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Selbstführende Teams - Chancen und Grenzen


Herbstkind

Empfohlene Beiträge

@Herbstkind - sorry für die späte Antwort, ich hab in den letzten Tagen sehr viele Überstunden gemacht und dann meine "private" PC Zeit extrem reduziert. 

Am 5.6.2021 um 09:58 hat Herbstkind geschrieben:

Danke @Cocooned für das Aufzeigen der aufgetretenen Schwierigkeiten. 

 

Sehr gerne, das Thema beschäftigt mich auch schon sehr lange. Durch diverse Coachings und Seminare hab ich inzwischen auch meinen eignen Blick auf die Dinge entwickeln können. Nur als "nicht Manager" ist es bei uns extrem schwer seine eignen Ideen einzubringen.

 

 

Am 5.6.2021 um 09:58 hat Herbstkind geschrieben:

Gab es eine externe Begleitung zu diesem Umstrukturierungsprozess und wenn ja, waren die oberen Ebenen hier involviert?

Die Chronologie des Chaos (sorry für mein Denglish - bei uns wird hautsächlich Englisch kommuniziert):

 

  • Start - Anstossen des neuen "Mindsets" und der "Ways of Working" durch den Teamleiter
    • Mäßiger Erfolg und viele Reibereien
  • Nach ca 9 Monaten: Neuausrichtung und Neustart mithilfe von externen Coaches (2 Coaches für 1 Woche Vollzeit bei uns. Danach noch einige Monate zu speziellen Events
    • Problematisch war hier der angebliche ergebnisoffene Workshop zum Start "wie wollen wir künftig Arbeiten" - es stellte sich später heraus, dass unser Abteilungsleiter schon vorab darauf hingearbeitet hat, dass es Scrum wird
  • Nach ca 18 Monaten wurde ich "Scrum Master" des Teams und wir haben aufgrund einer Reorganisation wieder eine mehrwöchiges Coaching bekommen
    • Für mich meine schwierigste Zeit im Team
      • 80 % Teilzeit (Elternzeit) bei vollen 5 Arbeitstagen
      • 50% davon sollte ich "normal" Arbeiten und 50% die Rolle des Scrum Masters einnehmen
      • Hier wurde mir bewusst wie sehr der Abteilungsleiter im Hintergrund versucht das System nach seinem Ideal auszurichten und viele "Entscheidungen" des Teams beeinflusst werden sollten
      • Nach 10 Monaten habe ich die Rolle auf eigenen Wunsch aufgegeben
  • Nach ca 30 Monaten - zusammenlegen von 2 Abteilungen und Umzug in einen Neubau
    • Mehrer Wochen Coaching
    • Neue Teams
    • Und eine neue (Vollzeit-)Stelle des Agile Coachs 
  • Der Abteilungsleiter hat die Abteilung nach ca 3,5 Jahren verlassen
  • Ich nach 4 Jahren (das war 2019)
  • Diese Woche wurde verkündet das man die crossfunktionalen Teams abschafft und sich reorganisiert

Das mittlere Management war immer involviert, hier muss ja auch das Budget freigeben werden. In einem Konzern klingen Aussagen wie der folgende Buchtitel ja auch super: Scrum: The Art of Doing Twice the Work in Half the Time.

 

Ich Arbeiten inzwischen in einer Schnittstellenfunktion zur alten Abteilung. Hier bin ich alleine für meinen Bereich einer Projektumsetzung verantwortlich und kann wirklich frei und selbstbestimmt arbeiten. Das ist viel agiler als die vielen Monate zuvor.

 

Es war aber in den Situationen auch nicht immer alles schlecht, aber Rückblind vieles eher suboptimal.

 

 

Am 5.6.2021 um 09:58 hat Herbstkind geschrieben:

Schade, dass es hier zum Weggang von Personen gekommen ist und scheinbar das mittlere Management nicht wahrnimmt, dass hierdurch ein Verlust für die Organisation entstanden ist.

Die Personen sind fast alle noch im Unternehmen tätig, daher schwächt das im Prinzip nur eine Abteilung und stärkt die anderen Abteilungen. Bei uns wird aber leider in vielen Bereichen die Meinung vertreten, dass jeder Ersetzt werden kann und dies spürt man in solchen Gesprächen recht deutlich.

 

 

Interessant war auch mein Besuch auf der Messe "Manage Agile" in Berlin. Hier sieht man, dass ganz viele große Konzerne ihr Mitarbeiter auch auf solche Messen und die zugehörigen Workshops schicken um "Wissen" aufzubauen. An den "Get together" oder "Networking" Abendenden lernt man diese Menschen dann auch mal etwas kennen. Vor allem diejenigen "mit dem Bier in der Hand" sind dann recht offen und beschreiben sehr vergleichbare Szenarien in den anderen großen Konzernen.

 

Mein Eindruck ist aktuell, dass sich "schlanke Prozesse", "transparentes Arbeiten" und "Selbstbestimmung der Mitarbeiter", um nur einige Begriffe zu nennen, sehr schwer in einen historisch gewachsenen Konzern implementieren lassen.

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@Cocooned - Wie sind stehen hier ja nicht unter Zeitdruck und bei diesem doch umfassenderen Thema sind Beiträge eher nicht mal so nebenbei gelesen / geschrieben, also alles gut 😊

 

Deine beschriebene "Chronologie des Chaos" liest sich von außen schon sehr anstrend und frustrierend an einigen Stellen. Was ich an Informationen herauslese ist, dass hier eine gute Menge an Geld für Coaching reingeflossen ist, dieses jedoch nie wirklich darauf ausgelegt war in ein wirklich selbstbestimmtes und kreatives Arbeiten zu kommen. Schade finde ich hier, dass externe Coaches sich scheinbar haben so beeinflussen und dies entrpechend mit sich machen lassen haben.

 

Immer wieder lese ich in meinen Studienbriefen zum Studiengang Organisationsentwicklung, wie unumgänglich das Vertrauen und die Freigabe der Führungsebene zur Ergebnisoffenheit an Teams ist, um einen solchen Prozess anzugehen.

 

Am 13.6.2021 um 20:54 hat Cocooned geschrieben:

Bei uns wird aber leider in vielen Bereichen die Meinung vertreten, dass jeder Ersetzt werden kann und dies spürt man in solchen Gesprächen recht deutlich.

 

Danke für den "Realitätsabgleich", ich bin beruflich ja in einem ganz anderen Bereich angesiedelt - hier ist es mir in Einzelfällen schon auch manchmal zu viel an Verständnis und Hand reichen des Dienstgebers gewesen, zu Kosten von Teams und Menschen die durch uns begleitet werden.

 

Am 13.6.2021 um 20:54 hat Cocooned geschrieben:

Mein Eindruck ist aktuell, dass sich "schlanke Prozesse", "transparentes Arbeiten" und "Selbstbestimmung der Mitarbeiter", um nur einige Begriffe zu nennen, sehr schwer in einen historisch gewachsenen Konzern implementieren lassen.

 

Den Einrduck teile ich. Gerade auch, wenn wie in Eurem Fall eine solche Idee der Umstrukturierung einer Abteilung übergestülpt wird.

 

Mein Ansatz, mit dem es eventuell gelingen könnte wäre es, dass die Intention sich neu zu organisieren und selbstführend zu arbeiten, entweder aus einem bestehenden Team heraus entstehen müsste, oder aber eine Art Pilotprojekt zu starten wäre, zu dem sich Freiwillige bereit erklären, die dies angehen und Energie hineinstecken möchten, inklusive ggf. auch dem Dazuholen von externen Personen, die bereits erfolgreich in derartigen Teams tätig waren.

 

In meinem beruflichen Kontext war es sicher hilfreich, dass wir uns komplett neu aufgestellt haben (Leitungswechsen nach 30 Jahren, Wechsel des Sozialgesetzbuches und der Zielgruppe, neues Fachkräftegebot (wer bleiben wollte bekam eine Qualifizierungsmaßnahme gezahlt, wer den Weg nicht mitgehen wollte wurde innerhalb des Werkes woanders tätig) und Auszug aus einem großen Komplex in mehrere Standorte an denen die Teams nur für sich ihren Weg finden konnten, so zu arbeiten wie es für sie sinnvoll und für die Aufgaben die sie inne haben zielgerichtet ist.

Bearbeitet von Herbstkind
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  • 2 Wochen später...

Während des Communityabends gab es die Überlegung, dieses Thema mit den Diskussionsteilnehmern und weiteren daran interessierten Benutzern im nicht-öffentlichen Live-Austausch noch zu vertiefen und auch denen die Möglichkeit zur Teilnahme zu geben, denen ein schriftlicher Austausch zu diesem komplexen Thema möglicherweise zu aufwändig ist.

 

@Herbstkind als Themenerstellerin hat sich bereiterklärt, die Moderation zu übernehmen. Möchtest Du, @Herbstkind, einen Terminvorschlag für die nächste Woche machen (bitte mit Ausnahme von Dienstagabend, 29.06., da es dort bereits ein Live-Interview gibt)?

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vor 6 Minuten hat Markus Jung geschrieben:

Möchtest Du, @Herbstkind, einen Terminvorschlag für die nächste Woche machen

 

Sehr gerne 😊

 

Wie wäre es am Mittwoch,  30.06., um 18:30 Uhr?

 

Alternativ würde auch der 01.07. Um 19 Uhr passen.

 

Würde mich freuen,  wenn diese Idee Anklang findet!

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Am 24.6.2021 um 10:48 hat Herbstkind geschrieben:

Wie wäre es am Mittwoch,  30.06., um 18:30 Uhr?

 

Gerne dann. Allerdings schlage ich vor, dass der Termin nur stattfindet, wenn sich bis einschließlich Dienstag mindestens zwei Diskussionsteilnehmer:innen zusätzlich zu denen (an)melden, die eh schon am Communityabend über das Thema diskutiert haben.

 

Ich richte dann gerne einen Raum über StreamYard ein für die nicht-öffentliche Diskussion und teile hier den Link kurz vorher.

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vor 7 Minuten hat Markus Jung geschrieben:

Gerne dann. Allerdings schlage ich vor, dass der Termin nur stattfindet, wenn sich bis einschließlich Dienstag mindestens zwei Diskussionsteilnehmer:innen zusätzlich zu denen (an)melden, die eh schon am Communityabend über das Thema diskutiert haben.

 

Ja, gehe ich mit mit Deinem Vorschlag, den Termin nur dann stattfinden zu lassen, wenn es mindestens zwei weitere Personen gibt, die Lust haben hier gemeinsam in den Austausch in Echtzeit zu gehen ☺️

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Gerne möchte ich ergänzend zu dem generellen Anliegen, mit diesem Thema einen fachlichen Live-Austausch von Menschen die hier in der Community aktiv sind zu testen, für mich spannende Betrachtungspunkte für den Abend als Fragestellung hier vorab anbringen:

 

- Welche Bereiche / Organisationen könnten von dem Konzept selbstführender Teams profitieren, wo wären im Gegenzug die Risikofaktoren des Scheiterns zu hoch?

 

- Wie groß sollte die maximale größe solcher Teams sein, um arbeitsfähig zu bleiben? Und wie kann hier mit sich ggf. entwickelnden inoffiziellen Führungsstrukturen umgegangen werden? Hier auch mit Blick auf die Teamkomposition.

 

- Führen von Teams bedeutet aus systemischer Sicht, dass eine unsteuerbare Einheit gesteuert werden soll. Wie kann trotz dieser Gegebenheit, wenn dann auch noch die Selbstführung hinzukommt, eine notwendige Kontrolle  oder ein Rahmen der Organisation mit Blick auf Unternehmensziele erhalten bleiben?

 

- Welche Rolle spielen die direkten Vorgesetzten eines solchen Teams?

 

Ein Blick auf Beurteilungen während der Probezeit oder auch generell von den tätigen Fachkräften wäre zudem spannend für mich, wie hier anders gedacht werden müsste bei der Einführung Selbstführender Teams.

 

Soweit von mir, vielleicht gibt es aber auch Interesse über ganz andere Aspekte des Themas zu sprechen ☺️

Bearbeitet von Herbstkind
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