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Soziale Anerkennung Fernstudium


Janekke

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Ich habe sowohl an einer staatlichen Präsenzhochschule als auch an einer privaten Hochschule studiert. Das Klischee, dass es einem an der privaten Hochschule einfacher fällt, kann ich aus der Praxis bestätigen. Allerdings gibt es einen recht verbreiteten Deutschen Denkfehler, bei dem immer von der Schwierigkeit der Klausuren auf das "Niveau" und davon ableitend auf die Qualität der Lehre geschlossen wird. Dem ist mitnichten so. Man brüstet sich an "Exzellenz"-Universitäten mit "Siebfächern" und das es wirklich ein Studiengang mit "Niveau" sei. Doch wenn die Lehre so gut ist wie beschworen, wie kann es dann sein, dass > 80% der Leute in besagten "Siebfächern" durchfallen? Diese Frage ist natürlich rein rhetorisch und nicht schlüssig zu beantworten - ein Paradoxon. Ich habe lange aufgehört in dem aufbauen künstlicher Barrieren (schlechte Lehre gepaart mit verhältnismäßig schwierigen Klausuren) einen Maßstab in der Qualität zu sehen.

 

Interessanterweise: Seitdem ich diese Schlüsse für mich gezogen und realisiert habe, sehe ich die "Niveau-Geister" immer seltener bzw. inzwischen sind sie ganz verschwunden. Das diese "Problematik" einem so präsent ist, wenn man vor der Wahl eines entsprechenden Studienganges steht oder man gerade angefangen hat zu studieren, hat vielleicht auch einfach mit der eigenen Sozialisierung zu tun und möglicherweise steht einem hier das eigene Misstrauen auch im Weg. Die Geister die ich rief? 😜 ...

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vor 9 Stunden, Decius schrieb:

bei dem immer von der Schwierigkeit der Klausuren auf das "Niveau" und davon ableitend auf die Qualität der Lehre

Dem kann ich nur zustimmen.

Allgemein finde ich dieses ganze Klausurenthema mehr als fragwürdig. Es läuft besonders bei Klausren ja meist darauf hinaus überhaupt nicht nachhaltig zu lernen.
Mir würde es besser gefallen mir selbstständig Themen anzueignen und Schlüsse zu ziehen (wie in einer Hausarbeit beispielweise), als ständig nur mit dem Auswendiglernen von Tabellen meine Zeit zu verschwenden. So gesehen leidet die Qualität der Lehre ja schon unter den Klausuren an sich ohne das Niveau der Klausur überhaupt hinzuziehen.

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  • 2 Wochen später...

Das negativste was ich in Bezug auf soziale Anerkennung erleben durfte, war die Aussage, dass es den Studentenrabatt nur für studierende gibt, die Zitat "... nicht die Zeit haben, nebenbei Geld zu verdienen".

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Diese Aussage in ähnlicher Form ist offenbar gar nicht so selten. 

Ich studiere Vollzeit, zahle einen recht großen Beitrag an Gebühren, komme aber des öfteren nicht in den Genuss von Sparmöglichkeiten, die anderen Studenten zustehen. 

Um hier mal 2 Beispiele zu nennen: Bei dem Verband der Ernährungswissenschaftler, gibts eine kostenfreie Mitgliedschaft für Studenten, die nicht nebenbei sozialversicherungspflichtige Einnahmen erzielen. Ausgenommen sind hiervon sehr deutlich Fernstudenten. Auf meine Nachfrage und die einer Kommilitonin hin wurde uns mitgeteilt, dass man uns ausschließt, weil unser Studium berufsbegleitend sei (ist es aber gar nicht). Dies habe ich dann sehr ausführlich aufgeklärt und daraufhin die Antwort erhalten „Es sei aber theoretisch möglich nebenher Geld zu verdienen“. Nun, auch in einem Präsenzstudium hat man die Möglichkeit nebenher arbeiten zu gehen und genau diese Studenten werden von der Klausel ja so oder so ausgeschlossen. Aber daran gibts wohl nichts zu rütteln. Fernstudent sein, bedeutet an der Stelle eben Pech zu haben. 

An anderer Stelle ist es mir bei den öffentlichen Verkehrsmitteln aufgefallen. Die Sache mit dem Semesterticket kann ich noch halbwegs nachvollziehen, wobei man auch hier entsprechende Regelungen vornehmen könnte z. B. mit der Begründung der Wege zur Unibibliothek oder Fahrten zur Prüfungen. Nun habe ich zum Glück eine sehr nette Dame erwischt, die mir wenigstens eine Berechtigung für eine Schülerkarte ausgestellt hat, weil sie Verständnis für meine Situation hat. (Ich zahle nun 100€, statt 200€ monatlich, aber es sind immer noch 400€ pro Semester mehr, als ein „normaler“ Student zahlt) 

 

Verständnis bekommt man an der Stelle so gut wie keins, man könne ja auch einfach regulär studieren gehen. Das es manchmal Gründe gibt, die ein Fernstudium unumgänglich machen, wird dabei nicht beachtet. 

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vor 58 Minuten, Janekke schrieb:

Ausgenommen sind hiervon sehr deutlich Fernstudenten.


Das finde ich mehr als ungerecht. Wir sind doch keine Studenten zweiter Klasse?
In der Stadtbibliothek hatte ich mal gefragt, ob es einen speziellen Tarif für Studenten gibt. Und erklärt, wo ich studiere (und was). Antwort: "Nein, der Studententarif ist nur für RICHTIGE Studenten." 
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(Was sie meinte, war: nur für Studenten der hiesigen, städtischen Universität. Das war dann aber mal echt übel formuliert.)
Davon abgesehen hatte ich da noch keine Probleme. Habe den Studentenstatus bei Amazon Prime und bekomme Studentenrabatt für Fortbildungen im Pflegeeltern-Bereich. Gut, Semester-Ticket wäre natürlich ein Träumchen, aber das kann ich vielleicht gerade noch verstehen, dass es das nicht gibt... Viel mehr fällt mir tatsächlich aber dann auch im Bereich Studentenrabatt nicht ein. 
Die soziale Anerkennung wäre mir aber auch tatsächlich wichtiger als jeder Rabatt...eigentlich kann es mir ja egal sein, was andere denken, aber ein bisschen piekst es schon, wenn die Arbeitskollegin ein Bachelor-Studium mit einem 3-monatigen Fernlehrgang einer pharmazeutischen Brutzelbude gleichsetzt oder Freundin XY erzählt, dass sie ja auch mal an der ILS studiert hat (soll jetzt nicht abwertend für die ILS sein - aber ein STUDIUM ist das eben nicht...). 
Man steckt halt wirklich viel Zeit, Arbeit und Energie in ein Fernstudium, dafür muss mir zwar keiner applaudieren, aber wenigstens ein Hauch von Verständnis wäre schon schön.

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vor 11 Minuten, Anyanka schrieb:

Die soziale Anerkennung wäre mir aber auch tatsächlich wichtiger als jeder Rabatt.

Das sehe ich grundsätzlich auch so, aber ich denke, dass die soziale Anerkennung auch etwas mit den Rabatten zutun hat, da wir immer gesondert aufgezählt und ausgeklammert werden. Das wiederum verleitet ja dazu, Fernstudenten einfach als weniger wichtig anzusehen oder im Worst Case zu behaupten, unser Studium sei gar kein richtiges Studium. 

 

vor 14 Minuten, Anyanka schrieb:

Freundin XY erzählt, dass sie ja auch mal an der ILS studiert hat (soll jetzt nicht abwertend für die ILS sein - aber ein STUDIUM ist das eben nicht...). 

Da habe ich ganz gegenteilige Erfahrungen gemacht. Ich lerne mit einer Freundin mehrmals pro Woche zusammen, die gerade ans der ILS einen Fernlehrgang macht. Sie neckt mich immer auf freundschaftliche Art dafür, dass mein Lernstoff so viel schwieriger ist als ihrer. Da bekomme ich tatsächlich totale Anerkennung für mein Studium. 

 

Aber im allgemeinen wird es tatsächlich gerne gleichgesetzt. So möchte die Rentenversicherung regelmäßig Details zu meinem Fernlehrgang haben, was ich dann natürlich immer wieder ewig lang erklären muss, um dann letztendlich zu hören „ist aber ja ähnlich“. 

In einem anderen Gespräch hieß es mal wortwörtlich nach einer langen Erklärung, was ich so mache und wie das funktioniert „Ist ja doch fast wie ein richtiges Studium. Ich dachte immer man studiert da halt mal so ein bisschen rum und kriegt dann halt den Abschluss für das Geld“ 

 

Wünschenswert wäre auf lange Sicht auch eine gesellschaftliche Angleichung. Aber ich denke, da muss auch rechtlich noch ein bisschen was passieren. Ich habe da immer wieder den Eindruck, dass die Begriffe zu sehr verschwimmen und dadurch vieles gleichgesetzt wird, was an sich total unterschiedlich ist. 

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