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Wie bekomme ich das Geschriebene in meinen Kopf?


chillie

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Man kann einen Menschen nichts lehren, man kann ihm nur helfen, es in sich selbst zu entdecken.

Galileo Galilei

 

Ein Thema das nicht nur uns Fernstudenten tagtäglich beschäftigt, sondern in unserer "Wissensgesellschaft" allgegenwärtig ist, betrifft das lernen. Was ist lernen? Lernen ist nicht merken und lernen ist nicht wissen, lernen ist ein Prozess des aufnehmens, des merkens und des verknüpfens um zu verstehen.

 

Ja genau, eine hochtrabende Beschreibung für das, was uns jeden Tag begleitet und beschäftigt.

In der Schule lernt man leider nicht so gut wie man erlernt, dort lernt man wie man auswendig lernt - das kann man in einem Fernstudium leider nur schwer umsetzen, da man sich schließlich in "relativ" kurzer Zeit eine große Menge an Wissen aneignen möchte.

 

Dabei ist es eindeutig keine Lösung Texte auswendig zu büffeln - wenn es denn so einfach wäre könnte ein Fernlehrinstitut auch Lernkarten drucken anstatt Studienbriefe, denn die Kompetenz aus derartigen Texten die Essenz zu gewinnen ist ebenso wichtig wie das gelernte dann anwendbar in seinem Hirn abzulegen.

Die Natur war sehr nett zu uns, denn sie hat unserem Hirn ein paar Dinge mitgegeben die ein paar Forscher schon schön herausarbeiten konnten. So kann ein Gehirn z.B. nicht zwei Dinge gleichzeitig tun (ja liebe Frauen es ist wirklich so!!), oder das Gehirn speichert Dinge leichter wenn mehrere Bereiche angeregt werden (sozusagen Multi-Media) und ... ein Gehirn ist ein ziemlicher Spiesser, denn es steht total auf Strukturen ;)

 

An diesen und noch ein paar anderen Ergebnissen haben viele Leute Strategien entwickelt wie man sein Gehirn so füttert das es viel behält und es bei Bedarf wieder einem zur Verfügung stellt - Dinge wie Kreativitätstechniken, Mind Maps, Lernkarten usw.

 

Für den Text eines Studienbriefes ergibt sich daraus auch noch eine zusätzlich Möglichkeit, die sich wunderbar mit o.g. Techniken verknüpfen lässt. Es ist sicherlich nicht der 7 Stufen-Plan zum Glück - aber ich pers. finde diese Technik durchaus als sehr hilfreich, vor allem da man sie auch, je nachdem ob einem der Text liegt oder nicht, einfach verkürzen kann.

 

Ich bin mir sogar sicher, das viele Leute diese Technik anwenden ohne jemals davon gehört zu haben - aber sicher ist sicher, es wäre Schade wenn sich jemand vllt. das Leben schwer macht und es doch gar nicht müsste ;)

 

Nun denn, darf ich vorstellen PQ5R ... das klingt zwar wie ein Roboter aus Star Wars. Eigentlich heisst die Geschichte ja PQRRRRR - aber da das zum einen ziemlich doof aussieht und zum anderen ja durch ausklammern zu vereinfachen ist hat sich ein schlauer Kopf eben auf diesen Zungenbrecher festgelegt.

 

Das Prinzip ist relativ einfach, jeder Buchstabe steht für einen Schritt bei der Bearbeitung eines Textes. Im Sinne des handelsüblichen Fernstudenten setze ich einfach voraus das es sich dabei um einen Studienbrief handelt, welcher bekanntlich über mehrere Kapital und auch Themen reichen kann und je nach Institut gerne 30-80 DIN A4 Seiten umfasst.

 

Nun denn, beginnen wir mit

P wie Preview

(achja bevor ich es vergessen, wie alles heutzutage geht es hier auch ums englische, denn ÜFLARN kann man erstens nicht so schön zusammenfassen und hört sich auch komisch an)

 

Dieser erste Schritt ist der, den man schon fast natürlich macht, wenn man einen größeren Text vorgesetzt bekommt. Man überfliegt den Text. Ich würde sagen heutzutage passiert das - wenn man nicht gerade etwas lernt/studiert) mit ca. 90% der Texte - sicher auch ein Grund warum so viele Leute Versicherungen haben, die sie nicht brauchen.

 

Diese Angewohnheit hat der moderne Mensch vor allem, um sich vor dem totalen Informationsoverkill zu schützen. Man stelle sich vor, jeder Internetuser würde die Internetseite, die er gerade besucht komplett lesen und sich mit der hier vorgestellten Technik Gedanken darüber machen, dies kann nicht der Sinn sein... darum trainieren wir unser Hirn möglichst schnell die - unserer Meinung nach - wichtigen Dinge aus einem Text zu filtern.

 

Leider ist dies nicht ganz so einfach wie man sich das wünschen würde - für den Alltag mag das durchaus funktionieren für einen Lehrtext allerdings sollte man sich vorher kurz etwas Zeit nehmen und sich Gedanken machen... denn wie bereits erwähnt, unser Gehirn kann leider keine zwei Dinge gleichzeitig, somit sollte man sich auf einen Text einstimmen, bevor man ihn zur Hand nimmt.

 

Wie das geht? ... das klingt esoterischer und schwieriger als es wirklich ist, man nehme seinen Studienbrief, liest den Titel und erkennt schon Fach und Ausrichtung. Erwartet man vorher Mathe und hat einen Studienbrief in Englisch weiss man worauf man sich einstellen sollte.

 

Hilfreich ist es auch, das Inhaltsverzeichnis zu überfliegen, hat man bereits von bestimmten Dingen gehört, weckt man Erinnerungen, welche sich schon mit dem zu lesenden verknüpfen können.

 

Ist man somit "in der Stimmung" für den Text liest man einen überschaubaren Teil möglichst entspannt und ohne großen Druck. Dinge die einen interessieren betrachtet man länger und unverständliches nimmt man hin. Dazu gehören neben dem reinen Text natürlich auch Schaubilder und Grafiken.

 

Bereits ab diesem Zeitpunkt hat man etwas gelernt, denn bereits nach einem "Review" sind erste Fetzen im Gehirn hängen geblieben. Rein von der Aufnahme der Informationen her gesehen sogar alles, nur verarbeiten kann man es nicht so einfach.

 

Hat man den Text zu dem Zeitpunkt schon verstanden, dann ist man entweder mit der Materie oder ähnlichem schon vertraut oder einfach ein Genie (Genies bitte alle weiteren Schritte überspringen und selbst Artikel zum Thema lernen verfassen! Danke ;-) ).

 

Da man aber nicht davon ausgehen kann, bleiben einem meist einige Fragen - was uns zum zweiten Schritt führt.

Q wie Question

 

Hier kann es schon sein, das einem die Autoren der Texte geholfen haben, denn gibt es z.B. Kontrollfragen ist es genau jetzt ein guter Zeitpunkt diese durchzulesen. Sind diese zu abstrakt ... sprich ist man noch nicht so weit, oder gibt es evtl. gar keine dann hilft einem die Gliederung im Text - denn dann formuliert man sich am besten selbst Fragen anhand der Überschriften und der Unterpunkte.

 

Diese Fragen notiert man sich am besten auf, egal ob viele oder wenige Fragen, oder ob der Text lang oder kurz ist ... dadurch, das man die Fragen zu Papier gebracht hat, kann man sich später leichter daran orientieren.

Wenn man sich schwer tut mit der Formulierung kann man sich an der berühmten Notruf-Formel orientieren, Wer, Wann, Wie, Wo, Wieviel ... oder auch einfach nur Warum?

 

Bei so vielen Fragen bleibt uns der Text natürlich noch eine Antwort schuldig, diese können wir uns aber selbst besorgen und zwar durch

R wie Read

 

Lesen! OK, das kam nicht unerwartet - das ist mir schon klar. Aber mit einem Bündel Fragen an der Hand ist die Motivation den Text mehr zu erkunden natürlich eine andere.

An diesem Punkt beginnt auch die intensive Arbeit mit dem Text - das ist etwas, darüber könnte man sich sicher nochmals so lange auslassen - ich nenne einfach ein paar Beispiele.

  • farblich Markieren
  • unterstreichen
  • hervorheben
  • kommentieren
  • nachschlagen
  • zusammenführen (z.B. durch Pfeile)
  • usw.

 

Man lese den Text und beantworte seine Fragen. Dabei ergeben sich deutlich mehr Zusammenhänge aus dem Gesamttext als beim ersten überfliegen. Dadurch erkennt man auch erste Zusammenhänge und bemerkt Dinge, welche wichtig erscheinen (und wenn sie einem so erscheinen sollte man sich auch durchaus auf sein Gefühl verlassen).

Gleichzeitig stößt man auch auf Details, die einem unklar sind - das ist verständlich, beim Überliegen hält man sich mit derartigen Dingen nicht auf sondern blendet sich aus. Setzt man sich intensiver mit dem Text auseinander bemerkt man Unstimmigkeiten und kann diese beispielsweise nachschlagen.

 

Wichtig in diesem Schritt ist, sich die Neuigkeiten, das Interessante und das vermeintlich wichtig richtig zu kennzeichnen, damit man später einfach darauf zurückgreifen kann. Warum? Das erkennt man am nächsten Schritt

R wie Record

 

Aufzeichnen hilft einem nicht zu vergessen. Auch hier gibt es verschiedenste Möglichkeiten die wichtigen Dinge so zu erfassen, das sie für die eigene Arbeitsweise kompatibel aufbereitet vorliegt.

 

Alle Dinge, die einem im vorherigen Schritt wichtig erschienen, die neu waren, eigene Erkenntnisse daraus, Schlußfolgerungen, selbst erlebte Beispiele, wichtiges... all das sollte man erfassen.

 

Der erste Schritt ist getan, in dem man sich selbst die Fragen beantwortet die man im zweiten Schritt gestellt hat. Darüber hinaus muss man in der für einen selbst geeigneten Form einen Ort finden an dem man die Informationen für später aufhebt, dies kann eine Zusammenfassung sein, eine Loseblatt-Sammlung, ein Büchlein, Lernkarten, MindMaps usw.

 

Viele Fernstudenten erledigen diesen Schritt unbewusst durch die Zusammenfassung, tippt man nicht 1:1 den Text ab ist dieser Schritt exakt das was man dabei tut, man betrachtet signifikante Informationen, verarbeitet Zusammenhänge und bereitet den Stoff bereits in eigenen Gedanken auf.

 

Ergeben sich durch die neuen Informationen neue Fragen so sollte man die natürlich wieder notieren ... so lange einem der Text und der darin vermittelte Zusammenhang nicht klar ist, sollte man möglichst alle Unklarheiten notieren um sie nachvollziehen zu können.

 

Geht man einen langen Text in handlichen Abschnitten durch so hat man bis zu diesem Zeitpunkt bereits viele relevante Information aus dem Text gezogen ... darum folgt nun der nächste Schritt

 

R wie Recite

 

OK, recite bedeutet auch auswendig aufsagen - das wäre aber zu viel verlangt und hilft uns nicht weiter. Bis hierher wurde immer mit dem Text gearbeitet. Nun ist aber der Zeitpunkt gekommen an dem man rekapitulieren sollte. Sprich, man legt den Text beiseite und versucht beispielsweise am Inhaltsverzeichnis (oder am Glossar) zu jedem Punkt einen Zusammenhang herzustellen und diesen soweit einem möglich ist auszuformulieren.

 

Auch auf die Gefahr hin mich zu wiederholen ... gibt es neue Fragen, diese notieren um sie nicht zu vergessen und sie nachzuschlagen.

 

An diesem Punkt steckt man bereits ziemlich tief im Text, man hat ihn überflogen, man hat sich Gedanken gemacht und Unklarheiten notiert. Danach hat man ihn vllt. einmal oder öfters intensiv und mit Zeit und Muse gelesen um die Fragen zu beantworten und sich selbst auf irgend einer Weise die Inhalte des Textes darzustellen. Als letzten Schritt waren wir sogar schon so weit, das wir frei zu jedem Thema etwas rezitieren konnten.

 

Wie man daran erkennen kann ist dieser Prozess nicht in wenigen Stunden oder Tagen zu durchlaufen sondern in einem Zeitraum der durchaus über Wochen (oder Monaten?) gehen kann. Schließlich ist nicht jedes Thema durch einen einzigen Studienbrief geschlossen und man bearbeitet mehr als ein Thema. Ordnet man die bisherigen Schritte chronologisch befinden wir uns nun mit dem vorletzten Schritt schon im Bereich der Prüfungsvorbereitung, wobei es nicht schadet den Schritt mehrmals zu durchlaufen und somit mehr mit den Inhalten zu arbeiten. Es folgt...

 

R wie Review

 

Mit dem Pre-View beginnt der Zyklus, mit dem vorab durchlesen. Das Review hingegen ist ein Schritt das bereits gelernte und verstandene zu ordnen und evtl. semantische Fehler zu überprüfen und auszubessern.

Nachdem man zuletzt eher mit den Text bzw. dessen Inhalt im Geiste gearbeitet hat erfolgt in diesem Schritt wieder der Griff zum Original.

 

Hierbei bemerkt man bereits ob man gut mit dem Text gearbeitet hat - mit mehr Verständnis liest sich ein Text deutlich leichter und es ergeben sich durchaus auch noch Erkenntnisgewinne.

 

Ergeben sich dadurch neue Zusammenhänge sollte man diese durchaus nochmals farblich neu markieren, evtl. muss man auch nochmals seine Notizen anpassen oder seine Lernkarten/MindMaps usw. erweitern.

Am Ende dieses Schrittes sollte man auf jeden Fall in der Lage sein, die bisher gestellten und auch neu dazugekommenen Fragen beantworten zu können.

 

Der letzte Schritt ist vllt. der wichtigste aber auch der abstrakteste von allen.

 

R wie Reflect

 

An diesem Punkt kann man seine Gedanken (zu dem Thema) mal richtig treiben lassen. Das ist ein Prozess der meist ganz automatisch läuft ... z.B. beschäftigt sich das Gehirn über Nacht ganz allein mit Dingen die man neu gelernt hat, hilfreicher für einen kann es aber sein den Prozess selbst anzustoßen und sich im Geiste den Inhalt und die entdeckten Essenzen nochmals vor Augen zu führen. Zu diesem Zeitpunkt hat man bereits das wichtige vom Unwichtigen getrennt und kann/sollte sich Gedanken darüber machen warum dies so ist.

Wichtige Fragen die man beantworten können sollte sind:

  • Was bedeutet der Text im Allgemeinen für das betroffene Umfeld?
  • Wie kann man(ich?) das gelernte anwenden?
  • In welchem Zusammenhang steht das gelernte mit bereits vorhandenem Wissen?
  • Gibt es andere Quellen, die mir den Zusammenhang verständlicher machen können?

 

Gerade wenn man letztere Frage mit JA beantwortet steht einem der Zyklus natürlich im neuen bevor. Als Fernstudent hat man aber das Glück das man meist mit gut aufbereiteten Texten arbeitet und so (toi toi toi) nicht unbedingt auf Sekundärliteratur angewiesen ist. Wenn man sich das sparen kann, hat man es im besten Fall zu diesem Zeitpunkt geschafft und man hat den Text verstanden... das ist natürlich nur die halbe Miete, denn was man mit den Erkenntnissen anstellt und wie man diese für seine Prüfungen aufbereitet ist wieder ein anderes Thema ... aber diese Arbeitet findet dann nicht mehr direkt mit dem Text sondern mit dem Hirn statt ;)

 

Vllt. gibt es ja nun ein paar Fernstudenten mehr, die sich in ihrer Lernart mit dieser Taktik identifizieren können, sicherlich gibt es viele die sagen, das sie nie so arbeiten könnten und ein paar ganz wenige die vllt. hierdurch ab sofort leichter mit Texten umgehen.

 

Eines bleibt uns Fernstudenten nicht erspart - möglichst selbstständig wichtige Informationen aus Texten zu kondensieren. Wir müssen das Auge für das relevante entwickeln und es uns so aufbereiten damit wir aus einer Fülle von Informationen zum richtigen Zeitpunkt das richtige auswählen. Darum ist dieser Ablauf auch recht weit betrachtet - es liegt aber am einzelnen den Grad des detaillierten Lesens selbst zu bestimmen um herauszufinden, mit wie viel Aufwand man einen Text ausreichend gut erfasst hat.

 

In diesem Sinne wünsche ich euch noch viel Spaß beim PQ5R'n ;)

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So - ich bin natürlich nicht ein Freund reiner Theorie. Und damit ihr nicht von mir denkt, das ich nur Dinge aus schlauen Lehrbüchern abtippe möchte ich einfach anfügen, wie ich selbst diesen Schritte-Plan auf meine Taktik Studienbriefe zu bearbeiten anwende.

1. Schritt (bekannt als P)

Wenn ich damit beginne einen Studienbrief zu bearbeiten, beginnt es damit, das ich den Studienbrief zur Hand nehme und mir ein ruhiges Eckchen suche. Im erste Schritt geht es nicht um viel Verständnis, dabei bearbeite ich nichts, dabei wird nichts kommentiert.

Somit kann man das auf dem Balkon, am Badesee, auf der Couch oder im Zug machen.

Für mich dient dieser Schritt dazu, zu verstehen um was es in diesem Dokument eigentlich geht. Da man natürlich nicht immer die Zeit hat einen ganzen SB zu lesen teile ich mir das meist ein. Wichtig ist dabei sich an schlüssigen Kapitelgrenzen zu orientieren.

Was mir persönlich sehr schwer fällt ist zwischen verschiedenen Unterpunkten aufzuhören, lese ich später weiter muss ich öfters zurücklesen um den Zusammenhang zu finden.

2. Schritt (bekannt als Q)

Den zweiten Schritt gehe ich persönlich nicht so ausführlich an, wie es das Grundmodell vorsieht. Das liegt vor allem daran, das ich bei der HFH bereits auf Kontrollfragen zurückgreifen kann. Diese lasse ich beim ersten Überfliegen nämlich aus. Ich habe somit den SB komplett gelesen bevor ich eine der Übungsfragen angehe (das selbe gilt für Altklausuren und Einsendeaufgaben) - da ich mich nicht selbst mit den Fragestellungen beeinflussen möchte.

Hat man zuviel Kenntnis von den Fragen liest man auch zu selektiv und evtl. gehen dann Informationen verloren die man z.B. durch neue Prüfungsfragen benötigen würde.

Des weiteren formuliere ich viele Fragen im Kopf (dank gutem Gedächtnis) - später beantworte ich sie mir selbst aber wieder schriftlich.

3. Schritt (bekannt als R wie Read)

Nach dieser Phase geht es dann ans "produktive" bearbeiten des Textes. Hierzu muss ich an meinem Schreibtisch sitzen - das geht nicht an jedem Ort, denn dazu brauche ich einen Tisch, Arbeitsmittel und Ruhe.

Ich nehme also ein Lineal zur Hand (um damit bei nicht so leicht verständlichen Texten das Auge am Lineal entlang zu führen ... so wie in der Grundschule mit dem Finger ;) ), einen Bleistift und 2-3 Farben Textmarker.

Mit dieser Ausrüstung lese ich den Text nochmals intensiv und markiere mit dem Bleistift Zusammenhänge oder mir wichtig erscheinende Dinge, kommentiere Fremdwörter die mir nicht bekannt sind oder notiere bereits eigene Gedanken an den Rand.

Wenn ein Abschnitt dann komplett ist ergeben sich meist ganze Zusammenhänge - was ich aus allem gelesenen als Essentiell ausmachen kann wird dann mit einer Farbe markiert. Ich verwende dabei meist eine Farbe für Textmarkierungen, eine für Merkboxen und eine für Formeln.

Wichtig ist es nicht ganz so bunt zu treiben, da dies die Übersicht nicht zwangsläufig erhöht.

Zudem lasse ich mir immer noch eine Farbe Luft um bei Präsenzveranstaltungen evtl. noch Ding zu markieren. Danach sieht man dem SB bei mir deutlich an, das ich ihn bearbeitet habe. Anbei ein kleines Beispiel:

sbmark.jpg

4. Schritt (bekannt als R wie Record)

Der letzte Schritt verhilft mir bereits dazu den Stoff gut zu strukturieren und besser aufzubereiten. Der Schritt Record erfolgt nun individuell. Ich bin da durchaus ein "Spielkind" sprich ich probiere viele verschiedene Dinge aus und komme damit auch gut zurecht. Zum einen gibt es die Möglichkeit eine Zusammenfassung zu erstellen.

Dabei gehe ich den SB nochmals durch und versuche anhand des markierten und kommentierten in eigenen Worten den Inhalt wiederzugeben (man merkt schon, hier schlägt auch schon der Punkt Recite mit zu). Wichtige Grafiken übertrage ich, ansonsten versuche ich natürlich so wenig wie möglich vorformulierte Blöcke aus dem Text zu übernehmen.

Dies kann dann z.B. so aussehen:

 

zusam.jpg

Alternativ erstelle ich z.B. MindMaps, notiere Zusammenhänge in einem kleinen Büchlein (eine kleine Klade) die ich z.B. in meiner Arbeitstasche immer dabei habe um zur Not nachlesen zu können oder ich schreibe Dinge die mir wichtig erscheinen gleich auf Lernkarten. Egal was - ich brauche einfach einen produktiven Prozess ... schreiben, malen, kritzeln ... irgendwie muss ich die Gedanken zum Text zu Papier bringen.

Was ich genau mache kann ich mir nur grob vorher überlegen, spätestens zu Beginn dieses Schrittes kommt dann der Vollzug.

Bei Lernfächern geht es eher in die Richtung Zusammenfassung, bei einfachen Lernfächern auch direkt auf die Lernkarte - bei Abstrakten Dingen auf die MindMap und allgemeine Fragestellungen oder Feststellungen aufzuschreiben passiert eigentlich durchgängig.

5. Schritt (bekannt als R wie Recite)

Hierbei gehe ich oft meine Unterlagen durch, strukturiere sie nochmals neu. Die meiste Arbeit mit meinen Zusammenfassungen passiert am PC, wenn sie mal ausgedruckt sind bin ich meist schon komplett damit zufrieden und habe Änderungen und Anpassungen vorgenommen. Es ist ebenso eher ein kreativer Prozess - ich erstelle sie eigentlich eher deswegen um mich mit dem Text zu befassen, der Gewinn in der ausgedruckten Form ist bei mir nicht ganz so hoch.

Fernab der Aufzeichnungen springe ich dabei öfters durch die Studienbriefe und mache mir Gedanken oder ich versuche Anhand des Glossars und des Inhaltsverzeichnisses Dinge zu rekapitulieren.

Hat man bereits Lernkarten kann man das natürlich super daran üben. Diesen Schritt kombiniere ich bereits mit dem nächsten - ich mache ein Review und passe die Aufzeichnungen und meine gedanklichen Strukturen an neue Erkenntnisse an (z.B. auch aus Präsenzen).

6. Schritt (bekannt als R wie Review)

Genau aus diesem Grund gibt es zu diesem Punkt nicht mehr viel zu sagen. In meinem "Workflow" ergibt sich dieser Punkt direkt aus dem letzten.

7. Schritt (bekannt als R wie Reflect)

Dieser Punkt ist perfekt für die Prüfungsvorbereitung ... allerdings kann man diesen Vorgang bereits früher anfangen. Spätestens wenn man diesen Punkt erreicht hat sollte man sich vom Studienbrief lösen (wenn es denn mehrere zu dem Thema sind) und das Wissen in Gesamtzusammenhang bringen. Meist gibt es ja innerhalb einer SB-Serie Überschneidungen, diese kann man sich hier bewusst machen und weitere Verknüpfungen erstellen.

Wie man diesen Schritt ausgestaltet ist immer schwierig, oft hilft es aus dem eigenen Erfahrungsschatz eine Situation zu konstruieren in der man Dinge nachvollziehen kann, das geht natürlich nur bei Praxisnahen Fächern. Ansonsten muss man sein Gehirn etwas treiben lassen und vllt. nicht alles in Frage stellen was man nicht versteht ... sondern akzeptieren um das später einen Punkt zum anknüpfen zu finden.

Dieser Prozess aus den 7 Schritten führe ich eigentlich inzwischen regelmässig durch. Bei mir hat sich dies so bewährt. Das klingt zwar auch praktisch betrachtet immer noch nach viel Aufwand und viel Regeln, allerdings führt es sich in der Praxis leichter durch als es sich liest (glaube ich ;-) ).

Aus meiner Zeiterfassung kann ich auch inzwischen sagen, das ich für einen durchschnittlichen großen Studienbrief (ca. 40 Seiten) mit dieser Technik ca. 9-11 Std. benötige bevor ich mich vom Studienbrief zum Gesamtzusammenhang (Prüfungsvorbereitung) widmen kann. Wenn man bedenkt wie viele Studienbriefe manchmal anstehen und die berühmten 15 Std. auch noch Prüfungsvorbereitung beinhaltet kann man sehen das für mich diese Technik die meiste Zeit schluckt, allerdings habe ich sie auch als sehr effektiv kennengelernt.

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Eine SB-Reihe bearbeite ich linear - bei der HFH sind die Reihen entsprechend kommentiert ob man sie auch zusammenhanglos bearbeiten kann oder nicht, nur egal ob dem so ist oder nicht, ich habe das Gefühl das die Nummerierung durchaus einen Sinn hat, darum gehe ich diese nach und nach durch. (z.B. Marketing 1 -> 2 -> 3)

Allerdings bearbeite ich durchaus verschiedene Themen miteinander (KLR 1 -> Marketing 1 -> KLR 2 -> usw.)

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  • 2 Wochen später...

So, ich hab die einzelnen Punkte jetzt mal bewusst in meine Arbeit mit den Produktionswirtschaft-Studienbriefen eingebunden und bin gespannt, ob es einen Mehrwert für mich bringt. Bisher lief das eher unbewusst und eventuell nicht so ausgeprägt, z.B. die Questions. Der Erfolg lässt sich ja gut an den nackten Zahlen messen. Deshalb geb ich dir bei nem Stammtisch was aus, wenn in der Prüfung eine 1 vorm Komma steht, ok? :D

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