleichen Stelle.

Als ich im jährlichen Entwicklungsgespräch nun den Master anbrachte, war man zwar erfreut und meinte, langfristig könnten sich für mich weitere Möglichkeiten eröffnen. Allerdings ist hier der Zeithorizont ein ganz anderer. Beim Bachelor wurde der Abschluss in der Entwicklung direkt mit eingeplant, der Master ist für die Personalabteilung nun eher ein "nice-to-have". Das war mir allerdings auch vorher bewusst. Ich habe mich trotzdem für den Master entschieden, weil man a) ja auch mal den Arbeitgeber wechselt und der sieht es vielleicht anders und B) sich bei uns die Personalpolitik sowieso mit dem WEchsel der Personalchefs immer mal ändert. Also in ein paar Jahren wollen sie dann eventuell für alle Stellen Master haben, keine Ahnung. Hier ist alles möglich.

Also für mich lief es bis jetzt ganz gut. Gleichzeitig habe ich aber auch mitbekommen, dass eine ehemalige Mit-Azubine den Fachwirt gemacht hat und überhaupt nicht für voll genommen wurde. Die zusätzliche Qualifikation ging völlig unter und hat ihr leider auch nicht geholfen, bei uns einen unbefristeten Arbeitsvertrag zu bekommen. Sie ist inzwischen woanders. Ob bei ihrer neuen Stelle der Fachwirt etwas gebracht hat, weiß ich nicht.

Also so insgesamt: bei uns (großer Konzern, an unserem Standort 500+ Mitarbeiter) zählen Bachelor und Master, Diplome und (teilweise) Doktortitel. Alles Andere wird nur wahrgenommen, wenn es sich z.B. um spezielle Qualitätsmanagementzertifikate o.ä. handelt. Fach-, Betriebswirte etc. werden nicht unbedingt gefördert und/ oder großartig anerkannt.

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Also beim Thema Fachwirt bin ich mittlerweile auch der Meinung, dass er eher als Zwischenschritt für Leute zu betrachten ist, die für eine höhere Qualifikation die Vorausetzungen nicht erfüllen, aber diese erlangen wollen. Ich zum Beispiel habe den Fachwirt auch nur deshalb gemacht, weil ich damit die allgemeine Hochschulzugangsberechtigung bekam, die ich auf schulischem Wege nie erreicht hätte. Leid tut es mir aber für die Leute, die sich dadurch einen höheren Posten bzw. ein höheres Gehalt ausgemalt haben und nun feststellen müssen, dass dem nicht so ist. Wem es nicht allein um die Hochschulzugangsberechtigung geht, dem würde ich lieber dazu raten, den staatl. gepr. Betriebswirt oder einen Meister zu machen oder wenn es geht gleich zu studieren.

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Ich kann nichts zu Fachwirte sagen, jedoch denke ich, dass Deine Überschrift nur bedingt stimmt.

Schauen wir uns die Entwicklung in den letzten Jahren an. Früher waren z.b. die KFZ-Mechaniker Hauptschüler. Dies hat sich geändert da die Fahrzeuge heute mit Elektronik vollgepumpt werden so dass hier schon Abiturienten gefragt sind. Dies liegt an dem Beispiel klar an der Komplexitätssteigerung. Dies ist in mehreren Bereichen mittlerweile so, so dass potentielle Arbeitgeber am liebsten hoch qualifiziertes Personal haben möchte. Durch die Fernstudien-Unternehmen, mit Einführung von Bachelor/Master und die neuen Bildungswege ist der Zugang zu einem Studien deutlich leichter als vorher. Prinzipiell kann jeder der möchte Studieren. Somit gibt es immer mehr Akademiker als früher und der Bedarf ist auch gestiegen. Ich möchte auch die Thesis aufstellen dass es irgendwann ohne Studium schwer wird einen gut bezahlten Job zu finden. Das muss nicht stimmen, ist nur mein Bauchgefühl.

Wenn ich nun Dein Chef wäre und Du würdest zu mir kommen und würdest sagen "hey Chef, ich hab einen Fachwirt". Dann würde ich mir denken "ok, ganz nett". Soll jetzt nicht von oben herabschauend sein oder den Eindruck erwecken dass ich dich nieder machen möchte. Es ist sicherlich nicht leicht und eine Leistung! Außerdem habe ich von der Branche keine Ahnung! Aber was ich Dir sagen will, es gibt eine Unmenge an Weiterbildungsmöglichkeiten und Zertifikaten, da blickt keiner mehr durch. Das tut bei den Bachelor-Studiengängen heutzutage auch fast keiner mehr, aber da sagt man einfach "der ist Akademiker und im Stande komplexe Zusammenhänge zu verstehen und selbständig zu lösen, auch wenn es länger dauert". Will jetzt auch keine Werbung für ein Studium machen, das soll einfach nur mein persönlicher Diskussionsbeitrag sein :-)

In irgendeinem Beitrag habe ich mal meine Meinung zu "staatl. gepr. xyz" kund getan. Persönlich, und dass soll nur meine persönliche Meinung sein, halte ich dies für Zeitverschwendung. In der Zeit kann man auch einen Bachelor machen. Aber da gibt es auch andere Meinungen von Personen die diesen auch gemacht haben.

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Noch nicht mal mit einem Studienabschluss allein schmeißen sich Unternehmen vor Begeisterung vor dem Absolventen in den Staub und bieten tolle Positionen und viel Geld an.

Neben dem für das Unternehmen relevanten (!!!) Inhalt der Weiterbildung ist eine zu besetzende Stelle mit der erworbenen Qualifikation notwendig und die entsprechende Performance, die der Absolvent vorher (!) schon im Unternehmen gezeigt hat.

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Da ich noch studiere und mich erst noch bewerben werde, kann ich zur Auswirkung für mich persönlich noch nichts sagen.

Generell würde ich es aber differenzierter betrachten. Ein Aufstieg im Gesundheits- und Sozialwesen bedeutet für mich etwas anders, als einer in der Automobilbranche. Ein massiver Gehaltssprung wird im sozialen Bereich nur selten herauskommen. Oftmals kann eine Stelle, die ohne Schichten, Wochenenden und Feiertage auskommt, schon ein Gewinn sein, auch wenn sich das im Gehalt nicht merklich widerspiegelt.

Desweiteren konkurriert man als Angehöriger der Generation Y mit Bewerbern, die mehrere Jahrzehnte Berufserfahrung mit entsprechenden Weiterbildungen mitbringen, wobei man selbst gerade noch recht frisch von der Hochschule kommt. Auch das sollte man nicht unberücksichtigt lassen. Hierarchien werden zumeist eben von unten nach oben durchlaufen. Die zunehmende Komplexität der beruflichen Anforderungen heutzutage erfordert das auch.

Langfristig wird sich Lernbereitschaft meines Erachtens aber immer auszahlen.

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Ich selbst habe da aktuell auch meine Zweifel.

Mein jetziger AG hat mir schon mitgeteilt, dass ich nicht mehr Gehalt bei ihm erreichen werde, auch wenn er mich auf höhere Stellen vermitteln könnte (bin bei einem Dienstleister angestellt, und werde an Projekte "verkauft"). Auch intern habe ich keine Chance (da wäre ich dann auf meiner jetzigen Position überqualifiziert).

Ich habe eine Ausbildung, einen Meister und bald mein BWL-Studium abgeschlossen. Bewerbungen schreibe ich nun seit 3 - 4 Monaten, und die Resonanz ist eher dürftig. Von Karrierechance oder Gehaltssprung weit und breit nichts zu sehen. Leider!

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Hierarchien werden zumeist eben von unten nach oben durchlaufen.
Selbst in Konzernen ist der Weg vom Azubi zum Vorstand nicht mehr üblich. Echte Karrieren (und Gehaltssteigerungen) sind nur durch Firmenwechsel möglich. Der "Dr." vorm Namen ermöglicht immer noch das Auslassen der unteren Stufen.
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