Hallo zusammen,
ein spannendes Thema, ich arbeite gerade an meinem 10ten Abschluss in 7 verschiedenen Fächern (bin 55). Natürlich höre ich immer warum ich das mache. Bei mir war das weder die Karriere (ich habe die ganze Zeit voll in einem guten Job gearbeitet), noch mir was beweisen müssen (Erststudium war Chemie, da brauchte ich mir nichts mehr beweisen). Ich glaube tatsächlich ich studiere natürlich aus Interesse aber auch Faulheit. Wenn ich mir aus Interesse ein Fachbuch kaufe arbeite ich das - leider - nie durch. Ich brauche erstens ein Ziel (in Form einer Prüfung) oder gemeinsames Arbeiten an einem Thema, und zweitens auch eine gewisse Leitung was denn in einem Fach wichtig ist. Das bekommt man am besten in einem Studium, ausserdem hat man immer jemand den man fragen kann (Professoren, Assistenten). Zum Glück gibt es Fernstudien, sonst wäre das - neben dem Beruf - nicht möglich.
Was hat mir das Ganze gebracht? Ich hatte tatsächlich auch in der Karriere immer Vorteile, es hilft einfach eine gute (und vielseitige) Wissensbasis zu haben. Karriere kann man aber auch ohne das machen, viele meiner Chefs waren weit weniger qualifiziert als ich - da zählen u.U. auch andere Kompetenzen. Entscheidend ist die persönliche Bereicherung, ich mag es mich in einem Gebiet umfassend auszukennen. Kurz vor einem Abschluss ist ein Studium meist sehr intensiv, diese Zeit geniese ich immer sehr da man dort zum ersten mal so richtig "ein Gefühl" für ein Fach bekommt. Ausserdem kann man in ein neues Fach abtauchen. Wenn man ein paar Jahre seinen (eigentlichen) Beruf ausübt wird viel Routine, da ist es auch mal wieder schön sein Hirn etwas mehr zu belasten (Studieren ist beim älter werden sicher auch ein gutes Training um geistig fit zu bleiben).
Privat nutzt das Wissen aber auch ungemein - Jura z.B. konnte ich schon oft gut gebrauchen. Schade ist allerdings tatsächlich dass zwangsläufig die Erfahrung im Fach fehlt. Da ist Jura auch ein gutes Beispiel: als studierter Jurist kennt man sich sicher gut aus, aber als guter Anwalt braucht man einfach ein paar Jahre Erfahrung in dem Job - es ist halt nicht alles so wie auf dem Papier.
Alles in allem hab ich über die Jahre viele nette Bekanntschaften gemacht, Freunde gefunden, Erfahrungen auch ausserhalb des Studiums gemacht die ich ohne das Studieren nie gemacht hätte. - das war die eigentliche Bereicherung die praktisch so mit dazu kam.
Wer also Lust auf studieren hat, ich kann das nur empfehlen. Wichtig ist aber sich keinen Stress zu machen. Wenn man wegen der Familie oder sonstigem mal weniger macht, dann ist das halt so. An manchen Fächern war ich 10 Jahre dran bis ich dann mal den Abschluss hatte. Da ist dann auch eher der Weg das Ziel :-)