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Fernstudium für Berufskraftfahrer unmöglich?


CobraCain

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Hallo,
Ich habe mich gestern mit einem Bekannten unterhalten, der als Berufskraftfahrer im Baustellenverkehr arbeitet. Er ist 30, hat Abitur, nichts gelernt, stattdessen aber den LKW-Führerschein und die Berufskraftfahrerqualifikation gemacht und ist ledig, zur Zeit auch nicht in einer Beziehung.Jetzt will er sich in Richtung Logistik/-management weiterbilden und weg von der Straße. Ein Fernstudium wäre für ihn die beste Option, doch gibt es da ein Problem. Von März bis November kloppt er Stunden ohne Ende, 12 Stunden am Tag zuzüglich die Fahrt zur Arbeit und zurück (jeweils gut eine halbe Stunde pro Fahrt) sind noch wenig, Vor allem von Mai bis August sind 14 Stunden am Tag die Regel, von Dezember bis Februar wird meist gestempelt. 

Mal eine Frage dazu: Wer am Tag 12 bis 14 Stunden am arbeiten ist, dann noch eine Stunde für die Fahrten zur Arbeit und wieder nach Hause einplanen muss, kann sicherlich nicht effektiv studieren, oder? Hinzu kommt noch die Zeit für Essen, schlafen, Haushalt usw. Was meint ihr?

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vor 2 Stunden, CobraCain schrieb:

Wer am Tag 12 bis 14 Stunden am arbeiten ist, dann noch eine Stunde für die Fahrten zur Arbeit und wieder nach Hause einplanen muss, kann sicherlich nicht effektiv studieren, oder?

 

Never say never. Wie definierst du "effektiv" studieren für dich? Jeder Mensch hat andere Lebens- und Lerngewohnheiten. Der eine kommt nach 14 Stunden nach Hause und kann sich dann noch konzentriert mit Dingen beschäftigen, andere sind nach sechs Stunden so geschafft, das nichts mehr geht.

 

Eine ideale Ausgangssituation sieht sicherlich anders aus, aber als NoGo würde ich es auch nicht bezeichnen. Ich denke, es käme auf einen Versuch an. Diverse Studienanbieter bieten Zertifikatsstudiengänge aus dem Bereich Logistik an, z.B. die EURO-FH, Bereich: Logistik, mit aktuell sechs laufenden Kursen. Die bei Abschluss (Klausur) erworbenen ECTS ließen sich dann auch u.U. auf ein Bachelor-Studium mit dem Schwerpunkt Logistik anrechnen. Klappt es nicht, ist dein Bekannter um eine Erfahrung und einen Berg Papier reicher, dies aber zu überschaubaren Kosten.

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Ich denke, dass auch dein Bekannter einen passenden Fernstudiengang finden kann. Ich denke, es lohnt sich die Fernstudiengänge nicht nur nach dem gewünschten Inhalten sondern auch nach den angebotenen Studienbedingungen anzuschauen.

 

Viele Fernhochschulen binden sich nicht an das Semesterprinzip. Man kann z.B. monatlich oder quasi täglich per Online-Prüfung seine Leistungsnachweise erbringen und könnte so die freien Monate im Jahr optimal nutzen.

 

Manche Studiengänge fordern weniger Klausuren sondern Hausarbeiten als Leistungsnachweise und damit hat man oft flexible Start- und Abgabetermine.

 

Dann gibt es wieder Fernhochschulen, die verschiedene Zeitmodelle anbieten, d.h. man kann den Abschluss in 1, 2 oder 3 Jahren erlangen.

 

Zu guter Letzt würde ich noch auf das angebotene Lehrmaterial achten. Manche Fernhochschulen bieten das Material auch als Podcast oder Vodcast an. Podcast kann man im Auto hören, das ersetzt sicher nicht das Erarbeiten des Stoffs, aber ers vermag sicherlich beim Lernen helfen. Und Vodcasts kann man sich vielleicht auch noch abends auf der Couch reinziehen. Sicherlich nicht alleine erfolgsversprechend, aber manchmal kann man im Leben nur kleine Schritte gehen.

 

Der Vorschlag von @SirAdrianFish hat wirklich Hand & Fuß. So kann dein Bekannter für kleines Geld ausprobieren, ob die Flexibilität des Studiengangsanbieters und die Qualität des Lehrmaterials mit seinem Lebens und Lernstil zusammenpasst.

 

Da seine "Bedingungen" schon sehr speziell sind, macht es vielleicht auch Sinn, neben den reinen Logistik-Studiengänge einen Blick auf BWL-Studiengänge mit Schwerpunktfach Logistik zu werfen. So hat er wahrscheinlich eine größere Anzahl von Unis und Studiengängen mit unterschiedlichen Bedingungen zur Auswahl.

 

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Er kann ja auch die Aktivitäten für das Fernstudium in den Hochphasen auf ein Minimum reduzieren (er wird ja auch keine 7 Tage die Woche arbeiten?!) und dafür dann in der weniger stressigen Zeit mehr machen. Dauert dann ggf. etwas länger, dürfte aber mit etwas Planung durchaus machbar sein. 

 

Das flexible Modell privater Fernhochschulen könnte ihm da entgegen kommen. Andererseits macht es aus monetärer Sicht an bspw. der FernUni Hagen kaum einen Unterschied, ob er jetzt 2 Jahre länger braucht oder nicht.

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Die genannten Arbeitszeiten passen nicht so ganz zu den Sozialvorschriften für Kraftfahrer, aber das nur am Rande.

 

Grundsätzlich stimme ich zu, dass man bei einem guten Zeitmanagement ein Fernstudium auch in Jobs mit längeren Arbeitstagen unterbringen kann, aber das muss Dein Bekannter natürlich am besten wissen.

Meine Erfahrung, auch in den BKrFQG Fortbildungen, ist, dass sich eher lernungewohnte Teilnehmer mitunter sehr schwer tun, sich mit den Themen auseinander zu setzen. Das sollte er für seine Zeitplanung berücksichtigen, was er in den Jahren nach dem Abi seinen grauen Zellen zugemutet hat und was eher nicht.

Man kommt durchaus wieder rein ins Lernen, aber wer im Fernverkehr tätig ist, wird am Ende seiner täglichen Lenkzeit auf dem üblichen Autobahnparkplatz wohl eher keine optimalen Bedingungen für konzentriertes Lernen vorfinden. Auch das muss man berücksichtigen. Im Nahverkehr ist das schon einfacher. Und so manche Wartezeit an Ladestellen lässt sich mit etwas Fachliteratur auch schön überbrücken.

 

 

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Wer tatsächlich regelmäßig 12-14 Stunden pro Tag arbeitet (was in mehrfacher Hinsicht unzulässig wäre) plus Fahrtzeiten wird an diesen Tagen meiner Meinung nach voraussichtlich nicht mehr viel schaffen können.

 

Hat dein Bekannter denn regelmäßig die Wochenenden frei und kann an diesen etwas tun?

 

Und gibt es eventuell im Tagesablauf Stand- und Wartezeiten, in denen er etwas tun könnte und wollte?

 

Wahrscheinlich wäre wenn, dann ein sehr flexibles Konzept nötig, bei dem er primär in der Winterzeit richtig was tut, wenn beruflich Flaute ist.

 

 

Was für berufliche Ziele strebt er an? - Und wie kam es, dass er nach dem Abi keine Ausbildung oder ein Studium gemacht hat? 

 

Einfacher wäre es vermutlich auch, wenn er sich selbst hier zu Wort melden würde, so dass das nicht alles mit dir als Mittelsmann dazwischen läuft.

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Zitat

Wie definierst du "effektiv" studieren für dich?

Mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel behalten.
 

Zitat

Podcast kann man im Auto hören, das ersetzt sicher nicht das Erarbeiten des Stoffs, aber ers vermag sicherlich beim Lernen helfen.

Ich denke, dass fällt flach, denn sie müssen immer über Funk erreichbar sein, weshalb viele Baustellenfahrzeuge auch kein Radio eingebaut haben, da es ablenkt. 
 

Zitat

Da seine "Bedingungen" schon sehr speziell sind, macht es vielleicht auch Sinn, neben den reinen Logistik-Studiengänge einen Blick auf BWL-Studiengänge mit Schwerpunktfach Logistik zu werfen. So hat er wahrscheinlich eine größere Anzahl von Unis und Studiengängen mit unterschiedlichen Bedingungen zur Auswahl.

Gute Idee, zu der ich ihn raten werde, wenn ich ihn Sonntag sehe.
 

Zitat

Die genannten Arbeitszeiten passen nicht so ganz zu den Sozialvorschriften für Kraftfahrer, aber das nur am Rande.

Ich war"damals" selber Berufskraftfahrer (daher kenne ich ihn) und kann dir daher sagen, dass gerade im Baustellenverkehr gerne darüber hinweg gesehen wird, aber auch dass im Baustellenverkehr viel Zeit fürs Warten draufgeht. Zum einen ist man nicht immer sofort dran, wenn man in die Baustelle fährt, zum anderen muss man sich mit den Straßenarbeitern oder Bauarbeitern auch abstimmen. Wenn die zB erstmal ihre Maschinen fertig machen oder warten müssen, steht man da auch locker mal zwei Stunden am Straßenrand rum, geht eine Maschine kaputt und muss vor Ort repariert werden, auch länger und so ist der Ausdruck vom digitalen Tachographen auch gerne mal ein halben Meter lang, teilweise auch länger. Gestern ist er zB um 6 Uhr angefangen und hatte bei 19.30 Uhr Feierabend, 12 Stunden am Tag zzgl. An- und Abreise waren auch damals die Regel. 
 

Zitat

Und so manche Wartezeit an Ladestellen lässt sich mit etwas Fachliteratur auch schön überbrücken.

Die Ladezeiten im Baustellenverkehr dauern selten länger als 10 Minuten. 

Ich frage mich, warum jemand mit Abitur Berufskraftfahrer wird. Der überwiegende Teil der Berufskraftfahrer besteht aus Förderschülern, Hauptschülern und Schulabbrechern oder Menschen, die schon vorher im handwerklichen oder technischen Bereich gearbeitet haben. Bei mir war der Weg ähnlich: Hauptschule - Ausbildung - Berufskraftfahrer -  Meister - jetzt Fernstudium ohne Hauptberuf oder Nebenjob. 

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vor 56 Minuten, CobraCain schrieb:
Zitat

Und so manche Wartezeit an Ladestellen lässt sich mit etwas Fachliteratur auch schön überbrücken.

 

Die Ladezeiten im Baustellenverkehr dauern selten länger als 10 Minuten. 

 

vor 57 Minuten, CobraCain schrieb:

auch dass im Baustellenverkehr viel Zeit fürs Warten draufgeht. Zum einen ist man nicht immer sofort dran, wenn man in die Baustelle fährt, zum anderen muss man sich mit den Straßenarbeitern oder Bauarbeitern auch abstimmen. Wenn die zB erstmal ihre Maschinen fertig machen oder warten müssen, steht man da auch locker mal zwei Stunden am Straßenrand rum,

 

Passt doch;).

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vor 3 Stunden, CobraCain schrieb:

(daher kenne ich ihn)

 

vor 3 Stunden, CobraCain schrieb:


Ich frage mich, warum jemand mit Abitur Berufskraftfahrer wird.

 

Das fragst Du ihn dann am besten selbst. :)

 

Wenn man sich den Rahmenlehrplan für die dreijährige Ausbildung zum Berufskraftfahrer anschaut, dann ist das heute kein Job mehr für Leute, die nur am Lenkrad drehen können und keinen geraden Satz sprechen ;) Es ist aus meiner Sicht überhaupt nichts Ehrenrühriges daran, auch mit Abitur sein Geld mit dem Fahren zu verdienen. Und es gibt durchaus auch anspruchsvolle Kunden, vielleicht nicht gerade im Baustellennahverkehr, das weiß ich nicht, wenn ich fahre, fahre ich Stückgut auf Paletten. :)

 

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