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Psychotherapie-Studium im Kontrast zum Heilpraktiker Psychotherapie


Conny@SH

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Ich wollte mal jahrelang Heilpraktiker werden. Aus vielen Gründen hat das nie geklappt. 😕

 

Was mich als Schweizerin sicher auch unbewusst blockierte, war der Umstand, dass Heilpraktiker in Deutschland kein echter Beruf ist, sondern ein geduldetes Rechts-Gebilde neben den Ärzten und Psychotherapeuten mit Approbation. Heilpraktiker legen keine Berufsprüfung ab, sondern gehen beim Gesundheitsamt zu einer Überprüfung. Wer sich mit dem Thema befasst, weiss um die enormen Durchfallsquoten bei HP-Überprüfungen und den Umstand, dass diese Prüfung nicht gewährt, dass jemand am Ende auch eine standardisierte Mindestqualifikation hat (was man ja eigentlich erwarten müsste). Ganz verheerend finde ich, dass es eine Schulmedizinische Überprüfung ist und Naturfachliches Wissen weder geprüft wird, noch eine entsprechende Fachausbildung am Überprüfungstag nachgewiesen werden muss. Nur bei den Psychotherapie-Heilpraktiker verlangen einzelne Gesundheitsämter einen solchen Nachweis.

 

Da es bisher kein staatlich geregelte Ausbildung gibt, kann der Gesetzgeber Heilpraktiker nach Gutdünken in der Ausübung der Berufsfreiheit einschränken, was auch geschieht. Ob das richtig ist oder nicht, soll hier nicht Thema sein, sondern nur als Hinweis, dass es einem HP passieren kann, dass er Methoden plötzlich nicht mehr praktizieren darf. 

 

Natürlich haben die hohen Durchfallquoten weniger mit Willkür der Prüfer zu tun haben, sondern mit Massen an Anwärter, die sich mit Kursen oder selbstorganisiert auf die Überprüfung vorbereiten und eben doch nicht genug wissen. Das Wissen, das ein Anwärter zur Überprüfung mitbringen muss, ist durchaus nicht zu unterschätzen. Mittlerweile kommt das Niveau vermutlich dem 1. Ärztlichen Staatsexamen schon ganz nah. Das ändert aber alles nichts daran, dass Heilpraktiker wenig Berufsschutz haben.

 

Ganz anders ist in der Schweiz. Da gibt es für Heilpraktiker geregelte Berufsausbildungen und eine ordentliche berufsrechtlich geregelte Berufsprüfung, wie bei allen anderen Berufen auch. Hat man die Berufsabschlussprüfung bestanden, kann einem diese auch nicht wieder weggenommen werden. Und nein: eine Rückkehr in die Schweiz kommt für mich nicht in Frage. Und irgendwie bin ich auch nach über 20 Jahren Deutschland über die Deutsche Lösung einfach nicht wirklich glücklich und stört mich.

 

Nun gibt es in Deutschland auch noch den Konstrukt der in Fachgebiete beschränkten Heilpraktiker - z.B. Psychotherapie. Das vorgenannte gilt auch hier.

 

Da ich durch persönliche Umstände die letzten 4 Jahre intensiv mit Psychologie und Psychotherapie in Kontakt kam, habe ich an mir selbst Fähigkeiten erkannt, die brach liegen. Der Psychotherapieweg über die alte Studienordnung war für mich nicht mehr umsetzbar. 

 

Da ich kein Abitur habe und 54 jährig bin, sehe ich den Weg klassisch bis zu einer Kassenpraxis nicht mehr für mich. Zumal die Richtlinienverfahren eh nicht meine Wahl wären.

 

Nun kam ja hier vorige Tage die Meldung zum ersten Psychotherapie-Fernstudium der IU Health. Puh, da wurde ich kurz kribbelig.

Weiss jemand hier, ob es möglich ist, mit dem Psychotherapie-Studium nach der neuen Ordnung (mal unabhängig ob Fernstudium oder Präsenzstudium) genauso wie ein Arzt nach dem Studium eine Privatpraxis zu eröffnen. Also auf eine Richtlinienverfahren-Ausbildung zu verzichten und sich in einer oder mehreren der x anderen Psychotherapieverfahren auszubilden und eine Selbstzahlerpraxis hochzuziehen ?

 

Ein Arzt kann das ja auch. Der muss ja auch keinen Facharzt ranhängen und kann eine Privatpraxis mit dem erfolgreich absolvierten Medizin-Studium eröffnen.

 

Bleibt dann noch die Frage nach der Zukunft der Heilpraktiker beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie ? Welchen Grund gibt es noch für den Gesetzgeber diese Heilpraktiker Psych aufrechtzuerhalten, wenn das neue Psychotherapiestudium die Erlaubnis zum Heilen durch die Approbation beinhaltet ?

 

Das wäre ja wieder Wasser auf die Mühlen derer, die die HPs gerne abgeschafft sehen. 

 

Mich würde durchaus noch Biodynamische, bioenergetische Psychotherapie, Traumatherapie und psychokinesiologische Arbeit reizen. Aber fundierter ausgebildet als über den Heilpraktiker-Weg. Ein Schweizer hat doch einfach einen Hang zu Qualität 😉

 

Und in der heutigen Zeit denke ich auch gerne international. Wer weiss, wo mich das Leben noch hintragen könnte. Mit einem Deutschen Heilpraktiker-Schein würde ich nicht mal in der Schweiz ernst genommen und dürfte damit auch nicht praktizieren. Da hiesse es auch: Ausbildung nach Schweizer Standards, mit Prüfung und Zulassungsverfahren.  - Nö, kein Bock. Danke...

 

In anderen Ländern kennt man den Heilpraktiker-Konstrukt gar nicht und ein Medizinstudium wäre unabdingbar, um international heilend tätig sein zu dürfen. 

 

Wie sieht es den mit den Psychotherapeuten international aus (zumindest Europa )?

 

Ich freue mich über alle Hinweise zu meiner Hauptfrage und Nebenbemerkungen, damit ich hoffentlich etwas schneller einen Überblick bekomme und nicht wochenlang ausufernd recherchieren muss und hoffen, dass der Algorithmus mir nach Tagen neue Suchwege ebnet.

Bearbeitet von Markus Jung
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vor 3 Stunden schrieb Conny@SH:

Weiss jemand hier, ob es möglich ist, mit dem Psychotherapie-Studium nach der neuen Ordnung (mal unabhängig ob Fernstudium oder Präsenzstudium) genauso wie ein Arzt nach dem Studium eine Privatpraxis zu eröffnen. Also auf eine Richtlinienverfahren-Ausbildung zu verzichten und sich in einer oder mehreren der x anderen Psychotherapieverfahren auszubilden und eine Selbstzahlerpraxis hochzuziehen ?

 

An sich kann man eine Selbstzahlerpraxis hochziehen, ja. Dafür benötigst du nicht unbedingt ein Psychotherapiestudium. Je mehr Qualifikationen du vorweist, einen umso kompetenteren Eindruck kannst du natürlich vermitteln. Und da es hier um eine Selbstzahlerpraxis geht, meine ich, sind Qualifikationen und Kompetenzen ebenso wichtig, wie in jeder anderen Praxis auch. Ich muss gestehen, dass ich lieber zu einem Therapeuten in eine Selbstzahlerpraxis gehen würde, der beispielsweise Psychologie studiert hat, ausgebildeter systemischer Therapeut ist und über Berufspraxis verfügt als in eine Praxis mit einem Heilpraktiker als Therapeut, der irgendwelche "nebulösen" Therapieausbildungen besucht hat (Mal ganz davon abgesehen, dass viel passieren muss, damit ich überhaupt in eine Selbstzahlerpraxis gehe). Ich glaube allerdings, der Titel des HP ist wichtig, um eine psychotherapeutische Praxis zu eröffnen, die sich eben so nennen darf. Trotzdem darf man sich selbst wiederum nicht Psychotherapeut nennen. Und mit dem HP kann man wohl mit einigen privaten Krankenkassen abrechnen.

 

 

vor 3 Stunden schrieb Conny@SH:

Bleibt dann noch die Frage nach der Zukunft der Heilpraktiker beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie ? Welchen Grund gibt es noch für den Gesetzgeber diese Heilpraktiker Psych aufrechtzuerhalten, wenn das neue Psychotherapiestudium die Erlaubnis zum Heilen durch die Approbation beinhaltet ?

 

Hier habe ich folgenden Link gefunden: https://medwatch.de/2021/07/28/heilpraktiker-beruf-abschaffen-gutachten-berufsfreiheit/

Das ganze Thema ist zur Zeit ergebnisoffen.

Bearbeitet von psycCGN
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Ich habe den Heilpraktiker für Psychotherapie und kann zum Thema Selbstzahlerpraxis vielleicht folgendes sagen:

Den Bedarf an psychotherapeutischer Hilfe gibt es ungebrochen, vielleicht mehr denn je. Aber oft sind diejenigen, die diese Hilfe benötigen, nicht diejenigen, die sie aus eigener Tasche bezahlen können. Es gibt natürlich privat Versicherte, mit denen man in der Theorie abrechnen kann. Hier muss allerdings gesagt werden, dass es entscheidend auf die Versicherungsgesellschaft sowie den konkret abgeschlossenen Vertrag ankommt. Oft sind speziell psychotherapeutische Leistungen durch Heilpraktiker für Psychotherapie ausgeklammert oder nur auf die GebüH Höchstsätze beschränkt, die aus den 80er Jahren stammten. Eine vollumfängliche Übernahme der Kosten erfolgt also kaum. Bei Beamten hat die Beihilfe die Übernahme von psychotherapeutischen Leistungen durch Heilpraktiker für Psychotherapie ausgeschlossen, indem es die entsprechenden Ziffern aus dem GebüH nicht erstattet. 

 

Kurzum: Die Bereitschaft, selbst für eine Psychotherapie zu bezahlen, ist eher gering unter der Bevölkerung bzw die finanziellen Möglichkeiten eingeschränkt. Die Arbeit mit einem Kostenträger wäre einfacher, ist aber häufig blockiert. Daher sind viele Heilpraktiker für Psychotherapie meiner Erfahrung nach darauf angewiesen, ein zweites Standbein zu haben. Viele arbeiten als Trainer oder bieten Präventionskurse an. Viele führen eine Praxis nur als Nebenbeschäftigung und verdienen das Gros ihres Einkommens über den Hauptberuf. Ich kenne eine Kollegin, die in ihrem Hauptberuf tätig ist, eine Praxis betreibt, in einer Heilpraktikerschule unterrichtet, Therapie- und Methodenausbildungen organisiert und dann noch Prüfungsliteratur für Heilpraktiker Psychotherapie veröffentlicht plus gelegentlich Vorträge hält. Wenn sie sagt: "Ich bin in meiner Praxis voll ausgelastet" meint sie damit eher 3 bis 5 Klienten pro Woche. Mehr bekommt sie bei dem Programm zeitlich gar nicht unter bzw nur, wenn sie das andere pausiert.

 

Um erfolgreich mit seiner Praxis als Heilpraktiker zu sein, muss man m.M.n. etwas anbieten, was es sonst so in der Umgebung nicht gibt und bezahlbar ist. Es gibt immer wieder Heilpraktiker Psychotherapie, die es doch irgendwie schaffen, eine einigermaßen gut laufende Praxis zu haben. Den letzten, den ich in dieser Richtung kennengelernt habe, hat Hypnose zur Gewichtsreduktion und Raucherentwöhnung angeboten. Das schien tatsächlich einigermaßen einträglich zu sein. Aber die meisten Kollegen gehen irgendwann dazu über, Ausbildungen in dem anzubieten, was sie erfolgreich durchführen. Sobald das eintritt, geben viele ihre Praxen auf und widmen sich vollständig der Ausbildung, weil damit in kürzerer Zeit besser verdient werden kann als in einer Praxis.

 

Um nun aber zurück zum eigentlichen Thema zu kommen: Auch als Psychotherapeut nach neuem PsychThG wird es ähnlich schwierig sein, mit einer Selbstzahlerpraxis finanziell einträglich zu arbeiten. Mag sein, dass es einfacher sein wird, auch andere Tätigkeiten auszuüben (z.B. Gutachtertätigkeiten o.ä) oder freiberuflich mit Unternehmen zu kooperieren (z.B. TÜV), damit ließe sich ein zweites Standbein einfacher aufbauen. Die Abrechnung mit Versicherungen/ Krankenkassen bleibt möglicherweise gleich schwierig. Zumindest heißt es bisher, dass man zur Abrechnung mit Kassen die fachpsychotherapeutische Weiterbildung erlangen muss (5 Jahre Dauer). Ob die Kassen bereit sind, auch Psychotherapeuten ohne diese Weiterbildung zu bezahlen, bleibt wohl abzuwarten und wird vermutlich auch davon abhängen, wie die Versorgungslage aussehen wird. Ich habe da keine Glaskugel, um hieraus sichere Erkenntnisse abzuleiten.

 

In anderen Ländern herrschen tatsächlich auch andere gesetzliche Vorgaben. Von einer dänischen Psychologin habe ich mal gelesen, dass man dort nach dem Psychologiestudium ohne langwierige Therapeutenzulassung direkt mit Krankenkassen abrechnen kann. Sie war überrascht, als sie nach Deutschland kam und hier erstmal den Heilpraktiker für Psychotherapie ablegen musste bzw mit der Wahl einer teuren PT-Ausbildung konfrontiert wurde. Wie die Regelungen genau in anderen Ländern aussehen, kann ich aber nicht sagen. Oftmals sind die Gesundheitssysteme sehr verschieden, sodass das Thema Selbstzahler anders gesehen wird (Franzosen scheinen jede ambulante Behandlung erstmal selbst zu bezahlen und einen Teil des Geldes von der Krankenversicherung zurückzufordern, sodass man hier dem Konzept des Selbstzahlens wahrscheinlich offener gegenüber steht).

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Endlich komme ich noch dazu, zu euren Beiträgen was zu sagen. Vielen Dank übrigens für die ausführlichen Antworten.

 

vor 18 Stunden schrieb psycCGN:

An sich kann man eine Selbstzahlerpraxis hochziehen, ja. Dafür benötigst du nicht unbedingt ein Psychotherapiestudium. Je mehr Qualifikationen du vorweist, einen umso kompetenteren Eindruck kannst du natürlich vermitteln. Und da es hier um eine Selbstzahlerpraxis geht, meine ich, sind Qualifikationen und Kompetenzen ebenso wichtig, wie in jeder anderen Praxis auch. 

Da gebe ich dir absolut recht. Und da denke ich dann auch an Threads hier um Forum rund um die Coaching/Beratungs-Thematik, in denen Frau @KanzlerCoaching immer wieder sinngemäss darauf hinweist, dass noch so viel Qualifikation und Geldinvestition am falschen Punkt, mangelnde Beratungskompetenz (auch Lebens-/Berufserfahrung) nicht ausgleichen kann. Und den Wert letzterer ist natürlich nicht zu unterschätzen. Ich finde ähnliches gilt in diesem Fachzusammenhang auch für alle Therapeuten, wobei es da auch noch praktisch-technisches Werkzeug resp. manuelle Handlungskompetenz sein kann.

 

vor 18 Stunden schrieb psycCGN:

Ich glaube allerdings, der Titel des HP ist wichtig, um eine psychotherapeutische Praxis zu eröffnen, die sich eben so nennen darf. Trotzdem darf man sich selbst wiederum nicht Psychotherapeut nennen.

Korrekt. Es geht allerdings auch um den Anspruch zu Heilen. Wer "Heilen" will, muss Arzt, Voll- oder ein Sektoraler Heilpraktiker sein oder dann in Zukunft also "studierter" Psychotherapeut.

 

vor 18 Stunden schrieb psycCGN:

Und mit dem HP kann man wohl mit einigen privaten Krankenkassen abrechnen.

Genau. Sollte man allerdings sicher auch nicht überbewerten bezüglich der wirtschaftlichen Erwartungen. Da geht es dann meines Wissens nach vor allem um die sogenannten Voll-HP. Die HP Psych gehen da wesentlich leerer aus. Da stehen auch die HP Psych bei Privaten KVs doch in erheblicher Konkurrenz zu Psychologen mit entsprechenden Fachausbildungen ohne Kassenzulassung (die gibt es ja auch - nicht vergessen, noch lange nicht jeder erhält oder will einen Kassensitz).

 

vor 18 Stunden schrieb psycCGN:

Hier habe ich folgenden Link gefunden: https://medwatch.de/2021/07/28/heilpraktiker-beruf-abschaffen-gutachten-berufsfreiheit/

Das ganze Thema ist zur Zeit ergebnisoffen.

 

Ich weiss. Und ganz ehrlich. Es ist beschämend, wie wenig gerade auch die Heilpraktikerverbände tun. Es ist nicht so, dass sie nichts tun, das will ich gar nicht sagen. Da wurden durchaus Unterschrifteninitiativen lanciert und Gegen-Gutachten entwickelt und mit der Politik aktiv gesprochen. Aber: die Verbände ziehen nicht an einem Strang. Die einen wirken abwartend zurückhaltend und andere gehen eben aktiv in die Offensive. Aber eine echte Lobby sieht für mich anders aus. Wo bekommt den die breite Öffentlichkeit überhaupt etwas mit davon, dass die Zukunft der Heilpraktikerberufsausübung unklar ist. Wer sich damit nicht befasst, weiss es nicht und das wird der grösste Teil der Bevölkerung sein, was ich nachvollziehen kann. Die Bevölkerung hat gerade (und die nächsten Jahre) ganz andere Probleme als sich um den Erhalt der Heilpraktiker zu kümmern oder gar zu wissen, dass die Politik deren Existenzberechtigung ernsthaft in Frage gestellt hat. Das sage ich nicht einmal vorwurfsvoll, sondern ganz nüchtern beobachtend. Um was soll sich denn die Bevölkerung in D noch alles kümmern. Ich weiss welchen Weg die Heilpraktiker in der Schweiz gegangen sind. Und da ist die Naturheilkunde und auch alles rund um Psychologische Beratung/Coaching nicht nur in der Kultur völlig anders verankert (sprich Teil der Volksseele und somit des täglichen Lebens), sondern auch im Gesundheitswesen generell ganz anders verankert und die Ärzteschaft fühlt sich davon nicht bedroht. Da gibt es auch nicht so die 2-Klassen-Gesellschaft zwischen Privaten und Gesetzlichen Leistungsträgern. Da zeigt sich der Unterschied eher in der Höhe der Kostenübernahme. Das ist mit Deutschland und der historisch speziell geschundenen Volksseele einfach nicht vergleichbar und da sehe ich für die HPs schon nicht die rosigsten Zeiten, wenn da nicht mächtig was passiert. Und da meine ich eine Änderung der Grundsatzhaltung von Bevölkerung, Funktionären bis zu Praktizierenden. Und da "fürchte" ich, sind nach 2 Jahren "C" in diesem Land andere Prioritäten wirklich wichtiger als der Erhalt der umfassenden Therapiefreiheit von Heilpraktikern oder gar des Berufsstandes. Wenn es besser läuft, schön, aber ich versuche nüchtern realistisch zu sein.

 

vor 16 Stunden schrieb TomSon:

Den Bedarf an psychotherapeutischer Hilfe gibt es ungebrochen, vielleicht mehr denn je. Aber oft sind diejenigen, die diese Hilfe benötigen, nicht diejenigen, die sie aus eigener Tasche bezahlen können. Es gibt natürlich privat Versicherte, mit denen man in der Theorie abrechnen kann. Hier muss allerdings gesagt werden, dass es entscheidend auf die Versicherungsgesellschaft sowie den konkret abgeschlossenen Vertrag ankommt. Oft sind speziell psychotherapeutische Leistungen durch Heilpraktiker für Psychotherapie ausgeklammert oder nur auf die GebüH Höchstsätze beschränkt, die aus den 80er Jahren stammten. Eine vollumfängliche Übernahme der Kosten erfolgt also kaum. Bei Beamten hat die Beihilfe die Übernahme von psychotherapeutischen Leistungen durch Heilpraktiker für Psychotherapie ausgeschlossen, indem es die entsprechenden Ziffern aus dem GebüH nicht erstattet. 

Ergänzend zum Beitrag von @psycCGN und meinen Gedanken ist das von dir bestens auf den Punkt gebracht. Ich finde, so muss man das Thema tatsächlich betrachten, um sich nicht selbst in den wirtschaftlichen Erwartungen zu betrügen. Dazu passen dann ja auch deine Ergänzungen aus der Praxis. Das deckt sich mit dem, was ich aus dem HP-Forum höre. Und gerade die letzten 2 Jahre haben dort einige, die lange Jahre als Voll-HP gearbeitet haben, die Segel vorübergehend gestrichen (auch wegen den Einschränkungen durch "C" und die einrichtungsbezogene Impfpflicht) und griffen auf ihre Basisberufe zurück. Das hat mich teilweise schon erschüttert zu hören, was so abgeht.

 

vor 16 Stunden schrieb TomSon:

Aber die meisten Kollegen gehen irgendwann dazu über, Ausbildungen in dem anzubieten, was sie erfolgreich durchführen. Sobald das eintritt, geben viele ihre Praxen auf und widmen sich vollständig der Ausbildung, weil damit in kürzerer Zeit besser verdient werden kann als in einer Praxis.

Ich finde gerade das nur zum Teil gut. Natürlich kann ich nachvollziehen, dass man sein Wissen weiterverkaufen will. Aber dieser Trend, dass jeder XY sich berufen fühlt, einen Kurs anzubieten, verwässert auch ganz schön den Bildungsmarkt und geht für mich in die Richtung, jeden Bachelor solange zu tranchieren, bis es nur noch Experten-Bachelors gibt, aber keine echten Generalisten mehr. Und das hat für mich nichts mehr mit echtem Wissenszuwachs zu tun, sondern aus dem immer gleichen immer mehr zu machen und sich zum Pseudo-Experten hochzuschwingen, in dem ich dem eigentlich Gleichen eine Nuance zufüge (die aber nur scheinbar neu ist) und eine andere Verpackung gebe, damit der nicht ausreichend informierte Konsument es nicht merkt, dass er nur alten Wein in neuen Schläuchen kauft. Für mich ist das bald noch die grössere Scharlatanerie als manch ein Hokuspokus den manche Heilpraktiker oder "graue Heiler" (solche, die als Gesundbeter, Geistheiler und Gesundheitsberater) mehr oder weniger hart an der Grenze zum Heilpraktikergesetz arbeiten ohne HP zu sein) anbieten. Wobei mir dann die "Grauen" noch die liebsten sind, da ist es dann doch noch am ehesten zu bemerken ist, dass vielleicht nicht alles ganz bodenständig ist, was angeboten ist. Bei Kursen finde ich es schon schwieriger, da die Verpackung doch meistens seriös wirkt.

 

vor 16 Stunden schrieb TomSon:

Ob die Kassen bereit sind, auch Psychotherapeuten ohne diese Weiterbildung zu bezahlen, bleibt wohl abzuwarten und wird vermutlich auch davon abhängen, wie die Versorgungslage aussehen wird.

Oh, danke für die Bemerkung. Ist ja naheliegend - bei den HP Psych ist es eben sinngemäss. Wüsste also nicht, warum die Kassen es in Zukunft auch bei akademischen Psychotherapeuten lascher handhaben sollten. In diesem System gibt es derzeit keine Hinweise darauf, dass irgendwelche Reglementierungen und Gesetze entschärft werden. 

 

 

Insofern viel Stoff zum Nachsinnen und die Füsse erst mal still halten. Und da ich mir gestern Abend auch endlich mal das tolle Interview zwischen @Markus Jung und Frau @KanzlerCoaching zu Gemüte geführt habe, meine ich gerade klar zu haben, dass weder der eine noch der andere Schritt für mich der richtige ist, sondern ich erst mal umziehe und dabei das Leben neu auf mich zukommen lasse. Ideen gibt es allerdings schon für Option Drei.

 

 

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Eine Möglichkeit ist vielleicht noch alternativ ein Bachelor in Sozialer Arbeit und vielleicht noch eine Weiterbildung in beispielsweise systemischer Therapie oder Traumatherapie, etc.

 

Das geht ja wesentlich schneller, und man hat sogar eine gute Aussicht auf eine Anstellung. Die Inhalte des Studiums kann man ein wenig dahingehend lenken, dass sie große Überschneidungen mit einem Psychologiestudium haben, vielleicht sogar praxisbezogener in Bezug auf die Adressaten sind.

 

Viel Erfolg bei Deinen Überlegungen 🙂

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vor 58 Minuten schrieb SabiS:

Eine Möglichkeit ist vielleicht noch alternativ ein Bachelor in Sozialer Arbeit und vielleicht noch eine Weiterbildung in beispielsweise systemischer Therapie oder Traumatherapie, etc.

Das halte ich mittlerweile für eine gute Alternative, wenn man nicht zwingend im klinischen Bereich tätig werden will. Hier sehe ich zwar für die freiberufliche Tätigkeit nicht so wahnsinnig viele Möglichkeiten, kenne aber in meiner Nähe einige Bildungszentren, Beratungsstellen, Initiativen und Vereine, die auch dieser Berufsgruppe eine beratend-therapeutische Ausrichtung ihrer Arbeit ermöglichen.

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Noch eine Anmerkung zur Abrechnung von Psychotherapie mit privaten Krankenversicherungen: Selbst wenn diese den Heilpraktiker PT anerkennen, sind die Leistungen oft, gerade im ambulanten Bereich, auf einen Höchstbeitrag limitiert.

 

In meinem Vertrag sind das zum Beispiel für ambulante Psychotherapie 2.600,00 EUR innerhalb von 3 Kalenderjahren, ohne Dynamik, wird also nicht an steigende Kostensätze angepasst.  Gibt natürlich auch Verträge, wo mehr abgedeckt ist, mir war dieser Bereich bei Vertragsabschluss nicht wichtig.

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vor 4 Stunden schrieb SabiS:

Eine Möglichkeit ist vielleicht noch alternativ ein Bachelor in Sozialer Arbeit und vielleicht noch eine Weiterbildung in beispielsweise systemischer Therapie oder Traumatherapie, etc.

 

Das geht ja wesentlich schneller, und man hat sogar eine gute Aussicht auf eine Anstellung. Die Inhalte des Studiums kann man ein wenig dahingehend lenken, dass sie große Überschneidungen mit einem Psychologiestudium haben, vielleicht sogar praxisbezogener in Bezug auf die Adressaten sind.

Manchmal sieht man vor lauter Wald die Bäume nicht mehr 🙃 danke für deine Anregung. Zu studieren ist noch so ein alter Jugendtraum und hat einfach noch verdammt viel "Ladung", aber auf Halde studieren mag ich in meinem Alter auch nicht mehr und die Theorielastigkeit eines Psychologie-Studiums sehe ich derzeit auch als Problem, so sehr mich das Thema an sich reizt. 

Frau @KanzlerCoachings Anregung (im Interview und auch in anderen Threads), die berufliche Basis zu nutzen, finde ich auch wichtig und unterstütze ich. Allerdings endet mein Weg in der Pflege am Bett für mich definitv und ich werde auf gar keinen Fall eine Fachqualifikation zur Pflegefachfrau anstreben. Ich litt am Bett in der Pflege genug und ich habe mir eine Deadline für in max. 3 - 4 Jahren gesetzt, wo ich deutlich sehen will, dass sich mein Rückzug aus der praktischen Pflege nachhaltig abzeichnet. Diesbezüglich hinkt das natürlich mit allen 5-Jahres-Studiengängen, hätte ich höchstens anvisiert, um endlich noch eine akademische Kurve zu bekommen. Doch so richtig passend ist das alles noch nicht mit Wunsch, Wirklichkeit und Machbarkeit.

 

vor 3 Stunden schrieb TomSon:

Das halte ich mittlerweile für eine gute Alternative, wenn man nicht zwingend im klinischen Bereich tätig werden will. Hier sehe ich zwar für die freiberufliche Tätigkeit nicht so wahnsinnig viele Möglichkeiten, kenne aber in meiner Nähe einige Bildungszentren, Beratungsstellen, Initiativen und Vereine, die auch dieser Berufsgruppe eine beratend-therapeutische Ausrichtung ihrer Arbeit ermöglichen.

Der klinische Bereich reizt mich schon, aber eben zu welchem Preis. Ich muss leider priorisieren und das fällt mir wirklich schwer, zumal noch Groll in mir liegt, über verpasste Chancen durch frühere Fehlentscheidungen und Einflüsse anderer, die ich damals so nicht wahrgenommen habe. Auch das will "verdaut" werden.

 

Hast du mir als Gedankenanregung Beispiele oder Links zum Selberlesen der erwähnten beratend-therapeutischen Ausrichtungen in solchen Institutionen ?

 

Ich sehe schon, die Umzugsvorbereitung und -Umsetzung dient auch dem inneren Ausmisten und Umsortieren. Passt. 😊

 

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