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Geschrieben

Das Karrieretag.org-Trendbarometer fragte im Oktober 2024 nach der subjektiv wahrgenommenen Sinnhaftigkeit des eigenen Jobs. 550 registrierte Besucher der bundesweiten Karrieretage-Jobmessen nahmen an der Online-Befragung teil. Die jetzt vorgestellten Ergebnisse möchte ich mit euch teilen. Vielleicht ergibt sich ja ein Austausch dazu.

 

Bullshit-Jobs

 

Dazu heißt es in einer Mitteilung zu den Ergebnissen:

 

Vorab: Es zeigt sich, dass man als Besucher einer Jobmesse nicht automatisch mit dem aktuellen Job unzufrieden sein muss. Denn viele Befragte gaben an, dass sie mit ihrem Job durchaus „sehr zufrieden“ (8 %) oder „zufrieden“ (23 %) sind. Demgegenüber stehen allerdings auch 28 %, die mit ihrer Tätigkeit „unzufrieden“ bzw. 17 %, die „sehr unzufrieden“ sind. In Summe also 45 Prozent auf der „Negativseite“ – Grund genug für eine nähere Betrachtung der Ursachen.

Häufig Zweifel am gesellschaftlichen Wert der eigenen Arbeit

Ein gutes Drittel aller Befragten kann in der eigenen Arbeit keinen gesellschaftlichen Nutzen zu erkennen. Auffällig: Die gesellschaftliche Relevanz der eigenen Tätigkeit wird umso größer eingeschätzt, je höher der eigene Rang im Unternehmen ist. Satte 68 Prozent der Team-, Abteilungs- oder Bereichsleiter erkennen in ihrer Tätigkeit einen echten gesellschaftlichen Mehrwert. Bei Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung sind dies nur 52 Prozent.

Der eigene Beitrag zum Unternehmenserfolg

Auch der eigene Beitrag zum Unternehmenserfolg scheint für viele fraglich: So geben die Mitarbeitenden ohne Führungsverantwortung an, dass geschätzt nur 56 Prozent ihrer täglichen Arbeit „wirklich zum Unternehmenserfolg beitragen“ würden. Bei den Führungskräften fällt dieser Wert mit 69 Prozent deutlich höher aus. Immerhin sind sich beide Gruppen mit jeweils rund 65 Prozent Zustimmung darüber einig, dass ihr Job auch dann weitergeführt werden müsse, wenn ihre Rolle plötzlich verschwinden würde. 

Viele Aufgaben einfach nur unnötig?

Quer durch alle Hierarchieebenen sind 27 Prozent aller Befragten der Ansicht, dass viele Aufgaben nur dazu dienten, beschäftigt zu wirken. Immerhin 46 Prozent meinen aber auch, dass ihre Aufgaben einem klaren Zweck dienen würden. Spannend auch, wie die Antwortgeber die Situation im Hinblick auf die eigenen Kollegen einschätzen: hier gibt fast die Hälfte (48 %) an, dass „viele Kollegen ebenfalls unnötige Arbeit verrichten“ würden. 

Ungenügend informiert

Oftmals fühlen sich Mitarbeiter ungenügend über den Sinn ihrer Arbeit informiert: 42 Prozent aller Antwortgeber sind der Meinung, dass ihnen ihre Vorgesetzten Aufgaben zuteilen würden, von denen sie nicht wüssten, „ob sie überhaupt benötigt werden“. Auch bei einem weiteren Aspekt kommen Vorgesetzte nicht gut weg: 40 Prozent aller Befragten geben an, dass ihre Vorgesetzen „gerne Mitarbeiter sammeln, um sich wichtiger zu fühlen“. Dass rund 41 Prozent darüber klagen, „mehr mit der Verwaltung von Aufgaben beschäftigt zu sein als mit deren Abarbeitung“, vermag dann nicht mehr besonders zu überraschen.

Abwesenheit ohne Folgen?

Drastisch fällt die Zustimmung der Befragten auch zu der Aussage aus, dass sich ein etwaiges längeres Fernbleiben von der Arbeit nicht negativ auf den Erfolg des Unternehmens auswirken würde: 49 Prozent der Antwortgeber ohne Führungsverantwortung sind dieser Ansicht. Unerwartet: Mit exakt 40 Prozent Zustimmungsquote fällt der Wert bei den Führungskräften ebenfalls recht hoch aus. Und 27 Prozent sind generell der Überzeugung, dass sie „ohne Probleme durch eine KI ersetzt“ werden könnten. Möglicherweise ein weiterer Indikator für die sich abzeichnende KI-Revolution in der Arbeitswelt.

Schockierend: In Deutschland wird kaum gelobt

In nahezu jedem Führungskräftetraining wird gebetsmühlenartig wiederholt: Lob ist ein mächtiges Werkzeug und hat vielfältige positive Auswirkungen auf die Motivation, Zufriedenheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter. Umso schockierender sind die Ergebnisse der Karrieretag.org-Befragung: Unglaubliche 62 Prozent (!) der Befragten ohne Führungsverantwortung geben an, kein Lob für ihre Arbeit zu erhalten. Und selbst unter den Führungskräften bleiben 52 Prozent ungelobt.

Maßnahmen gegen den "Bullshit"

Die Befragten gaben aber auch an, was Unternehmen tun könnten, um „Bullshit-Jobs“ und unnötige Arbeit zu vermeiden – oder zu reduzieren: Vor allem wurde den Forderungen zugestimmt, Aufgaben regelmäßig auf „Relevanz und Sinnhaftigkeit zu prüfen“ (56 %), klare Unternehmensziele zu formulieren, die bis in die Teams hineinwirken (52 %), Bürokratie abzubauen (51 %), Führungskräfte besser auszubilden (49 %) und flache Hierarchien zu etablieren (41 %). Auch die Automatisierung von Routineaufgaben (38 %), weniger Meetings (27 %) und Reportings (1 7 %) scheinen den Befragten geeignet, die Situation zu verbessern.

Alles "Bullshit", oder was?

Nein. Trotz der vielen augenscheinlichen Defizite in der Organisationsstruktur und Führungskultur geben nur 17 Prozent der Befragten explizit an, einen „Bullshit-Job“ zu haben, auch wenn es sich für 37 Prozent „manchmal so anfühlt“. Das sollten Unternehmen als Aufforderung begreifen, ihre Aufbau- und Ablauforganisationen kritisch zu hinterfragen und noch mehr Wert auf die Ausbildung ihrer Führungskräfte zu legen.
 

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Geschrieben

Ich gestehe, ich kann mit solchen Umfragen und ihren Ergebnissen nicht viel anfangen. Denn die Fragen sind viel zu beliebig und gar nicht differenziert, um von den Antworten echte Erkenntnisse ableiten zu können. Vielmehr scheint es mir, dass so eine Umfrage eine Methode ist, um in die Presse zu kommen. Der Begriff "Bullshit-Job" ist nämlich immer für einen Klick gut.

 

Das Thema, das dahinter steht, finde ich schon wichtig. Aber dafür wäre erst mal zu klären, was genau ein Bullshit Job ist, wie dieser Begriff sich für den einzelnen definiert. Das müsste man dann in Bezug zum eigenen Job setzen und damit die Arbeitszufriedenheit klären. Denn man kann ja durchaus in einem Unternehmen arbeiten, das gesellschaftlich hoch relevante Aufgaben bearbeitet und trotzdem werde ich von meinem Chef nicht gelobt. Ist dann mein Job bullshit?

Geschrieben (bearbeitet)

Ich kann dazu nur den Film Bullshit Jobs bei Youtube empfehlen. Trifft es sehr gut auf den Punkt.

 

Nach der Industrialisierung sind viele Jobs verschwunden.

 

Wir stehen historisch vor dem selben Problem mit der KI. Durch die automatischen Prozessen wird es richtig wild.

 

Wenn es gut läuft, wird es wie bei Star Trek, der Mensch arbeitet nicht mehr wirklich sondern dient dem Planeten, der Menschheit für eine bessere Zukunft. Oder halt der andere Weg. 😅

 

Ich weiß ich höre mich an wie ein Spinner 🤣

Bearbeitet von Markus Jung
Kürzung auf Wunsch des Autors
Geschrieben
vor 6 Minuten schrieb cheester88:

Um die Massen bei Laune zu halten entstanden eine Beratungsfirma nach der anderen und die wildesten Jobs. Ich habe selbst viele Jahre in Bullshit Jobs gearbeitet.

 

Welche geheime Macht hat den beschlossen, dass Massen an Beratungsfirmen entstehen müssen? Und wie hat diese Macht das durchgesetzt?

Geschrieben

Mein derzeitiger Job macht mir durchaus Spaß, aber einen Sinn sehe ich für mich persönlich schon seit vielen Jahren nicht mehr im Gesundheitswesen - die wirklich sinnvollen und wichtigen Tätigkeiten bleiben oftmals völlig auf der Strecke oder kommen zumindest zu kurz, stattdessen widmet man sich vorwiegend der Verwaltung von Mangel, Wahnsinn und z.T. auch Untergang.

 

Grundsätzlich kann ich mich jedoch nicht beklagen, denn Informationsfluss, Wertschätzung, usw. erfahre ich gerade in einem Maße, welches mir bisher vollkommen unbekannt war 🙂

Geschrieben

Aktuell leiden ja viele Unternehmen unter einer schlechten Auftragslage. Für den einzelnen Angestellten mag das heißen, dass er nicht im üblichen Maße ausgelastet ist. Und vielleicht Aufgaben bekommt, die keinen unmittelbaren Nutzen für einen Kunden haben und deren Nutzen für das Unternehmen vergleichsweise vage und ungewiss ist. Zum Beispiel wird die Suche nach neuen Chancen und Möglichkeiten oft zum Ergebnis haben, dass ein erkundeter Weg sich als Sackgasse erweist. Das ist nicht im gleichen Maße motivierend wie ein konkreter und erfolgreich abgeschlossener Auftrag.

Geschrieben
vor 14 Stunden schrieb KanzlerCoaching:

 

Welche geheime Macht hat den beschlossen, dass Massen an Beratungsfirmen entstehen müssen? Und wie hat diese Macht das durchgesetzt?

Damit ist keine "Macht" gemeint sondern der normale Fluss der Wirtschaft. Oft ist es ja so, wenn sich eine Branche ändert oder obsolet wird, werden sich andere Aufgaben gesucht.

 

Da steckt keine Macht hinter sondern einfach der Fluss der Zeit. Ich kann für mich aktuell nicht ausmachen, was nach der KI kommt. Wobei sich viele das damals auch gefragt haben, als die großen Werksarbeiter nicht mehr am Fließband standen.

 

Was ich persönlich zumindest aktuell sehr gut finde, ist der Wandel zu einem besseren Selbst. Damit meine ich persönliches Glück und Sinnhaftigkeit. Oft hatte ich z.b bei Eltern das Gefühl, dass diese nie richtig Leben konnten. Also nicht das sie ein schlechtes Leben hatten sondern sich nicht selbst verwirklicht haben. Hoffe Sie wissen was ich meine.

 

 

Geschrieben

Bullshit Jobs - Vom wahren Sinn der Arbeit (David Graeber):

https://www.amazon.de/Bullshit-Jobs-wahren-Sinn-Arbeit/dp/3608982450/

Zitat

Ein Bullshit-Job ist eine Beschäftigungsform, die so völlig sinnlos, unnötig oder schädlich ist, dass selbst der Arbeitnehmer ihre Existenz nicht rechtfertigen kann. Es geht also gerade nicht um Jobs, die niemand machen will, sondern um solche, die eigentlich niemand braucht.

 

 

Meintest Du das, @cheester88 - gibt auch ein längeres Video dazu, mit deutschen Untertiteln:

https://www.youtube.com/watch?v=0aR9kaAKcv8

Geschrieben
vor 5 Stunden schrieb cheester88:

Damit ist keine "Macht" gemeint sondern der normale Fluss der Wirtschaft. Oft ist es ja so, wenn sich eine Branche ändert oder obsolet wird, werden sich andere Aufgaben gesucht.

Warum schreibst Du es dann? Deine Aussage war "Um die Massen bei Laune zu halten", das impliziert einen Zweck und zielgerichtet Handeln, das man eigentlich nur einem Menschen oder einer Institution, nicht aber "den Fluss der Wirtschaft" oder "der Zeit" zuschreiben kann.

Im übrgien scheint mir die These, dass die Leute, die "nach der Industrialiserung" ihren Job verloren haben, heute in nennenswerter Anzahl bei McKinsey und Co. arbeiten, fragwürdig.

Geschrieben

Ja genau dieses Video da drin wird auch erklärt, wie diese nach der Industrialisierung entstanden sind. Wirklich spannend und keine Schwurblersachen. Dieser Effekt ist wirklich spannend. 

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