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Ist Fernstudium Bulimielernen ohne Kompetenzentwicklung?


Markus Jung

Empfohlene Beiträge

Vielen Dank für eure bisherigen Beiträge.

Als ergänzenden Input von mir zwischendurch noch einige Infos zu dem Modell, das Prof. Sauter als dienlich für die Kompetenzentwicklung sehen würde:

Die Lernziele als Kompetenzziele soll der der Lerner selbst individuell festlegen, ggf. mit Unterstützung seines Betreuers. Das vermittelte Wissen soll dabei lediglich als Voraussetzung zur Erreichung der Kompetenzziele dienen und die Kompetenzen sollen dann selbstorganisiert im Rahmen eines Lerner-Netzwerks aufgebaut werden, dazu kann auch gemeinsam an Projekten gearbeitet werden, die zum Beispiel aus der Berufspraxis der Fernstudierenden stammen können.

(Zusammenfassung von mir. Detaillierter im Original-Blogbeitrag in den letzten drei Absätzen)

Ich denke, in Sachen "Prüfkultur" und der daraus folgenden Lern- und Studierweise könnten wir etwas von GB lernen.

In der Tat habe ich von dem, wie du das Lernen in deinem Blog während des Fernstudiums an der OU beschrieben hast den Eindruck, dass das schon wesentlich mehr in die Richtung geht, welche sich Prof. Sauter wohl vorstellt, wenn ich ihn richtig verstanden habe.

Ich selbst denke auch, dass die Kollaboration im Fernstudium noch eine viel größere Rolle spielen könnte, also nicht nur im Sinne von Lerngruppen, sondern auch als offiziellen Teil des Studiums, das gemeinsam an Themen gearbeitet wird. Gerade die oft bei Fernstudierenden ja bereits vorhandene Berufspraxis könnte so intensiv mit einfließen.

Sehr interessant fand ich dazu einen Studiengang (Präsenzstudium - kein Fernstudium) der Leuphana. Dort können sich Studierende ihr Bachelor-Studium im Rahmen eines Studium Individuale weitgehend selbst zusammen stellen und miteinander an den Themen arbeiten:

http://www.leuphana.de/bachelor-studium-individuale.html

Sowas könnte ich mir auch sehr gut im Fernstudium vorstellen, gerade zum Beispiel an der FernUni Hagen, die ja auch schon ein großes Angebot an modularisierten Inhalten hat, die ja zum Teil eh bereits in mehreren Studiengängen zum Einsatz kommen.

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Sehr interessant fand ich dazu einen Studiengang (Präsenzstudium - kein Fernstudium) der Leuphana. Dort können sich Studierende ihr Bachelor-Studium im Rahmen eines Studium Individuale weitgehend selbst zusammen stellen und miteinander an den Themen arbeiten.

Was für den Fernstudenten attraktiv klingt, ist natürlich für die Schule ein gewisser Aufwand. Mit einem festen Lern-Curriculum kann man viel effektiver (=kostengünstiger) Studenten bis zu den Prüfungen bringen, als wenn jeder Student seinen eigenen Weg skizziert. Aus der Perspektive des Tutors bedeutet das im schlimmsten Fall, dass er bei 35 betreuten Studenten 35 völlig unterschiedliche Projekte betreuen muss.

Um einmal meine persönliche Meinung einzubringen: Ich würde das begrüßen! Ich selbst mache gerade eine Weiterbildung und fände es gut, wenn ich (neben den obligatorischen Grundlagen) auch selbst entscheiden könnte, wo ich vertiefende Schwerpunkte setzen möchte und mir dann von der Schule passende Aufgaben angeboten würden. Oder wenn ich gemeinsam mit anderen Kommilitonen ein Projekt entwerfen und umsetzen könnte! So könnte ich vielleicht die ein oder andere Aufgabe schon mit meinen beruflichen Anforderungen verbinden.

Als ich vor einigen Monaten die Online-Lernplattformen der Fern(hoch-)schulen getestet habe, hatte ich bei einigen auch den Eindruck, dass sie einfach nur nach einer Möglichkeit suchen, Studienbriefe online einzureichen. Von daher kann ich den emotionalen Impetus von Prof. Sauter nachvollziehen. Ich kann aber auch verstehen, warum bei vielen Schulen didaktisch angepasste Online-Inhalte (neben PDFs und Videos) fehlen: Für so etwas braucht man geeignete Fachkräfte (spricht: gute Didaktiker und Programmierer) und viel, viel Geld.

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Ich kann jetzt "nur" für die Apollon-Fernhochschule reden, aber hier würde ich klar sagen, dass Bulimielernen wenn überhaupt nur für die Klausuren passiert.

Die anderen Prüfungsleistungen, die Fallaufgaben, erfordern jeweils eine aktive Umsetzung der gelernten Theorie auf praktische Beispiele, und es gibt viele Möglichkeiten zum Austausch mit anderen (Online-Campus mit Foren, Gruppen bei FB, Stammtische).

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Ich empfand das Psychologie-Fernstudium (v.a. an der fernuni Hagen) schon als Bulimie-Lernen :blushing: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Studiengänge, in denen man sich mit Forschungsmethoden beschäftigt, umso eher "Bulimie-Studiengänge" sind, je mehr man den Schwerpunkt auf die quantitativen Methoden legt. Ja, ich kann nur für die sozialwissenschaftlich orientierten Studiengänge sprechen - ich habe keine Ahnung, wie es in der BWL oder im Maschinenbau aussieht. Meiner Meinung nach ist auch die ganze Forschungsorientierung bereits im Psychologiestudium so ausgelegt - der Schwerpunkt liegt klar auf der quantitativen Forschung, obwohl es meiner Meinung nach auch gerade im Wesen der Psychologie liegt, diese Fokussierung nicht ausschliesslich verfolgen zu müssen. Will sagen: wo ist denn nur die qualitative Forschung in der Psychologie? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Studiengänge, die vornehmlich die qualitative Forschung fokussieren noch eher dem Humboldtschen Ideal entsprechen.

Wie gesagt, das ist mein persönlicher Eindruck und kann sicherlich nicht auf alle Studiengänge übertragen werden - und sicherlich nicht auf Fernstudiengänge im Allgemeinen.

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Auch mein Fernstudium ist Bulemie-Lernen im Endstadium. Ganz anders war es in meinem Präsenzstudium. Allerdings liegt die Ursache für diese Unterschiede hier weniger an der Diskrepanz zwischen Fern- und Präsenzstudium, sondern eher an den Fächern. Mein Präsenzstudium war ein geisteswissenschaftlicher Studiengang, mein Fernstudium ist ein betriebswirtschaftliches.

Insofern halte ich die auf der Konferenz gemachten Äußerungen für Quatsch. Bulemie-Lernen gibt es sowohl bei Präsenz- als auch bei Fernstudiengängen. Entscheidend für das "Stadium der Bulemie" ist vielmehr das Fach!

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Also ob Bulimie Lernen im Fernstudium stattfindet hängt ja auch von den Studenten ab. Ich könnte jedes Modul auch einfach innerhalb von 3 Wochen schnell in mein Hirn schmeißen und schauen, dass bis zur Prüfung kein Wissen ausläuft und dann alles am Prüfungstag rauslassen und es danach vergessen.

Dies ist für mich aber nicht das Ziel eines Studiums. Daher lass ich mir lieber Zeit für die Module und erarbeite mir die Themen, sodass auch die Inhalte hängen bleiben.

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Herrn Prof. Sauters Einschätzung kann ich nicht teilen, zumindest nicht, wenn man von einem fundierten Blended-Learning-Konzept ausgeht. Unsere Programme sehen z.B. einen gut verzahnten Mix aus Selbststudium mit Studienmaterialien und Einsendeaufgaben, Online-Einheiten, sowie Präsenzseminaren vor, von denen jedes Lehr-/Lernformat auf bestimmte Kompetenzen und deren Entwicklung abzielt. Prüfungen sind immer ganzheitlich und praxisbezogen, so dass nutzloses Bulimie-Lernen vom Ansatz her schon ausgeschlossen ist. Als Admin sehe ich allerdings häufig eine Diskrepanz zwischen dem oft vorgetragenen Wunsch nach Foren und Austausch, und der tatsächlichen Nutzung dieser Foren.

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Ich könnte jedes Modul auch einfach innerhalb von 3 Wochen schnell in mein Hirn schmeißen und schauen, dass bis zur Prüfung kein Wissen ausläuft und dann alles am Prüfungstag rauslassen und es danach vergessen.
Statik/Dynamik, Regelungstechnik oder Wechselstrom-Systeme, das sind spontan nur drei Module, die weder durch Auswendiglernen, noch in drei Wochen beherrschbar sind.
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