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Interview: Fernstudium ohne Abitur und Hochschulzulassungsprüfung an der WBH


Markus Jung

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Am 16.09.2010 habe ich für Fernstudium-Infos.de ein Interview mit dem Präsidium der Wilhelm Büchner Hochschule geführt. In diesem Auszug geht es um die Möglichkeit, auch ohne Abitur an der Hochschule zu studieren.

Markus Jung: Man kann ja auch an der Wilhelm Büchner Hochschule ohne Abitur studieren. Man wird auch sehr unterstützt bei dem Wunsch, es gibt ein spezielles Verfahren dazu. Vielleicht können sie das noch einmal erläutern, welche Möglichkeiten man damit hat zum einen, und zum anderen aber auch darauf eingehen, welche Erfahrungen sie mit diesen Studierenden machen? Man sagt ja häufig, wenn jemand kein Abitur gemacht hat, dann kommt der mit dem wissenschaftlichen Arbeiten vielleicht nicht zurecht, kann nicht selbständig arbeiten. Haben diese Studierenden tatsächlich größere Probleme dann im Studium hinterher?

Thomas Kirchenkamp: Also wir haben in der Tat hier zum Thema Studierende ohne Abitur lange Erfahrungen. Hängt sicherlich auch damit zusammen, dass das hessische Hochschulgesetz – wir sind in Hessen beheimatet, insofern das hessische Hochschulgesetz – da schon sehr früh, sage ich mal, offen, innovativ war für diese Gruppe der Studierenden. Und es ist in der Tat so, dass bei uns, wenn man das mal rechnet auf ein Kalenderjahr und die Immatrikulationen herunter bricht, ist es bei uns so, dass rund 1/3 unserer Studierenden über, ich sage mal, den nicht traditionellen Weg kommt, nicht über das Abitur oder die Fachgebundene Hochschulreife. Von diesen 33 Prozent sind im letzten Jahr gewesen 11 Prozent Techniker oder Meister und 22 Prozent so genannte beruflich Qualifizierte. Techniker und Meister, das ist, glaube ich, relativ klar, die haben einfach, die sind gleichgestellt. Als abgeschlossener Techniker oder Meister hat man die Hochschulzugangsberechtigung, mittlerweile in vielen Bundesländern auch schon so umgesetzt. Da gab es ja auch eine KMK-Vorgabe, entsprechend einer Empfehlung, das bundesweit zu machen. Ja und die beruflich Qualifizierten, diese 22 Prozent, diese Zielgruppe ist nach dem Gesetz folgendermaßen definiert: Es sind Personen, die eine abgeschlossene Berufsausbildung haben, die zweitens eine mindestens dreijährige Berufserfahrung vorweisen können und zwar in dem Bereich im weitesten Sinne, in dem sie auch studieren möchten. ( Einwurf von einem der beiden anderen: einschlägig.) Einschlägig, genau. Übrigens bei Studienbeginn reichen da auch zwei Jahre aus. Und es sind Personen, die eine Hochschulzugangsprüfung ablegen müssen. Das hört sich alles ein bisschen kompliziert an, ist in der Praxis relativ einfach. Es ist bei uns so, dass sich Studierende und auch das sieht das entsprechende Gesetz vor, dass sich die Studierende bei uns zunächst einmal einschreiben. Innerhalb des ersten Jahres ihres Gaststudiums auch schon Veranstaltungen besuchen und sich vorbereiten können und von uns unterstützt werden in der Vorbereitung auf die Hochschulzulassungsprüfung. Und dann nach einem Jahr diese Prüfung ablegen. Besonderheit dabei ist auch noch, dass bei dem Absolvieren dieser Prüfung in der Regel berücksichtigt wird, die Leistung, die die Studierenden schon während dieses Gaststudienjahres erbracht haben. Also es kann – so ist es auch vorgesehen im Gesetz – es kann auf einen Teil der Prüfungen verzichtet werden vom Prüfungsausschuss. Das ist eine externe Hochschule, das machen nicht wir selbst. Wenn die Leistungsnachweise im Studium gezeigt haben, in diesem ersten Jahr, dass der Kandidat/die Kandidatin offensichtlich auch in der Lage ist, ein Studium zu absolvieren. Ja und über diesen Weg. Wie gesagt, immerhin 22 Prozent unserer Studierenden sind beruflich Qualifizierte. Und sie stellten die Frage, wie erfolgreich sind die denn oder gibt es da Unterschiede? Wir stellen uns einfach auf diese Gruppe der Studierenden auch mit unserem Angebot gezielt ein. Also wir haben beispielsweise Stützkurse und Crashkurse in Mathematik, in Physik, um einfach dann auch denjenigen, die sagen, das ist bei mir lange her, das habe ich noch nie in dieser Form gemacht – höhere Mathematik zum Beispiel – um entsprechend auch zusätzlich zum Standardangebot auch diese Studierenden fit zu machen für das Studium oder für die Hochschulzugangsprüfung. Wir haben in unseren Auswertungen festgestellt, dass die Studierenden sich in ihren Studienleistungen und in ihrer Studiendauer nicht unterscheiden von den anderen. Das klingt im ersten Moment vielleicht überraschend, wieso schafft es jemand ohne Abitur? Eigentlich genau so gut und genau so schnell, das Studium zu absolvieren. Es gibt dafür eine ganz einfache Erklärung. Wir haben natürlich eine hohe Selbstselektion. Also derjenige ohne Abitur, der sich dann wirklich final für ein Studium entscheidet, hat sicherlich schon mit sich selbst gefochten und viele Entscheidungen für sich selbst getroffen. Schaffe ich das, traue ich mir das zu? Bevor er dann wirklich eine Hochschulzugangsprüfung ablegt. Das ist zunächst eine Erklärung, eine gewisse Selbstselektion bei dieser Zielgruppe.

Prof. Dr.-Ing. habil. Loeper: Also es gibt eine Prüfungsordnung, die auch veröffentlicht ist in dieser Verordnung, und nach dieser Prüfungsordnung ist auch die Wiederholung der Prüfungen geregelt. Er kann sie einmal wenigstens wiederholen.

Thomas Kirchenkamp: Die Angst, wenn ich noch mal muss – man muss Leistung bringen wie an jeder Hochschule auch, das ist vollkommen klar - aber, ich sage einmal, die Angst, die können wir darüber nehmen, dass man einfach die Erfolgsquote sieht. Also die Studierenden, die diese Hochschulzugangsprüfung ablegen, sind erfolgreich bislang und das ist ja nun einmal ein wichtiges Signal für diejenigen, die sich überlegen, soll ich so einen Schritt mal wagen.

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