Buch: Lernen unter Zeitdruck?!

[Markus Jung]

Ui, ich hätte gar nicht gedacht, dass die Ankündigung so viel Interesse auslösen würde. Freut mich und motiviert mich, auch künftig solche Hinweise hier mit aufzunehmen. Ich war erst skeptisch, ob an so etwas überhaupt Interesse bestehen würde.

Also: Danke für das Feedback!

Beste Grüße

Markus

[aenny]

Bin auch sehr gespannt, in der Hoffnung auf DIE Formel für's Last-Minute-Lernen !

Eine Rezension mit Vorstellung DER Empfehlungen wäre prima, sonst brauche ich derzeit eine Anleitung zum Last-Minute-Lesen von "Lernen unter Zeitdruck?!" ... 100 Seiten ...

[Markus Jung]

Also die Spannung werde ich sicher nicht weg nehmen. Aber natürlich wird es auch Hinweise darauf geben, in welche Richtung es inhaltlich in dem Buch geht.

[aenny]

Ist schon klar - sollte ein Scherz sein. Der Verlag würde sich sonst auch bei Dir melden .

[HannoverKathrin]

Super Markus, das freut mich. Aktuell ist mein "noch zu lesen Stapel" so groß, dass ich nur ungerne etwas mit drauf packe (erst recht wenn ich dann feststellen könnte, dass es sich gar nicht lohnt).

[m.e.l.l.a]

Und, schon angefangen?

[Markus Jung]

Liegt für Anfang 2010 auf Termin, wenn hier auch wieder mehr Leser unterwegs sind. Ich habe aber schonmal kurz rein geschaut und es macht einen positiven Eindruck.

[Markus Jung]

Meine Rezension

Das Buch Lernen unter Zeitrdruck?!: Wie Ihnen Prüfungen nicht mehr den letzten Nerv rauben* von Michael Kluge ist im Technischen Institut für Aus- und Weiterbildung Christiani erschienen. Christiani bietet unter anderem auch Fernlehrgänge an.

Auf 100 Seiten gibt es eine Menge Text, aber auch sieben Abbildungen und zahlreiche Checklisten und Tabellen. Randbemerkungen helfen dabei, sich schnell zu orientieren. Das Buch schließt mit einem Literaturverzeichnis ab, ein Stichwortverzeichnis ist leider nicht enthalten.

Das Vorwort macht gleich deutlich, was an diesem Buch anders ist und worin es sich von sonstiger Ratgeberliteratur zum "Lernen lernen" unterscheidet: Es geht hier nicht darum zu vermitteln, wie sich der Leser am besten Wissen aneignen kann, sondern darum sich mit der Frage zu beschäftigen, was daran hindert mit dem Lernen los zu legen und dabei die emotionale Seite zu berücksichtigen.

Das Buch möchte auch davon weg kommen, dass Last-Minute-Lernen auf den letzten Drücker grundsätzlich zu verdammen sondern sieht dies als eine von zwei Optionen an, über die jeder selbst entscheiden sollte: Entweder ich fange früh an zu lernen, muss viel Zeit darauf verwenden und kann in dieser Zeit keine anderen Dinge erledigen. Dafür kann ich dann auch relativ sicher in die Prüfung gehen. Oder aber ich fange erst kurz vor der Prüfung an zu lernen, beschränke mich auf die meiner Meinung nach wichtigsten Punkte und gehe mit "Mut zur Lücke" und ggf. Angstgefühlen in die Prüfung, dass mein Wissensstand nicht ausreicht.

Die Ängste vor dem Lernen unter Zeitdruck sieht der Autor in der Kindheit, in der uns ein schlechtes Gewissen für so ein Verhalten von den Eltern etc. eingeredet wurde.

Das Vorwort vermittelt schon einen ganz guten Eindruck davon, was im Buch passiert: Ein bisschen Psychologie, theoretisches Wissen und Praxistipps, dazu auch immer wieder Beispiele. Mir hat diese Mischung gefallen und gerade für den gestressten Fernlerner, der eh schon viel lesen muss, fand ich die kompakte Darstellung auf lediglich 100 Seiten (netto noch etwas weniger) sehr angenehm.

Nachfolgend möchte ich einen Überblick über die Inhalte des Buches geben - ohne die Spannung weg zu nehmen. Ich orientiere mich dabei an den sieben Abschnitten des Buches.

1. Worauf es beim Last-Minute-Lernen ankommt!

Aufgrund der "Crash-Ausbildungen" der heutigen Zeit (Fernstudium, berufsbegleitendes Studium, mehrfache Weiterbildungen etc.) kommt die frühere Form des intensiven, dafür aber auch einmaligen Lernens immer mehr an ihre Grenzen, da man sich nur noch selten nur auf das Lernen konzentrieren kann, wie es früher im Studium der Fall war. Auch die auf diese traditionelle Lernform ausgerichteten Appelle der Eltern stoßen hier an grenzen.

Nachfolgend werden das Pareto-Prinzip (80 Prozent Ergebnis mit 20 Prozent Aufwand) und das Parkinscon'sche Gesetz (Arbeit dehnt sich in dem Maße aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht) vorgestellt. Beides wird dann auf das Lernen übertragen.

"Wenn nur nicht das schlechte Gewissen wäre" - drei Strategien im Umgang mit der Ambivalenz

Es wird zunächst erläutert, was Ambivalenz ist und dann als Fallbeispiel der "Hardcore-Lerner" eingeführt. Daran schließen sich drei Strategien an, um mit der Ambivalenz besser umgehen zu können:

1. Die "Entweder-oder-Variante"

2. Die "Sowohl-als-auch-Variante"

3. Die "Etwas-ganz-anderes-Variante"

Am Ende des Kapitels gibt es dann noch eine Checkliste.

"Horch mal, wer da spricht" - Der innere Dialog zwischen elterlichen Appellen und kindlichen Emotionen

Hier geht es in die Psychologie. Die verschiedenen Ich-Zustände (Eltern-Ich, Erwachsenen-Ich, Kind-Ich) werden vorgestellt. Auch hier gibt es wieder ein Fallbeispiel, um die Theorie auf die Praxis zu übertragen.

Lernprobleme sind Beziehungsprobleme - fünf Freiheiten für ein selbstbestimmtes Lernen

Dieses Kapitel bildet schon vom Umfang her einen Schwerpunkt des Buches. Die fünf Freiheiten:

1. Ich darf Fehler machen und daraus lernen

2. Ich darf entspannt auf meine Lernziele hinarbeiten

3. Ich darf es mir recht machen

4. Ich darf mir Zeit fürs Lernen nehmen

5. Ich darf meinen Wunsch nach Lernpausen spüren.

Zu jeder "Freiheit" werden die vorhergehenden Kapitel hinsichtlich diverser Einflüsse aufgegriffen und es gibt praktische Tipps, zum Beispiel eine Grafik, welche den Wirkungsgrad von Pausen darstellt.

Eine kleine Randbemerkung als Zitat aus diesem Kapitel des Buchs, die gerade auf Fernschüler und Fernstudenten meiner Meinung nach sehr gut zutrifft:

Lernen ist eine Grenzerfahrung

Passives Verhalten als Motivation

Hier geht es um die Aufschieberitits (Prokastination muss man heutzutage natürlich korrekt sagen...), die oft sehr motivierend ist - nämlich Dinge zu tun, auf die man eigentlich gar keine Lust hat, nur um nicht das tun zu müssen, was jetzt eigentlich ansteht und wichtig ist.

Das vorgestellte Passivitätsmodell stellt vier mögliche Folgen der Vermeidung vor:

1. Nichtstun

2. Überanpassung

3. Etwas weniger Wichtiges tun (Agitation)

4. Gewalt

Auch die Passivität wird wieder differenziert und nicht nur negativ betrachtet. Chancen und Gefahren werden aufgezeigt.

Auf (Prüfungs-)Angst ist immer Verlass

Diese zwei Seiten der Dinge werden auch im Kapitel zur Prüfungsangst wieder aufgegriffen - die aktivierende Angst und die lähmende Angst.

Sehr konkret wird es dann wieder in 11 Tipps zum Umgang mit der Prüfungsangst.

Gerade bei diesem Thema fehlt auch nicht der wichtige Hinweis, dass es Situationen gibt, in denen professionelle Hilfe notwendig ist. Zur Abrundung gibt es wieder ein Praxisbeispiel.

Lernen ist ein Prozess mit offenem Ausgang

In diesem Kapitel geht es darum, dass das Lernen selbst den Menschen verändern wird. Zwangsläufig. Und wie das mit Veränderungen meistens so ist, es lässt sich nicht genau vorhersagen, in welche Richtung diese stattfinden wird.

So kann das Lernen uns in unserer Persönlichkeit stärken, es kann aber auch zu einer Identitätskrise führen.

Zur Erläuterung werden drei Fallbeispiele ausgeführt, außerdem wird auf andere Punkte des Buches, zum Beispiel die Ambivalenz, wieder Bezug genommen.

Nachbemerkung: Wie schaffen wir uns Lernprobleme?

Hier wird nochmals betont, dass es kein richtig und falsch gibt, sondern nur eine für jeden selbst gute Lösung, über die jeder autonom entscheiden und diese dann auch annehmen soll.

Das Literaturverzeichnis schließlich enthält viele bekannte und weniger bekannte Ratgeberbücher und ist nicht wissenschaftlich ausgerichtet.

Ich hoffe, durch meine Darstellung ist deutlich geworden, was das Buch bietet (und nicht bietet). Rückfragen beantworte ich gerne.

Hat vielleicht jemand von Euch das Buch auch schon gelesen? Welche Meinung und welche Eindrücke habt Ihr gewonnen?

* = Affiliate-Link

[TomSon]

Danke für die Zusammenfassung. Hört sich interessant an. In den nächsten Wochen werde ich wohl weniger Zeit zum Lesen haben (außer für meine Studienunterlagen), aber eventuell lohnt sich das als kleine Zwischenlektüre, wenn mich mal die Aufschieberitis packt.

Sonja

[Markus Jung]

eventuell lohnt sich das als kleine Zwischenlektüre, wenn mich mal die Aufschieberitis packt.

Gerade dann ist es genau richtig! Und es liest sich auch in wenigen Stunden durch, wenn man dran bleibt.

Viele Grüße

Markus