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Fernstudium Medizin, Jura, Lehramt ect. - Eine Utopie?


Robwood

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Vergleichbares gilt auch fürs Jurastudium. Klar, die Grundlagen kann man lernen, dennoch geht es ja darum, bei der Rechtsfindung verschiedene beeinflussende Rechtsgüter, Gesetze und Faktoren, die zur Bewertung eines Falles beitragen, miteinander in Verbindung zu bringen und abzuwägen.

 

Und Recht findet in der öffentlichen Argumentation statt. Lernt man nicht so gut im Fernstudium!

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Jura ist ein wahnsinnig schlecht organisiertes Studium. Mein Mann ist Anwalt, habe sein gesamte Studium mitbekommen und ich kenne wirklich keinen, der da zufrieden ist, Profs und Tutoren mit eingeschlossen. Alles bis nach dem 1.StEx ist graue Theorie und viel zu vollgestopft, niemand kann sich spezialisieren, weil man auf 3 Abschlüsse lernt: Staatsanwalt, Richter, Anwalt - auch wenn man mindestens 2 davon nicht werden will (die ersten beiden gehen eh nur mit Prädikat). Wer weiß, dass er Anwalt werden will, muss trotzdem den Stoff der Richter und Staatsanwälte mitmachen - den Staatsdienern geht's natürlich ebenso mit der Anwaltstation. 
Also bis zum 1.Stex ist das meiner Meinung nach wirklich Kaffee Latte, ob man das in Hagen per Fernstudium oder an einer Präsenzuni macht :) Alles ist zunächst Theorie und das ist locker im Fernstudium zu schaffen, teilweise dürfte das noch besser machbar sein als BWL, was ja im Fernstudium sehr oft anzutreffen ist. Alles, was im Jurastudium gelehrt wird, ist im Grunde, wo etwas steht. 
Wo man wirklich was lernt, ist im Repetitorium bei beiden StExen (was ja zeigt, wie mies das Studium ist, dass es ohne Privatanbieter kaum noch geht) 

Und dann nochmal im praktischen Teil zwischen 1. und 2. Stex, wenn man zur Richter-, Staatsanwalts- und Anwaltsstation kommt und der theoretische Teil dazu endlich in Kleingruppen organisiert ist. Hier wird dann wirklich etwas gelernt - diesen Teil müsste man mit dem Studium aus Hagen aber auch beschreiten. 


Ich finde das Curriculum in Hagen ehrlich gesagt auch besser als das von meinem Mann, insbesondere weil Rechnungswesen inklusive ist, was in Jura oft unterschätzt wird und früher gar nicht automatischer Bestandteil war. 

 

Das Problem dürfte wohl eher sein, dass das Jura-Stex ein alteingesessener Abschluss ist, wie auch bei Medizin und Architektur, das dauert ewig, bis man da eine Zeitenwende einläutet. Denke, dazu wird vermutlich auch noch die ein oder andere Pensionierung kommen müssen. 

Möglich ist das aber ohne Weiteres, was ja zB das britische Vorbild zeigt, da gibt's das Jura-Fernstudium ohne Wenn und Aber. :) 

LG  

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Da kommen wir in eine Grundsatzdiskussion. 

 

Ich denke, kein Mensch zweifelt, dass es sinnvoll ist, im Medizinstudium erst einmal etwas über das Funktionieren des gesamten Organismus Mensch zu lernen, bevor man sich auf die Haut spezialisiert. Beispielsweise.

 

Ich behaupte, dass das vergleichbar auch für Jura gilt. Nur ein Spezialisierung ohne den Gesamtkontext des Rechtes halte ich nicht für zielführend im Sinne einer sinnvollen Rechtssprechung.

 

Was wie im Augenblick an der Uni organisiert ist, ist wichtig, trifft aber nicht den Kern des Problems, welches Fach für ein Fernstudium geeignet ist und welches nicht.

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Ich finde auch, dass das Fernstudienangebot sehr einseitig, genauer gesagt sehr betriebswirtschaftlich, ist, aber es gibt halt auch Bereiche, in denen man viele praktische Übungen und Phasen brauch und daher für das Fernstudium nicht geeignet sind. Ich finde es schon heftig, dass man Notfall- und Rettungssanitäter mittlerweile auch im Fernstudium werden kann, auch wenn man viele Praxisteile an der RD-Schule absolvieren muss. 

Für Fernstudien eignen sich wirtschaftliche Studiengänge nunmal sehr gut, da sie sehr theorielastig sind. Wobei das aber auch bei anderen Studiengängen, vor allem aus dem Bereich Geisteswissenschaften, der Fall ist. Warum gibt es keine deutschen Fernstudiengänge für Geschichte, Kunstgeschichte, Philosophie (das, was die FernUni anbietet, empfinde ich nicht wirklich als Philosophie), Philologie, (evangelische, katholische, jüdische, islamische, orthodoxe) Theologie, Anglistik, Ethnologie, Islamwissenschaft, Religionswissenschaft, Literatur usw.? Meiner Meinung nach sind die meisten Geisteswissenschaften ebenfalls gut für das Fernstudium geeignet.  Hier scheint aber sicherlich das Problem zu sein, das die geisteswissenschaftlichen Fakultäten irgendwie noch sehr traditionell geprägt sind, auch wenn sie im Gegensatz zu med. Fakultäten o.ä. bereits durchgängig Bachelor- und Master-Abschlüsse eingeführt haben. 

Dann gibt es einige Studienfächer, in denen ist es sicherlich alles andere als ratsam, dass hisige gewachsene Studiensystem zu ändern. Wie hier schon jemand schrieb: Was soll ein Bachelor in Medizin denn beruflich machen können? Als was sollte ein LL.B. in rechtswissenschaften denn arbeitn können? Medizin, Recht usw. sind nunmal sehr umfangreiche Disziplinen mit fließenden Übergängen. Ich bin ja nach wie vor ein Fan der alten Abschlüsse, aber wenn man etwas ändern will, dann nur wenn es Hand und Fuß hat. Das Bachelor- und Master-System ist halt nicht überall anwendbar.

Thema Bachelor und Master:

Mein Vorschlag generell:
Studiengänge, die sich kaum aufsplitten lassen, so belassen wie sie sind und die Examensprüfung mit Bachelor- und Masterabschlüssen verbinden.

Für Medizin, sofern passend auch Pharmazie, Zahnmedizin und Veterinärmedizin:
1. Abschnitt der ärztlichen Prüfung = Bachelor, beides wird zusammen und automatisch verliehen
2. Abschnitt der ärztlichen Prüfung= Master, beides wird zusammen und automatisch verliehen
3. Abschnitt der ärztlichen Prüfung = Berufsdoktorat (Einführung des Dr.med.univ. o.ä.), beides wird zusammen und automatisch verliehen

Rechtswissenschaften:
1. JP = Bachelor, beides wird zusammen und automatisch verliehen
2. JP = Master, beides wird zusammen und automatisch verliehen

Theologie:
1. Theol. Prüfung = Bachelor, beides wird zusammen und automatisch verliehen
2. Theol. Prüfung = Master, beides wird zusammen und automatisch verliehen

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Ich habe nun den ganzen Thread gelesen und möchte auch mal meinen Senf dazu geben.

 

@Vica: Welche Universität war das denn? Ich habe noch nie gehört, dass eine Universität in diesem Bereich so schlecht ist. Selbstverständlich muss man alle drei Bereiche (Richter, Staatsanwalt und Anwalt) im Studium abdecken. Als Anwalt muss ich schließlich auch eine Einschätzung darüber abgeben können, wie die Richter entscheiden werden. Ebenso muss ich möglicherweise einschätzen können, wie ein Staatsanwalt arbeitet, um dem etwas entgegensetzen zu können. Ein Staatsanwalt und ein Richter müssen natürlich auch wissen, was ein Anwalt macht und was der jeweils andere tut. Ohne geht das nicht.

Ich studiere an der FernUni und weiß nicht, wie du darauf kommst, dass man im Jura-Studium lernt, wo etwas steht. Im Gegenteil: Einen passenden Paragraphen finden ist die einfachste Übung im Studium - das bekommt eigentlich jeder hin. Der Hauptteil besteht darin, die juristische Sprache (Definitionen, Arbeitsweisen etc.) und das Argumentieren zu erlernen. Viele Jura-Studenten lernen falsch (hauptsächlich auswendig) und machen sich damit selbst das Leben schwer, vielleicht auch dein Mann.

Das Fernstudium in Hagen funktioniert deshalb so gut, weil es erstens regelmäßige Leistungskontrollen (Einsendearbeiten, Selbstkontrollarbeiten) gibt und zweitens, weil auch Pflicht-Präsenzen dabei sind (jeweils 12 Stunden in den drei Grundlagen-Modulen beispielsweise). Und weil man eben auch in Lerngruppen und im Forum diskutiert. Ich fühle mich in Hagen sehr wohl und wüsste nicht, wieso ich einen privaten Anbieter für ein Repetitorium bräuchte. Ich denke, dass gute Unterlagen, Selbstdisziplin und Übung da deutlich mehr ausmachen wie jemand, der das Ganze eben leitet.

Rechnungswesen gibt es in Hagen nur deshalb, weil der Bachelor, der für das Staatsexamen ebenfalls Pflicht ist, direkt auf den Beruf vorbereiten soll. Dieser ähnelt daher den Wirtschaftsrecht-Studiengängen deutlich.

Fazit: Jura im Fernstudium ist meiner Meinung nach kein Problem, solange man ordentlich Selbstdisziplin hat, sich mit Kommilitonen organisiert und ebenso ein paar Pflichttermine und Leistungskontrollen dabei sind. Viele "kleine" Fehler bemerkt man nämlich selbst nicht, wenn man mit der Musterlösung vergleicht.

 

Lehramt im Fernstudium halte ich für keine gute Idee. Aufgrund meiner Jobs habe ich relativ viel mit Lehrern zu tun und die meisten haben ohnehin weder genug Lebenserfahrung außerhalb der Schule gesammelt und erzählen den Schülern beispielsweise viel Blödsinn über ihren späteren Berufsweg noch haben sie je etwas anderes gemacht als Schule. Dann auch noch den sozialen Faktor aus dem Studium zu nehmen, macht meiner Meinung nach wenig Sinn.

Was meiner Meinung nach Sinn machen würde, wäre ein Fernstudium für das Lehramt an beruflichen Schulen. Beispiel: Wer einen Bachelor in Wirtschaftswissenschaft gemacht hat, könnte damit dann einen Master in Wirtschaftspädagogik machen und anschließend ins Referendariat gehen.

 

Pharmazie im Fernstudium macht genauso wenig Sinn wie Chemie. Hier ist bereits im Bachelor mindestens ein Drittel des Studiums Praxis, erste eigene Forschung eingeschlossen. Die Bachelor- bzw. Zulassungsarbeit wird in mehreren Monaten im Labor vorbereitet. Das alles funktioniert im Fernstudium nicht. Springer bietet das Chemie-Fernstudium auch nur für Personen an, die bereits eine abgeschlossene CTA-Ausbildung - also sogar schon mehr als den Praxisanteil im normalen Chemie-Studium - haben.

 

Bei Medizin könnte ich mir vorstellen, dass das 1. Staatsexamen in einem reinen Fernstudium gemacht werden kann. Vielleicht wird der ein oder andere mich schlagen wollen, aber wenn man Heilpraktiker werden möchte, kann man sich auch selbst mit Hilfe von Lehrbüchern auf die Prüfung vorbereiten und der Stoff weist durchaus Ähnlichkeiten auf, auch wenn der Mediziner natürlich nochmal deutlich mehr machen muss.

Im weiteren Verlauf ist meiner Meinung nach aber die Präsenz nötig, da man ja auch Präparierkurse an Leichen usw. machen muss.

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Moinmoin :) 

Zitat

 

Ich habe nun den ganzen Thread gelesen und möchte auch mal meinen Senf dazu geben.

 

@Vica: Welche Universität war das denn?

Ich habe noch nie gehört, dass eine Universität in diesem Bereich so schlecht ist.

 


In unserem Fall Münster, allerdings ist nicht die Universität schlecht, sondern das Jurastudium in seiner Form schon seit Jahren reformbedürftig. Das wird auch immer mal wieder diskutiert. Siehe z.B. hier:
http://www.zeit.de/studium/2015-08/juristenausbildung-jurastudium-lernziele-professoren-studierende
http://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/campusmagazin/mythos-jura-studium-kuhn-fragen-100.html
https://www.lto.de/recht/studium-referendariat/s/reform-jurastudium-wissenschaftlichkeit-schwerpunkt-auswendiglernen-bald-nur-noch-rechtskunde/

 

Zitat

 Selbstverständlich muss man alle drei Bereiche (Richter, Staatsanwalt und Anwalt) im Studium abdecken. Als Anwalt muss ich schließlich auch eine Einschätzung darüber abgeben können, wie die Richter entscheiden werden. Ebenso muss ich möglicherweise einschätzen können, wie ein Staatsanwalt arbeitet, um dem etwas entgegensetzen zu können. Ein Staatsanwalt und ein Richter müssen natürlich auch wissen, was ein Anwalt macht und was der jeweils andere tut. Ohne geht das nicht.


In dem Punkt würde ich dir jetzt klar widersprechen. Die lernen im Jurastudium nicht, einander einzuschätzen oder zu überzeugen. Diese Art Einschätzungspsychologie ist es ja auch, was Juristen klar ablehnen. 
Leitmotto: "Auf See und auf Gericht ist man in Gottes Händen." 
Rhetorik wurde gar nicht in jedem Curriculum gelehrt, und zu Zeiten, in denen mein Mann aktiv war wurde auch nicht gelehrt, was der Job des Anwalts, Staatsanwalts und Richter überhaupt mit sich bringt. Die Spezialisierung kommt ja eh erst mit dem 2.Stex.
Stattdessen: Fallaufgaben, Fallaufgaben, Fallaufgaben. Schönfelderwälzerei. 

Ich war auch jetzt in mindestens 100 Prozessen dabei und es ist definitiv nicht so, dass man sich da überzeugt, widerspricht und groß rum argumentiert. Hitzige Diskussionen entstehen da echt selten. Man vertritt die Standpunkte seinen Mandanten und verhandelt mehr einen Punkt aus. Der Richter hört sich das an und entscheidet aufgrund der Faktenlage. Wie die Chancen sind, kann man sich aufgrund letzterer schon recht ausmalen. Mein Mann hat aber aufgrund seiner Rechtsgebiete gar nichts mit Staatsanwälten zu tun, da kein Strafrecht. 

Was ich tatsächlich meinte, war, dass jeder, der Anwalt werden will, auch die Staatsanwalt- und Richterstation mitmachen muss. 
Wer weiß, dass er das definitiv nicht werden will, für den ist das unnötig und zieht das 2.Stex unnötig in die Länge. Ich kenne auch bis dato keinen Anwalt, der sagt, dass ihm die Staatsanwalt und die Richterstation viel gebracht haben. 

Das wäre in etwa so, als müsste ein Arzt noch die Krankenpfleger- und Klinikleitungsstation mitmachen. Sicher öffnet das Perspektiven, dauert aber lange, wenn man definitiv weiß, dass man nicht in die Richtung.

 

 

 

Zitat

Ich studiere an der FernUni und weiß nicht, wie du darauf kommst, dass man im Jura-Studium lernt, wo etwas steht. Im Gegenteil: Einen passenden Paragraphen finden ist die einfachste Übung im Studium - das bekommt eigentlich jeder hin. Der Hauptteil besteht darin, die juristische Sprache (Definitionen, Arbeitsweisen etc.) und das Argumentieren zu erlernen. Viele Jura-Studenten lernen falsch (hauptsächlich auswendig) und machen sich damit selbst das Leben schwer, vielleicht auch dein Mann.


Wie schon gesagt: Das Curriculum in Hagen ist vorbildlich. Es unterliegt ja auch den neuen Bologna-Richtlinien und ist natürlich in Teilen auch reformiert.
Mein Mann ist schon 10+ im Beruf mittlerweile und leitet eine Kanzlei. Du wirst vielleicht nach dem 1.SteX die Sache nochmal anders sehen :) 


Trotzdem denke ich, du bist mit Hagen definitiv in einem besseren und angepassterem Studium als viele "klassische" Juristen. 

Vom Auswendiglernen hab ich aber nichts gesagt ;) Mein Punkt ist, dass man wissen muss, wo etwas steht. Und das stimmt durchaus, denn das ist die wesentliche Arbeit eines Juristen. 
Auswendiglernen tun IMHO Mediziner. :D Darum nehmen Juristen sie ja auch gerne aufs Korn :D 

 

Zitat

Rechnungswesen gibt es in Hagen nur deshalb, weil der Bachelor, der für das Staatsexamen ebenfalls Pflicht ist, direkt auf den Beruf vorbereiten soll. Dieser ähnelt daher den Wirtschaftsrecht-Studiengängen deutlich.


Wie gesagt: Ich finde das toll.
Rechnungswesen spielt auch nach dem Stex eine sehr große Rolle im juristischen Bereich. Das wurde im Diplom aber auch nicht abgesteckt. 
Mein Mann hat es erstmals in den AGs zwischen Stex1 und Stex2, da war es dann Pflicht. Das war sehr hilfreich!
Finde ich auch wirklich gut, dass Hagen das gleich einbaut. 
Die gesamte Organisation des Studiums in Hagen erscheint mir aber top. :)  

 


LG

 

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vor 1 Stunde, Azurit schrieb:

Bei Medizin könnte ich mir vorstellen, dass das 1. Staatsexamen in einem reinen Fernstudium gemacht werden kann. Vielleicht wird der ein oder andere mich schlagen wollen, aber wenn man Heilpraktiker werden möchte, kann man sich auch selbst mit Hilfe von Lehrbüchern auf die Prüfung vorbereiten und der Stoff weist durchaus Ähnlichkeiten auf, auch wenn der Mediziner natürlich nochmal deutlich mehr machen muss.

Im weiteren Verlauf ist meiner Meinung nach aber die Präsenz nötig, da man ja auch Präparierkurse an Leichen usw. machen muss.

 

Präparierkurse macht man in Medizin schon in den ersten Semestern, vor dem Physikum. Außerdem Laborpraktika. Ich denke nicht, dass das im Fernstudium sinnvoll zu machen ist. Höchstens einige Fernstudiensemester oder meinetwegen ein Fernstudium mit regelmäßigen Blockterminen wäre vielleicht denkbar.

 

Der Vergleich mit dem Heilpraktiker hinkt auch, schließlich weisen Heilpraktiker in der Prüfung nicht nach, dass sie irgendwas können, sondern nur, dass sie keine Gefahr darstellen und die Grenzen ihrer Kompetenzen kennen/einschätzen können. Ich weiß, dass Heilpraktiker sich gern was auf die hohen Durchfallquoten ihrer Prüfung einbilden und sich als so eine Art Alternativarzt sehen, aber das sind sie einfach nicht. Das ist überhaupt nicht mit einem Medizinstudium zu vergleichen.

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Hey Leute,

hatte leider die Woche über so viel um die Ohren, dass ich zwar immer mal wieder reingeschaut habe um still und heimlich mitzulesen, aber selbst nicht wirklich dazu gekommen bin auch meinen Senf dazuzugeben. (typisches Fernstudi-Info-User-Verhalten ;)).

Ich versuche die Meinungen mal in einen Konsens zu bringen und auch meine eigene Meinung zu dem Thema mit einzubringen, die ich bewusst zum Eingangspost weggelassen habe.

Erstmal ging es mir im Grundlegenden um die Abschlussbezeichungen und im Kern geht es natürlich um die Frage: Wird das Staatsexamen in seiner jetzigen Form, der Digitalisierung wegen irgendwann zum Opfer fallen ? Sprich Umstellung der Abschlüsse auf das Bologna-System ? Gerade in Medizin gibt es da im Ausland bereits erste Ansätze, wie bereits @jedi schon erwähnt hat. In Oldenburg gibt es diesen bereits einmalig für Deutschland und läuft in Kooperation mit den Niederlanden. Allerdings werden die Abschlüsse über die Niederlande und nicht über Deutschland verliehen.
Zitat:

"Wird in Oldenburg auch der Bachelor- und Masterabschluss in Humanmedizin angeboten?

NEIN, den Bachelor- und/oder Masterabschluss können Sie nur an der Kooperationsuniversität Rijksuniversiteit in Groningen erworben werden. Das Studium in Oldenburg schließt mit dem Staatsexamen ab. Studierende können aber unter bestimmten Voraussetzungen alle drei Abschlüsse erwerben."

Quellen:

https://www.uni-oldenburg.de/medizin/studium-lehre/modellstudiengang-humanmedizin/studieninteressierte/aufbau-des-studiums/
http://www.focus.de/wissen/mensch/campus/bildung-neues-medizinstudium-in-oldenburg-einmalig-aber-umstritten_aid_738791.html

Das Studium ist dabei so konzepiert das der Praxisanteil weit aus höher sein soll als im deutschen System. Was dem Gedanken eines Fernstudiums natürlich wiederspricht.

Ein guter Einwurf um die Lanze zum Fernstudium zu brechen. Es ging mir erstmal nicht darum die Studiengänge die mit dem Staatsexamen abschließen, allgemein auch als Fernformat anzubieten. Ich sehe es wie Markus, die Digitalisierung wird in der Zukunft, im Bildungsbereich etwas großes bewegen. Ich schrieb nicht umsonst von einer Utopie, es geht mir hier nicht um das was Morgen sein wird, sondern viel weiter gedacht. Was wird in 20-30 Jahren sein? Das kann natürlich niemand zuverlässig voraussagen, schaut man aber auf die Entwicklung der letzten Jahre, bewegt sich der Trend dahin, dass viele geläufige Studiengänge mit hoher Wahrscheinlichkeit in Zukunft Online angeboten werden bzw. per Fernstudium oder Berufsbegleitend.

Ein Gedanke meiner Seits:

Oft ist hier das Argument gefallen, das der praktische Anteil in einem Fernstudium zu kurz kommt, weshalb sich solche Studiengänge schwer realisieren lassen.


Ich sehe das Fernstudium als Modell für alle Berufstätigen die sich entweder umortientieren oder Aufsteigen wollen. Meiner Meinung nach ist das Fernstudienmodell perfekt um berufliche Kompetenzen zu erweitern. Warum dann nicht auch das Beispiel der Krankenschwester, die dann zur Ärztin wird, per Fernstudium?

Also ein aufbauendes Fernstudium in Kooperation mit der Ärztekammer. Natürlich verkürzt, da umfangreiches Wissen in Anatomie und klinischer Praxis bereits vorhanden ist. So ein Modell könnte ich mir sehr gut vorstellen, unabhängig vom Abschluss, also sehr wohl auch als Staatsexamen.
Viele die mit mir gelernt haben, wollten ursprünglich Medizin studieren, wurde aber nicht genommen weil sie eben bspw. eine 1,8 auf dem Abi hatten. Absolvieren dann die Ausbildung um dann festzustellen, das sie doch noch 1-2 Wartesemster benötigen und werden dann endlich zum Studium zugelassen. Beginnen aber von ganz vorne und nicht selten scheitern die meisten am Physikum, da sämtliche naturwissenschaftlichen Kenntnisse aus dem Abitur der Berufsausbildung wegen verloren gegangen sind. Aber die praktischen und theoretischen Kenntnisse welche im Klinikalltag gesammelt wurden, nicht anerkannt werden.

Man könnte jetzt glauben das ich ein frustrierter Krankenpfleger bin der genau diesem Traum hinterher jagt. Dem ist allerdings nicht so, ich würde gerne vieles werden aber kein Arzt :) .

Mir gehts um grundsätzlich kritische Bildungsfragen. Weshalb man so eindeutige Bildungswege/Möglichkeiten nicht erkennt und fördert. Stattdessen auf Numerus Klausus und Präsenzstudium setzt, um bloß nichts zu verändern.




Zum Thema: Erhalt des Staatsexamen als Qualitätsmerkmal.
Vetrete ich da eine andere Meinung. Ja Qualitätsmerkmal in gewisser Weise schon, allerdings habe ich oft das Gefühl das genau dieser Gedanke als Argument vorgetragen wird, um eben seinen Berufsstand/Elitenstand zu erhalten zu verteidigen.

Wieder Beispiel Medizin: Ich habe viele Freunde im Bekanntenkreise die an unterschiedlichen Standorten Medizin studieren, fast alle wie im oben genannten Fall Personen die bereits eine Ausbildung im Gesundheitswesen absolviert haben. Was dort in diesem Studium vor sich geht, ist weit weg von einer gängigen Qualitätspraxis. Allein das Physikum dient der reinen Aussortierung, wo man jetzt natürlich wieder das Qualitätsargument in den Raumstellen könnte. Das Studium hat auf 6 Jahre verteilt, einen sehr geringe praktischen Ausbildungsanteil und nicht selten kommen die frisch gebackenen Assistenzärzte in die Klinik und sagen das ihnen das praktische Jahr gerade so zur Orientierung geholfen hat, nicht aber um wirklich praktische Erfahrung sammeln zu können. Ich arbeite viel mit Ärzten zusammen im OP, ein Kollege (Arzt) meinte das er es sinnvoller finden würde ein Bachelor als allgemeines Medizinstudium und der Master als Spezialsierung für den fachärtzlichen Bereich. Aber ich denke solch eine Diskussion ist hier eher Offtopic und gehört in einen separaten Thread.

MFG Robwood

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vor 19 Minuten, Robwood schrieb:

Erstmal ging es mir im Grundlegenden um die Abschlussbezeichungen und im Kern geht es natürlich um die Frage: Wird das Staatsexamen in seiner jetzigen Form, der Digitalisierung wegen irgendwann zum Opfer fallen ? Sprich Umstellung der Abschlüsse auf das Bologna-System ? Gerade in Medizin gibt es da im Ausland bereits erste Ansätze, wie bereits @jedi schon erwähnt hat. In Oldenburg gibt es diesen bereits einmalig für Deutschland und läuft in Kooperation mit den Niederlanden. Allerdings werden die Abschlüsse über die Niederlande und nicht über Deutschland verliehen.

Das Studium ist dabei so konzepiert das der Praxisanteil weit aus höher sein soll als im deutschen System. Was dem Gedanken eines Fernstudiums natürlich wiederspricht.

 

Ich verstehe immer noch nicht die Verbindung Digitalisierung und Staatsexamen, meiner Meinung nach hat das eine (Studien- bzw. Lernform) nichts mit dem anderen zu tun (Abschlussbezeichnung).

 

vor 19 Minuten, Robwood schrieb:

Ich schrieb nicht umsonst von einer Utopie, es geht mir hier nicht um das was Morgen sein wird, sondern viel weiter gedacht. Was wird in 20-30 Jahren sein? Das kann natürlich niemand zuverlässig voraussagen, schaut man aber auf die Entwicklung der letzten Jahre, bewegt sich der Trend dahin, dass viele geläufige Studiengänge mit hoher Wahrscheinlichkeit in Zukunft Online angeboten werden bzw. per Fernstudium oder Berufsbegleitend.

 

Rumspinnen kann man natürlich immer. Vielleicht entwickelt sich augmented reality rasend schnell und es gibt in absehbarer Zeit 3D-Hologramme, an denen man dann zur Hause virtuelle Leichen aufschneiden oder Laborversuche durchführen kann...? Ist natürlich möglich. 

 

vor 19 Minuten, Robwood schrieb:

Ich sehe das Fernstudium als Modell für alle Berufstätigen die sich entweder umortientieren oder Aufsteigen wollen. Meiner Meinung nach ist das Fernstudienmodell perfekt um berufliche Kompetenzen zu erweitern. Warum dann nicht auch das Beispiel der Krankenschwester, die dann zur Ärztin wird, per Fernstudium?

 

Weil die Praxis in der Pflege, die ein Krankenpfleger erwirbt, nur sehr wenig mit der praktischen Tätigkeit einer Ärztin zu tun hat? Meinst du etwa, es würde für einen Krankenpfleger reichen, einfach ein paar Semester medizinische Fächer aus Büchern zu pauken, und dann wäre er Arzt?

 

vor 19 Minuten, Robwood schrieb:

Beginnen aber von ganz vorne und nicht selten scheitern die meisten am Physikum, da sämtliche naturwissenschaftlichen Kenntnisse aus dem Abitur der Berufsausbildung wegen verloren gegangen sind. Aber die praktischen und theoretischen Kenntnisse welche im Klinikalltag gesammelt wurden, nicht anerkannt werden.

 

Dass Leute trotz ihrer praktischen Kenntnisse durch diese Prüfungen durchfallen, ist doch ein Zeichen dafür, dass sie offenbar doch nicht äquivalent sind zu dem, was Ärzte in ihrem Studium lernen sollen?

Und die naturwissenschaftlichen Kenntnisse aus der Schule sind ja wohl zu vernachlässigen. Selbst den Stoff eines Chemie-LKs hat man im Medizinstudium nach einem halben Semester durch.

 

vor 19 Minuten, Robwood schrieb:

Mir gehts um grundsätzlich kritische Bildungsfragen. Weshalb man so eindeutige Bildungswege/Möglichkeiten nicht erkennt und fördert. Stattdessen auf Numerus Klausus und Präsenzstudium setzt, um bloß nichts zu verändern.

 

Das ist eine ganz andere Frage als die von Staatsexamen und Fernstudium. Nämlich, wen lässt man zu einem Medizinstudium zu und warum. Das Grundproblem sind nämlich die Studienplätze - die sehr, sehr teuer sind -  im Vergleich zu den Interessierten. Daran ändert aber auch ein Bachelor-Master-System oder ein Fernstudium nichts.

 

vor 19 Minuten, Robwood schrieb:

Zum Thema: Erhalt des Staatsexamen als Qualitätsmerkmal.
Vetrete ich da eine andere Meinung. Ja Qualitätsmerkmal in gewisser Weise schon, allerdings habe ich oft das Gefühl das genau dieser Gedanke als Argument vorgetragen wird, um eben seinen Berufsstand/Elitenstand zu erhalten zu verteidigen.

 

Ich würde gar nicht widersprechen, natürlich wird auch als Argument zur Besitzstandswahrung herangezogen. Aber das ist meiner Meinung nach nicht der zentrale Grund dafür, dass es ein Staatsexamen gibt. Und der Berufsstand der Ärzte (der ja traditionell eine ziemlich gute Lobby besitzt) wird auch nicht weniger besitzstandswahrend, nur weil die Abschlüsse verändert werden? 

 

vor 19 Minuten, Robwood schrieb:

Das Studium hat auf 6 Jahre verteilt, einen sehr geringe praktischen Ausbildungsanteil und nicht selten kommen die frisch gebackenen Assistenzärzte in die Klinik und sagen das ihnen das praktische Jahr gerade so zur Orientierung geholfen hat, nicht aber um wirklich praktische Erfahrung sammeln zu können.

 

So ist es ja auch gedacht. Nicht umsonst macht man danach meist noch eine Facharztausbildung.

Außerdem gibt es ja schon seit vielen Jahren Reformstudiengänge, bei denen versucht wird, früher Praxis in das Studium einzubauen. Die schließen aber alle trotzdem mit dem Staatsexamen ab. Meinem Eindruck nach erfordern die allerdings eher mehr Praxis (weil es schon früher Patientenkontakt, Untersuchungskurse u.a. gibt) und wären für ein Fernstudium noch weniger geeignet als "klassische" Medizinstudiengänge.

Und ein Fernstudium, das tendenziell noch viel weniger Praxis beinhaltet, würde diese beschriebene Situation doch auch nicht verbessern, im Gegenteil.

 

vor 19 Minuten, Robwood schrieb:

Ich arbeite viel mit Ärzten zusammen im OP, ein Kollege (Arzt) meinte das er es sinnvoller finden würde ein Bachelor als allgemeines Medizinstudium und der Master als Spezialsierung für den fachärtzlichen Bereich. 

 

Wie soll man denn die sechs Jahr allgemeines Medizinstudium in einem dreijährigen Bachelor unterbringen? Oder soll das dann ein sechsjähriger Bachelor sein? Das wäre doch auch dasselbe wie ein StEx, es hieße nur anders.

 

Generell habe ich den Eindruck, dass in Deutschland die Bachelor-Master-Studiengänge ohne Not aus einem anderen Bildungssystem übernommen wurden, mit allen möglichen Versprechungen (kürzere Studiendauer, mehr Praxis usw.), die aber meist nicht eingehalten werden. Mit dem Ergebnis, dass es nun Abschlüsse gibt, die wenig zu dem hiesigen Arbeitsmarkt passen. Ich finde das nicht dramatisch, aber die Verbesserung dadurch sehe ich persönlich nicht. Ich befürchte, bei Medizin wäre es ähnlich. Außerdem sehe ich wie gesagt nicht, wie eine Umstellung der Abschlüsse mit dem Praxisbezug des Studiums zusammenhängen soll. Das sind doch zwei unabhängige Sachen - und noch mal was anderes als die Frage, ob man das im Fernstudium anbieten kann.

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Vieles kann im Fernstudium gemacht werden. Dafür eignet sich Psychologie, BWL, JUS, Wirtschaftsrecht, Informatik, Wirtschaftsinformatik usw. Auch Steuerberater und Wirtschaftsprüfer sehe ich bestenfalls im Fernstudium.

 

Ich finde die Studienstruktur an der Fernuni Hagen bei EJP gut. Was man woanders von Vollzeitstudenten hört, ist nicht normal. Auch können frühere Absolventen vom Bachelos der Fernuni das EJP dranhängen. Andere mit Bachelor müssen wohl mehr nachholen.

 

Das Problem bei Medizin ist die Paxis. In Amerika wird erst ein fachlich passender Bachelor (z.b. Biochemie) absolviert und danach die Medizinerausbildung. Das ist dann der Abschluß als MD.

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