Zum Inhalt springen

Ist es irritierend, Kunde (s)einer Hochschule zu sein?


Markus Jung

Empfohlene Beiträge

vor 47 Minuten, KanzlerCoaching schrieb:

 

"Kunde" ist man nur dann, wenn ein individuelles Vertragsverhältnis vorliegt. Schulen, Verwaltung, Universitäten sind Teil der öffentlichen Infrastruktur, zu deren Nutzung man berechtigt ist, wenn die Zugangsvoraussetzungen vorliegen.

 

Und da zeigen sich einfach einmal schöm, verschiedene Definitionsansätze des Kundenbegriffs.

 

Und ist die Einschreibung nicht ein individuelles Vertragsverhältnis bei dem nur die Beziehung zwischen mir und der Uni und somit folglich das Verhalten oder die Veranlassung des jeweiligen Akteurs (ich als Wahrnehmer eines Angebots) und der Uni (als Anbieter) zum Aufrechterhalten oder Beenden des Vertragsverhältnisses führt. Verstoße ich gegen meine Vertragspflichten, die den Verschiedenen Hochschulordnungen oder Prüfungsordnungen zu entnehmen sind, kann trotz allen Anspruchs von der Institution an der ich bin einseitig auch ohne mein Einverständnis die Dienstleistung einbehalten werden.  Sprich ich werde exmatrikuliert.

 

Das deutsche sozialsystem sorgt dafür dass ich abgesichert bin Sozialämter, Jobcenter Arbeitsämter, Rentenversicherungen gehören ebenfalls zur öffentlichen Infrastruktur und doch bin ich Kunde. Gleichsam ist es mit dem Zugang zu Krankenhausbehandlungen.

 

Was ist denn ein Student an einer Uni, der die Dienstleistung Wissenserwerb dort in Anspruch nimmt und durch Einschreibung den von der Hochschule festgesetzten Vertragsbedingungen (Prüfungsordnung) zustimmt stattdessen? 

 

Manfred Schweiger vom IHF hat 2003 bspw. die Kundenzufriedenheut der LMU BWL Studenten als (noch nicht zahlenden) Kunden erfasst. @KanzlerCoaching ich verstehe Ihre Sichtweise natürlich ;) es geht auch nicht ums Pfennugfuchsen, sondern zeigt, dass je nach Begriffsverständnis der Kundenbegriff Unterschiedlich definiert ist und das divergiert je Betrachtungsfachgebiet erheblich.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Anzeige: (wird für registrierte Benutzer ausgeblendet)

  • Antworten 23
  • Erstellt
  • Letzte Antwort
vor 1 Stunde, KanzlerCoaching schrieb:

 

"Kunde" ist man nur dann, wenn ein individuelles Vertragsverhältnis vorliegt. Schulen, Verwaltung, Universitäten sind Teil der öffentlichen Infrastruktur, zu deren Nutzung man berechtigt ist, wenn die Zugangsvoraussetzungen vorliegen.

 

Ja, das ist ein wichtiger Aspekt. Aber eigentlich gehört zu einem Kunden auch, dass er den Dienst bezahlt, denn das verleiht ihm Macht. 

 

Ich arbeite ja als Kindergärtner und bei uns ist es in den letzten Jahren auch chic geworden, von "unseren Kunden" zu sprechen. Und das finde ich manchmal irreführend und manchmal grenzt es auch an Selbstbetrug. Individuelle Vertragsverhältnisse haben wir mit den Eltern. Unsere Servicequalität betrifft am meisten die Kinder. Finanziert wird unser Dienst aber in erster Linie aus öffentlichen Zuschüssen und nur in geringem Maße von den Eltern. Wenn die Zuschusskriterien sich ändern, machen wir das, was nötig ist, um sie zu erfüllen. Das ist die Pfeife, nach der wir tanzen. Wünsche von Eltern und Kindern haben viel geringeres Gewicht.

 

Das hat auch damit zu tun, dass der Staat, der ja nicht nur den Betrieb sondern auch die Errichtung von KiTas massiv bezuschusst, ein Interesse daran hat, möglichst nicht mehr Plätze anzubieten als unbedingt nötig. Die Eltern sind dadurch - individuelles Vertragsverhältnis hin oder her - in einer relativ schwachen Position. Ja, sie könnten kündigen, aber sie müssen auch erst mal woanders unterkommen.

 

Wenn jetzt der Staat den Eltern das Geld für den KiTa-Platz, das er uns als Zuschuss überweist, in die Hand drückte, so dass sie uns damit selbst bezahlen könnten, ja und wenn es dann noch ein paar mehr KiTas als nötig gäbe, ich vermute, das würde das Spiel verändern.

 

Analog könnte man sich vorstellen, dass der Staat die Lehre der Hochschulen nicht direkt fördert sondern den Studierenden Geld für ihr Studium gibt, mit dem sie dann ihre Hochschule bezahlen. Ich meine, erst dann wäre der Studierende in der Rolle eines Kunden.

 

Allerdings fallen mir auch gute Gründe ein, das bleiben zu lassen. Eine gute Servicequalität kann man ja auch Nutzern bieten, die keine Kunden sind.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Kunde ist man sicherlich, ja. Diskussionswürdig ist mMn eher, was der Einzelne daraus für eine Anspruchs- und Leistungshaltung ableitet. Und das ist sehr individuell, ich habe von jeder "Art" Fernstudent schon ganz unterschiedliche Ausprägungen wahrgenommen. Sowohl die, die Clarissa beschreibt, als auch die, die meinen sie zahlen für Noten, Abschluss und generell alles-nachgetragen-bekommen. Und natürlich eine Menge zwischen diesen Extremen.

 

Also ob man sich selbst nun Kunde der Hochschule nennt oder nicht - darüber, wie man selbst das meint (jetzt mal von der reinen Definition des Wortes abgesehen), sagt das nicht viel aus.

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Zunächst möchte ich zum Ausdruck bringen, dass es mir gefällt, wie konstruktiv hier im Thema diskutiert wird :91_thumbsup:.

 

Zitat

Wo ist der Unterschied für dich zwischen einer Dienstleistung und eine Produkt und warum schliesst das eine das andere aus?

 

Das war sehr vereinfacht formuliert und wurde mittlerweile hier im Austusch viel besser ausgearbeitet.

 

Mir ging es darum deutlich zu machen, dass kein Abschluss verkauft wird, sondern die Werkzeuge, um mit diesen einen Abschluss erreichen zu können, wenn man diese nutzt und zu bedienen weiß. 

Link zu diesem Kommentar
Auf anderen Seiten teilen

Archiviert

Dieses Thema ist jetzt archiviert und für weitere Antworten gesperrt.




×
  • Neu erstellen...