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Verwirrung durch "Bachelor (professional)"


Lutzbutz

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Ich hatte, zumindest, den Meister immer bedeutend höher als einen Bachelor-Abschluss eingeschätzt. Und auch über die Fachwirt-Weiterbildungen habe ich noch nie gehört, dass einem dort etwas geschenkt wird.

Deshalb überrascht es mich etwas, dass die IHKn auf solche Irreführungen zurückgreifen um ihre Abschlüsse zu pushen.

Ich finde die Benennung, die Formulierungen "in 12 Monaten zum Bachelor" und auch die Gestaltung der Seiten der DIHK für "Bachelor Professional" (mit dem Doktorhut ...)... extrem billig.

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vor 7 Stunden hat SebastianL geschrieben:

Ich fand das früher gut mit dem "(FH)" hinter der Bezeichnung, was ja viele auch teilweise weggelassen haben.

 

Nun, da kann ich zumindest aus Erfahrung sprechen, weil ich damals (2005 bis 2010) erst an der FH und dann an der Uni auf Diplom im gleichen Studiengang studiert habe. Damals gab es da wirklich einen Unterschied, auch wenn er geringer war als gemeinhin gedacht. Die Curricula waren in Teilen doch verschieden, mehr Praxisrelevantes an der FH, mehr Theorie an der Uni.

Jetzt habe ich den Vergleich wieder, 2 Unis an denen ich mir als HiWi ein wenig Geld dazu verdient habe bzw. es an einer immer noch tue und 1 FH, an der ich selbst nochmal etwas gänzlich anderes studiere. Auch wenn es mein Nickname suggeriert, die PFH ist es letztendlich nicht geworden.

Die Akkreditierungsanforderungen an die jeweiligen Studiengänge sind was Fach- und Methodenkompetenzen angeht so fix und hochschulartunabhängig, dass man auf der Seite einer FH gucken kann, was man an der Uni lernt und vice versa.

Hier an der Uni wird in Mathe genauso viel (nicht) bewiesen wie an der örtlichen FH 10 km weiter (wir haben bei den Wirtschaftsingenieuren einen Kooperationsstudiengang). Mehr Praxis an der FH? Vergangenheit. Mehr Theorie an der Uni? Wenn man Mathe oder Chemie oder Physik pur studiert viel Theorie, aber diese Studiengänge gibt es an FHs ja gar nicht. Insofern kein "Mehr". Was den gleichen Namen trägt (BWL, Wirtschaftsingenieurwesen, Sozialpädagogik/soziale Arbeit, (technische/angewandte) Informatik, Psychologie etc.) unterscheidet sich überhaupt nicht mehr. Auch in Kiel, Hannover, Berlin, Bremen ist das nicht anders, die Anrechnungsfragen hab ich jede Woche auf dem Tisch.

Summa summarum: Damals hatte das (FH) eine Berechtigung. Nicht unbedingt, weil das Studium an der FH weniger anspruchsvoll war, sondern vielmehr weil der Schwerpunkt anders lag. Im Bachelor/Master kann jeder problemlos hin- und herwechseln und wird keinerlei Unterschied feststellen.

Man kann hier an der örtlichen FH übrigens auch promovieren. Erstprüfer und offizieller Doktorvater ist an "meiner" Uni, eigentlicher Doktorvater an der FH. Den Erstprüfer kriegt man eigentlich nur bei der Verteidigung der Dissertation zu Gesicht. Dauer des Ganzen je nachdem zwischen 3 und 5 Jahren.

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vor 7 Stunden hat SebastianL geschrieben:

Da würden mir sehr viele widersprechen und Bachelor FH mit Uni gleichstellen (ist es ja auch), aber auch das finde ich nicht so gut, weil das eine ist praxisorientierter und das andere theoretischer, ist einfach so.

 

Nee, das ist völlig überholt. Das war vor 10 Jahren so, ja. Ist aber mittlerweile definitiv nicht mehr der Fall. Und in dem Punkt weiß ich wirklich wovon ich spreche, denn diese Anerkennungsfragen und Modulbeschreibungen und "Zwischenzeugnisse" hab ich jede Woche in meinem Postfach. Ich muss da meinen Senf zu geben und das Prüfungsamt entscheidet dann. Und ich kann nicht nach Gusto da irgendwas bewerten sondern vergleiche Curricula hoch und runter. Das geht soweit, dass ich mir Klausuren und Vorlesungsskripte anschauen muss, weil man manchmal aus Modulbeschreibungen auch nicht so richtig schlau wird. Diese Zeiten mit mehr Theorie hier und mehr Praxis da sind definitiv vorbei. Das sind Nuancen je nach Vorlieben des Lehrstuhlinhabers.

Vor nicht allzu langer Zeit hatte ich die FH Bielefeld auf dem Tisch. Ich hab um zwei Skripte gebeten, weil das Curriculum und die Modulbeschreibungen mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet haben. Die Professoren für Ingenieurmathematik und physikalische Grundlagenfächer dort haben so ein Faible für die Theorie wie ich das vorher nur in eigenständigen Mathe- und Physikstudiengängen gesehen hab. Was sagt mir das jetzt? Dass die FHs theorielastiger sind? Nein. Das sagt mir nur, dass die Freiheit in Forschung und Lehre trotz strikter Akkreditierungsvorgaben noch funktioniert. Im Durchschnitt aber ist der Theorie-Praxis-Anteil an Unis und FHs längst identisch. Wenn ich mir nicht vorher angucke von welcher Hochschule das stammt, was mir da vorgelegt wird, hab ich keine Chance zu erkennen, ob das Uni oder FH ist.

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@pfhlerEs mag sein, das es formal, auf dem Papier und in den Modulhandbüchern so ist wie Du beschreibst, da will ich dir gar nicht widersprechen. Ich erlebe in der Praxis trotzdem deutliche Unterschiede. Die Qualität von Uni-Abschlussarbeiter zu FH-Abschlussarbeiter ist tendenziell deutlich, wirklich deutlich höher. Mit Qualität meine ich hier die Qualität der Vorgehensweise bei Wissenschaftlichen Arbeiten.

 

Wenn ich Personen "einstelle", sind mir Abschlüsse persönlich total egal, es zählt der CV und die Person, nach dem Motto: "hire for attitude, train for skills".

 

Ich war auch mal "nur" Hauptschüler und ich kann das "nicht für voll nehmen" verstehen ohne Akademischen Grad. Ich weiß aber heute auch, was ich damals nicht wusste und ich weiß heute auch, dass ich Menschen an ihrer Herangehensweisen Dinge anzugehen ansehe, ob sie studiert sind oder nicht, denn diese Personen sind meist sehr strukturiert und andere eben nicht. Ausnahmen bestätigen die Regel. 😄 Nicht falsch verstehen, mir sind Titel und Abschlüsse total egal, es geht um die daraus erlernten Fähigkeiten und was bleibt uns Akademiker nach dem Studium als das wissenschaftliche strukturierte Vorgehen übrig? Selbstverständlich kann man das auch ohne Studium erlernen, machen nur die wenigsten in ihrer Freizeit.

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vor 5 Minuten hat SebastianL geschrieben:

Die Qualität von Uni-Abschlussarbeiter zu FH-Abschlussarbeiter ist tendenziell deutlich, wirklich deutlich höher.

 

Sorry, aber das kann ich wirklich nur als platte Verallgemeinerung bezeichnen. Ich bin nun, mit ein paar Jahren Unterbrechung, seit 11 Jahren Tutor. Von BWL über Rechnungswesen und Mathe hat man mir schon jeden Mist aufs Auge gedrückt. Ich hab 70 Prozent Studierende von meiner Uni, knapp 30 Prozent sind als Wirtschaftsingenieure an der FH eingeschrieben und machen das Kooperationsstudium. Viele sind zwischenzeitlich hin- und hergewechselt, oftmals aus ganz anderen Städten gekommen. Das Leistungsniveau der Studierenden unterscheidet sich von Fach zu Fach, aber nicht zwischen Uni und FH. Die FHler, die nach ihrem Bachelor hier an die Uni wechseln und ihren Master machen, haben genauso viele Wissenslücken wie diejenigen, die von einer anderen Uni kommen.

Man sollte nie die FernUni Hagen mit einer Präsenzuni vergleichen. Da ist nämlich wirklich ein riesiger Unterschied. So theorielastig wie die FernUni in Mathe oder Statistik oder Algorithmen, Datenstrukturen whatever ist, ist keine normale Universität mehr. Das liegt wohl auch daran, dass die FernUni die 2 bis 6 SWS wöchentlich, die unsere MINTler hier in Laboren und Rechenzentren verbringen, mit was anderem füllen muss. Wenn Praxis nicht geht bleibt halt nur mehr Theorie.

Diese 10 Credit-Module sind übrigens für einen Wechsel ins Präsenzstudium auch Mist. Üblich sind 6 Credits pro Modul. +-2. Führt zwangsläufig dazu, dass ich bei so einem Wechsel nur 1 Modul anrechnen lassen kann und der Rest verloren geht. Stößt regelmäßig auf Unverständnis, aber das Prüfungsamt hier schenkt einem für das zweite Modul halt nicht mal eben 2 CP. Aber das ist ein anderes Thema, das im Grunde genommen nur die FernUni Hagen betrifft, weil das halt (wie vieles andere dort auch) so unüblich ist.

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vor einer Stunde hat pfhler geschrieben:

Man sollte nie die FernUni Hagen mit einer Präsenzuni vergleichen. Da ist nämlich wirklich ein riesiger Unterschied. So theorielastig wie die FernUni in Mathe oder Statistik oder Algorithmen, Datenstrukturen whatever ist, ist keine normale Universität mehr.

 

Ich habe neulich in eine (Open Book) Master-Klausur der TUM in Data Science schauen können und nicht schlecht gestaunt. Das Niveau war anständig, aber alle Aufgaben aus dem Leben gegriffen und anhand aktueller Themen konstruiert. Das taugt als Einzelbeispiel nichts, aber es bestätigt, was du sagst.

 

Woran denkst du liegt die Angleichung, die du meinst zu beobachten?

 

vor 1 Stunde hat SebastianL geschrieben:

es geht um die daraus erlernten Fähigkeiten und was bleibt uns Akademiker nach dem Studium als das wissenschaftliche strukturierte Vorgehen übrig?

 

Das stimmt übrigens auch. 

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vor 22 Minuten hat developer geschrieben:

Woran denkst du liegt die Angleichung, die du meinst zu beobachten?

 

Ich denke dafür gibt es viele Gründe.

Zunächst einmal natürlich die Vorgabe der Politik und die daraus resultierende rechtliche Regelung, dass Bachelor und Master hochschulunabhängig gleichwertig sind bzw. zu sein haben. Um das zu gewährleisten wird bei den Akkreditierungen von Studiengängen an FHs darauf geachtet, dass sich diese in Breite und Tiefe nicht von Universitäten unterscheiden. Irgendwelche komplizierten und unbeliebten Themen weglassen ist einfach nicht mehr.

Der zweite Punkt ist die Verkürzung des Studiums. Wenn der Bachelor zu einem ersten berufsqualifizierenden Abschluss führen soll und die Hochschule dafür nur 3 Jahre Zeit hat, ist nicht mehr viel mit Flexibilität bei der Zusammenstellung des Curriculums. Vielleicht hat man Platz für 2 oder 3 Wahlmodule, der Rest sind aber halt Grundlagen, die man immer braucht und wo man gar nichts kürzen kann. Wenn ich mir die Curricula der TH Lübeck oder der FH Westfalen angucke, krieg ich das Gefühl, dass die einfach unser Curriculum übernommen haben. Oder andersrum. Keine Ahnung wer als erstes auf Bachelor und Master umgestellt hat. Zumindest die ersten 4 Semester sind fast überall identisch, danach bekommen die Studierenden ein paar Freiheiten und Wahlmöglichkeiten. Im Diplom konnte ich damals weit über 50 Prozent frei wählen, aber es war halt auch 1 Jahr mehr Zeit da.

Unser Lehrkörper setzt sich außerdem zu einem immer geringeren Anteil aus normalen Professuren zusammen. Sehr viele Lehrbeauftragte aus der Praxis, die parallel auch noch an anderen Hochschulen unterrichten oder unterrichtet haben und natürlich nicht extra für uns das Rad neu erfinden. Die Professoren selber kriegt man zumindest in den ersten 4 Semestern kaum zu Gesicht.

Und als letzten Punkt würde ich den Studierendenmangel anführen, der damals in den MINT-Fächern geherrscht hat. Die FH war für viele junge Menschen attraktiver, weil vermeintlich einfacher und näher an der Praxis. Und aus der Wirtschaft kam die Kritik, dass die Uni-Absolventen zwar viel theoretisches Wissen mitbringen, im Unternehmen dann aber länger eingearbeitet werden müssen als FH-Absolventen. Die Unis mussten sich dahingehend schon ein wenig umstellen, agiler und moderner werden.

Man ist also aufeinander zugegangen und hat sich jetzt irgendwo in der Mitte getroffen. In den Studiengängen, die es sowohl an FHs als auch an Universitäten gibt. In den grundlegenden naturwissenschaftlichen Studiengängen wird man hier natürlich immer noch mit Theorie bombardiert, aber die gibt es eben an FHs auch gar nicht und entziehen sich somit einem Vergleich.

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Ich kenne viele Kollegen und Bekannte für die macht es einen großen Unterschied ob der Abschluss an einer Uni oder Hochschule gemacht wurde. Meine Ex Freundin arbeitet  in einem großen Konzern, da wurde sogar sehr großen Wert darauf gelegt, an welcher Uni man studiert hat. Absolventen von Fachhochschulen wurden eher belächelt. 
 

Das entspricht zwar nicht meine Meinung, aber scheinbar ist es in vielen Köpfen noch drin, dass ein Uni Abschluss schwerer und mehr Wert ist, als ein Abschluss von einer Fachhochschule.

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