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Was tun, wenn das Thema Promotion im Hinterkopf herumschwirrt?


Gast

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Ich habe lange überlegt, ob ich das Thema hier anschneiden soll, da der Dr.-Titel berechtigterweise durchaus kritisch diskutiert wird. Allerdings dachte ich mir, ich versuche es mal. Es geht um das Thema Promotion. Ich lese immer wieder hier in den Blogs und auch im Forum von Promotionsvorhaben. Einige von Euch haben ihre Diss-Vorhaben ja auch schon weit vorangetrieben. Das zeigt mir persönlich, dass es möglich ist, nebenberuflich bzw. als Fernstudiumabsolvent zu promovieren. 

 

Ich habe das Thema Promotion eigentlich schon seit dem Bachelor irgendwie im Hinterkopf. Sowohl meine BA- als auch meine MA-Thesis sind eher theorielastig und im Bereich der qualitativen Sozialforschung angelegt. Allerdings hatte ich mir das Thema nach dem Bachelor aus dem Kopf geschlagen. Grund dafür waren der sofortige Berufseinstieg (also Verzicht auf anschließendes Masterstudium) und die Tatsache, dass ein FH-Bachelor damals sowieso keine große Begeisterung auslöste, wenn Themen wie Forschung und Promotion zur Sprache kamen (dass sich das etwas geändert hat, sei mal dahingestellt). Allerdings habe ich dann an der Fernuni noch einen Master erworben, womit die Formale Hürde erst mal kein größeres Thema mehr wäre (Gesamtnote und Benotung der Masterarbeit liegen im Bereich, den Promotionsordnungen üblicherweise fordern). 

 

Dadurch schwirrt das Thema weiterhin bei mir im Kopf herum. Grund dafür ist weniger, dass ich gern einen "Herrn Dr." am Klingelschild hätte, sondern mehr so ein Unfinished-Business-Gefühl. Ich habe die Zeiten als Student sehr genossen und mich in diesem Umfeld und den Fachbereichen meines Studiums auch immer sehr wohl gefühlt. Nur war das Fernstudium natürlich immer damit verbunden, dass man Dinge einfach auf die unkomplizierteste Art und Weise abgearbeitet hat (so doof es klingt). Bedeutet: Man ist bei Hausarbeiten thematisch nicht bis an die Schmerzgrenze gegangen (was den Arbeitsaufwand angeht) und auch die Masterthesis hätte durchaus noch ein Stück komplexer und mit mehr Liebe zum Detail sein können. Meine sehr naive Wunschvorstellung wäre es, hier anzusetzen und bei einer Dissertation noch einmal den ganzen wissenschaftlichen Handwerkskasten auszupacken ( ich weiß, das klingt komisch). Als krönenden Abschluss quasi.

 

Nur irgendwie habe ich mich bislang nicht an das Thema herangetraut. Zum einen, weil ich räumlich und auch menschlich (Masterarbeit während Lockdown inkl. Betreuerwechsel) von der Uni weit weggerückt bin. Zum anderen, weil Bachelor und Master nur bedingt fachlich etwas miteinander zu tun hatten (muss jetzt keine große Rolle spielen, aber schwirrt als Hürde bei mir im Hinterkopf rum). Der Hauptgrund ist aber wohl, dass ich relativ planlos bin, wie und wo man bei so einem persönlichen Vorhaben ansetzen sollte/könnte. Habt ihr da Erfahrungen? 

 

Ich habe mich auch schon dabei erwischt, dass ich nach Ersatzbefriedigungen suche. Ein Master in Soziologie, Philosophie oder das an der FernUni abgebrochene Geschichtsstudium fallen in diese Kategorie. Kennt ihr das evtl., statt des eigentlichen Ziels bzw. Wunschstudiums lieber noch ein erreichbareres Ziel anzusteuern? Dass man für eine Promotion (etwas) Geld in die Hand nehmen kann, ist mir bekannt und auch nicht ausgeschlossen - abgesehen von irgendwelchen Titelmühlen im Ausland. Wie gesagt, ich weiß, dass das Thema Promotion durchaus kontrovers ist - das hier soll auch kein Plädoyer in irgendeine Richtung sein.

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IMHO sind Studium (im Sinne von Bachelor und/oder Master) und Promotion an einem Punkt nicht vergleichbar: Während man beim einen von Modul zu Modul hetzt und damit bis auf die Abschlussarbeiten immer die Karotte vor der Nase hängen hat, muss man sich die Motivation beim Produzieren der Dissertation schon selbst organisieren. Daher stünde für mich als allererstes die Anforderung an ein Thema, das über Jahre (idealerweise auch nach Abschluss) relevant ist und bleibt und für das ich eine intrinsische Motivation mitbringe.

 

Gleichzeitig würde ich aber auch eine ehrliche Kosten-/Nutzen-Rechnung aufmachen.

 

  • Titel? Schön. Interessiert so direkt in der Praxis (Familie, Freunde, Kollegen) wohl niemanden. Einen besseren Menschen macht es auch nicht aus einem. Mögliches Argument dafür: Öffnet er Türen? Z.B. für eine angestrebte Tätigkeit in der Lehre oder der Forschung? Dann ist das natürlich auch ein gewichtiges Argument.
  • Erarbeitetes Wissen? Super. Das sollte aber wie gesagt idealerweise dann auch eine "Anschlussverwendung" finden. Wie viele Dissertationen oder daraus abgeleitete Paper habe ich gesehen, die sich z.B. in meinem Feld (IT) mit Theoriebildung im Elfenbeinturm befasst haben, aber von genauer keiner praktischen Relevanz gewesen sind. Jahrelange Produktion von Schrankware (=Papier, das letztlich niemand außer den Gutachtern liest) würde mich schon ziemlich demotivieren.
  • Nehmen wir mal an, das passt aber: Bleibt immer noch der enorme Aufwand, den man Rückenschmerzen bekommend vor dem Rechner kauert, in jahrelanger Vernachlässigung anderer (sozialer) Aktivitäten. Das würde für mich dann relativiert, wenn die Dissertation die regelmäßige Arbeit mit anderen Menschen mit sich brächte, z.B. an einem Institut.

 

Ok, das sind jetzt meine momentanen Gedanken dazu – denn mir wird sich die Frage so oder so ähnlich in ein paar Monaten auch stellen. Bin gespannt, wohin dich dein Weg führt ;-).

Bearbeitet von Explorer
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vor 1 Stunde schrieb Explorer:

Gleichzeitig würde ich aber auch eine ehrliche Kosten-/Nutzen-Rechnung aufmachen.

 

Kosten-Nutzen-Rechnung ist quasi erfolgt (meine persönliche). Auch im Hinblick auf den möglichen Aufwand.

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vor 22 Minuten schrieb parksj86:

Kosten-Nutzen-Rechnung ist quasi erfolgt (meine persönliche). Auch im Hinblick auf den möglichen Aufwand.

Im Grunde ist dann alles klar, nicht wahr?

 

Sie haben zwei Optionen:

 

Die erste wäre, Sie gehen es an und haben dabei das Risiko, dass Sie mir Ihrem Vorhaben zu scheitern. Das wäre sicher nicht schön, hätte aber keine Folgen. Außer vielleicht dem Gefühl, versagt zu haben.

 

Die zweite wäre, dass Sie das Thema "Promotion" von der Liste der Dinge streichen, die Sie in Ihrem Leben machen wollen. Das Risiko: Diese Entscheidung nagt für den Rest des Lebens an Ihnen, weil Sie den Gedanken nicht los werden, dass Sie etwas Wesentliches verpasst haben.

 

Welche Option ist Ihnen die angenehmere?
 

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vor 4 Stunden schrieb parksj86:

Ich habe die Zeiten als Student sehr genossen und mich in diesem Umfeld und den Fachbereichen meines Studiums auch immer sehr wohl gefühlt. Nur war das Fernstudium natürlich immer damit verbunden, dass man Dinge einfach auf die unkomplizierteste Art und Weise abgearbeitet hat (so doof es klingt). Bedeutet: Man ist bei Hausarbeiten thematisch nicht bis an die Schmerzgrenze gegangen (was den Arbeitsaufwand angeht) und auch die Masterthesis hätte durchaus noch ein Stück komplexer und mit mehr Liebe zum Detail sein können. Meine sehr naive Wunschvorstellung wäre es, hier anzusetzen und bei einer Dissertation noch einmal den ganzen wissenschaftlichen Handwerkskasten auszupacken ( ich weiß, das klingt komisch). Als krönenden Abschluss quasi.

 Ich finde, es klingt so, als könnte dir das intensive wissenschaftliche Arbeiten an einem Thema sehr viel Spaß machen. Und wenn damit nicht ein bestimmtes Lebensziel verbunden ist, sondern quasi der Gewinn darin liegt, es einfach zu tun und Zeit damit zu verbringen, dann wüsste ich nicht, was dagegen spricht, es zu versuchen.

 

Wenn man dann doch merkt, dass es nicht geht, muss das kein Scheitern sein. Es kann ja trotzdem bis dahin Spaß gemacht haben.

 

Wegen des Unifinished Business Gefühls: Wenn das die treibende Kraft ist, könnte sich das natürlich irgendwie negativ auswirken, wenn du es dann nicht "vollendest / vollbringst".

 

Ich finde, noch mehr Druck braucht man sich ja nicht selbst unbedingt im Leben zu machen.  :)

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Wenn ich deinen Beitrag richtig verstehe, stellt sich für dich die Frage, wie du das Thema am besten angehst. 

 

Wenn ich das angehen würde, wären für mich die ersten beiden Fragen:

 

1. Wo kann ich eine Promotion extern durchführen, dass es mit meinem restlichen Leben und meinen Vorstellungen vereinbar ist? 

 

2. Was wären Themen, die ich in Rahmen einer Promotion genauer unter die Lupe nehmen würde?

 

Zu Frage 1: Wenn es schwierig ist, überhaupt Institutionen zu finden, die eine Promotion ermöglichen, sodass es zumindest theoretisch machbar erscheint, wird einem relativ schnell die Entscheidung abgenommen. Insofern würde ich persönlich die Möglichkeiten recherchieren, die es überhaupt gibt. 

 

Zu Frage 2: Mir ist bei der Beschäftigung mit ausländischen Universitäten häufiger aufgefallen, dass im Forschungsbereich (Phd, MRes) Exposés oder zumindest eine Darstellung der Fragestellung, die man bearbeiten möchte, gefordert wird. Wahrscheinlich wird anhand dessen auch entschieden, ob man den Studierenden überhaupt aufnimmt. Insofern kann es zumindest nicht verkehrt sein, sich prinzipiell mit der Frage zu beschäftigen, welche Themen/Fachgebiete man in die engere Auswahl nehmen würde. Das hilft meines Erachtens auch bei Frage 1, weil es die Suche eingrenzt und gezielter dabei hilft, mögliche Betreuer zu finden. Möglicherweise auch ganz klassisch an einer Präsenzuni - vielleicht ergibt sich dann die Möglichkeit, auch extern zu promovieren.

 

Natürlich ist auch die Frage, wie viel Zeit man realistischerweise investieren kann und ob die Familie das mitträgt, nicht zu vernachlässigen. Das würde ich wohl noch abklären, bevor ich mich an die Beantwortung der obigen Fragen machen würde.

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Bei dem, wie Du Deine Motivation beschreibst und auch von dem, was ich so in Deinem Blog und bei unserem Interview von Dir mitbekommen habe, kann ich mir das bei Dir gut vorstellen, dass Du in so einem Projekt aufgehen könntest – vorausgesetzt vielleicht, dass dieses nicht mit Zeitdruck verbunden ist, sondern Du es in Deinem Tempo angehen kannst. Eher so als Hobby mit Mehrwert.

 

Hast Du Dich schon mit konkreten Anbietern wie der Leadership-Kultur-Stiftung oder IHP oder noch anderen beschäftigt bzw. hier bereits eine Auswahl für Dich getroffen?

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vor 16 Minuten schrieb TomSon:

Zu Frage 2: Mir ist bei der Beschäftigung mit ausländischen Universitäten häufiger aufgefallen, dass im Forschungsbereich (Phd, MRes) Exposés oder zumindest eine Darstellung der Fragestellung, die man bearbeiten möchte, gefordert wird. Wahrscheinlich wird anhand dessen auch entschieden, ob man den Studierenden überhaupt aufnimmt. Insofern kann es zumindest nicht verkehrt sein, sich prinzipiell mit der Frage zu beschäftigen, welche Themen/Fachgebiete man in die engere Auswahl nehmen würde. Das hilft meines Erachtens auch bei Frage 1, weil es die Suche eingrenzt und gezielter dabei hilft, mögliche Betreuer zu finden. Möglicherweise auch ganz klassisch an einer Präsenzuni - vielleicht ergibt sich dann die Möglichkeit, auch extern zu promovieren.

 

Das ist allgemein eine sehr gute Idee. Wenn's mit dem Exposé schon nix würde, wäre der Rest dann vermutlich auch eher Wunschdenken.

 

Off-topic, gern in ein neues Thema verschieben @Markus Jung: Mich überrascht die Formulierung im ersten Satz von @TomSon. Ist das kein übliches Vorgehen an vielen/allen auch deutschen Hochschulen, schon für Bachelor- und Masterprogramme?

 

Vielleicht hat sich die IU schon recht früh wegen ihrer Größe und der daraus resultierenden Menge an Betreuungsanfragen für die Professorinnen und Professoren darauf verlegt, aber das Exposé setzt sie von allen voraus, die eine Abschlussarbeit schreiben wollen. Ich bin mit meinem Exposé zur aktuellen Abschlussarbeit an drei Professoren gescheitert, habe es in dem Zug aber jedes Mal verbessert, so dass es der Vierte dann auch akzeptiert hat (war meine letzte Option zu dem Thema ;)). Beim Start der Arbeit war dann schon ziemlich präzise ausformuliert, um was es gehen sollte.

 

Wie ist das denn an anderen Hochschulen?

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