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Individualmobilität und Social Responsibility


MartinGS

Empfohlene Beiträge

vor 3 Stunden schrieb MartinGS:

Da rd. 20 Millionen Menschen in diesem Land kein Pappenstiel sind: Hast Du Vorschläge, wie man in Zukunft das Mobilitätsbedürfnis dieser Zielgruppe nachhaltig befriedigen kann?

Ich glaube da gibt es ein paar Wege. 

Erst einmal fände ich es wichtig dass beim Ausbau städtischer Infrastruktur zuerst einmal die in der Stadt lebende Bevölkerung betrachtet wird. Das ist ein ganz großes Problem in meiner Stadt. Beispielsweise soll um den St. Johanner Markt die Fußgänzerzone erweitert werden (top) aber der verlorene Parkraum auf die umliegenden Straßen mittels Parkplätzen und Parkhäusern ersetzt werden (flop). Dabei ist der St. Johanner Markt sehr gut angeschlossen, von der Bahnhaltestelle in 5 Minuten. Also primäres Ziel ist es, die die von außerhalb kommen möglichst gut anzubinden.  

 

Was Mobilität im ländlichen Raum betrifft: 

Auch da sehe ich Carsharing als gute Alternative. Sicher braucht man da eine höhere Anzahl von Autos pro Einwohner als es in der Stadt notwendig ist, aber möglich wäre es dennoch. Außerdem Lastenräder und E-Bikes zum Verleih. Und möglichst flexibel. Natürlich auch noch ein gut ausgebauter ÖPNV und in sehr abgelegenen Ortschaften Rufbusse die einigermaßen spontan zur Verfügung stehen.

 

Ansonsten glaube ich, dass viele (auch auf dem Land) eigentlich auf ein Auto verzichten können, sich aber schlichtweg nicht trauen auf Alternativen umzusteigen weil Umsteigen sich erst dann lohnt, wenn man das Auto ganz abschafft.

 

Und durch 70 Jahre Autoland können sich viele Menschen auch gar nicht mehr vorstellen dass es ohne Auto geht. Ein Beispiel ist das Gefühl, man brauche für den Notfall ein Auto. Das stimmt nicht, im Notfall braucht man einen Krankenwagen, Feuerwehr oder Polizei, für alle anderen Notfälle reichen Taxis.

Ansonsten ziehen viele aufs Land we es in der Stadt so lauter als auf dem Land sei-  Das stimmt nicht, Autos sind laut, auf dem Land genauso wie in der Stadt, nur auf dem Land verteilt sich der Lärm auf größerem Raum.

 

Hier ein Hörtest wie sich autoarme Städte anhören:  

https://youtu.be/CTV-wwszGw8

 

 

Ich glaube dass der Staat Anreize schaffen kann, Menschen abzuholen den Schritt zu wagen und umzusteigen: 

Für jeden der sein Auto abmeldet,  gibt es eine Prämie, für jeden der es verschrottet eine noch größere Prämie. 

Außerdem sollten Menschen die kein Auto besitzen belohnt werden und nicht solche die E-Auto fahren (CO2-Zertifikate). Ich denke wer ein E-Auto fährt sollte vielleicht in der KFZ-Steuer gegenüber einem Diesel-/Benziner bevorzugt werden, aber dass Autofahrer belohnt werden sendet das falsche Signal.  

Durch diese Anreize wären vielleicht auch Familien investierter, sich zu überlegen ob wirklich einen Zweitwagen oder gar Drittwagen notwendig ist.

 

Für Langstrecken (da finde ich ICE und IC um Längen bequemer als ein Auto) sollten ebenfalls die Kosten gesenkt werden oder zumindest Anreize geschaffen werden um Menschen zu überzeugen, dass ein eine Zugfahrt in den Urlaub ebenso bequem möglich ist. 

(Vor Ort kann man ja wieder Carsharing und Taxis nutzen um bequem mit Gepäck zum Ferienhaus zu kommen). Hier könnte ich mir zum Beispiel vorstellen, dass alleine die Fahrt steuerlich absetzen zu können für einige Perosnengruppen genügt.

 

Außerdem wäre es fundamental wichtig still-gelegte Schienen wieder in Betrieb zu nehmen und auszubauen. In den letzten 70 Jahren wurden 15.000km an Schienenstrecke stillgelegt.

 

https://www.google.de/url?sa=t&source=web&rct=j&url=https://www.ifo.de/DocDL/ifoDD_21-04_03-06_Gaebler.pdf&ved=2ahUKEwjN4dWClfT8AhXjif0HHc3mD0kQFnoECB8QAQ&usg=AOvVaw3DUKgZHHw22IfxTOiqF5h5

 

Also die Optionen sind da, es fehlen nur Investitionen und Anreize. 

Das Bürgerticket ist allerdings ein guter Anfang. 

 

Das alle Umsteigen ist nicht realistisch und auch keine notwendige Bedingung, aber wenn nur die Hälfte derer die Umsteigen könnten ohne Einbußen in der Lebensqualität sich trauen, wäre schon viel getan. 

Bearbeitet von brotkorb
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vor 16 Minuten schrieb stefhk3:

Aber diese Idee kommt überhaupt niemandem. Städter sind diesbezüglich etwas weniger konditioniert, da wird ohne weiteres ein Kilometer zum Einkaufen zu Fuss gegangen. Auf dem Land gilt man als Spinner, wenn man das tut.

 

Das kann ich aus eigener Beobachtung bestätigen. Ich behaupte auch, dass wir hier in der Stadt wesentlich mehr "Grundbewegung" bekommen als meine Verwandten auf dem Land. Schlicht, weil die selbst für drei Semmeln zum Bäcker fahren, statt zu laufen. Mein Neffe kann folgerichtig mit 4 Jahren noch nicht mal Fahrradfahren 😔.

 

Eine positive Ausnahme möchte ich aber noch erwähnen: Mir ist beim letzten Besuch aufgefallen, dass die Leute, auch wenn das Geld sonst für alles fehlt und man montags gegen das Regime demonstrieren geht, oft sehr schicke E-Bikes fahren. Die Landschaft dort ist auch sehr hügelig, so dass regelmäßiges "normales" Radfahren schon unbequem ist (gut, als Kind war das für mich kein Problem ...). Der Trend zum E-Bike bringt dann doch ein paar Ältere zumindest sonntags an die frische Luft.

Bearbeitet von Explorer
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Ein Zweit- oder Drittauto stört ja nicht besonders, wenn es steht. Die Familie, die sich zusätzlich zum "normalen" PKW noch einen  VW-Bus kauft und den dann nur für den Urlaub nutzt, hat zwar Ressourcen fürs Auto verbraucht, aber nicht seinen CO2-Abdruck erhöht.

 

Ansonsten: Es stimmt, was Sie schreiben. Ohne mehr Fahrradwege steige ich trotzdem nicht aufs Fahrrad um. Ich denke, es geht einer ganzen Reihe von Menschen so wie mir.

 

Wenn jeder seine Autofahrten mehr planen würde (z.B. für Einkäufe) und kurze Strecken zu Fuß gehen würde, dann wäre vermutlich schon eine Menge gewonnen.

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vor 40 Minuten schrieb stefhk3:

Ein Grossteil der Autos wird gefahren, um anzugeben und weil "man eben ein Auto hat". Die wirkliche Notwendigkeit ist es in den wenigsten Fällen.

Ich stimme dir zu 100% zu aber ich möchte einmal betonen, dass die Schuld für solche Ansichten nicht auf Arroganz oder Darstellungswünschen des autofahrenden Individuums zurückzuführen ist, sondern jahrelang Lobbyismus und staatliche Investitionen und Anreize zur Förderung des Autoverkehrs ursächlich für diese Entwicklung sind.

Es wurde jahrzehntelang gezielt die Auto-Abhängigkeit künstlich erhöht. Ein paar Beispiele:

- Pendlerpauschale für Vielfahrer (Beide Elternteile ziehen 50km vom Arbeitsort entfernt aufs Land)

- Bau von Wohnungen nur erlaubt wenn x Parkplätze pro Wohnung zur Verfügung stehen (Verknappung des nutzbaren Wohnraums in der Stadt) 

- Subventionen Anwohnerparkplätze (Anschaffung eines Autos das zu 90% des Jahres steht, Verknappung nutzbarer Fläche, erhöhte Autonutzung aufgrund von Verfügungbarkeit statt Notwendigkeit)

- Höhere Besteuerung für Warenverkehr über Schiene (reduzierte Nachfrage von Schiene, Abbau auch für Personenverkehr nutzbare Schiene) 

- Ausbau Autobahnen, Verbreiterung von Straßen (Verknappung nutzbarer Wohnfläche) 

 

Dementsprechend finde ich es etwas zu kurz gegriffen Autofahrer an dieser Stelle zu bashen. Das führt nur zu mehr Spaltung.

Bearbeitet von brotkorb
Grammatik
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Bestimmt gibt es solche und solche, allerdings muss ich nun einmal aus eigener Erfahrung berichten. 
Meine Kids radeln jeden Morgen mit dem Rad zur Bushaltestelle um in die Schule zu kommen. Wenn sie allerdings nachmittags Freunde besuchen wollen ist diese Strecke nur mit 3 x umsteigen und 25 km Umweg mittels den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Der Schulbus fährt diese Strecke, aber nur da er von der Schule/Eltern finanziert wurde 

Wenn ich zur Arbeit fahre (40 km) bin ich mit dem Auto 45 Minuten unterwegs. Mit Bus und Bahn müsste ich erst 25 km in die nächste größere Stadt um dann 60 km mit der Bahn in die Stadt, in der ich arbeite zu fahren, dort dann die 9 km mit Bus vom Bhf zum Krankenhaus. Ich hatte mir die Verbindung mal rausgesucht, da bin ich fast 2 Stunden inkl. Wartezeit unterwegs. Nachts, nach Dienst, wird es noch problematischer, denn der letzte Zug hält hier um 0:30 Uhr und dann erst wieder um 5:30 Uhr.

Sorry aber meine Nächte verbringe ich ungern auf nem Bahnhof, wenn ich ins Bett könnte

Hier im Ort werden die meisten Strecken mit dem Rad zurück gelegt. Aber das ist auch schon alles 

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vor 13 Minuten schrieb KanzlerCoaching:

Ein Zweit- oder Drittauto stört ja nicht besonders, wenn es steht. Die Familie, die sich zusätzlich zum "normalen" PKW noch einen  VW-Bus kauft und den dann nur für den Urlaub nutzt, hat zwar Ressourcen fürs Auto verbraucht, aber nicht seinen CO2-Abdruck erhöht.

 

Uiuiui. Dieses Zweit- oder Dritt-Fahrzeug muss erst einmal hergestellt werden. Das fällt nicht emissionslos vom Himmel, ganz im Gegenteil: Ein gewichtiger Anteil "seines CO2-Abdrucks" entsteht vor dem ersten gefahrenen Kilometer. Und was das "Stehen" angeht: Es braucht Fläche. Sei es in einer Tiefgarage, die unter dem eigenen Garten liegt und damit effektiv zur Flächenversiegelung beiträgt. Sei es auf der Straße, wo es ggf. den Gehweg zuparkt.

 

Ich könnte jetzt bei ökonomischen- und ökologischen Problemen von Einfamilienhäusern weitermachen, aber das spare ich mir mal 😁.

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Klar, es gibt Fälle, wo es wirklich schlecht ist. Aber das sind nicht die 20 Millionen Menschen, die (so die Angabe in diesem Thread) statistisch auf dem Land leben. Wenn hiervon 3 oder 5 Millionen nicht Auto fahren müssen und es trotzdem tun, macht es auch was aus. Und oft wird eben mit "ich wohne ja auf dem Land" argumentiert, wenn die Anbindung in Wirklichkeit gut ist. Und gerade der Schulweg ist ein klassisches Beispiel - heute gibt es vor den Schulen Parkprobleme, obwohl zumindest in meinem Bundesland der Schülertransport vom Landkreis organisiert wird und wirklich aus jedem Dorf möglich ist. Aber da fahren morgens aus einem Dorf fünf Autos praktisch gleichzeitig zur gleichen Schule (und parallel zum Schulbus) und wieder zurück, weil "im Bus könnte ja was passieren" (letzteres ist oft die Begründung, ich habe bis heute nicht verstanden, was im Bus passieren soll, Unfällle passieren mit Privatautos wahrscheinlich häufiger).

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vor 2 Minuten schrieb Explorer:

Ich könnte jetzt bei ökonomischen- und ökologischen Problemen von Einfamilienhäusern weitermachen, aber das spare ich mir mal 😁.

 

Keine Panik! Ich wohne im Erdgeschoss in einer kleinen Wohnanlage und die Tiefgarage ist der ehemalige Keller eines Weingutes. Der wurde "überdacht" und darauf der Garten für die Erdgeschosswohnngen angelegt.

 

Ich bin also keine Einfamilienhäuslebauerin!

 

;-)

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Ich wohne in einer 2.500 Seelen Gemeinde, drum herum seeehr viel grün und Wald. Eine Bahnstrecke verläuft durch den Ort. Der ehemalige Bahnhof wurde vor 30 Jahren in ein Hotel umfunktioniert. Um mit der Bahn zu fahren müsste ich erst einmal 5 km in den Nachbarort fahren. Auch nützt das nicht viel. Die allermeisten Gemeinden und Dörfer haben hier keinen Bahnahnschluss. Von dort geht es nur in die nächst größeren Ortschaften/Städte. Die Busverbindungen exsistieren so gut wie nicht. Busse fahren nur zu den Schulzeiten. Als Schüler praktische, wer pünktlich zur Arbeit will hat Pech und in den Ferien fährt der Buss nur zwei mal am Tag....

In früheren Zeiten war ich viel in Norddeutschland, sprich einmal quer durch die Republick. Damals auch mit dem Zug. Wobei ich sagen muss, dass ich die Umsteigerei gehasst habe, länger unterwegs war als mit dem Auto und mich bei einigen Fahrgästen, als alleinreisende Frau, durchaus unwohl gefühlt habe. Um es einmal nett zu vormulieren.

Bearbeitet von LinaA
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