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Wie jüngere und ältere Menschen lernen (?)


Markus Jung

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Unter der Überschrift "Was 50- vom Studieren 50+ lernen kann" hat die SRH Fernhochschule eine Pressemitteilung veröffentlicht, die ich hier gerne weitgehend komplett wiedergeben und zur Diskussion stellen möchte.

 

Findet ihr euch darin wieder, wie das Lernverhalten der jüngeren Generation und das der älteren Generation, gerade auch in Bezug auf ein akademisches Fernstudium, hier charakterisiert wird?

 

Hier die Auszüge aus der Meldung:

 

Aktives Lernen in Form eines Studiums war bis vor wenigen Jahren vermeintlich noch der jüngeren Generation vorbehalten. Inzwischen machen Lernwillige über 50 Jahre jedoch fast 5% aller Studierenden aus! Dabei handelt es sich keineswegs um ein „Seniorenstudium“, Studium Generale oder Gasthörerstudium, wie es lange Zeit für ältere Studieninteressierte bezeichnet wurde. Die Generation 50+ verfolgt mit einem Studium konkrete Ziele wie berufliches Vorankommen oder nochmal eine Umorientierung in den letzten Jahren bis zur Rente. Doch oft wird gerade dieser Generation nachgesagt, dass sie sich mit dem Erlernen von neuen Inhalten schwerer tut als die Jüngeren. Ist dem wirklich so? Frauke Kempner, Fachdozentin für Digital Education und Leadership an der SRH Fernhochschule, berichtet von ihren Erfahrungen.

 

Lernen alt und jung

 

Fakt ist: jeder Mensch ist anders und jeder Mensch lernt auch anders. Während der eine gut auswendig lernen kann, muss sich der andere die Inhalte eines Textes schriftlich selbst zusammenfassen, mit Textmarkern arbeiten oder auch Kommentare und Merkhilfen an den Rand schreiben. Das hat grundsätzlich nichts mit einer Generationen- oder Alterszugehörigkeit zu tun, aber es lassen sich durchaus Unterschiede im Generationenlernen beobachten.

 

LernSnacks sind das Brain(Fast)Food der jüngeren Generationen.

„Diese Unterschiede lassen sich recht gut an dem Wort ‚Information‘ festmachen“, führt Frauke Kempner aus. „Die jüngere Generation hat oftmals das Problem des Informationsoverflow. Ständig ploppen WhatsApp- oder TikTok-Benachrichtigungen auf, das Warten auf den Bus muss bei Instagram genauso gepostet werden wie der Bad-Hair-Day. Das führt dazu, dass das Gehirn schnell mit Informationen überladen ist, die wenig Platz für Neues lassen. Dies macht sich besonders dann bemerkbar, wenn Lernstoff z.B. für eine Prüfung über einen längeren Zeitraum gemerkt werden muss.“ Aus diesem Grund ist bei der jüngeren Generation das Lernen über mehrere Stunden, inklusive dem Abschotten im eigenen Zimmer, kaum noch en vogue. Vielmehr sollte der Lernstoff in überschaubare Happen gegliedert sein, möglichst viele Sinne gleichzeitig ansprechen und Informationen auf das Nötigste reduzieren. Lernerfolge müssen schnell sichtbar sein, sonst ist es mit dem Interesse oder auch der Disziplin zum Lernen schnell vorbei. Dazu gehört auch, dass der Lernstoff seitens des Lehrpersonals ansprechend aufbereitet sein muss. Strukturierte Lernpfade, einzelne Module und kleine Schritte, schnelle Erfolge und einfache Sprache sind Elemente, die gerade bei der jüngeren Generation dafür sorgen, dass Wissen und Inhalte förmlich nebenbei erlernt werden können und somit keinen Stress verursachen. Handelt es sich um größere und komplexere Inhalte, so wird auch häufig die Taktik des Auswendiglernens angewandt, ohne Sinn und Inhalt zu verstehen. Ganz nach dem Motto: vier gewinnt – es reicht, um die Prüfung zu bestehen.

 

Lernen als Komplettmenü.

Ältere Studierende setzen demgegenüber auf konservative Lernmethoden. Dazu gehört z.B. das Aufschreiben von Vokabeln, das Hinterfragen von Inhalten und Fremdwörtern, wenn Sie etwas nicht verstehen oder die penible Auseinandersetzung mit Regeln und Theorien. Sie wollen das System hinter den Fachinhalten verstehen und sich nicht mit „das ist nun mal so“ abspeisen lassen. 

Das kostet in der Regel Zeit und das Lernen dauert somit länger. Deshalb wird sich gerade bei der Generation 50+ „Zeit zum Lernen“ genommen. „Lernen ist für diese Generation ein Luxusgut“, so die Fachdozentin. „Meistens verbindet sie damit ein konkretes Ziel. Das kann das berufliche Vorankommen in den letzten Jahren bis zur Rente, ein persönliches Interesse für Fächer, die man als junger Mensch vielleicht nicht studieren wollte oder konnte oder tatsächlich nochmal die berufliche Umorientierung sein. Die Kinder sind aus dem Haus, Kredite sind abbezahlt, nach 30 Jahren im Beruf möchte man vielleicht nochmal was anderes machen oder ist sogar aus gesundheitlichen Gründen dazu gezwungen.“ Studierende 50+ haben mehr als die jüngere Generation den Anspruch, das Gelernte direkt in die Praxis zu übertragen. Zu lernende oder neue Inhalte versuchen sie im Gegensatz zur jüngeren Generation mit Erfahrungen aus dem eigenen Berufsleben zu verknüpfen. Bei einer neuen Theorie wird sofort überlegt, wo ihnen das Phänomen schonmal im Alltag begegnet ist.

 

Wer lernt besser, 50- oder 50+?

„Dass sich die ältere Generation im Lernen schwerer tut, halte ich für einen Irrglauben“, resümiert Frauke Kempner. „Vielmehr lässt sich hinterfragen, was die jüngere Generation gerade in dieser Hinsicht noch von den Älteren lernen kann. Ich denke da an Faktoren wie Durchhaltevermögen, Geduld oder kritisches Denken. In Vorlesungen freue ich mich über jeden älteren Teilnehmenden, der aus der beruflichen Praxis komplexe Theorien mit eigenen Beispielen anreichert und anderen, jüngeren Studierenden damit zugänglicher machen kann“, so die Dozentin. Die jüngere Generation muss vielfach erst lernen zu lernen. Dies geschieht nicht mal eben so nebenbei, durch YouTube-Videos, Learning-Snacks und Auswendiglernen im Bus. Lebenslanges Lernen ist ein Prozess, kein Produkt, welches gerade in unserer Gesellschaft ein großes Luxusgut darstellt und auch genauso gesehen werden sollte. Nichtsdestotrotz darf sich aber auch die ältere Generation mal zutrauen, „auf Lücke zu lernen“ und dem Motto „vier gewinnt zu folgen“. Denn Lernen darf auch einfach nur Spaß machen!

Bearbeitet von Markus Jung
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