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Das Hagener Manifest zu New Learning - Diskussion und Unterzeichnung


Markus Jung

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Aus der Perspektive heraus ist es ja so, dass verschiedene Menschen automatisch verschiedene Lerntypen sind. Daraus folgernd sollte jeder Lerntypus auf seine individuelle Art abgeholt werden. Das schliesst für mich im ersten Schritt schon mal ein, Fernstudierende auf verschiedenen Kanälen zu bedienen und dabei viel Freiraum für eigenes Lernen zu lassen. Hierzu gibt es viele Kanäle, die produktives und reaktives Lernen erlauben und miteinander kombiniert werden können. Dies machen einige Hochschulen bereits mehr oder weniger gut als andere. Ich bin fest davon überzeugt, dass die richtige Mischung für den eigenen Lerntypus zu finden, schon eine Aufgabe für sich ist (wohl dem, der es schon weiss), ein vielfältiges Angebot aber eine durchaus grössere Zahl von Menschen abholen kann.

 

Ein Rücktransfer aus der eigenen Umgebung heraus ist für mich ein weiterer Aspekt, der den Praxisbezug eines Studiums darstellen sollte. Gerade bei Studierenden, die bereits im Berufsleben stehen, ist dies meines Erachtens ein Schlüssel zum Erfolg. 

 

Ich bin allerdings schon der Auffassung, dass eine Vergleichbarkeit von Studienabschlüssen, insbesondere von der jeweils gleichen Hochschule, gewährleistet bleiben sollte. Ohne diese wäre die Wertigkeit eines Abschlusses aus der Perspektive potentieller Arbeitgeber nicht gewährleistet. Bei einem akkreditierten Studienabschluss sollte sichergestellt sein, dass der Absolvent das entsprechende Wissen und Können mitbringt. Welche Klimmzüge dieser dafür leisten musste, stehen für mich auf einem anderen Blatt. Möglicherweise macht es aber auch Sinn, 'größere Sprünge' anderweitig zu dokumentieren, insbesondere dann, wenn jemand mehr Vorleistungen erbringen musste. 

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Die Vergleichbarkeit außen vor gelassen - müsste es nicht im für den Lernerfolg und auch die Effizienz besten Fall so sein, dass jeder Lerner im Idealfall ein ganz individuelles Lernpaket, also ein Fernstudium nur für sie oder ihn bekommt? - Angepasst an das Vorwissen und das berufliche Umfeld sowie die Methoden-Präferenzen? 

 

Also so, dass zunächst evaluiert wird, wo jemand steht und was er will und sich dann eigentlich jemand hinsetzt (bzw. irgendwann die KI das erledigt...) und für sie oder ihn ein Konzept ausarbeitet sowie Medien und Prüfungen erstellt und das im Verlauf des Studiums natürlich auch immer wieder anpasst?

 

Manuell vermutlich ein Aufwand, den kaum ein Anbieter leisten könnte. Aber mit technischer Unterstützung vielleicht irgendwann doch Realität.

 

Oder hätte das auch Nachteile? Zum Beispiel was die Fähigkeit angeht, sich auch mit Inhalten oder Medien durchzubeißen, die einem nicht so liegen, eher langweilig erscheinen oder erstmal keinen direkten Bezug zur aktuellen Tätigkeit haben.

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vor 2 Stunden, Markus Jung schrieb:

Die Vergleichbarkeit außen vor gelassen - müsste es nicht im für den Lernerfolg und auch die Effizienz besten Fall so sein, dass jeder Lerner im Idealfall ein ganz individuelles Lernpaket, also ein Fernstudium nur für sie oder ihn bekommt? - Angepasst an das Vorwissen und das berufliche Umfeld sowie die Methoden-Präferenzen? 

 

Eine spannende Frage... Dies ist gerade bei der Lernform "Fernunterricht" gleichzeitig schwierig(er) als auch einfach(er). Zum einen sind die Lehrunterlagen nur bedingt individualisierbar. Was im Lehrheft bzw. in der Online-Version "steht", das steht da erst mal. Unabbhängig vom individuellen Vorwissen der Lernenden.

 

Aber gleichzeitig ist Fernlernen meist auch Einzelunterricht, weil sich TutorIn und LernerIn 1:1 austauschen. Bei Angeboten mit sehr vielen Teilnehmern gleichzeitig und mit vielen Lerneinheiten  synchron, ist das anders. Eine volle Onlinevorlesung ist im Prinzip einer vollen Präsenz-Vorlesung ähnlich. Also nicht wirklich besser...

 

Bei anderen Fernlehrangeboten bzw. asynchronen Lehrformen hat man aber doch oft einen 1:1 Kontakt, bei dem der Tutor individuell(er) auf den einzelnen Lerner eingehen kann. Ob das immer so wirklich passiert, ist eine andere Frage... ;)

 

Wenn die Lehrinhalte außerdem modular präsentiert werden, kann man verstärkt auf das Vorwissen und die Bedürfnisse jedes einzelnen Lerners eingehen. Auch hier gilt: Ob das in jedem Falle passiert, ist eine andere Frage...

 

 

vor 2 Stunden, Markus Jung schrieb:

 

Oder hätte das auch Nachteile? Zum Beispiel was die Fähigkeit angeht, sich auch mit Inhalten oder Medien durchzubeißen, die einem nicht so liegen, eher langweilig erscheinen oder erstmal keinen direkten Bezug zur aktuellen Tätigkeit haben.

 

"Durchbeißen" ist sicherlich ein wichtiges Element von jeglicher Form des Lernens. Die Formulierung hört sich aber schon ein bisschen nach "Qual" an. ;) Das ist meines Erachtens nicht unbedingt nötig. Hier kann ein Tutor für ein besseres und förderliches Lernklima sorgen, ohne das "Durchbeißen" dabei völlig zu vernachlässigen.

 

Anne Oppermann

(Fernstudienakademie)

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vor 2 Stunden, Markus Jung schrieb:

Die Vergleichbarkeit außen vor gelassen - müsste es nicht im für den Lernerfolg und auch die Effizienz besten Fall so sein, dass jeder Lerner im Idealfall ein ganz individuelles Lernpaket, also ein Fernstudium nur für sie oder ihn bekommt? - Angepasst an das Vorwissen und das berufliche Umfeld sowie die Methoden-Präferenzen? 

 

Die Technik sollte dazu heute in der Lage sein, einen Wissensstand zu ermitteln und dem Studierenden entsprechende Vorkurse zur Verfügung zu stellen, die dann abgearbeitet werden können/sollen. Erfahrungsgemäß kann ich sagen, dass man in der Praxis bisher auch feststellt, wenn man an bestimmten Punkten nicht mitkommt und sich dann an dem bereits existierenden Überangebot im Internet bedienen kann. Neu wäre eine, wie auch immer geartete Feststellung des aktuellen Wissensstandes mit einem strukturierten Angebot an Vorkursen. Ziel sollte dennoch sein, einen möglichst gleichen Wissensstand zu erreichen.

 

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vor 22 Stunden, Fernstudienakademie schrieb:

Zum einen sind die Lehrunterlagen nur bedingt individualisierbar. Was im Lehrheft bzw. in der Online-Version "steht", das steht da erst mal. Unabbhängig vom individuellen Vorwissen der Lernenden.

 

Meine Überlegung dazu ist, dass bei stark modularisierten Inhalten diese dann wie in einem Baukastensystem zusammengestellt werden können. Also zum Beispiel in Mathe bekommen die Studierenden zunächst das Basismodul, in dem das Wissen vermittelt wird und dann dazu einige Übungsaufgaben. 

 

Werden diese korrekt bearbeitet, bekommt der Studierende entweder Aufgaben mit einem höheren Schwierigkeitsgrad, oder es geht mit dem nächsten Thema weiter.

 

Hat er aber Schwierigkeiten mit den Aufgaben, bekommt er Aufgaben, durch die er Schritt für Schritt hindurchgeführt wird und dann weitere Aufgaben dazu. Oder der Tutor bekommt einen Hinweis und bietet an, Aufgaben gemeinsam durchzugehen. Oder wenn das zu aufdringlich erscheint bekommt der Student die Info, dass er sich dazu an den Tutor wenden kann.

 

Oder es gibt einen Eingangstest, zum Beispiel auch bei Sprachen gut denkbar, und abhängig vom Ergebnis wird dann ausgewählt, welche Lernmodule der Student erhält bzw. wo diese anfangen. So dass er im Optimalfall weder überfordert wird noch unterfordert wird. Und noch individueller wird es, wenn er auch Sprachmodule speziell für seine Branche auswählen kann, um sich das nötige Spezialvokabular anzueignen. 

 

Also ähnlich, wie @Splash das auch schildert, allerdings nicht begrenzt auf Vorkurse.

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Technisch wäre auch das nicht wirklich neu und problemlos zu realisieren. Bei Fremdsprachen gibt es ja auch einen Eingangstest, bei dem das aktuelle Sprachniveau festgestellt wird und man dann erst mal an der folgenden Stufe arbeitet, bis man diese erreicht hat. Daraus könnte man sich überlegen, ob man verschiedene Studiengänge so gestalten kann, dass es für einzelne Module unterschiedliche Level im Exit geben kann. Das würde die Vergleichbarkeit von Studienabschlüssen aber noch schwieriger machen, wenn nicht sogar ganz ad absurdum führen.Sollte nicht die Erwartungshaltung Bestand haben, dass ein Absolvent eines Studiengangs auch bestimmte Skills mitbringt? In dem Fall sollten solche Einstufungen, wie bei Sprachen im Exit die Ausnahme sein. Das Niveau eingangs festzustellen, um zielgerichtet auf den Exit vorzubereiten, sehe ich hingegen als sehr sinnvoll an (wäre jetzt aber auch nicht so wirklich neu).

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Ich würde auch gar nicht so sehr das Ziel ändern wollen, sondern den Weg zum Ziel. Daher das Beispiel mit Mathe. Also eine sehr individuelle Unterstützung auf dem Weg zum Ziel, so dass dieses effektiv und effizient erreicht werden kann. Wer in Mathe eh schon fit ist (oder in einer Sprache) bekommt weniger Aufgaben und kann die Zeit für andere Fächer nutzen und wer sich schwerer tut, bekommt mehr Aufgaben und Unterstützung. Am Ende legen beide die gleiche Prüfung ab.

 

Unterschiede gibt es ja jetzt auch schon in Form von verschiedenen Vertiefungsrichtungen und Wahlfächern. Ich könnte mir vorstellen, dass das noch zunehmen wird und auch im Abschlusszeugnis mit aufgeführt wird, ergänzend zu den Basisthemen. Vergleichbarkeit also im Umfang des Studiums (ECTS) und der Richtung, aber doch mit einer Spezialisierung im Detail. Wie gesagt etwas, das ja auch jetzt schon so ist, möglicherweise aber noch zunehmen könnte.

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Zeit für die Diskussion der nächsten These:

Zitat

 

4. New Learning denkt die Rollen von Lehrenden und Lernenden neu.

Lehrende sind unserem Verständnis nach weder allwissend noch sollten sie das Lernen alleine bestimmen. Sie verstehen sich selbst als Lernende, die zugleich dem Lernen anderer einen Rahmen geben. Sie entwickeln adaptive Lernpfade, schaffen Freiräume und begleiten kollaborative Lernprozesse. Sie passen ihre Lehre den Bedürfnissen der Lernenden und relevanten gesellschaftlichen Themen an.

New Learning braucht:

  • einen reflexiven und partizipativen Prozess, in dem Lehrende und Lernende gemeinsam angemessene Lernwege und Lernziele aushandeln und reflektieren;
  • eine Kultur des Lernens, die Hürden zwischen allen am Lernprozess Beteiligten abbaut.

 

  •  

Also ein Verhältnis von Lerner und Lehrer auf Augenhöhe, die auch gegenseitig voneinander profitieren. Kann ich mir gerade im Fernstudium sehr gut vorstellen und erhalt ich teilweise auch schon von den Profs als Feedback, da hier die Studierenden ja oft schon voll im Beruf sind und auch Praxis-Experten sind, die oft durch ein Studium das theroretisch-wissenschaftliche Fundament ergänzen möchten.

 

Aber hat dieses auf Augenhöhe nicht auch Grenzen? - Letztlich ist de Lehrende ja immer noch der, der auch irgendwann eine Leistungsbewertung abgibt und damit eine gewisse Macht hat, ja vielleicht auch eine gewisse Distanz braucht?

 

Wie denkt ihr darüber und in wieweit ändert sich hier auch etwas durch New Learning? - Oder sollte sich ändern? - Vielleicht auch in Bezug auf Unternehmen und New Work, wo die Hierachrien immer flacher werden?

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Ich denke, man kann da nicht alle Formen der Weiterbildung und alle Lernformen über einen Kamm scheren: Wer ein akademisches Fernstudium (oder z.B. einen IHK-Kurs) absolviert, in dem es primär um die Vermittlung und das genaue Abprüfen von Fachwissen - und das dann auch mit einer festgelegten und „knackigen“ Prüfungsordnung - geht, der hat ggf. das Gefühl, dass das mit dem Lernen auf Augenhöhe nicht so wirklich das Hauptziel der Weiterbildung ist. ;)

Hier gibt es oft ein Macht-Gefälle zwischen Benoter und Benotetem. Was aber nichts mit dem Respekt vor dem anderen zu tun haben muss: Kurzformel: Augenhöhe ja – bis auf den Bereich der Lehre.

 

Bei anderen Formen der Weiterbildung, in denen es eher um die Entwicklung der Persönlichkeit des Teilnehmers geht und nicht so sehr um die Einhaltung eines festgelegten Lehrplans, wird das „Prinzip der Augenhöhe“ wichtiger sei. (z.B. bei Angeboten, die eher in Richtung Coaching, Beratung oder Hobby gehen).

 

Zwischen den beiden Polen „Machtgefälle“ bzw. „auf Augenhöhe“ gibt es aber durchaus noch Zwischenformen:

 

Das Erarbeiten des Lernstoffes kann dann eher Züge von Zusammenarbeit annehmen, bei der Tutor und Teilnehmer vom Wissen des anderen profitieren. Wenn es vor der Notengebung noch die Möglichkeit gibt, dass der Teilnehmer seine Ausführungen mit Hilfe des bisherigen Tutorenfeedbacks optimiert, um seine Einsendeaufgaben erst danach zur letztendlichen Benotung abzugeben, ist das vielleicht eine Zwischenform von Zusammenarbeit auf Augenhöhe und Machtgefälle. Die sich anschließende Benotung wird dem Tutor dann wieder mehr Macht geben.

 

Mir ist klar, dass nicht jedes Benotungskonzept für jede Form von  Abschlüssen bzw. Lerninhalten taugt.

 

Sorry für den laaangen Text… Über genau diesen Punkt des didaktischen Handelns habe ich mich mit anderen Fernlehrkollegen schon oft ausgetauscht… ;)

 

Anne Oppermann

(Fernstudienakademie)

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