Zum Inhalt springen

Empfohlene Beiträge

Geschrieben

Hallo Zusammen,

 

entsprechend aus einem anderem Thema würde ich gerne mal diskutieren, ob die ganzen neuen Studiengänge die Fernhochschulen aber auch den Präsenzhochschulen nachher den guten Ruf kosten wird. 

 

Meine Meinung war dazu, dass ich es gut finde, dass es viele „Bezeichnungen“ heut zu Tage gibt um sich besser mit einer Spezialisierung identifizieren zu können (Als Beispiel früher gab es Informatik, Wirtschaftsinformatik und „neu“ Medieninformatik, heute gibt es zusätzlich noch KI, Data Science, Big Data, Cyber Security) obwohl ggf. die Inhalte sich nicht groß unterscheiden.

 

 

 

Anzeige: (wird für registrierte Benutzer ausgeblendet)

Geschrieben

Ich persönlich sehe die immer stärkere Differenzierung des Angebots eher kritisch. Wer sich heute zu einem Studiengang mit der Bezeichnung "Big Data [Begriff einsetzen]" oder "Cyber Security [irgendwas]" anmeldet, sollte bedenken, dass viele dieser Buzzwords auch nur für begrenzte Zeiträume einen Hype auslösen, der dann schnell wieder abflacht.

Wer heutzutage Dinge, die das Internet betreffen, mit "Cyber ..." beginnt, outet sich ja schon fast automatisch als geistig etwas "out of lifecycle". Und auch die Big Data Welle flacht ja inzwischen schon wieder ab bzw. Big Data Processing ist längst im Mainstream der Informatik angekommen und rechtfertigt eigentlich keinen eigenen Studiengang mehr bzw. hebt sich nicht mehr positiv ab.
Man sollte immer bedenken, dass Fächer wie "Elektrotechnik", "Maschinenbau", "(Wirtschafts-)Informatik"  usw. schon sehr lange existieren und bekannt sind und wohl auch bleiben, während aktuelle Hypes oft kaum 10 Jahre bestehen, man dann aber vielleicht immer noch 30 oder 35 Berufsjahre mit dieser kuriosen Bezeichnung auf der Visitenkarte herumläuft.
Wenn man sich heute beispielsweise als "Ingenieur für Kybernetik" vorstellen müsste, kann damit sicherlich kaum noch jemanden beeindrucken.

Geschrieben (bearbeitet)

Nun ja aus dieser Sicht hast du auch Recht. Ich habe Kybernetik auch mal kurz gegoogelt 😅

 

Was meinst du genau mit out of lifecycle. Von meiner Sichtweise finde die Studiengangsnamen irgendwie spannend. Als ich damals meinen Bachelor in Ingenieur-Informatik gemacht habe, konnte man sich da echt wenig drunter vorstellen. Auch weil es am Ende ein Bachelor of Engineering geworden ist, es war 40% Informatik und 60%  Ingenieur. Das hatte immer in Vorstellungsgesprächen geholfen, zu erklären, was dies genau ist (Bindeglied zwischen Informatikern und Ingenieuren).

 

In meinen Master of Science Künstliche Intelligenz ist es dann schon wieder klarer. Die Frage ist, kommt es langfristig darauf an, was man studiert hat (vom Namen her) oder nutzt man es als Eingangstür für seinen Traumbereich.

 

Hier denke ich an Personaler, die suchen jetzt gerade jemand der Ahnung von BigData hat oder Sicherheit. Dann hat man doch weniger Gefahr „aussortiert“ zu werden.

Bearbeitet von cheester88
Geschrieben

Ich habe mir hierzu, seit meinem Post in dem anderen Thread so meine Gedanken gemacht. Ich glaube, dass vieles dem neuen Zeitgeist geschuldet ist. Persönlich war ich damals vor dem Master auch hin- und hergerissen, ob ich den allgemeinen Master für Management/BWL machen möchte oder den spezialisierten in Marketing. Hatte mich für den allgemeinen entschieden, bin danach im Personalmanagement gelandet und froh, es so gemacht zu haben.

 

Das Studium stellt für mich eine grundlegende Ausbildung dar. Theoretischer als eine nicht akademische Ausbildung mit höheren Anforderungen an Selbststudium um tiefer in die Materie zu kommen, zu lernen selbst etwas akademisch zu erarbeiten und einem höheren Need an Transferwissen. Vieles lernt man dann im Job, was man so braucht. Ich habe hier aus meiner Erfahrung viele ehemalige und aktuelle Kolleg*innen, die dann etwas ganz anderes gemacht haben, als mal studiert wurde. 

 

Aus meiner Sicht ist das inzwischen auch eines der bedeutendsten Skills die man braucht, nicht (nur) die Erfahrung macht es, sondern vor allem die Fähigkeit neues Wissen schnell zu adaptieren, da sich die Welt im Business immer schneller zu drehen scheint. 

 

Aktuell würde ich für mich immer wieder den "allgemeinen" Studiengang wählen. Es gibt aus meiner Sicht sollte die "Spezialisierung" innerhalb eines Studiengangs erstmal ausreichen um mehr Wissen über den Wunschbereich zu bekommen. Ich glaube dass vieles was derzeit angeboten ist, einfach toll klingen soll um dafür Geld oder was auch immer zu bekommen.

 

Ein Freund von mir hat an einer der besten BWL-Unis Deutschlands promoviert und daher dort auch gelehrt. Deren MBA-Kurs z.B. kostet 40.000 € (damals, inzwischen weiß ich es nicht) und was da vermittelt wurde, war auf Niveau Bachelor, man hätte das reine Fachwissen also auch günstiger haben können. Was Geld gebracht hat war der "MBA" einer global renommierten Universität. Die Unterschrift des Profs, der offiziell Lehrgangsleiter war, den sie aber wahrscheinlich nie zu Gesicht bekommen haben und das Netzwerk an Leuten die man im Studium dort aus dem Business kennenlernt.

 

Ich habe die Vermutung bei den vielen neuen Studiengängen möchte man auch etwas "besonderes" verkaufen und letztendlich ist der Inhalt auch nicht ein neu erfundenes Rad. 

 

Warum ich auch in meinem jetzigen Job froh bin, keinen Master in HR (gab es auch) gemacht zu haben ist, dass ich im allgemeinen BWL-Bereich nochmals tieferes Wissen bekommen habe und dadurch auch als HR Business Partner vieles davon verstehe, was das Topmanagement umtreibt und ich nicht ein "Fachidiot" im Bereich HR bin. Das wäre mit zusätzlichen Kursen später sicherlich auch möglich gewesen, aber in die HR-Themen arbeite ich mich durch die täglichen Herausforderungen automatisch tiefer ein. Das Andere wäre "zusätzliches" Lernen extern gewesen um die Wissenslücke zu schließen.

 

Ich hoffe ich konnte meine Gedanken verständlich darlegen.

Geschrieben

Im Endeffekt ist die Namensgebung Marketing der Hochschulen. Für Studienanfänger (vor allem im jungen Alter) klingt "Life Science" oder "Molekulare Medizin" eben deutlich besser als "Biochemie", "Marketing" oder "International Business" klingt attraktiver als "BWL" usw. und das sieht man nachher auch sehr eindeutig an den Auswahlgrenzen der Studiengänge. Während die privaten Hochschulen darüber versuchen, mehr Studierende zu sich zu locken, ist es auch für staatliche Hochschulen wichtig für die Finanzierung, möglichst viele Ersteinschreibungen verzeichnen zu können - und das geht eben besser mit einem komplett belegten Studiengang "Molekulare Medizin" wie mit einem zulassungsfreien Chemie-Studiengang.

 

Solange man nichts mit einem Namen studiert hat, der komplett an den Studieninhalten vorbei geht, sollte man keine Probleme haben, einen Job zu finden. Kompliziert wird es nur dann, wenn der Personaler sich beim Anblick des Studiengangnamens fragt, warum der Bewerber auf die Idee kommt, sich auf diese Stelle zu bewerben. (Beispiel von mir: Ich habe Agrarwissenschaften mit Schwerpunkt Agrartechnik studiert und im Rahmen dessen hauptsächlich KI und Robotik vertieft. Sobald ich mich auf Robotik- und KI-Stellen beworben habe, hagelte es sehr schnell absagen, obwohl ich teilweise perfekt gepasst habe. Beispiel einer Bekannten: Sie hat Produktdesign studiert, ihr Studiengang hieß aber Mechatronik, was dazu führte, dass sie von Unternehmen zwar eingeladen wurde, ihr dort aber immer Ingenieur-Stellen angeboten wurden. Ich hätte da durchaus noch ein paar Beispiele...)

Geschrieben
vor einer Stunde schrieb cheester88:

Was meinst du genau mit out of lifecycle.

Nach meiner subjektiven, persönlichen Wahrnehmung wird die Vorsilbe "Cyber..." (Cyber-Security, Cyberwar, Cyberspace) meistens von Menschen verwendet, die selber wenig oder keine Erfahrung mit dem Internet und dessen Nutzung haben und dieses quasi für etwas meta-physisches, außerhalb der eigenen Lebens- und Erfahrungswelt liegendes Paralleluniversum halten. Wer diese Begriffe verwendet, wird von mir in eine eher altmodische Schublade einsortiert.
Ich würde eher von IT-Security oder Internetsicherheit sprechen und das ist ja etwas sehr Gegenwärtiges.

Geschrieben

Das ist das Problem das Bologna hervorgebracht hat: Modularisierung!

Seit dem steigt die Anzahl an Modulen und daher auch der Versuch, unterschiedlichen Modulkombinationen unterschiedliche Studiengangsnamen zu geben, um diese voneinander zu unterscheiden.

Geschrieben
vor 12 Minuten schrieb SebastianL:

Das ist das Problem das Bologna hervorgebracht hat: Modularisierung!

Ja, und nicht nur die Modularisierung. Die Differenzierung der Studiengänge wurde (zumindest anfänglich) auch durch die Akkreditierungsagenturen befeuert. Diese haben den Hochschulen oft zur Auflage gemacht, das eindeutige Profil eines zu akkreditierenden Studiengangs herauszuarbeiten und ihn von ähnlichen Studiengängen deutlich abzugrenzen. Da reichte es nicht mehr, auch einen Studiengang "Informatik" zu haben, wie die Nachbarhochschule, da musste es dann halt so etwas wie "Systems Engineering" oder "Embedded Something .." sein.

Geschrieben

Meine 2 Cent zu dem Thema:

 

Die krasse Differenzierung der letzten Jahre auf dem Bildungsmarkt sehe ich auch kritisch, weil eine fehlende Spezialisierung in der Tiefe zugunsten einer höheren Angebotsbreite fast immer mit Qualitätsverlusten einhergeht (wie will man auch als Institution etwas besonders gut können, wenn man de facto alles "ein bisschen" können möchte?). Schon die Ankündigung der Euro-FH vor einiger Zeit, die in eine thematisch sehr ähnliche Richtung ging, habe ich kritisch hinterfragt.

Natürlich kann man argumentieren, dass der Gedanke eines "Vollsortimenters" mit einem ähnlichen Fächerkanon wie eine Volluniversität etwas Gutes wäre. Jedoch sollten wir daran denken, dass staatliche Universitäten nicht gewinnorientiert arbeiten und auch nicht in erster Linie die berufliche Qualifizierung, sondern im wissenschaftlichen Grundverständnis die akademische Bildung und die Horizonterweiterung im Fokus stehen. Private Fernhochschulen unterliegen demgegenüber den Marktzwängen und müssen nicht nur Studiengänge als gute Bildungsprodukte anbieten, sondern diese auch gewinnorientiert vertreiben. 

Ich gehe davon aus, dass wir nach dem Boom infolge der Corona-Pandemie gerade eine massive Markterweiterung erleben, die sich im Anschluss wieder sukzessiv konsolidieren wird - weniger beliebte und/ oder wirtschaftliche Angebote werden abgebaut, pro Fächerbereich werden sich einige wenige Marktführer mit der Zeit herauskristallisieren.

Bspw. mit Blick auf die Struktur der Klett-Hochschulen mit ihren Spezialisierungen (WBH= Technik und Design/ Euro-FH = Wirtschafts- und Sozialwissenschaften/ APOLLON Hochschule = Gesundheitswissenschaften) sehe ich die Diversifizierung des Studienangebots sehr kritisch - denn im Endeffekt fangen die Hochschulen an sich gegenseitig das Wasser abzugraben. Natürlich kann man hier argumentieren, dass jede Hochschule immer noch eine gewisse Autonomie besitzt. Unterm Strich erscheint es mir als Außenstehender aber so, als ob innerhalb der Klett Gruppe kein unbedingt abgestimmtes unternehmerisches Vorgehen vorliegt. Wie auch immer dieses Rennen um Studierende ausgeht - man kann dabei nur hoffen, dass das wirtschaftliche Wachstum gesund, und die akademische Qualität erhalten bleibt.

 

Back to topic: Eine fortlaufende Weiterentwicklung des Fächerkanons ist im Grund gut und richtig, zeigt sich ja darüber, dass die Hochschulen neben neuen wissenschaftlichen Schwerpunkten auch den Bedürfnissen des Arbeitsmarktes gerecht werden wollen. Ob wir dabei ein grundständiges Fach mit diversen Vertiefungen (wie z.B. BWL an der Euro-FH mit 14 [!!] Vertiefungen), oder in einem Themengebiet eine Reihe unterschiedlichster, eigenständiger Studiengänge (wie z.B. einen der 31 Studiengänge im Bereich Pädagogik/ Psychologie an der IU) betrachten, ist meines Erachtens nur eine Frage des Türschilds und des persönlichen Geschmacks. Für mich persönlich (Achtung, subjektive Einzelmeinung) ist ein grundständiges Studium in einem breiten Fächerkanon die bevorzugte Variante, weil es im Studium nicht in erster Linie um Inhalte, sondern um das methodische Handwerkszeug wie bspw. Problemlösungskompetenzen zu einem bestimmten Themengebiet gehen sollte. Dementsprechend sehe ich es für sinnvoll an, wenn man eher einen Blick für das große Ganze im Fach, denn nur vereinzelte "Tiefbohrungen" gelehrt bekommt.

Sobald man solch ein grundständiges Studium in einem eher querschnittlichen Fach abgeschlossen, wird man sich ohnehin spezialisieren - entweder im Master, oder aber durch die praktische Tätigkeit im Job.

Mit Blick auf den letzten Punkt und die (zumindest gefühlt) sich immer schneller entwickelnden Rahmenbedingungen auf dem Markt finde ich es btw ziemlich cool, dass wir über die traditionell konsekutiven Studiengänge eine zunehmend größere Masse an kompakten, weiterbildenden Studiengängen mit 60 ECTS-Punkten zu bestimmten, aktuellen Themengebieten haben. Wenn man schon einige Jahre im Job ist, kann das aus meiner Sicht eine gute Option sein, um das berufliche Profil "nachzuschärfen" und sich (sowohl in der Tiefe, als auch in der Breite) zukunftsfähig aufzustellen.

 

Natürlich kommt es auch hier darauf an eine gesunde Balance zwischen kurzfristigen Hot-Topics auf der einen, und den grundsätzlichen Ansprüchen an eine wissenschaftlich fundiertes Studium und dem Anspruch als querschnittliche Weiterbildung auf der anderen Seite gerecht zu werden. Diesen Spagat zwischen tlw. entgegengesetzten Zielen zu schaffen ist sicherlich keine einfache Aufgabe, jedoch halte ich den Umfang einer einjährigen Weiterbildung (in Vollzeit - in Teilzeit dann mehr) für durchaus geeignet, um diesen Anspruch zu erfüllen.

 

Wie es sich langfristig entwickeln wird? Keine Ahnung! Vielleicht werden wir irgendwann dahin kommen, dass die Akademiker*innen unter uns nach einem Erststudium zunehmend öfter Weiterbildungsstudiengänge im Berufsleben absolvieren und wir irgendwann in der Rente eine ellenlange Visitenkarte mit "M.Sc. MBA M.A. ROFL LOL HDGDL WTF" durch die Gegend schleifen - wer weiß. Meine Empfehlung dazu: Man sollte sich die besten Optionen auf dem Markt raussuchen, um sich seine persönlichen Ziele zu erfüllen, und das sehr breite Angebot als Chance ergreifen.

 

So viel meine Gedanken dazu. Genug prokrastiniert, weiter geht es mit der Arbeit 

 

Erstelle ein Benutzerkonto oder melde Dich an, um zu kommentieren

Du musst ein Benutzerkonto haben, um einen Kommentar verfassen zu können

Benutzerkonto erstellen

Neues Benutzerkonto für unsere Community erstellen. Es ist einfach!

Neues Benutzerkonto erstellen

Anmelden

Du hast bereits ein Benutzerkonto? Melde Dich hier an.

Jetzt anmelden



×
  • Neu erstellen...