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kululu

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Blogbeiträge von kululu

  1. kululu
    So oder so ähnlich hatte ich mir die Ratschläge zumindest vorgestellt. Tatsächlich sagten die meisten eher "Da hast du Recht" (oder ja eigentlich dann bald nicht mehr ;-)) oder "Dir hat es ja eh nie wirklich gefallen". Das negativste war noch "Du wirst ja wissen, was du tust." Aber der Reihe nach.
     
    Ich bin knapp über 30, habe einen Partner und einen Hund. Im letzten Jahr haben wir auch ein Haus gebaut. Und ich befand mich in meinem sicheren Beamtenjob, der seit jeher wirklich absolut prima lief, mich nur irgendwie nicht glücklich machte. Ich arbeitete wirklich verbissen an meiner Karriere und wechselte im Jahr 2018 in eine Führungsposition einer Behörde die von einem anderen Beamten einmal als "der Porsche unter den (Beamten-)Arbeitsplätzen" bezeichnet wurde. Und nachdem ich mich ganz lange dorthin gekämpft hatte blickte ich nicht mit Stolz um mich, sondern mit gähnender Lageweile in mein Gesetz. Ich habe dann sogar im letzten Jahr (nach 1,5 Jahren Porsche) bewusst einen Karriererückschritt in Kauf genommen und mir eine ruhigere Stelle mit mehr Freizeitwert gesucht und versucht meinen Fokus zu verschieben. Das änderte aber auch nichts an der Situation - meine Arbeit langweilte mich und schlimmer noch, ich war nicht ausgelastet und sah oft keinen Sinn mehr morgens aufzustehen.
     
    Eine unbequeme Wahrheit: Spaß hat es mir nie gemacht, dieser Beamtenjob. Ich bin da mehr so reingerutscht, so naiv wie das auch klingt. 
    Nach dem Schulabschluss (damals noch Mittlere Reife, im Laufe meines Beamtendaseins machte ich irgendwann in meiner Freizeit noch das Abitur nach) ergriff ich direkt einen Behördenjob. Mich lockte der sichere Arbeitsplatz - unkündbar sein, regelmäßige Lohnerhöhungen, es war einfach der "beste Platz überhaupt".
     
    Meinen besten Platz hatte ich mir ganz anderes vorgestellt, schon als Kind hätte ich die Frage "Wo willst du einmal arbeiten?" wohl mit "Im Hotel" beantwortet. Ich interessierte mich seit jeher für den Tourismus. Ich kannte schon mit 10 Jahren sämtlich Wasserberichte des Mittelmeers und konnte beantworten, wo es Badeverbote gab. Welche Raststätten man auf dem Weg in den Süden besser nicht ansteuern sollte. Und ich verschlang sämtliche Reisekataloge was dazu führte, dass ich vor Ort jedes Hotel kannte, wusste ob es nur Frühstück oder auch Abendessen anbot und auf die Aussage "Das Hotel hat ja keinen Pool" mit "Doch, er ist auf dem Dach" antworten konnte. Nach der Mittleren Reife wollte ich dann unbedingt ins Hotel, was zuhause kommentiert wurde mit "Dann darfst du nur die dreckigen Toiletten anderer putzen, den ganzen Tag. Willst du das?" Ja, ich wollte trotzdem ins Hotel. Blöd nur: Da gab es in meiner ehemaligen Kleinstadt nur zwei und deren Mindestalter erfüllte ich nicht. Daher traf ich mit 16 die Entscheidung: "Hotel klappt nicht, naja warum dann nicht wirklich in den öffentlichen Dienst?"
     
    Nun, doppelt so alt, kann ich einfach sagen: Ich hab es mir lange genug angesehen, es ist nicht der Job dabei, der mich mein Leben lang glücklich machen wird, hier im öffentlichen Dienst. Für diese Entscheidung habe ich mir lange Zeit gelassen, aber es lief wie gesagt recht gut und ich hatte zwischenzeitlich auch eine Pflegebedürftigkeit in der Familie, die einen Jobwechsel ziemlich erschwerte, da ich ziemlich eingebunden war. 
     
    Zwischenzeitlich reifte in mir aber der Entschluss: Ich will mich nochmal umorientieren, ich muss ja schließlich noch über 30 Jahre arbeiten. Entsprechend suchte ich mir ein Studium aus und wollte mich erst in Richtung Tourismuswirtschaft orientieren. Hier schwankte ich lange Zeit zwischen diversen Anbietern, hatte aber gezielt die Jade Hochschule Wilhelmshaven im Blick, die den Studiengang Tourismuswirtschaft online anbot. Diesen Studiengang habe ich längere Zeit beobachtet und mich sogar schon einmal angemeldet und die Anmeldung dann wieder zurückgezogen. Es fehlte immer das letzte bisschen um mich vollständig zu überzeugen. Bei der Jade HS schreckte mich ab, dass ich mehrmals im Semester nach Wilhelmshaven gemusst hätte, was von Salzburg aus echt weit gewesen wäre. Auch die wenigen Berichte im Internet überzeugten mich nicht wirklich.
     
    Im letzten Jahr habe ich dann meine Suche nach der passenden Hochschule intensiviert und mich letztendlich für die IUBH entschieden. Dort gibt es sogar den Studiengang "Hotelmanagement", was noch besser zu meinen Interessen passte. Der Campusstandort Bad Reichenhall passt wie die Faust aufs Auge zu Salzburg, ich fand die Unterlagen ansprechend und auch das Konzept und die vielen Kooperationen (z. B. mit der Steigenberger Gruppe) haben mir imponiert. Ich konnte mittlerweile die ersten Credits holen und bin vom Studium wirklich sehr begeistert.
     
    Parallel dazu nagte meine berufliche Unzufriedenheit an mir. Meinen Plan mich nach Abschluss des Studiums in einem Hotel zu bewerben stellte ich immer öfter in Frage - dann hätte ich zwar ein Studium, aber immer noch keine relevante Berufserfahrung. Und die Idee neben einem Vollzeitjob und Studium auch noch Berufserfahrung zu sammeln erschien mir doch recht ehrgeizig und ich war mir auch nicht sicher ob mir hier z. B. "ein bisschen Kellnern" wirklich relevante Berufserfahrung verschafft hätte.
     
    Ein Lieblingshotel hatte ich bereits, in dem ich gern arbeiten würde. Und irgendwie hatte ich dann plötzlich einen Text für eine Bewerbung im Kopf - eine Bewerbung mit einem interessanten Einleitungssatz, der nicht von einem Portal abgeschrieben war o.ä. Nachdem ich eine aus meiner Sicht runde Initiativbewerbung verfasst hatte, hatte ich auch den Mut sie tatsächlich abzuschicken.
    Und so it goes: Bewerbung verschickt, Rückmeldung von der Geschäftsführung am nächsten Tag, Vorstellungsgespräch in der nächsten Woche, einen Job bekommen, den ich mir nie zu träumen gewagt hätte.
     
    In der logischen Konsequenz: Beamtenstatus an den Nagel gehangen und hierüber Freude und Erleichterung verspürt. Oder wie mein Beamtenkollege sagte: "Man sollte doch meinen für eine Frau um die dreißig sei der öffentliche Dienst optimal" - fand ich nicht und nahm glücklich meinen Hut.
     
    Ab und zu will ich versuchen ein bisschen was über das Studium und meine berufliche Neuorientierung zu berichten.
     
    Viele Grüße
    Kululu
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