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Wirtschaftsfachwirt: Welcher Anbieter? Welche Chancen?


Raven_Blacksky

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vor 3 Stunden hat Raven_Blacksky geschrieben:

nur setze ich persönlich voraus, dass derjenige, der hart für sein Geld arbeiten geht, auch einen Unterschied zu Sozialleistungen spüren muss und das ist bei Löhnen im Mindestlohnbereich meistens leider nicht der Fall. Und diesen Unterschied muss dann auch der Schulabbrecher in seinem angelernten Helferjob merken. Oder sehe ich das falsch?

 

Ich erinnere mich daran, als ich nach Abitur und zwei fertigen Ausbildungen (betrieblich-kaufmännisch und schulisch-fremdsprachlich) dachte, die Welt stände mir offen. Interssiert hätte mich v. a. HR/Personalentwicklung, aber da war ohne Berufserfahrung noch nicht einmal eine Traineestelle oder ein bezahltes Praktikum zu bekommen. Selbst nach Auslaufen meines ersten Vertrags als "einfache Bürokraft" habe ich meine zweite Stelle "nur" über eine Zeitarbeitsfirma bekomme. Zwischen Schulabschluss und unbefristeter Anstellung bei (sehr) gutem Gehalt lagen bei mir ungefähr acht Jahre.

 

Ich will damit gar nicht sagen, dass das so lange dauern MUSS, und jeder Werdegang ist anders, aber meine persönliche Erfahrung ist, dass man erst mal anfangen muss - ggf. auch unter Bedingungen, die noch nicht so ideal sind - um praktische Erfahrung zu sammeln und einen guten Eindruck zu hinterlassen. Und dass man in den ersten Jahren manchmal auch mehr reinsteckt (zeitlich, finanziell, emotional), als man das Gefühl hat rauszubekommen. Manchmal öffnen sich dann auch ganz unerwartete Türen. Zwei Bekannte von mir haben z. B. in der Organisation, in der sie jahrelang (nebenberuflich) ehrenamtlich tätig waren, irgendwann das Angebot für eine Festanstellung bekommen. Das fiel mir ein, weil auch du von ehrenamtlichem Engagement schriebst.

 

Ein qualifizierter Abschluss ist auf jeden Fall wichtig, und den solltest du auch unbedingt anstreben. Und in deinem Fall würde ich dir sogar einen "echten" Fernlehrgang mit vorgegebener Struktur und regelmäßigen Fortschrittskontrollen empfehlen, weil das Dranbleiben dann einfacher ist. Unterschätze aber den nicht den Wert erster praktischer Erfahrung im kaufm. Bereich für deine weiteren Berufschancen - selbst wenn du da erst mal zwei oder drei Jahre in den sauren Apfel beißen musst, dass es sich finanziell (noch) nicht rentiert.

 

Bearbeitet von Alanna
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vor 8 Stunden hat Raven_Blacksky geschrieben:

Das ist mir alles bewusst, nur setze ich persönlich voraus, dass derjenige, der hart für sein Geld arbeiten geht, auch einen Unterschied zu Sozialleistungen spüren muss und das ist bei Löhnen im Mindestlohnbereich meistens leider nicht der Fall. Und diesen Unterschied muss dann auch der Schulabbrecher in seinem angelernten Helferjob merken. Oder sehe ich das falsch?

Es gibt halt Arbeitsleistungen, die nicht so hoch vergütet werden können. Es bedeutet ja nicht, dass man langfristig im Niedriglohnbereich arbeiten muss. Mit erster Berufserfahrung kann man sich weiter bewerben und einen Gehaltssprung bekommen. Über Zeitarbeit kann man sich auch entwickeln und Gehaltssprünge verhandeln. 

 

Irgendwo muss man anfangen. Bei mir hat die Berufsqualifikation auch immer nachgezogen. Ich hab mich über die Tätigkeiten im Beruf immer schneller entwickeln können und das hat sich im Gehalt deutlich gezeigt. Ich hab den Schritt nicht bereut. 

 

Eine DQR6 Qualifikation ist sicherlich ein guter Anfang, aber ich würde schauen, dass du flexibel bei der Fortbildung bist, damit eine parallele berufliche Tätigkeiten nicht darunter leidet. 

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vor 17 Stunden hat Raven_Blacksky geschrieben:

Bei mir sind die Voraussetzungen etwas "exotisch". Ich habe einen Hauptschulabschluss, keine Berufsausbildungabgeschlossen und auch nue eine angefangen. Mein Problem während der gesamten Schulzeit war das Mobbing, welches schon in der Grundschule anfing und Auswirkungen auf meine gesamte Schullaufbahn (und mein ganzes Leben) hatte, welche ich bis heute spüre. Schon in der Grundschule zog ich mich in der Klasse immer in die letzte Reihe in die linke oder rechte Ecke des Raumes zurück und sagte im Unterricht nicht ein Wort. Das hat sich natürlich an meinen Noten bemerkbar gemacht. Damals wurde Mobbing auch noch nicht so ernst genommen wie heute; meine Eltern und ich wurden weder von den Eltern der Mitschüler ernstgenommen, noch von den Lehrern. Heute hat sich da zum Glück sehr viel getan.

Ursprünglich komme ich aus der Altenpflege, in der ich ungelernt gearbeitet habe, bis ich den Job nicht mehr machen wollte, da ich das Schreien der Bewohner schon im Schlaf gehört habe. Das Jobcenter nötigte mich dann zu einer Umschulung zum Berufskraftfahrer (12000€ Kosten), obwohl ich damals schon in die kaufmännische Richtung wollte. Die Berufskraftfahrer-Umschulung habe ich abgeschlossen. Von Anfang an sagte ich aber, dass ich diesen Beruf nicht machen will. Also war es vorprogrammiert, dass ich bald wieder beim Jobcenter aufschlagen würde und so kam es auch. Es folgten zwei psychologische Gutachten, die das Jobcenter eingeholt hat. Ergebnis: Überdurchschnittlich Intelligent, geistig für eine Umschulung ohne Einschränkungen geeignet. Mittlerweile versuche ich seit sechs Jahren eine kaufmännische Umschulung über das Jobcenter zu kriegen und wurde dabei bis jetzt eigentlich nur verarscht und hingehalten. Zuerst waren meine Sachbearbeiter immer von meinen Plänen begeistert und stimmten darauf die Eingliederungsvereinbarungen ab. Diese habe ich immer erfüllt und spätestens dann war alles plötzlich nicht mehr so gut; es gab dann plötzlich immer Gründe, die eine durch das Jobcenter geförderte Umschulung unmöglich machen würden, obwohl die Voraussetzungen und Umstände immer gleich geblieben sind. Heute weiß ich, dass es immer reine Hinhaltetaktik und Verarschung war - quasi eine Beschäftigungsmaßnahme. Kurz gesagt: Es dreht sich seit Jahren alles im Kreis!

Da ich bei meiner Suche nach einer Umschulung auch viele Arbeitgeber kontaktiert habe, weiß ich, dass meine einzige Chance eine trägergestützte Umschulung ist (hier von der DAA). Am Telefon und vor Ort wurde ich meistens mit folgenden Worten abgewimmelt:

 

  • „Wir bilden prinzipiell keine Umschüler aus."
  • „Ein Hauptschulabschluss reicht uns nicht."
  • „Aufgrund Ihres Alters bezweifle ich, dass es mit unseren anderen Auszubildenden zusammenpasst." (Heute bin ich 33)

 

Also bleiben nur noch Angebote von der DAA und Co. oder die Externenprüfung, aber beides will das Jobcenter nicht fördern, da die Praxis und Firmenbindung fehle. Ich solle doch lieber versuchen durch Praktika eine betriebliche Umschulungsmöglichkeit zu finden. So weit, so gut...! Aber das habe ich schon jahrelang durch - meistens bei Betrieben, bei denen sich später herausstellt das die gar nicht ausbilden (dürfen)🤮 Daher bin ich jetzt an dem Punkt angekommen, die Zusammenarbeit mit dem Jobcenter nur noch auf die üblichen Meldetermine zu beschränken und mir selbst etwas mit meinen begrenzten Mitteln zu finanzieren (wobei mein Vater mir angeboten hat, notfalls die Kosten eines Fernkurses zu tragen), denn mittlerweile habe ich die Schnauze sowas von voll. Ich verstehe den Sinn dahinter auch nicht. Die Berufskraftfahrer-Umschulung hat 12.000€ gekostet (Stand 2017), eine Umschulung bei der DAA kostet hier 7.800€ (Stand 2018). Und was ich auch nicht verstehe, ist: Viele Menschen, die gar nicht arbeiten gehen oder sich weiterbilden wollen, werden in eine Bildungsmaßnahme nach der anderen gesteckt und Menschen, die noch etwas erreichen wollen, werden nur Steine in den Weg gelegt - zumindest ist das mein Eindruck.

Aber zurück zur Frage:
Die Zulassung zur Externenprüfung zum Sport- und Fitnesskaufmann, sowie zu den Prüfungen zum Wirtschaftsfachwirt, Handelsfachwirt, Betriebswirt und Fachkaufmann für Organisation bekam ich allein durch Ehrenämter, die in diese Richtung gingen und einer kurzfristigen selbständigen Tätigkeit im Nebengewerbe (§ 19 UStG - Kleinunternehmerregelung).

Ich würde gerne im Bereich Verwaltung, Personalwesen, Marketing oder Sportmanagement arbeiten.

 

 

Du hattest noch erwähnt, dass deine Familie dir notfalls helfen könnte die Kosten eines Fernkurses zu tragen. Wie hoch liegt denn euer maximales Budget dafür? Gerne kann ich dir helfen nach geeigneten Anbietern für den Fachwirt zu suchen, kenne mich relativ gut in diesem Bereich aus (bin selbst im Personalwesen tätig). 

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vor 9 Stunden hat Ina_Marie geschrieben:

Du hattest noch erwähnt, dass deine Familie dir notfalls helfen könnte die Kosten eines Fernkurses zu tragen. Wie hoch liegt denn euer maximales Budget dafür? Gerne kann ich dir helfen nach geeigneten Anbietern für den Fachwirt zu suchen, kenne mich relativ gut in diesem Bereich aus (bin selbst im Personalwesen tätig). 

Ja, mein Vater würde das machen. Budgetplanungen haben wir noch keine angestellt, aber da mein Vater Frührentner ist, denke ich maximal 150€.

 

vor 15 Stunden hat Ina_Marie geschrieben:

Der Altenpflegehelferin aus deinem Beispiel wurde dann aber nicht „all das verwehrt“, sondern sie hat sich bewusst dagegen entschieden. 

Das stimmt natürlich, aber wenn wir davon ausgehen, dass sie diesen Beruf nicht bis zur Rente machen kann oder will, was dort leider häufig vorkommt, gibt es keine Alternativen ohne beruflich nochmal von vorne anfangen zu müssen.
 

Zitat

Klar, es macht definitiv Sinn, dass du nochmal eine Ausbildung/ Umschulung machst. Ich will dir nur verdeutlichen, dass auch damit vermutlich NICHT DIREKT ein hohes Gehalt folgt. Ohne relevante Berufserfahrung schwierig. Die muss man erst bekommen. 

Das ist mir doch bewusst. Ich beklage nur, dass jemand der Mangels Bildung für den Mindestlohn arbeiten gehen muss, meistens niemals genug verdient, um einen nennenswerten Unterschied zu Sozialleistungserhöhungen merken.
 

Zitat

Du hast ja schon richtig erkannt, dass das Jobcenter nicht dazu verpflichtet ist dir nochmal eine Umschulung zu finanzieren. Jetzt kann man sich jahrelang darüber ärgern oder eben alternative Wege gehen. 

Nur sind diese alternativen Wege auf eigener Faust so kostenintensiv, dass man sie sich in der Regel nicht leisten kann. 
 

Wobei ich in den letzten Tagen eine Frau kennengelernt habe, die selbst beim JC im Arbeitgeberservice arbeitet - wenn auch in einem anderen Bundesland. Mir habe ich vorhin am Telefon einen Schlachtplan entwickelt.

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vor 34 Minuten hat Raven_Blacksky geschrieben:

 

Ja, mein Vater würde das machen. Budgetplanungen haben wir noch keine angestellt, aber da mein Vater Frührentner ist, denke ich maximal 150€.

 

Das stimmt natürlich, aber wenn wir davon ausgehen, dass sie diesen Beruf nicht bis zur Rente machen kann oder will, was dort leider häufig vorkommt, gibt es keine Alternativen ohne beruflich nochmal von vorne anfangen zu müssen.
 

Das ist mir doch bewusst. Ich beklage nur, dass jemand der Mangels Bildung für den Mindestlohn arbeiten gehen muss, meistens niemals genug verdient, um einen nennenswerten Unterschied zu Sozialleistungserhöhungen merken.
 

Nur sind diese alternativen Wege auf eigener Faust so kostenintensiv, dass man sie sich in der Regel nicht leisten kann. 
 

Wobei ich in den letzten Tagen eine Frau kennengelernt habe, die selbst beim JC im Arbeitgeberservice arbeitet - wenn auch in einem anderen Bundesland. Mir habe ich vorhin am Telefon einen Schlachtplan entwickelt.

Anspruch auf Aufstiegs-BAföG könnte bestehen. Es sei denn du beziehst ALG II... Geht meines Wissens nach dann nicht.

 

In diesem Fall würde ich mich auf sämtliche Stellen mit ansatzweise kaufmännischem Bezug bewerben, das kann z.B. Call Center, Bürohilfskraft, Empfang oder Datenerfassung sein. Sachbearbeiterpositionen oder Ähnliches völlig unrealistisch. 

 

Später mit erfolgreicher Fortbildung + Berufserfahrung aber natürlich möglich. 

Bearbeitet von Ina_Marie
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vor einer Stunde hat Ina_Marie geschrieben:

Anspruch auf Aufstiegs-BAföG könnte bestehen. Es sei denn du beziehst ALG II... Geht meines Wissens nach dann nicht.

Meister-Bafög würde man mir angeblich auf das ALGII als Einkommen anrechnen und dann hätte ich weniger als jetzt. Müsste also ohne gehen.

 

Zitat

In diesem Fall würde ich mich auf sämtliche Stellen mit ansatzweise kaufmännischem Bezug bewerben, das kann z.B. Call Center, Bürohilfskraft, Empfang oder Datenerfassung sein. Sachbearbeiterpositionen oder Ähnliches völlig unrealistisch. 

Bin ich schon bei, nur hier im kleinen Kaff gibt es fast keine Arbeit und die öffentliche Verkehrsanbindung ist hier faktisch nicht vorhanden. Aber alle Geschäfte usw. habe ich schon durch.

Bearbeitet von Raven_Blacksky
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vor 5 Stunden hat Raven_Blacksky geschrieben:

Wobei ich in den letzten Tagen eine Frau kennengelernt habe, die selbst beim JC im Arbeitgeberservice arbeitet - wenn auch in einem anderen Bundesland. Mir habe ich vorhin am Telefon einen Schlachtplan entwickelt.

Die dich beim Thema Umschulung berät? Dafür ist der Arbeitgeberservice nicht mal annähernd da. Der Arbeitgeberservice ist Ansprechpartner für Arbeitgeber und versucht eine Passgenauigkeit zwischen angebotener Stelle und potentiellem Bewerber herzustellen. Das Thema Umschulung bzw. Fort-und Weiterbildung läuft aber über andere Bereiche der Arbeitsvermittlung.

 

Auch ist es eine "kann" Leistung. Du bist als LKW Fahrer (auch wenn es dir nicht gefällt) erst einmal "ausgebildet" und ganz gegen deinen Willen kann und würde man eine solche Maßnahme im Sinne der Wirtschaftlichkeit gar nicht durchführen. Nur weil es nicht dein Traumberuf ist, ist das JC aber leider auch nicht verpflichtet dir noch eine und noch eine Umschulung, Fort-oder Weiterbildung zu finanzieren. 

 

Du hättest ja auch die Möglichkeit als Berufskraftfahrer während deiner Schulung zu Arbeiten. Dann wäre die Finanzierung auch kein Problem (und die verdienen nicht mal so schlecht). Das klingt vielleicht hart, aber ich kenne auch beide Seiten. Bis die Kosten für meine Leistung zur Teilhabe am Arbeitsleben übernommen wurden von der DRV, habe ich sie selber gestämmt von meinem Hartz 4 Satz. Hier hat damals das Gespräch mit meinem Anbieter geholfen. Heute sitze ich auf der anderen Seite des Schreibtisches im Jobcenter. Das System ist sicher nicht immer gerecht, aber manchmal muss man auch weg von dem Gedanken "Ich verdiene ja nicht besser als die Regelsatzanpassung". Ich habe sehr viele Kunden die Dankbar über jedes bisschen, wenn auch noch so klein, finanzielle Unabhängigkeit vom Jobcenter sind.

 

Deswegen wäre die Frage (so ich es nicht überlesen habe), warum die Finanzierung über eine Stelle als BKF oder auch nur einen 450 Euro Job nicht in Frage kommt? Denn bei einem 450 Euro Job hast du ja sogar noch mehr als die monatliche Lehrgangsgebühr zusätzlich als Freibetrag zu deinem SGB II.

 

Und ja auch während Corona gibt es diese Jobs. Es ist ja Mittel zum Zweck und muss erst mal nicht gefallen.

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vor 56 Minuten hat polli_on_the_go geschrieben:

Die dich beim Thema Umschulung berät? Dafür ist der Arbeitgeberservice nicht mal annähernd da.

Ja. Sie war zuerst im Call Center, später im U25-Bereich tätig und jetzt beim Arbeitgeberservice. Ich habe sie durch Umwege über Dritte kennengelernt und ihre private Anschrift und Telefonnummer von ihr erhalten.

 

Zitat

Du bist als LKW Fahrer (auch wenn es dir nicht gefällt) erst einmal "ausgebildet" und ganz gegen deinen Willen kann und würde man eine solche Maßnahme im Sinne der Wirtschaftlichkeit gar nicht durchführen.

Da kennst du meinen Sachbearbeiter aber schlecht. Meine Cousine hat denselben und der wollte sie in den Hauswirtschaftsbereich zwingen. Nach Monate der Gegenwehr konnte sie sich dann in einen Job als Bürogehilfin retten - ins Büro wollte sie eigentlich immer.

Die Führerscheine C und CE und die beschleunigte BKF-Quali wurden 2017 beim Jobcenter regelrecht aus dem Fenster geworfen, genauso auch Autoführerscheine und 2500€ Pauschalen zur Anschaffung eines PKWs (sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Aussicht vorausgesetzt). An den Türen hing sogar Werbung. Der Wortlaut lautete in etwa:

 

"Aktuell fördern wir unkompliziert folgende Umschulungen und Qualifikationen:
- Berufskraftfahrer*in im Güterverkehr

(beschleunigte Grundqualifikation + Führerscheine C und CE + ADR-Schein

- Sachkundeprüfung nach § 34a GewO inkl Führerschein der Klasse B

- Altenpflegehelfer*in inkl Betreuungskraft nach § 87b (heute § 53c) + Führerschein der Klasse B

- Hauswirtschaftshelfer*in inkl Führerschein Klasse B

...

 

Sprechen Sie Ihren Sachbearbeiter an"

 

...und dann waren noch zwei Berufe mehr aufgeführt. Jeder, der diese Berufe machen wollte, bekam ohne großen Aufwand den entsprechenden Bildungsgutschein ausgestellt. Und mir wurde die BKF-Quali mit der Aussage angedreht, guten Willen zu zeigen, was sich für die angestrebte kaufmännische Umschulung rechnen würde, sollte mir dieser Beruf nicht liegen. Derselbe Sachbearbeiter steckte mich zB auch mal in eine Maßnahme, in der wir den ganzen Tag Bäume und Ameisenhaufen im Wald zählen mussten. Kurz vor Feierabend mussten wir uns dann vor einem kleinen Backsteingebäude versammeln, wo uns erzählt wurde, wie wichtig Recycling ist. Danach durften wir unsere Unterlagen über die gezählten Bäume und Ameisenhaufen dann gemeinsam in den Altpapiercontainer werfen und dann endlich nach Hause gehen. Wo bei solch einer Maßnahme der Nutzen für den Arbeits- und Ausbildungsmarkt liegen soll, habe ich bis heute nicht verstanden. Und dafür zahlte das Jobcenter dann pro Monat und Teilnehmer ordentlich Kohle.

 

Zitat

Du hättest ja auch die Möglichkeit als Berufskraftfahrer während deiner Schulung zu Arbeiten. Dann wäre die Finanzierung auch kein Problem (und die verdienen nicht mal so schlecht).

Hast du überhaupt schonmal in diesen Beruf reingeschaut? Hier in SH gibt es meistens ein Festgehalt von etwa 2000€ (40Std./Woche laut Vertrag, tatsächlich macht man aber 60), viele Unternehmen zahlen dann im Nahverkehr keine Spesen. Wo es hier Stundenlohn gibt, meistens im Baustellenverkehr, fängt man bei 10 bis 11 Euro die Stunde an. Die Lenkzeit wird in der Regel zwar eingehalten, trotzdem war mein Arbeitstag selten weniger als 12 Stunden, die Regel war, dass ich 13 bis 14 Stunden am Tag unterwegs war. Ich haben diesen Job ca. 5 Monate gemacht und in der Zeit vier Arbeitgeber durchprobiert (Betonmischerfahrer, Baustellenverkehr, Spedition, Heizölkutscher)- überall war es dasselbe! Ich habe es in der Zeit nicht ein mal geschafft einzukaufen, selbst etwas zu Essen zu kochen und die Körperpflege blieb auch auf der Strecke. Ich bin zwischen 6 und 7 angefangen und war vor 20 Uhr selten wieder Zuhause. Ich habe mir dann ein King Menü von Burger King reingepfiffen und bin dann auch gleich ins Bett oder auf dem Sofa eingepennt. Es gibt Berufe, bei denen verdient man auch ohne Berufsausbildung gutes Geld, aber das für den Preis, dass man Null Privatleben hat. Und der Beruf des Kraftfahrers, egal ob Nah- oder Fernverkehr, gehört leider dazu. Und im Fernverkehr sind die Zustände noch schlimmer.

 

Zitat

Deswegen wäre die Frage (so ich es nicht überlesen habe), warum die Finanzierung über eine Stelle als BKF oder auch nur einen 450 Euro Job nicht in Frage kommt? Denn bei einem 450 Euro Job hast du ja sogar noch mehr als die monatliche Lehrgangsgebühr zusätzlich als Freibetrag zu deinem SGB II.

Weil da wo ich wohne keine Jobs existieren. Jetzt wirst du sagen: Dann zieh' doch um! Schön und gut, aber wer auch nur einen Schufa-Eintrag hat, findet kaum noch eine. Bis ich meine aktuelle Wohnung bekommen habe, war ich fast vier Jahre auf der Suche und wohne jetzt in einer Baracke, in der die Nachbarn Drogenabhängig, Alkoholiker und asozial sind. Selbst dafür wollte der Vermieter zuerst eine Schufa-Auskunft haben. Bei mir stehen zum Beispiel gut 4000€ drin - unter einer Anschrift, an der ich nie gewohnt habe. Darum streitet sich mein Anwalt mit der Schufa auch schon seit etwa 1,5 Jahren. Selbst Sozialwohnungen sind hier in der Regel nicht mehr ohne saubere Schufa zu bekommen.

Übrigens....
von einem Nachbarn zum nächsten liegt hier nicht selten ein Kilometer dazwischen, siehe Bild

 

Thema 450€ Job:
Gibt es als Kraftfahrer faktisch nicht. Zumindest wird hier nicht nach Dieselknechte auf 450€-Basis gesucht, siehe Jobbörse der Arbeitsagentur oder Auskünfte vor Ort usw.  Wobei ich gestehen muss, dass es demotiviert von 450€ nur 100€ + X% behalten zu dürfen. Dann kann ich mir auch gleich einen "Job" suchen, wo ich nur 100€ verdiene.

 

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vor 6 Stunden hat Ina_Marie geschrieben:

 

Eine Sache noch:

Vorab sollte ich wohl erstmal klären, ob eine Fachwirt-Fortbildung ohne vorangegangener Ausbildung wirklich Sinn macht. Wäre ich Chef, dann hätte ich auch Bauchschmerzen wenn sich so einer bei mir bewirbt, da ich immer im Hinterkopf habe, dass wichtiges Grundwissen, worauf der Fachwirt aufbaut, wahrscheinlich fehlt. Momentan ziehe ich auch in Betracht bei der Academy of Sports den Fernkurs zum Sport- und Fitnesskaufmann zu machen. Sport ist etwas, was mir sogar sehr liegt.

Bearbeitet von Raven_Blacksky
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