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Interview Sabine Kanzler: Bewerben als Fernstudent


Markus Jung

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Hallo Frau Kanzler. Was machen Sie, wenn Sie gerade mal nicht kostenlos Fernstudium-Interessenten bei Fernstudium-Infos.de helfen?

 

Dann helfe ich kostenlos Fragestellern in der Xing-Gruppe „Bewerbung & Recruiting“….;-)

 

Nein, im Ernst: Ich arbeite als Coach und habe daher Kunden mit so ziemlich allen Fragestellungen, die sich im beruflichen Leben so ergeben können.

 

  • Meine Aufgaben unterfordern mich. Soll ich mir einen neuen Job suchen? Oder mich intern verändern?
  • Meine Aufgaben überfordern mich……
  • Reichen meine Qualifikationen für einen nächsten Karriereschritt?
  • Ich will endlich das machen, was ich schon immer wollte. Wie geht das am besten mit einem Quereinstieg?
  • Ich will / ich muss mich bewerben und bekomme einfach keine Vorstellungsgespräche. Können Sie mal meine Unterlagen anschauen?

 

Und so weiter und so fort….

 

Das Ganze läuft dann angelehnt an die Wünsche des Kunden entweder als „Live-Coaching“ (der Kunde kommt zu mir und wir bearbeiten gemeinsam seine Fragestellungen vor Ort) oder als „Online-Coaching“, quasi als Fernkurs.

 

Fernstudenten machen sich meist früher oder später Gedanken darüber, was Ihnen das Fernstudium für die Karriere bringt. Wann ist Ihrer Meinung nach der beste Zeitpunkt, um sich zu bewerben – bereits während des Studiums, oder eher erst, wenn man den Abschluss „in der Tasche hat“?

 

Wenn sie sich erst während des Fernstudiums oder kurz vor dessen Abschluss Gedanken machen, was die Fortbildung für die Karriere bringt, dann sind sie eindeutig zu spät dran. Diese Gedanken sollte man sich machen, BEVOR man sich entscheidet. Denn sonst stellt man hinterher u.U. mit großen und staunenden Augen fest, dass die neue Qualifikation für den angestrebten Job keine Akzeptanz auf dem Arbeitsmarkt findet.

 

Will man sich beruflich weiter entwickeln, dann hängt der Zeitpunkt nicht unbedingt in erster Linie vom Stand des Fernstudiums ab. Man muss ja erst mal eine Stelle ausgeschrieben sehen, die zu den eigenen Vorstellungen passt. Und es hängt auch von der Art des Fernstudiums ab, das man absolviert. Macht man ein akademisches Neustudium? Spezialisiert man sich? Ist es eine ganz „normale“ Weiterbildung, die zwar die Kenntnisse verbessert, aber nicht grundsätzlich neu qualifiziert? Erwirbt man Kenntnisse, die man unbedingt haben muss in einem bestimmten Job?

 

Ich denke, man sollte den Arbeitsmarkt während der Weiterbildung im Auge behalten und sich bewerben, wenn man entsprechende Stellenanzeigen findet, die der eigenen Zielposition entsprechen. Ich würde nicht so wechseln, dass beruflicher Neuanfang und stressige Prüfungszeiten gleichzeitig zu bewältigen sind. So etwas wird mit Sicherheit anstrengend. Aber man kann sich das ja nicht immer aussuchen? Dann muss man halt durch!

 

Bei einer Bewerbung während des Studiums haben viele Personaler Bedenken, dass der neue Mitarbeiter dann zu viel Zeit in das Fernstudium investiert, und nicht voll im Job dabei ist. Wie kann man diesen Befürchtungen im Gespräch, und ggf. auch bereits in den Bewerbungsunterlagen, begegnen?

 

Wie schon vorher gesagt: Über welche Art von Studium reden wir hier? Ich denke, man muss wirklich differenzieren. Die Überzeugungsarbeit, dass man eine Doppelbelastung tragen kann, ist bei einem Kurs über ein halbes Jahr eine ganz andere als bei einem Vollstudium, das sich über Jahre hinzieht.

 

OK, reden wir über ein akademisches Fernstudium, zum Beispiel einen Bachelor-Studiengang.

 

Ein akademischer Studiengang bindet ja Energien über einen sehr langen Zeitraum. Man muss sich also auf alle Fälle eine Arbeits- und Lebensstrategie zurecht legen, die so lange Zeit trägt und die man auch durchhalten kann. Das mit einem anspruchsvollen Job und vielleicht noch mit Familie unter einen Hut zu bekommen, erfordert eine Menge Disziplin und eine gute Zeiteinteilung.

 

Wenn da noch neue Herausforderungen dazu kommen, dann kann es eng werden. Und machen wir uns nichts vor: Ein Jobwechsel, die Einarbeitung in ein neues Aufgabengebiet, neue Menschen am Arbeitsplatz, verändertet Strukturen, in denen man agiert, das ist anstrengend und bindet eine Menge Energie und Zeit.

 

Zudem macht ja jemand in der Regel ein Vollstudium jemand, der aufstiegsorientiert ist und den Studienabschluss für sein nächstes berufliches Ziel braucht. Wenn man dann mit einem neuen Job eine neue Stufe der Verantwortung erreicht, muss man sich noch mehr neu orientieren.

 

Ob man in solch einer Phase der ständigen Prüfungen das alles zusammen bekommt, das hängt schon sehr von der Persönlichkeit, der Kraft und den gesamten Lebensumständen ab. Ich denke einfach, dass es zuallererst wichtig ist, sich der Anforderungen bewusst zu sein – und dann zu entscheiden, wann man in eine Bewerbungsphase geht. Mir wäre es gerade in der Endphase ziemlich sicher zu viel. Und im ersten Job mit neuem Verantwortungsrahmen in der Probezeit zu scheitern, macht nun wirklich keinen guten Eindruck!

 

Gut wäre es sicherlich, sich schon während des Studiums Gedanken zu machen, wie der nächste berufliche Schritt aussehen könnte. Dann lassen sich – quasi nebenher – schon mal Anzeigen sichten, der Lebenslauf optimieren oder Gespräche im eigenen Unternehmen führen, was denn dort für Möglichkeiten der Weiterentwicklung bestünden. Und wenn einem dann der Wunschjob über den Weg läuft, er passen würde, dann muss man es versuchen. Das Durchhaltevermögen und die Belastbarkeit kann man ja auf alle Fälle beweisen.

 

Wer es lieber etwas langsamer angeht, der wartet, bis er sein Examen in der Tasche hat. Die Gedanken über seinen zukünftigen Weg sollte er sich allerdings auch schon gemacht haben, sonst vergeht leicht ein halbes Jahr und mehr, bevor man die ersten Bewerbungen startet. Und „knusprig frisch“ ist nun mal nicht nur bei Frühstücksbrötchen eine feine Sache…..

 

Das Fernstudium ist abgeschlossen. Nun geht es an die Bewerbung. Welche Besonderheiten des Fernstudiums sollten die Absolventen im Bewerbungsverfahren besonders herausstellen?

 

Das hängt einmal mit den Besonderheiten der Stelle ab, auf die er sich bewirbt – was ja grundsätzlich für jede Bewerbung gilt. Die meisten Bewerber haben eine Idee, was sie dem ausschreibenden Unternehmen unbedingt von sich mitteilen wollen und achten nicht so darauf, was die Bewerbungsempfänger genau von ihnen wissen wollen. Also immer als allererstes die Anzeige genau lesen!

 

Ganz allgemein sollte man das herausstellen, was zur Person und zur beruflichen Entwicklung passt. Da gibt es keine Patentrezepte, was am besten wirkt oder den besten Eindruck macht. Die Motivation fürs Studium bietet sich an, die Verbindung zwischen theoretischem Wissenserwerb und gleichzeitiger Verankerung im Arbeitsalltag – wenn es denn so ist. Und wer schon während seines Fernstudiums eine erkennbare berufliche Entwicklung Richtung Karriere gemacht hat, der kann gut mit seiner Systematik und seiner Belastbarkeit argumentieren, mit der er Arbeitsalltag und Studium gemeistert hat. Wenn diese Person allerdings mit Ach und Krach durch die Prüfungen gekommen ist, dann wäre ich ein wenig zurückhaltender mit einer überschwängliches Selbstdarstellung.

 

Wo können sich Bewerber weiter dazu informieren, wie sie sich bei ihrer Bewerbung anstellen sollten. Sie dürfen hier Eigenwerbung betreiben ;-)

 

Es gibt viele Informationsmöglichkeiten: im Internet, in Zeitungen, in Büchern. Eines dieser vielen Bücher habe ich geschrieben, nämlich „Die perfekte Bewerbung: Das persönliche Erfolgskonzept bei der Jobsuche“

 

Mein Ansatz ist es, dass es keine Patentrezepte gibt, wie man seine Bewerbungen, wie man sein ganzes Berufsleben erfolgreich gestalten kann. Deswegen auch der zweite Teil des Titels, der betont, dass es um ein persönliches Erfolgskonzept gehen muss.

 

Derjenige ist klug beraten, der so etwas wie ein Gesamtkonzept für seine berufliche Entwicklung hat. Schließlich hat man in der Regel nicht nur einen einzigen Arbeitgeber und eine einzige Position in seinem Leben. Jemand, der ein Fernstudium beginnt, tut das ja häufig im Rahmen des zweiten Bildungsweges oder weil er feststellt, dass das nicht reicht, was er in der Erstausbildung gelernt hat. Langfristiges Denken und Planen ist in dieser Gruppe also vermutlich überdurchschnittlich vertreten.

 

Das heißt aber auch, dass man an seiner Bewerbung arbeiten soll und muss. Der Ratgeber sei „nicht für Faule“, hat eine Rezensentin geschrieben. Aber damit dürfte er ja voll und ganz die Zielgruppe der Fernstudenten treffen. Denn eines sind die mit Sicherheit ja nicht: faul!

 

Vielen Dank für Ihre umfangreichen Informationen.

 

Das Interview haben Frau Kanzler und ich per E-Mail geführt.

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Grenzen hat eine Online-Beratung dort, wo es um wirklich gravierende Mängel z.B. im persönlichen Auftreten geht. So kann ich z.B. bei Fragen zum Vorstellungsgespräch nur alle beeinflussenden Faktoren abfragen. Aber ich kann nicht durch die Telefonleitung sehen, ob jemand wirklich angemessen gekleidet ist zum Beispiel. Oder die Person einen gepflegten Eindruck macht. Es hängt also einmal überall dort, wo man fürs Coaching dringend den visuellen Input braucht.

Grenzen sind mit Sicherheit auch dort, wo es um intensive Arbeit an Persönlichkeitsmerkmalen geht. Oder wenn jemand kaum oder nicht in der Lage ist, sich von seinem Umfeld Feedback einzuholen.

Ausdruck, Sprechweise etc. lassen sich durch Telefongespräche ganz gut nachvollziehen.

Aber am ehesten sehe ich die Grenzen in der Person selber. Wenn jemand nur "Face-to-face" mag, dann ist das eben so. Auf der anderen Seite bringt die Onlinevariante für viele erst mal den für sie notwendigen Abstand, damit sie überhaupt Offenheit zulassen können. Sie können nämlich sicher sein, dass ich ihnen nicht zu nahe komme....

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