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Sollte Bildung Sache des Bundes sein und nicht der Länder?


Markus Jung

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Angeregt durch die Diskussion um das TV-Duell der Kanzlerkandidaten ist das Thema aufgekommen, dass Bildung Ländersache ist und dass es sich lohnt, darüber zu diskutieren.

Also bitte: Welche Nachteile (und vielleicht doch auch Vorteile?) seht Ihr in der aktuellen Regelung und welche Veränderungen würdet Ihr Euch für die Zukunft wünschen?

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Ja offensichtlich sehe ich eigentlich kaum Nachteile für die Allgemeinheit. Niemand kann sich aktuell darauf verlassen, dass Deutschland eine sinnvolle einheitliche Bildungspolitik bekommen kann.

Traditionell ist Deutschland nunmal ein föderales Land - davon kann man halten was man möchte, aber geschichtlich ist es eben dazu gekommen. Dass die Bildung Ländersache geblieben ist dürfte sicherlich auch damit zusammen hängen, dass die Bildungspolitik zu den damaligen Zeitpunkten hinter der Industrialisierung und den Technokratischen Werten angesiedelt war. Niemand hätte da die Bildung als wichtigen Faktor für Deutschland und die Zukunft angesehen.

Aktuell ist es aber "zu spät" - da die Landesfürsten ihren Einfluss in diesem wichtigen Gebiet taktisch zu nutzen wissen. Dieses Ressort würden sie nur gegen ein anderes gleichwichtiges Eintauschen.

Die Vorteile wären die größere Entscheidungsmacht und weniger Reibungsverluste beim Anschieben von Reformen. Aktuell werde diese nicht nur von einer Opposition und dem Bundesrat zerkleinert sondern auf Landesebene unterschiedlich durchgesetzt.

Es gibt Unmengen an Schulprojekten die andere Wege aufgezeigt haben, aber einzelne Länder können eben ihr eigenes Süppchen kochen mit der Folge unterschiedlicher Ausbildungsgrade.

Natürlich hat es auch in der föderalistischen Organisation Fortschritte gegeben - man denke nur an die Hochschulzugänge für Meister. Aber wie groß ist die Spanne zwischen den Ländern bei denen es zuerst und zuletzt möglich wurde. In Bayern war man bis vor wenigen Monaten benachteiligt liberaleren Ländern wie Hamburg gegenüber. Die gleichen Bildungschancen bestanden hier somit nicht.

Ähnliches sehe ich bei der Umsetzung des Bologna Prozesses. Eine einheitliche Bildungspolitik könnte hier viel schneller Abhilfe schaffen. Die vielen Querköpfe, welche die gute Bologna Idee zu dem gemacht haben, was aktuell in Deutschland zu beobachten ist, stammen auch aus den einzelnen Ländern. Nun stehen aber alle da und schimpfen auf das Bachelor-Gespenst, zu dem haben es die Politiker UND die Hochschulen selbst gemacht.

Das sind mal grob meine Gedanken zu dem Thema.

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Ich stimme Dir da zu. Vor allem in Zeiten des mobilen Lernens und des Fernstudium-Booms finde ich es kaum verständlich, dass es je nach Standort der Hochschule unterschiedliche Bedingungen zum Beispiel für das Studium ohne Abitur, aber auch die Frage nach einem Uni-Status etc. gibt. Dies ist besonders dann ärgerlich, wenn bestimmte Angebote nur von wenigen Hochschulen angeboten werden und es dann an diesen formalen Regelungen scheitert.

Vielleicht muss es ja auch gar nicht sein, dass alle Regelungen bundesweit einheitlich geregelt werden, aber zumindest bei den grundsätzlichen Anforderungen sollte es vergleichbar aussehen - wenn schon nicht auf EU-Ebene, dann doch zumindest innerhalb eines Staates.

Das waren dann mal meine 2 Cent zu dem Thema...

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So ein Thema der EU zu überlassen fände ich auch etwas zu kühn. Die Bildungsministerien heissen nicht umsonst Kultus - Bildung ist eine Sache der Kultur und die sollte doch weiterhin gerne im Land bleiben.

Allerdings sind ja bekanntlich auch hier die Probleme in der Durchgängigkeit gegeben.

Ein Schulsystem mit weniger Stufen wird in der aktuellen Konstellation kaum denkbar sein, da die Länder die Finanzierung tragen und der Bund immer mehr Einnahmen für sich beansprucht. Auch das ist ein Grund warum hier kaum etwas passiert.

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Was mich einfach stört ist sind die unterschiedlichen Bedingungen die die Länder selbst festlegen. Sei es die Schwierigkeit des Abiturs oder die Voraussetzungen für ein Fernstudium ohne Abitur. Ich finde immernoch, solche Dinge gehören auf Bundesebene geregelt. Ich kann mir nicht helfen, aber jeder sollte doch die gleichen Bedingungen vorfinden.

Von diesem ganzen Bachelor-Chaos fang ich gar nicht erst an. An sich eine gute Sache, so ist jeder in den beteiligten Ländern vergleichbar. Aber ich hab irgendwie das Gefühl, in Deutschland is das ganze einfach nur ein Chaos.

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Auf jeden Fall ein föderales Bildungssystem. Deutschland ist kein Zentralstaat und soll es auch nie werden. Außerdem sieht man bei der Bachelorvereinheitlichung was passiert, wenn man verschiedene Systeme vereinheitlicht.

Kanada hat auch ein föderales Bildungssystem und es funktioniert großartig, obwohl Kanada ein Einwanderungsland ist und sehr pluralistisch.

Voraussetzungen für ein gutes Bildungssystem:

- eigenständige Schulen

- sehr gute Lehrerausbildung und Fortbildung

- Qualitätskontrolle

Deshalb finde ich es unverständlich wieso viele Deutsche glauben der Bund würde es besser machen, die haben weder die Kompetenz noch die notwendigen Ressourcen dafür.

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Jemand der noch nie das Bundesland wechseln musste und die Vor- und Nachteile einzelner Schulsysteme kennen gelernt hat oder sich auch nicht an einer Uni in Mecklenburg-Vorpommern mit einem Abitur aus einem anderen Bundesland bewirbt, dem mag, dass Bildung Bundessache sein sollte, unverständlich sein.

Und dass die Lehrerausbildung sehr gut ist, in der heutigen Lage, das wage ich zu bezweifeln. Zudem kann ein Lehrer, der an einer Uni NRW auf Lehramt studiert hat, nicht einfach mal nach Berlin wechseln. Dieser Weg ist mit einem hohen bürokratischen Aufwand und anderen Hürden gepflastert.

Was hat Kanada mit unserem Bildungssystem zu tun? Die geographischen und länderspezifischen Gegebenheiten scheinen sich mehr zu unterscheiden, als zu gleichen. Als Vorzeigeland in Sachen Bildung wird gerne Finnland genannt und meines Wissens nach ist Finnland nicht förderalistisch angelegt.

Die Frage ist doch: Warum ist Bildung Landessache?

Was hat Bildung mit einem speziellen Bundesland zu tun? Hat es nicht vielmehr etwas mit der gesamten Gesellschaft zu tun? Unsere derzeitige Bildungssituation in Deutschland und auch in Europa erinnert mich an das Europa des 18. Jahrhunderts, Stichwort: Kleinstaaterei.

Ich persönlich würde sogar noch einen Schritt weiter gehen und sagen, dass Bildung Europa-Sache sein sollte.

Viele Grüße

Inés

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uuups - da bin ich mal weg, um ein anderes Duell zu kucken und schon ist hier die schönste Diskussion :lol:

ich würde es eher differenziert sehen: bei den Grundschulen halte ich es durchaus vertretbar, dass es Ländersache ist (so lange einheitliche Standarts vereinbart werden, die bis zum Ende der Grundschule erreicht werden).

Ab den weiterführenden Schule sollte man aber generell bundesheinheitliche Standarts schaffen - und das geht eben am besten, wenn Bildung Bundessache ist. Zumindest sollte der Staat Rahmenbedingungen festlegen, die für alle Länder dann gleich sind - das fängt bei der Lehrerausbildung an und geht weiter zu Schulformen (Grundschule bis zur 4. Klasse oder bis zur 6. Klasse? Hauptschule - Realschule - Gymnasium oder Sekundarschule - Gesamtschule - Gymnasiumden oder vielleicht doch eine "Einheitsschule"?) bis hin zu den Pflicht-Fächern (inkl. Fremdsprache) und deren Inhalten. Auch fürs Abi sollte es eine Linie in ganz Deutschland geben...

bei der Hochschulausbildung könnte man dann Europaweite Standarts schaffen, wie es ja mit dem Bologna-Konzept versucht wird.

soweit die Kurzfassung meiner Meinung :D

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ooooohhhhhh das geht in Richtung eines meiner absoluten Lieblingsthemen ...

Ich will mich garnicht zu sehr drüber auslassen, sonst kann ich gleich nicht mehr schlafen. Aber nur soviel: Finnland erziehlt lobenswerte Ergebnisse im Bildungsbereich weil dort Bildung mit Politik überhaupt gar nichts zu tun hat. Bildung wird nicht thematisch plattgequatscht und totreformiert, sondern einfach so qualitativ hochwertig, wie möglich "ausgeführt" (habe selber mal finnische Bildung genießen dürfen und bin daher etwas vorbelastet sozusagen). Irgendein Sprecher sagte mal, dass dort Bildung so wichtig genommen wird, weil in einem Land mit so wenigen Einwohnern (5 Mio. auf einer Fläche unwesentlich kleiner als D) einfach jeder einzelne wichtig ist.

Ich finde, dass das mit der Einwohnerzahl wenig zu tun hat.

Überall ist jeder einzelne wichtig.

Niemand sollte an irgendeiner Stelle fallengelassen werden. Zu oft passiert genau das hier leider bereits im Grundschulalter. Wo hier die Entscheidung "guter Schüler", "durchschnittlicher Schüler" und "langsamer/schlechter Schüler" gefällt und abgestuft wird, werden dort ALLE Kinder im Zweifelsfall höchst individuell so weitergefördert, dass am Ende des dritten Schuljahrs alle auf dem gleichen Niveau sind und die Grundlagen für alles weitere gegeben sind. Das ist auch schon das größte Geheimnis. Gar nichts schlimmes.

In Deutschland endstand jedes Detail unseres Bildungssystems durch politische Hintergedanken. Das werde ich nie verstehen. Ich sehe einfach keine Berechtigung für den Gedanken, warum im Alter zwischen 6-10 Jahren die Entscheidung fällt, wer später im Beruf mehr Bildung "braucht" und wer nicht. Jeder braucht Bildung.

Deswegen (zurück zum Thema) unterstütze ich diese Kleingärtnerei von jedem auf einer eigenen Spielwiese nicht. Eine vernünftige Regelung auf Bundesebene, sowie einheitliche Zielstandarts in ganz Europa zumindest für die Hochschulzugangsberechtigung, sowie für die Hochschulabschlüsse (das war ja ursprünglich auch der Plan, bevor sich weiß Gott wer eingemischt hat) halte ich persönlich für ein Ideal.

Ok, jetzt ist es doch länder geworden. Kann mir nicht helfen :rolleyes:

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Fast überall wird auch mein Gedanke geteilt: Bildung sollte Sache des Bundes sein. Ich persönlich wundere mich, dass es noch keine Klage gab wegen Vernachlässigung und Chancenungleichheit. Es kann doch nicht sein dass in der Stadt 30 km weiter irgendwo andere Regeln gelten und dort Fortbildungsmöglichkeiten herrschen die es bei einem selbst nicht gibt (z. B. Studieren ohne Abitur). Es wird immer von großer Chancengleichheit gesprochen und dass weniger vermögende Kinder stärker benachteilligt wären. Die Benachteiligung durch das Bundesland übersieht aber jeder.

Vergleiche mit Finnland, Kanada und sonstwas finde ich schwachsinnig, man kann nicht eine einzelne Sache rauslösen, kopieren und woanders einsetzen mit dem Glauben, dass sie dort den selben Erfolg bringt. Es gibt viele Faktoren die zusammenwirken. Nur weil wir nun Ganztagschulen einführen wird unser Pisa-Ergebnis nicht besser werden.

Sicherlich ist es aufwendig das Bildungswesen für alle (Bundes)Länder zu vereinheitlichen, aber der Gedanke "jedes Land macht was es will, und irgendwie sprechen wir alle deutsch und sind deswegen ein Staat" finde ich blödsinnig. Es gibt Dinge die kann man auf Länderebene regeln, da darf der Förderalismus von mir aus erhalten bleiben, aber bei Bildung hört der Spaß ja wohl auf.

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