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Chemie doch noch beenden?


Azurit

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Ich bin ja grundsätzlich misstrauisch bei dem Unterfangen, auf eine bestimmte, ganz klar definierte inhaltliche Ausformung des späteren Berufs hin zu studieren. Denn erstens kennt man am Anfang des Studiums nicht den Arbeitsmarkt im Wunschbereich, wenn man fertig sein wird, zweitens gehört neben dem einschlägigen Wissen noch eine Menge anderes dazu, tatsächlich in der Wunschbranche mit der Wunschtätigkeit einen Arbeitsplatz zu bekommen.

 

Konkret: Für mich liest sich in der Zwischenzeit Ihr Plan wie "Ich studiere BWL mit dem Schwerpunkt 'Controlling', um dann im Anschluss bei den BIG FIVE als Consultant zu arbeiten!" So etwas kann man gerne wollen, aber es ist unsinnig, nur das als Weg zu sehen.

 

Mein Vorschlag wäre nach all dem, was ich jetzt zusätzlich gelesen habe: Nehmen Sie eines (!) Ihrer Fächer, schauen Sie, dass Sie zu einem guten Abschluss kommen und suchen Sie sich dann einen adäquaten Arbeitsplatz. Ich weiß ja nicht, wie alt Sie sind. Aber wenn Sie alle Fächer gleichzeitig abschließen und ebenso gleichzeitig so lange warten wollen, bis Sie auf den Arbeitsmarkt aktitv eintreten, dann werden Sie mit hoher Wahrscheinlichkeit daran scheitern, dass Sie in der Zwischenzeit zu alt als Berufseinsteigerin sein werden. Und daraus ergeben sich dann auch eine Menge Schwierigkeiten.

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Hallo Azurit,

 

ich wollte auch so was ähnliches wie Frau Kanzler schreiben:

 

vor 24 Minuten, KanzlerCoaching schrieb:

Konkret: Für mich liest sich in der Zwischenzeit Ihr Plan wie "Ich studiere BWL mit dem Schwerpunkt 'Controlling', um dann im Anschluss bei den BIG FIVE als Consultant zu arbeiten!" So etwas kann man gerne wollen, aber es ist unsinnig, nur das als Weg zu sehen.

 

Es hört sich für mich auch so an, als würdest du nach dem einen, perfekten, sehr speziellen Beruf suchen, der alle deine (offenbar hohen) Anforderungen erfüllt. Deine Vorstellungen sind aber schon sehr speziell: Du willst Patentanwältin werden, aber keine anderen Berufe ergreifen, die mit den dafür passenden Studiengängen möglich wären. Du könntest dir vorstellen, Rechtsanwältin zu werden, aber nur deinem speziellen Schwerpunktbereich. Stattdessen wäre es wohl sinnvoller (was hier jetzt aber ja schon fast alle geraten haben), dir erstmal einen Bereich auszusuchen, dich darauf zu konzentrieren und dafür offen zu sein, darin möglicherweise nicht sofort deine Traumstelle zu finden, sondern nur etwas, das mehr so okay-ish ist. Dann kannst du immer noch daran arbeiten, deinen Traumberuf zu erreichen.

 

Eintönig werden auch die noch so interessantesten Berufe mit der Zeit, wenn man so vielfältige Interessen hat die wie du. Es ist aber doch ziemlich unsinnig, einen eigentlich denkbaren Beruf (hier jetzt konkret Rechtsanwältin) deshalb auszuschließen, weil du dir das von vornherein nur mit einem weiteren Plan (an der Berufsschule unterrichten...) gleichzeitig vorstellen kannst, der aber schwer zu erreichen ist. Möglichkeiten, sich die Sache vielfältiger zu gestalten, gibt es später immer noch. 

Back lieber erstmal kleine Brötchen, anstatt weiter nach dem großen Masterplan zu suchen, in dem du dich offenbar verzettelst.

 

Deine Überlegungen hören sich für mich auch ziemlich absolut an, also, entweder den perfekten Traumberuf, Hartz IV oder "irgendwas". Was ist mit der Option (die ja so ziemlich alle Menschen wählen dürften), das relativ interessanteste bzw. am wenigsten uninteressanteste auszuwählen und mit dessen negativen Seiten zu leben?

 

Schlussendlich noch, es gibt wohl nichts, was man mit einem Studium "problemlos und ganz sicher" erreichen kann. Risiken und Unwägbarkeiten gibt es immer. Die "Absicherung" besteht in der Regel darin, dass man sich damit anfreundet, auch in andere Bereiche gehen zu können, die einem so ein Studium eben eröffnet. Nicht darin, einen weiteren, total speziellen Beruf zu finden, für den dann gleich ein ganz neues Studium notwendig ist.

 

 

 

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Von einer "Scanner-Persönlichkeit" hatte ich ehrlich gesagt noch nie etwas gehört. Ich habe mich eben im Internet eingelesen und fühle mich total angesprochen von den Artikeln - außer bei einem Thema. Ich fühle mich nicht hochbegabt, irgendwie klüger als andere oder schreibe immer nur Bestnoten. Kann man irgendwie testen lassen, ob man eine Scanner-Persönlichkeit ist?

 

Vielen Dank auch an Frau Kanzler für die Einschätzung. Den Arbeitsmarkt kann man natürlich nicht einschätzen (das kann ja nicht einmal die Agentur für Arbeit). Und selbstverständlich ist es immer schwierig, den Wunsch-Arbeitsplatz zu bekommen. Ich bin übrigens 28, also eigentlich ohnehin schon zu alt für den Berufseinstieg.

 

Eine Tätigkeit als Angestellte kann ich mir ohnehin nur schlecht vorstellen. Ich brauche Freiheiten und halbwegs freie Zeiteinteilung. Eine Selbstständigkeit passt wahrscheinlich deutlich besser zu mir - deshalb wähle ich auch hauptsächlich Berufe aus, wo eine Selbstständigkeit zumindest später irgendwann möglich ist, wenn man sich einige Jahre durchgebissen hat.

 

"Was ist mit der Option (die ja so ziemlich alle Menschen wählen dürften), das relativ interessanteste bzw. am wenigsten uninteressanteste auszuwählen und mit dessen negativen Seiten zu leben?"

 

Ich kenne mich ziemlich gut. Wenn ich nicht zu 100 Prozent hinter irgendetwas stehe, dann bin ich nach spätestens einer Woche nicht mehr bereit, dafür morgens aufzustehen, dorthin zu fahren oder mich beim Arbeiten anzustrengen. Und das passiert nicht nur bei Vollzeit-Arbeit, sondern auch schon bei Nebenjobs. Ich habe beispielsweise mal ein Praktikum im Bereich Lehramt gemacht und mich dabei so gelangweilt, dass ich es nur mit Mühe und Not geschafft habe, die zweite Woche überhaupt irgendwie durchzuhalten. Danach wusste ich auch, dass Lehramt am Gymnasium keine Option für mich ist. Und bei einem Vollzeit-Job würde ich da auch noch in Teufels Küche kommen bezüglich Verträgen etc. Versteht mich nicht falsch, ich bin nicht faul o.Ä., wenn mir etwas Spaß macht, arbeite ich daran auch ohne Bezahlung wie ein Blöder - oder unbezahlt mehr. Geld ist eben überhaupt keine Motivation für mich...

Und selbstverständlich studiere ich nicht alles lustig vor mich her, um "irgendwann" mit allem fertig zu sein. Ich habe selbstverständlich meine Prioritäten innerhalb der Studiengänge. Aber aufgrund eurer Beiträge werde ich die Prioritäten wohl etwas anpassen und Priorität 1 auf Geowissenschaften legen. Damit kann ich mir am meisten vorstellen (Archäologie, bestimmte GIS-Themen mit z.B. Bezug zu Agrarwissenschaft, Patentanwalt usw.). Und dann schaue ich mal nach dem Bachelor, welchen Master ich anhänge (Optionen sind z.B. Geoinformationssysteme in Lund/Twente oder Archäologie in Tübingen).

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Wenn das so ist, wie Sie es im letzten Absatz schildern, dann haben Sie wirklich ein Problem. Und ein ganz anderes als die Tatsache, dass Sie sich nicht für ein Studienfach so richtig entscheiden können

 

Geld muss keine Motivation sein, aber man braucht es nun mal zum leben. Woher wollen Sie es denn auf Dauer bekommen?

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Ich finde den Anspruch, zu 100% hinter einer Sache zu stehen, um eine dauerhafte Motivation dafür zu entwickeln, recht hoch gegriffen. Es gibt in meinem Leben eine Menge Dinge, die ich regelmäßig tue, weil ich sie im großen und ganzen sinnvoll finde. Je älter ich werde, umso schwerer fällt es mir, irgendetwas zu benennen, hinter dem ich 100% stehe. So etwas kenne ich aus jüngeren Jahren. Und es endete regelmäßig in Enttäuschungen.

 

Mittlerweile bin ich recht skeptisch geworden, was die Aussicht angeht, Selbstverwirklichung ausgerechnet im Berufsleben zu realisieren. Beruf hat etwas damit zu tun, dass man etwas leistet, das anderen so sehr nützt, dass sie bereit sind, einem etwas dafür zu bezahlen. Eine starke Orientierung an fremden Wünschen und Interessen scheint der Sache immanent zu sein, ob man nun Angestellter, Freiberufler oder Unternehmer ist. Nach meiner Erfahrung ist es im Berufsleben wesentlich, Kompromisse zu schließen. (Wie übrigens auch in Partnerschaften oder im Familienleben.)

 

Ich finde es mittlerweile entspannter und realistischer, meine Selbstverwirklichung in verschiedenen Lebensbereichen und eben auch wesentlich in der Freizeit zu suchen. Heute würde ich sagen, meine Selbstverwirklichung drückt sich vor allem dadurch aus, wie ich verschiedene mit Sachzwängen und Kompromissen behaftete Lebensbereiche so kombiniere, dass sie im Zusammenspiel für mich einigermaßen stimmig sind.

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Aktuell komme ich auch an das benötigte Geld... Eben durch die Nebenjobs, an denen ich Spaß habe. 

 

Vielen Dank auch an kurtchen für die Antwort. Bei mir ist es leider umgekehrt. Je älter ich werde, desto weniger Lust habe ich, etwas zu machen, weil es sinnvoll erscheint. Bis jetzt wurde ich eben auch selten enttäuscht.

 

Ich bin außerdem ein absolutes Arbeitstier. Freizeit gibt es bei mir nicht, ich kann auch nicht "chillen" und einfach nichts tun wie andere. Kompromisse muss man natürlich eingehen, ich habe ja auch einen Partner. Ich setze da aber mehr auf gegenseitige Erklärung und Verständnis als auf tatsächliche Kompromisse. Wenn ein Kompromiss zustande kommt, beeinträchtigt dieser wirklich nur sehr wenig von meinem Lebensstil, sodass ich problemlos damit klarkomme. Im Job ginge das mit Sicherheit nicht so.

 

Wenn ich einen Job bekommen könnte, der so flexibel ist, dass ich nebenher entsprechenden Ausgleich finde, dann wäre ich natürlich auch bereit, ein paar Stunden am Tag etwas zu arbeiten, woran ich keinen Spaß habe. Hier geht es aber auf keinen Fall um einen Vollzeit-Job, denn dann fehlt gerade die Zeit, einen Ausgleich zu finden. Der Job müsste mir den Freiraum lassen, zumindest weiter einen Studiengang zu belegen, Musik zu machen und meine Nebenjobs auszuführen. Das hieße, dass ich in manchen Wochen eher 0 als 40 Stunden arbeiten könnte... Und da sollte das Problem ja dann auch gleich sichtbar werden. Solche Jobs sind wohl eher ein kindlicher Traum, es gibt sie nicht und wird sie vermutlich auch nicht geben. Daher suche ich eben nach Berufen, die bestmöglich zu mir passen.

 

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Dann kann man dir ja nur wünschen, dass dein Leben weiter so unbeschwert verläuft und du so gute Nebenjobs hast, dass du davon Leben kannst und deine Aktivitäten nicht einschränken musst. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen Mitte dreissig Anfang vierzig ist es berufstechnisch nicht mehr so einfach. Aber es gibt natürlich immer Alternativwege die man gehen kann, die vom klassischen Weg abweichen aber doch zum Ziel führen.

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Irgendwie muss ich an ein Zitat aus Alice im Wunderland denken: 

 

"Was würdest du mir bitte sagen, wie ich von hier aus weitergehen soll?"
"Das hängt zum größten Teil davon ab, wohin du möchtest", sagte die Grinsekatze.
"Ach wohin ist mir eigentlich gleich...", sagte Alice.
"Dann ist es auch egal, wie du weitergehst", erwiderte die Katze.

 

Mit 28 ist so ein Leben ohne an morgen zu denken vielleicht noch ganz attraktiv- aber in 5 Jahren? Oder in 10? Meine Meinung. Wer sich immer alle Türen offen hält, der muss sein Leben halt auf dem Flur verbringen.

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Spaß hat sich in meinem Leben als recht flüchtige Angelegenheit erwiesen. Was mir heute Spaß macht, kann mich morgen langweilen oder mir sogar auf die Nerven gehen. Und dummerweise langweilen mich meist gerade solche Dinge schnell, die anfangs besonders viel Spaß gemacht haben. Mein Eindruck ist: Damit eine Sache für mich dauerhaft interessant bleiben kann, muss sie einen gewissen Schwierigkeitsgrad haben und mit einem gewissen Maß an Anstrengung verbunden sein.

 

Als junger Mensch hatte ich zum Beispiel keine Lust ein Instrument zu spielen, obwohl meine Mutter mir mehrfach angeboten hat, den Unterricht zu bezahlen und auch meine Geschwiste Instrumente spielten. Ich hatte es natürlich mal ausprobiert, aber das Üben machte Mühe und eben keinen Spaß. Nix für mich.

 

Inzwischen spiele ich klassische Gitarre. Manchmal macht mir das Üben Spaß, meistens nicht so besonders. Ich habe leider kein großes Talent für Musik. Es bleibt aber interessant. Das ist EINER der Gründe, warum ich notfalls eher mein Fernstudium aufgeben würde als das Gitarre spielen. Die Gitarre fordert mich, aber sie gibt mir auch was. (Manchmal auch Spaß). Und das sehr zuverlässig seit 8 Jahren. Ich vermute, dass die Gitarre für mich schwierig genug ist, um bis zu meinem Lebensende interessant zu bleiben.

 

Es gibt da diese sehr schöne Dokumentation "Rhythm is it". Da geht es um ein Tanzprojekt, bei dem Schüler - hauptsächlich Jugendliche - aus verschiedenen Berliner Stadtteilschulen eine Tanzperformance mit dem Choreographen Royston Maldoom einstudieren. Die soll mit den Berliner Philharmonikern dirigiert von Simon Rattle vor großem Publikum aufgeführt werden. In einer Szene beschweren sich einige Schüler, dass die Probenarbeit keinen Spaß macht. Steht Herr Maldoom vor ihnen und fragt ahnungslos: "Warum muss es Spaß machen?" Für die Schüler erkennbar eine Fremdperspektive. Sie argumentieren dann ein bisschen rum. Herr Maldoom sagt sinngemäß: "Egal, wie gut ich bin: Wenn ich mich anstrenge, kann ich immer noch ein bisschen besser werden. Und das macht mir Spaß." Weiter geht die Probe.

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