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Die Sache mit den Transferleistungen


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Geht es ihnen um Meinungen oder Erfahrungen zu dem Thema? Das sind ja zwei paar Schuhe...

 

Meine Erfahrung (mit dem B.Sc Psychologie an der Fernuni):

In Klausuren, die ich geschrieben habe, kam nur sehr wenig Transferwissen dran. Die Klausuren bestehen zu großen Teilen aus MC-Fragen nach Details aus den Studienbriefen. Eine Ausnahme sind eher mathematische Fächer (Statistik, Testkonstruktion etc.), da gibt es natürlich Anwendungsaufgaben. 

Eine Anwendung/Transfer findet dann in der (einzigen) Hausarbeit und natürlich in der Abschlussarbeit statt. Insgesamt schätze ich das Verhältnis von Wissensabfrage vs. Anwendung/Transfer auf ca. 80 zu 20. 

 

Meine Meinung dazu ist etwas gespalten. Es kommt auch drauf an, was genau mit Transfer gemeint ist. Die Bearbeitung tiefergehender wissenschaftlicher Fragestellungen oder eher die Anwendung auf praktische Probleme? Den Ruf nach mehr "Anwendung" schon sehr früh im Studium sehe ich eher kritisch. Ich denke, man braucht schon erst mal eine gut geordnete Wissensbasis und das dauert eben eine Weile. Das macht aus meiner Sicht auch ein wissenschaftliches Studium aus. Transfer auf eher wissenschaftliche Fragestellungen finde ich natürlich sinnvoll und auch notwendig, allerdings muss man dafür ja auch erst mal eine Basis haben, die man transferieren kann. Daher ist es vielleicht normal, dass das im Bachelor noch nicht im Mittelpunkt steht. 

Insgesamt finde ich den Anteil an reinem Wissensabfragen in Hagen schon etwas zu hoch, meiner Meinung nach wäre eher so ein Anteil von 50-60% sinnvoll. 

 

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Ein Faktor, der mir dabei spontan in den Sinn kommt und der dabei eine Rolle spielen sollte, ist Zeit!

Er begegnet mir zumindest laufend während meines Studiums... ich beschäftige mich sehr gern mit weiterführender Literatur (Themen: Erwachsenenpädagogik, Didaktik, Methodik, Pflegedidaktik), auch wenn ich das nicht müsste, um meine Module zu beenden.

Als Vollzeit-Berufstätige und Teilzeit-Studentin habe ich aber nicht annähernd so viel Zeit dafür, wie ich gern hätte, so dass ich vermutlich im Vergleich zu einem Vollzeitstudenten eine ganze Weile länger benötigen werde, um die selbe Literatur zu lesen.

 

Und auch meine Frage lautet: Meint Transferwissen die Erarbeitung von wissenschaftlichen Fragestellungen? oder die Übertragung in Handlungskompetenz?

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Eine Fragestellung zu erarbeiten ist ja spätestens bei der ersten Hausarbeit Thema und die Thesis schließt sich dann ja an. Ob es nun unbedingt eine "wissenschaftliche Fragestellung" sein muss? Man könnte ja auch "nur" eine "relevante" Fragestellung erarbeiten und bearbeiten müssen.

 

Mir geht es auch um Handlungskompetenz. Und die auf dem theoretischen Hintergrund, gerne auch mit Abwägung dazu, wo Theorie nützt und wo sie behindert.

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Ich habe ja ein MINT-Studium abgeschlossen und treibe mich nun in den Geisteswissenschaften herum. Die Unterschiede sind schon sehr hoch.

Im WI-Diplom war es am Anfang schon häufiger gelerntes Wissen bei der Klausur auf das Blatt bringen. Aber da finde ich es auch nachvollziehbar. Die Grundlagen müssen sitzen.

Später dann waren die Klausuren aus allen drei Anforderungsbereichen aufgebaut (reine Wissenswiedergabe, Anwendung auf bekanntes, Transfer des gelernten auf neue Fragestellungen).

Auch in den Seminaren war der Transfer immer ein wichtiger Bestandteil.

 

In den Geisteswissenschaften ist der Transferteil noch deutlich stärker gewichtet. Bereits im ersten Monat ist eine (freiwillige) Übungsaufgabe das Schreiben eines wissenschaftlichen Textes, inklusive der Anwendung der vermittelten Kompetenzen aus dem ersten Monat.

 

Und genau das finde ich das reizvolle und schöne an einem Studium. Auswendig lernen, aufs Blatt bringen und vergessen bringt mich persönlich ja kein Stück weiter. Ich möchte verstehen, begreifen, erarbeiten und anwenden können. Nur so bringt es mich auch beruflich weiter.

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Nach meiner Auffassung beginnt Transfer dort, wo ich nicht mehr nur den vermittelten Stoff wiedergebe sondern in irgendeiner Form aktiv damit arbeite.

 

Wenn ich beispielsweise in Psychologie etwas über operantes Konditionieren lerne, dann könnte Transfer so etwas bedeuten:

- In einer geschilderten oder beobachteten Situation erkennen, dass hier ein Prozess der operanten Konditionierung stattfinden könnte.

- Oder erklären können, wie das beobachtete Verhalten in diesem Fall durch operantes Konditionieren zustande gekommen sein könnte.

- Oder erklären können, wie man die Theorie des operanten Konditionierens zur Veränderung einer Situation anwenden könnte.

- Oder man bekommt eine Beschreibung eines Experimentes und die gemessenen Daten vorgelegt und kann beurteilen, ob die Theorie der operanten Konditionierung die Daten plausibel erklären kann oder nicht.

 

All das wäre bereits mehr als Reproduktion. Es wäre auch im Hinblick auf Handlungskompetenz nützlich.

 

Transfer hat für mich also damit zu tun, den vermittelten Stoff in Bezug zu einem neuen Kontext zu setzen. Das kann natürlich ein anderes Fachbuch sein, aber eben auch eine Praxissituation.

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Mein erstes Präsenzstudium habe ich aus zwei Gründen abgebrochen. Einer dieser Gründe war die Aussage meiner Chefin (Studiendenkanin meines Studienfachs): "Transferaufgaben können wir nicht machen. Das hagelt reihenweise Beschwerden der Studenten. Kenn ich bereits aus meiner Zeit von der Uni. Mit Transferaufgaben beschäftigen wir uns mal zum 5ten Semester." Meine ABWL-Dozentin hat nach der Klausurenphase die Androhung bekommen, wenn sie nochmals eine Klausur mit Transferaufgaben stellt, ist sie ihre Dozentenstelle los. - Ich habe keine Ahnung, wie sich dies alles weiterentwickelt hat, da ich noch in dem Semester die Hochschule verlassen habe.

 

Für mein Psychologie-Studium an der SRH habe ich mich entschieden, weil wir eben, je nach Schwerpunkt, nur 3-4 Klausuren schreiben müssen. Der Rest besteht aus Einsendeaufgaben, Hausarbeiten, Fallstudien und Präsentationen. In den Aufgaben wird von uns gefordert, dass wir das erlernte Wissen aus den Studienbriefen und der Fachliteratur (je nach Semester müssen mindestens 3 externe Quellen genutzt werden) anwenden. Dies passiert in ganz unterschiedlicher Form. Mal soll man verschiedene Diskussionen miteinander vergleichen und diskutieren. Ein anderes Mal wird gefordert, dass eine Theorie anhand eines selbstgewählten Beispieles erläutert wird. Oder das Wissen soll in die Praxis übertragen werden und entsprechende Handlungsempfehlungen abgeleitet werden.

Zu den Klausuren kann ich nichts sagen, aber so wie ich es mitbekommen habe, ist es eher reines Auswendiglernen.

 

Ich persönlich finde es wichtig, dass ab dem ersten Semester bereits ein Transfer der Wissens stattfindet. Dafür muss ich auch erst mal gar kein großes Wissen haben. Es reicht, wenn ich das Wissen des einen Modul erstmal anwenden kann. Der Transfer von mehreren Modulen kommt dann ganz von alleine. Aber dazu muss ich eben erst mal im Kleinen lernen, wie es geht.

 

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie im Abi auf einmal eine Transferaufgabe dran kam. Wir hatten in Pädagogik und Psychologie aber nie Transferaufgaben geübt. Die Klausuren waren nur Wissensabfrage. Ich habe nach 20 Minuten abgegeben. Insgesamt dauerte die Abi-Prüfung 5 Stunden. Das möchte ich für mich nie wieder erleben. Ich habe aber auch schon von anderen Fernhochschulen gehört (Erfahrungsberichte aus dem Bekanntenkreis), dass es genauso abläuft, wie in meinen Beispiel aus der Präsenz-Hochschule.

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Ich habe den Eindruck, hier gehen "Transferleistung" und "Literatur jenseits der Studienbriefe" durcheinander. Aus der Literatur kann auch reine Reproduktion abgefragt werden, was keine Transferleistung ist. Transferleistung waere die Anwendung bekannter Techniken auf neue Sachverhalte o. ae. Transferleistung kann also verlangt werden, auch wenn nur der Wissensstoff aus den Studienbriefen verlangt wird. Transferleistung und Literaturbenutzung sind zwei verschiedene Stiefel.

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