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Frustwissenschaften: Deutsche Hochschulen und Schulen im Onlinemodus


developer

Empfohlene Beiträge

vor 17 Minuten hat psycCGN geschrieben:

Würde das deiner Meinung nach im Umkehrschluss bedeuten, dass man nur genug pfiffige, motivierte und pragmatische Lehrer bräuchte, damit jedes Kind unter den momentanen Zuständen ein Gewinner ist? Oder dass die meisten Lehrer nicht pfiffig, unmotiviert und unpragmatisch sind?

 

Keine Ahnung, worauf du da mit der semantischen Goldwaage hinauswillst. Aber es ist im Moment so, dass das System die Kinder durchs Raster fallen lässt, die nicht durch pfiffige, motivierte und pragmatisch handelnde Lehrkräfte aufgefangen werden. Was das über die anderen Lehrerinnen und Lehrer sagt, das kannst du für dich selbst bewerten. Dass es ein systemisches Problem ist, hatte ich ja bereits erwähnt.

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vor 2 Stunden hat developer geschrieben:

Keine Ahnung, worauf du da mit der semantischen Goldwaage hinauswillst. Aber es ist im Moment so, dass das System die Kinder durchs Raster fallen lässt, die nicht durch pfiffige, motivierte und pragmatisch handelnde Lehrkräfte aufgefangen werden. Was das über die anderen Lehrerinnen und Lehrer sagt, das kannst du für dich selbst bewerten. Dass es ein systemisches Problem ist, hatte ich ja bereits erwähnt.

 

Das hat nichts mit semantischer Goldwaage zu tun. Ich habe nur genauer nachgefragt, damit ich deine Aussage besser einordnen kann. Aber du magst dazu anscheinend nichts genaueres schreiben. Folgendermaßen nehme ich die Dinge wahr:

 

Ich finde das Thema nicht so simpel. An sich sehe ich es ähnlich wie du. Mit viel Einsatz und Engagement fängt man einiges auf, sodass die Schere nicht so extrem weit auseinander geht, wie sie es jetzt tut. Bildungspolitische Versäumnisse sollten meiner Meinung nach aber nicht durch zusätzliches Engagement ausgeglichen werden. Sonst ruht sich die Politik auf den Einsatz der Lehrkräfte aus. Es wird dann zur Normalität und ein Veränderungswille seitens der Politik wird nicht eintreten. Ich denke an solche Sachen, dass Lehrer private Geräte wie Laptop, PC und Handy nutzen müssen. Es wurde bisher kaum etwas vom Dienstherren gestellt. Und zwei PCs in der Schule für das gesamte Schulpersonal reichen vorne und hinten nicht aus. Durch die Pandemie nahm es langsam Fahrt auf, dass den Lehrern 1 Dienstgerät zur Verfügung gestellt wird. Dabei muss man sich allerdings entscheiden, ob man ein Tablet oder einen Laptop haben möchte. Problem hierbei ist allerdings, dass sich das eine besser für die pädagogische Arbeit eignet, das andere besser für Verwaltungsarbeiten. Beide Geräte gibt es nicht. Flächendeckend besitzen noch nicht alle Lehrer eine Dienstmail-Adresse. Private Accounts dürfen eigentlich nicht für Dienstgeschäfte genutzt werden, geschweige denn, mit Eltern darüber zu kommunizieren. Genau so sieht es aus mit Messenger-Diensten für Handys aus (zumindest hier in NRW). Generell ist die Nutzung von Messengern untersagt. Man kann zwar sagen: "Wo kein Richter, da kein Kläger", aber rechtlich bewegt man sich auf sehr dünnem Eis. 

 

Ich würde auch das Elternhaus in die Überlegungen einbeziehen. Gerade die Grundschulkinder können nicht einen Vormittag via Videokonferenz unterrichtet werden. Die Eltern werden unweigerlich mit einbezogen. Manche Kinder brauchen kaum Unterstützung, andere Kinder brauchen viel Unterstützung. Manche Eltern mögen mit der momentanen Situation beruflich gut zurecht kommen. Für andere Eltern ist es eine Katastrophe. Kommen hier mehrere ungünstige Faktoren zusammen, können Kinder auch aus diesem Grund nicht so mitkommen, wie dies im Präsenzunterricht möglich wäre. Außerdem habe ich festgestellt, dass sowohl in Klassen mit regelmäßigen Videokonferenzen als auch in Klassen mit wenigen/keinen Videokonferenzen massive Motivationsprobleme bei den Kindern aufgetreten sind. Das kann ich auch vollkommen verstehen. Am Anfang ist Distanzunterricht cool, aber wird es zur Regelmäßigkeit, dann ist es einfach kein Ersatz für den Präsenzunterricht. Der Wechselunterricht entschärft es gerade wieder etwas. Aber die Betreuung der Distanzkinder kann von den Lehrkräften nicht mehr in dem Ausmaß gewährleistet werden, wie dies unter günstigen Voraussetzungen während des reinen Distanzlernens möglich war. 

 

Viele Lehrer haben, genau wie andere auch, Kinder zu Hause sitzen und sind dadurch ebenfalls belastet. Wenn man dann durch den Wechselunterricht parallel den Distanzunterricht und den Präsensunterricht machen muss, bleibt am Ende nicht mehr so viel Zeit, die Lücken im System durch zusätzliches Engagement zu füllen. 

 

Edit: Ich habe gerade gemerkt, dass man mit diesem Diskussionsstrang wieder ziemlich ins Off-Tonic gerät 🙈 Ich werde also hierzu nichts mehr in diesem Thread posten ^^

Bearbeitet von psycCGN
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vor 20 Minuten hat psycCGN geschrieben:

Edit: Ich habe gerade gemerkt, dass man mit diesem Diskussionsstrang wieder ziemlich ins Off-Tonic gerät 🙈 Ich werde also hierzu nichts mehr in diesem Thread posten ^^

 

Seh ich nicht so. Die Probleme an Schulen und Hochschulen sind sicherlich nicht identisch, aber Gemeinsamkeiten gibt es da schon.

Dass viele Dozenten parallel zu ihren Live-Vorlesungen, Seminaren etc. pp. Kinder zu Hause haben und eigentlich betreuen müssten ist hier auch immer wieder Thema. Bei vielen Studierenden ebenso.

 

@Markus Jung Thread aufteilen oder dürfen wir hier Schulen und Hochschulen gleichzeitig diskutieren?

Ich frag lieber jetzt bevor sich der Thread nachher nicht mehr sinnvoll teilen lässt. :)

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vor 2 Stunden hat psycCGN geschrieben:

Bildungspolitische Versäumnisse sollten meiner Meinung nach aber nicht durch zusätzliches Engagement ausgeglichen werden.

 

Da fehlt mir noch ein Wörtchen: Sie sollte nicht ausgeglichen werden müssen. Denn es hilft auch nichts, nur auf das System zu zeigen, denn so ist den Kindern in der konkreten Notsituation (die seit einem Jahr besteht) leider auch nicht zu helfen. Auch wenn es natürlich völlig berechtigt ist.

 

An der dreizügigen Grundschule meines ältesten Kindes ist der Umgang mit digitalen Lernmmitteln bereits eine Lotterie in Bezug auf die Klassenlehrerin, bei der wir Glück hatten. Aber selbst sie wird bereits durch ihre beiden Kolleginnen der Jahrgangsstufe ausgebremst und schämt sich (O-Ton) über die 30 Jahre alten Arbeitsblätter, die sie verwenden muss. Ich will mich da jetzt nicht in Details verlieren, aber es ist, wie gesagt, ein systemisches Problem, das mittelfristig aufgebrochen werden muss. Kurzfristig aber hilft den Kindern nur der ganz konkrete über das geforderte Maß hinausgehende Einsatz ihrer LehrerInnen. Erfolgt der nicht, hängt ihr Bildungserfolg, wie du sagst, noch vom Elternhaus ab als ohnehin schon. Was nicht sein darf in meinen Augen.

 

Bei uns hieß das bspw. ganz konkret, dass ich mich damals hingesetzt und ihr Zoom erklärt habe. Das war hinten und vorne nicht DSGVO-kompatibel, aber es war ein Anfang und hat ihr erlaubt, mit ihren Schülern wieder in Kontakt zu treten. Von der Schule, die sich selbst rühmt eine "Tablet-Schule" zu sein, kam bis heute nichts, außer dem Hinweis, dass man schon vor fünf Jahren die Schulwebsite modernisiert hat.

 

Kinder in der Notbetreuung hatten während des letzten Lockdowns Pech und konnten nicht an den Video-Konferenzen ihrer Klassen teilnehmen, da es der Schule an Hardware, Wissen und Personal dafür fehlt, um es vor Ort durchzuführen. Das muss man sich im Jahr 2021 mal vorstellen ... aber gut.

 

vor 2 Stunden hat psycCGN geschrieben:

Kommen hier mehrere ungünstige Faktoren zusammen, können Kinder auch aus diesem Grund nicht so mitkommen, wie dies im Präsenzunterricht möglich wäre.

 

Absolut. Bei uns wurden über Nacht Leistungsstanderhebungen eingeführt, auf Deutsch: Es gibt jetzt in den Kernfächern Noten. Wie regulär im Lehrplan vorgesehen, völlig egal was in der Welt gerade los ist. Da kamen nun diverse Kinder aus unserer Klasse mit Fünfern und Sechsern als ihren ersten Ergebnissen während ihrer Bildungskarriere nach Hause.

 

vor 2 Stunden hat psycCGN geschrieben:

Viele Lehrer haben, genau wie andere auch, Kinder zu Hause sitzen und sind dadurch ebenfalls belastet. Wenn man dann durch den Wechselunterricht parallel den Distanzunterricht und den Präsensunterricht machen muss, bleibt am Ende nicht mehr so viel Zeit, die Lücken im System durch zusätzliches Engagement zu füllen. 

 

Das ist bei uns bspw. der Fall. Insofern applaudiere ich unserer Lehrerin umso mehr und unterstütze sie, wo ich nur kann. Für jene ihrer Kolleginnen, die auf Wegen und Mitteln beharren, die dem entsprechen, was sie immer schon gemacht haben, und sich fatalistisch ihrem Schicksal ergeben, habe ich aber kein Verständnis.

 

Aber damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich will kein Lehrer- oder Dozenten-Bashing betreiben. Wie mein kleines Beispiel mit der Jahrgangsstufe und den Arbeitsblättern zeigt, gibt es oft wenig Spielraum und keine Situation gleicht der anderen. Zudem gibt es sehr viele sehr schöne und motivierende Beispiele, sowohl von einzelnen Lehrkräften als auch von ganzen Schulen.

 

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