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Warum sehen viele den Kostenfaktor beim Master als Hindernis?


yoshua

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Grundsätzlich ist es erst mal eine Errungenschaft, dass man in Deutschland die Möglichkeit eines gebührenfreien Erststudiums hat. Und dass es mit dem Bafög-System eine Form der Förderung gibt, die einem ermöglicht, auch die Lebenshaltungskosten (je nach Region zumindest teilweise) abzudecken. Es gibt viele entwickelte Länder, in denen man sich damit abfinden muss, mit einem Berg Schulden ins Berufsleben zu starten, der mich nervös machen und wahrscheinlich von der Aufnahme eines Studiums abhalten würde.

 

Ich meine, keine Ressentiments gegenüber Vollzeitstudenten zu haben. Ich war mal einer und kann darum die unterschiedlichen Lebenssituationen durchaus aus eigener Anschauung vergleichen.

 

Natürlich könnte auch ein Mensch im fortgeschrittenen Alter seine Berufstätigkeit aufgeben, um ein Vollzeitstudium aufzunehmen. Schwieriger wird es natürlich, wenn er schon eine Familie hat, für die er finanzielle Verantwortung trägt. Aber manche Leute bekommen sogar das hin. Hut ab.

 

Besser fände ich, wenn es mehr Studiengänge gäbe, die so organisiert sind, dass sie mit einer Berufstätigkeit vereinbar sind, nicht nur mit einem Nebenjob. Weil ich finde, dass es nicht nur für das Individuum sondern auch für die Gesellschaft viele Chancen bietet, wenn Bildung nicht nur konzentriert VOR dem Berufsleben stattfindet.

 

Wie schon an anderer Stelle erwähnt, freue ich mich über den Beitrag privater Bildungsanbieter: Vorgemacht zu haben, wie ein berufsbegleitendes Studium aussehen kann.

 

Es gibt ja auch immer mehr Hochschulen, die duale Studiengänge anbieten, die von vorneherein darauf ausgelegt sind, dass die Studierenden parallel zum Studium in einem Betrieb arbeiten. Diese Verzahnung von akademischem Lernen und praktischer Berufserfahrung wird anscheinend von vielen Unternehmen geschätzt. Ich finde es auch plausibel, dass das einen Mehrwert gegenüber einem Nacheinander von Studium und Beruf liefert. Hier zeigen immer mehr staatliche Hochschulen, dass man mit einer anderen Organisation die Kombination aus Studium und Beruf möglich machen kann. (Natürlich trotzdem meist mit der Zielgruppe junge Erwachsene.)

 

Ich zahle ja selbst nicht ganz geringe Studiengebühren, die aufzubringen für mich durchaus eine Kraftanstrengung ist. Dafür bekomme ich auch etwas, nämlich zum Beispiel eine flexiblere Organisation bei Prüfungsterminen, die natürlich auch einen erhöhten Personalaufwand erfordert. Irgendwer muss das nun mal bezahlen. Als berufstätiger Mensch verfüge ich über andere finanzielle Möglichkeiten als ein Schulabgänger, der auf dem Arbeitsmarkt in der Regel nicht meinen Stundenlohn wird erzielen können. Ich verstehe also durchaus, wenn der Staat meint, dass zu meiner Lebenssituation passende kostenlose Bildungsangebote auf Hochschulniveau eine geringe Priorität haben.

 

Angesichts der Überalterung der Gesellschaft, eines vermutlich weiter steigenden Renteneintrittsalters und einer sich rasant wandelnden Arbeitswelt meine ich aber, dass es gesamtgesellschaftlich sinnvoll wäre, mehr in die Entwicklung berufsbegleitender Studiengänge an staatlichen Hochschulen zu investieren.

 

Andrea Nahles hat ja vorgeschlagen, die Arbeitslosenversicherung dergestalt umzubauen, dass man Leistungen nicht erst erhält, wenn Arbeitslosigkeit eingetreten ist. Sondern zum Beispiel auch, um berufliche Auszeiten zu überbrücken, in denen man sich weiter qualifiziert; und so die Beschäftigungsfähigkeit nachhaltig zu sichern. So eine Idee finde ich auf den ersten Blick einleuchtend. Ein gut qualifizierter, älterer Arbeitnehmer erzielt wahrscheinlich nicht nur länger ein Einkommen sondern auch ein höheres Einkommen, zahlt mehr Steuern, mehr Sozialversicherungsbeiträge und hat ein geringeres Risiko, den Sozialkassen zur Last zu fallen. Darum meine ich, dass es für die Gesellschaft eine gute Rendite abwerfen sollte, hier Geld zu investieren.

 

Auf der anderen Seite habe ich als Bürger natürlich meine Erfahrungen mit Bürokratie. Natürlich müsste ich dann irgendwo einen Antrag stellen, wo ich meinen Weiterbildungswunsch begründen und Förderkriterien erfüllen müsste. Mit den Förderkriterien würde dann der Staat deutlich mitbestimmen, welche Art von Weiterbildungsmöglichkeiten die Anbieter zu Markte tragen. Und da stellt sich für mich die Frage: Traue ich dem Akteur Staat zu, abzuschätzen, welche Formen der Weiterbildung einerseits gesellschaftlich sinnvoll und andererseits für den Antragsteller passend und realistisch sind?

 

Insofern sehe ich auch Vorteile darin, mit eigenem Geld zu meiner Weiterbildung beizutragen. Sofern ich meine finanziellen Verpflichtungen (nicht nur gegenüber dem Bildungsträger) erfülle und es schaffe, meine beruflichen Aufgaben mit meiner Weiterbildung zu vereinbaren, muss ich niemandem Rechenschaft ablegen, was ich zu welchem Zweck lernen möchte.

 

Und das gefällt mir gut.

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Ich finde die Kosten für ein Studium lohnen sich auch auf jeden Fall. Aus eigener Tasche habe ich bisher knapp 25.000€ investiert für Bachelor und Master und ich bin der Meinung, in den noch 30 Jahren wo ich mind. arbeiten muss, war das eine gute Investition. Aber man muss das Geld auch erstmal über 5 Jahre (ca. 5.000€ pro Jahr) im Schnitt ersteinmal aufbringen können und vorallem wollen. Und mit zahlen alleine ist es ja auch nicht getan.

 

Andererseits, hätte ich gekündigt und 5 Jahre dagegen an einer Präsenzhochschule (in time) studiert, wäre das an Gehaltsverlust dramatisch mehr gewesen. Und hier noch nicht mal nur das Gehalt, sondern auch Rentenpunkte, Berufserfahrung, Mitarbeiterrabatte, Betriebsrente, etc. Da reicht das 10-fache von dem Präsenzsudiengebühren bei mir zumindest bei weitem nicht aus.

 

Wenn man nun in Steuerlehre aufgepasst hat, dann geht die Schere noch deutlich weiter auseinander. Um also einen monetären Vergleich herstellen zu können, muss man hier alles in die Rechnung einbeziehen.

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Am 3.2.2017 at 16:12 , KanzlerCoaching schrieb:

Reich (oder besser vielleicht: wohlhabend) wird man nicht durchs Sparen. Man wird es dadurch, dass man weiß, wie "Geld" funktioniert.

 

Also ich bitte Sie Frau Kanzler. Jetzt stellen Sie mich aber als völlig ahnungslos dar ;) So ist es auch nicht. 

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